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Eine Kammeroper ist eine Oper die sich durch eine kleinere Zahl an Gesangspartien eine kleinere Besetzung des die Sanger begleitenden Orchesters bzw Ensembles atmospharisch durch einen intimeren Charakter sowie ggf auch durch eine kurzere Spieldauer von den Standardwerken des Repertoires absetzt 1 In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff lediglich auf Werke bezogen die seit Anfang des 20 Jahrhunderts entstanden sind 1 in der Praxis wird der Begriff aber haufig auch auf Intermezzi und italienische Opere buffe des 18 Jahrhunderts vereinzelt auch auf Werke des 19 Jahrhunderts angewandt 2 Ausdrucklich in einen Werktitel einbezogen wurde der Begriff offenbar erstmals von Gustav Holst der seine Komposition Savitri aus dem Jahre 1909 im Untertitel als opera di camera bezeichnete 3 in hoherer Frequenz tritt der Begriff allerdings erst Mitte der 1920er Jahre auf So verwendet Georges Migot fur Le rossignol en amour 1926 den Untertitel opera de chambre im deutschsprachigen Raum bekommt der Begriff durch das Musikfest Deutsche Kammermusik in Baden Baden erhohte Prasenz das am 15 Juli 1928 einen Themenabend Kammeropern anberaumte und vorgangig auf dem Wege einer Ausschreibung nach entsprechenden Werken suchte bzw deren Komposition anregte Uraufgefuhrt wurden an diesem Themenabend die Kompositionen Tuba mirum von Gustav Kneip Saul von Hermann Reutter und In zehn Minuten von Walter Gronostay die das Wort Kammeroper auch alle im Untertitel trugen 4 Zerschlagen hatte sich hingegen die Realisierung der ursprunglich zur Urauffuhrung angenommenen Kompositionen Larmes de couteau von Bohuslav Martinu 5 und Geroj von Alexander Wassiljewitsch Mossolow 6 Bereits im Vorjahr war bei der Deutschen Kammermusik ein ganzer Programmblock dem Phanomen der Kurz bzw Miniaturoper gewidmet gewesen doch trug keines der aufgefuhrten Werke Die Prinzessin auf der Erbse von Ernst Toch Die Entfuhrung der Europa von Darius Milhaud Mahagonny Songspiel von Kurt Weill mit Text von Bertolt Brecht sowie Hin und zuruck von Paul Hindemith den Begriff Kammeroper im Titel Im deutschen Sprachraum verwendeten in den Folgejahren den Begriff Kammeroper unter anderem Egon Wellesz fur Scherz List und Rache UA 1928 Hermann Wunsch fur Don Juans Sohn UA 1929 und Hugo Herrmann fur Gazellenhorn UA 1929 In Frankreich versah Jean Francaix sein 1937 komponiertes aber erst 1949 szenisch uraufgefuhrtes Werk Le diable boiteux mit der Gattungsbezeichnung opera bouffe de chambre In den 1940er Jahren taucht der Begriff dann zweimal im Œuvre Boris Blachers auf zuerst in der 1943 44 komponierten aber erst 1950 uraufgefuhrten Shakespeare Vertonung Romeo und Julia sodann bei der Komposition Die Flut welche 1946 zuerst im Horfunk erstgesendet wurde und 1949 dann ihre szenische Urauffuhrung erlebte Auch Kurt Schwaens Opernerstling Leonce und Lena UA 1961 ist vom Komponisten ausdrucklich als Kammeroper bezeichnet Meilensteine der Begriffsverwendung stellen Wolfgang Rihms Werke Faust und Yorick UA 1977 und Jakob Lenz UA 1979 dar im englischsprachigen Raum sind Peter Maxwell Davies The Martyrdom of St Magnus UA 1977 und The Lighthouse UA 1980 sowie Michael Nymans The Man Who Mistook His Wife for a Hat UA 1986 zu nennen Nicht ausdrucklich als Kammeroper bzw chamber opera bezeichnet aber sehr haufig in diesem Zusammenhang erwahnt wird Powder Her Face von Thomas Ades UA 1995 explizit fuhren die Bezeichnung wiederum Hunger und Durst von Violeta Dinescu UA 1987 Nacht von Georg Friedrich Haas szenische UA 1998 Elissa von Ruth Zechlin UA 2004 und Marilyn Forever von Gavin Bryars UA 2013 im Untertitel Besonders nachhaltige Impulse fur die Kammeroper als Untergattung des Musiktheaters hat Benjamin Britten gegeben allerdings ist keines seiner einschlagigen Werke mit dem Beinamen chamber opera versehen Es besteht jedoch Konsens daruber dass The Rape of Lucretia 1946 weiterhin die Werke welche Britten fur die reisende Truppe English Opera Group komponierte Albert Herring The Turn of the Screw sowie schliesslich die drei Parables for Church Performance aus den 1960er Jahren Curlew River The Burning Fiery Furnace The Prodigal Son als Meilensteine der Kammeroper im weiteren Sinne anzusehen sind 7 Kammeropernensembles im deutschsprachigen Raum BearbeitenKammeropern wurden bzw werden im deutschsprachigen Raum an festen Spielstatten wie in Hamburg Allee Theater sowie Opernloft Neuburg an der Donau Veitshochheim und Wien gespielt Ensembles ohne feste Spielstatte die sich primar der Kammeroper widmen existieren u a in Augsburg Berlin Frankfurt am Main Koln und in Munchen Das nach der Kammeroper benannte Festival in Rheinsberg findet jeden Sommer statt Literatur BearbeitenWulf Konold Wolfgang Ruf Musiktheater In Friedrich Blume Hrsg MGG Band 6 Barenreiter Verlag 1997 Sp 1670 1714 hier Sp 1699f Chamber opera In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Macmillan London 1980 Band 4 S 118Einzelnachweise Bearbeiten a b Chamber opera In John Warrack Ewan West Hrsg The Oxford Dictionary of Opera Oxford 1992 S 132 Karin Marsoner Kammeroper In Oesterreichisches Musiklexikon online abgerufen am 12 Juli 2020 Jon C Mitchell A Comprehensive Biography of Composer Gustav Holst Lewiston 2001 S 83 Jana Hrebikova Rezeption der Werke Bohuslav Martinus im deutschsprachigen Musikleben der Jahre 1923 1939 Diss Universitat Leipzig und Karls Universitat Prag 2011 S 176 f Jana Hrebikova Rezeption der Werke Bohuslav Martinus im deutschsprachigen Musikleben der Jahre 1923 1939 Diss Universitat Leipzig und Karls Universitat Prag 2011 S 24 Inna Barsova Dokumente zu den Repressionen gegen Aleksandr Mosolov In Friedrich Geiger Eckhard John Hrsg Musik zwischen Emigration und Stalinismus Russische Komponisten in den 1930er und 1940 er Jahren Stuttgart Weimar 204 S 142 Anm 23 Arnold Whittall Opera i VI The 20th century In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich Normdaten Sachbegriff GND 4364470 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kammeroper amp oldid 234697542