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Das KZ Aussenlager Porta Westfalica war ein Aussenlager Standort des KZ Neuengamme und bestand zwischen Marz 1944 und April 1945 aus zwei Manner und zwei Frauenlagern in den heutigen Stadtteilen Barkhausen Hausberge Neesen und Vennebeck damals noch selbststandige Kommunen im Kreis Minden der ostwestfalischen Stadt Porta Westfalica in Nordrhein Westfalen Die Gedenktafel fur das KZ Aussenlager Porta Westfalica Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Das Bauvorhaben Porta 1 2 Barkhausen 1 3 Lerbeck Neesen 1 4 Hausberge 1 5 Vennebeck 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn der Porta Westfalica entstanden wahrend des Zweiten Weltkrieges in den alten Bergmannsstollen links und rechts der Weser sogenannte U Verlagerungen der deutschen Industrie Dort sollten Produktionsraume geschaffen werden die sogenannte kriegswichtige Industrie besser vor alliierten Bombardements schutzen sollten Ein grosser Teil der korperlich schweren Ausbauarbeiten wurde von KZ Haftlingen erledigt In den Dorfern der Umgebung der Porta Westfalica wurden mehrere Aussenlager des KZ Neuengamme angelegt In den letzten Kriegsmonaten wurden einige Haftlinge daruber hinaus auch in der angelaufenen Produktion eingesetzt Geleitet wurde das KZ Aussenlager Porta Westfalica durch den Stutzpunktleiter SS Obersturmfuhrer Hermann Wicklein Ende 2009 wurde der Verein KZ Gedenk und Dokumentationsstatte Porta Westfalica gegrundet 1 Das Bauvorhaben Porta Bearbeiten nbsp Maschinenhalle der u verlagerten Produktionsstatte DACHS 1Nach den Angriffen auf die deutsche Luftwaffenindustrie wurde im Jahr 1944 der sogenannte Jagerstab eingerichtet Dieser bestand aus Vertretern von Kriegsministerium Wehrmacht Rustungsindustrie und SS Es hatte die Aufgabe die Produktion von Kampfflugzeugen zu maximieren und die Fertigungsstatten vor den Angriffen der Alliierten zu schutzen Nach dem Vorbild der Untertage Verlagerung der V Waffen Produktion in den Kohnstein im Harz wurde auch hier die Verlagerung von Produktionen unter die Erde geplant In zweierlei Hinsicht entscheidend fur das Vorankommen des Unternehmens war SS Obergruppenfuhrer Hans Kammler der durch seine Position im Wirtschaftsverwaltungshauptamt und die auf Kosten von Menschenleben erzielten Erfolge bei der V2 Verlagerung die Bauleitung fur die sogenannten U Verlagerungen mit ihren Bauvorhaben ubertragen bekam In Porta wurde die SS Sonderinspektion I unter der Leitung von SS Sturmbannfuhrer Bernhard von Glisczynski eingerichtet ihr unterstanden insgesamt sieben Verlagerungsprojekte Die grosste Produktionsflache im Jakobsberg wurde der Firma Ambi Budd aus Berlin zugeteilt um hier ein Werk fur Flugzeugteile einzurichten Kurz vor Fertigstellung wurde dieses aber wiederum ruckgangig gemacht und die Deurag Nerag aus Hannover sollte auf einer nochmals wesentlich erweiterten Flache ein Hydrierwerk entstehen lassen Dachs I Dies hing mit den grossen Schaden der deutschen Mineralolindustrie zusammen die wiederum von grossangelegten alliierten Bombenangriffen im Sommer 1944 verursacht wurden Weitere Produktionsstatten wurden unter anderem im oberen Stollensystem des Jakobsbergs Stohr 1 unterhalb des Kaiser Wilhelm Denkmals auf der gegenuberliegenden Weserseite Stohr 2 im Weserstollen bei Dehme Krote sowie in einem Stollensystem bei Haverstadt Dutzen Silberfisch von KZ Haftlingen ausgebaut Die Ausbauten geschahen unter der Leitung der SS Sonderinspektion I die praktische Durchfuhrung der Bauarbeiten oblag allerdings privaten Firmen die entweder bereits Erfahrung mit solchen Grossbaustellen hatten oder wegen der raumlichen Nahe lokal hinzugezogen wurden Wahrend in den kleineren Stollensystemen zum Kriegsende bereits produziert wurde ist das Hydrierwerk Dachs I nur zu 90 fertiggestellt worden Barkhausen Bearbeiten nbsp Hotel KaiserhofDas erste Aussenlager des KZ Neuengamme an der Porta Westfalica entstand im Marz 1944 Am 18 Marz traf ein Transport von 250 Haftlingen aus dem KZ Buchenwald ein Das Lager befand sich in dem von der SS beschlagnahmten Festsaal des Hotel Kaiserhof Hier wurden im Laufe des Jahres circa 1500 Haftlinge aus 17 Nationen untergebracht Diese arbeiteten hauptsachlich daran unterirdische Produktionsstatten U Verlagerung fur die Rustungsindustrie im Jakobsberg zu schaffen Der ehemalige Saal war etwa 25 Meter lang 15 Meter breit und 5 Meter hoch In ihm befanden sich vierstockige Bettreihen aus einfachen Holzgestellen und Strohsacken die bei starker Belastung schnell zusammenbrachen Ein Bett mass 1 80 0 70 Meter und musste mit 2 Personen belegt werden Das Gebaude war mit Stacheldraht umzaunt und die Fenster waren vergittert Das Gelande wurde durch eine Postenkette weitraumig abgesperrt Die Unterbringungsverhaltnisse waren in jeder Hinsicht unmenschlich Die Haftlinge litten unter Hunger Kalte katastrophalen hygienischen Zustanden einer vollig unzureichenden medizinischen Versorgung und einem brutalen Regime von Wachmannschaft und Funktionshaftlingen Uberwiegend schwere korperliche Arbeiten mussten in 12 Stunden Schichten geleistet werden Viele der ohnehin durch Unterernahrung und Krankheiten geschwachten Haftlinge starben Die Behandlung der Haftlinge war sehr brutal So wurden sie mit Eisenstangen und Stocken geschlagen und getreten um sie zur Arbeit anzutreiben zu bestrafen oder aus reiner Willkur Einige wurden durch die Schlage getotet 2 Das Lager wurde am 1 April 1945 aufgegeben Die Haftlinge wurden uber mehrere Zwischenstationen in das KZ Wobbelin gebracht wo die Uberlebenden am 2 Mai 1945 befreit wurden 74 danische Haftlinge kamen im Rahmen der Bernadotte Aktion des Schwedischen Roten Kreuzes bereits im Marz 1945 frei Lerbeck Neesen Bearbeiten In der Gemeinde Neesen gab es zwischen September 1944 und April 1945 ein Konzentrationslager das dem KZ Neuengamme unterstand Das Lager war auf der Flache des heutigen Betonwerks Weber errichtet worden Diese produzierte bis 1944 fast ausschliesslich fur die Sonderbauvorhaben in Porta Westfalica und Umgebung Fur die Bauvorhaben im Jakobsberg mussten beispielsweise die extrem hoch ausgebrochenen Stollen mit Zwischendecken aus Stahlbeton ausgestattet werden Mit der Fertigung dieser Zwischendecken wurde die Firma Weber beauftragt da der fuhrende Bauleiter fur die SS Bauvorhaben an der Porta Regierungsrat Wennign Weber als am geeignetsten fur diesen Auftrag erachtete Auf dem Gelande von Weber war die wegen der bedrohlichen Frontlage aus Holland evakuierte Firma Klockner Flugmotorenbau GmbH unter dem Decknamen Firma Bense amp Co BMW Flugzeugmotoren Typ BMW 801 untergekommen die diese von KZ Haftlingen reparieren liess Die etwa 500 Haftlinge stammten aus der Sowjetunion Polen der Tschechoslowakei Frankreich Belgien Holland Griechenland Jugoslawien und Danemark Etwa 300 von ihnen waren im Dezember 1944 aus Auschwitz gekommen Am 1 April 1945 wurde das Konzentrationslager wegen der unmittelbaren Nahe der Alliierten evakuiert und die Haftlinge in Guterwaggons ebenfalls nach Wobbelin transportiert Siehe hierzu auch Jakobsberg Porta Westfalica Hausberge Bearbeiten Vom Herbst 1944 bis April 1945 waren uberwiegend Judinnen aus Ungarn und Holland die bereits andere Konzentrationslager uberlebt hatten im Lager am Hausberger Frettholzweg interniert Sie wurden ab Februar 1945 in der Produktion von Radiorohren fur die Philips Valvo Rohrenwerke in den Hammerwerken Tarnname Stohr 1 eingesetzt Die Haftlinge kamen unter anderem aus dem KZ Auschwitz dem Frauenaussenlager Horneburg des KZ Neuengamme und dem Frauenaussenlager Reichenbach im Eulengebirge des KZ Gross Rosen Ab Anfang Oktober 1944 hatte die Firma den oberen Stollen des Jakobsberges vorbereitet Mit Maschinen und Produktionsanlagen zur Fertigung von Wehrmachtsnachrichtengeraten wurden uberwiegend Radiorohren und Teile fur die Steuerung einer Fernlenkbombe produziert Das Lager war im Marz 1945 mit 967 Frauen belegt Mittelfristig war der Ausbau fur bis zu 4 000 Insassinnen vorgesehen Die Frauen die unmenschlichen Arbeits und Lebensbedingungen ausgesetzt waren wurden von den z T weiblichen Wachmannschaften stark misshandelt Das Lager wurde am 1 April 1945 geraumt und die Gefangenen uber Bergen Belsen und Beendorf in Richtung Neuengamme geschickt Nach einer tagelangen Fahrt erreichte ein Teil der Frauen das Aussenlager Salzwedel ein anderer erreichte die Stadt Hamburg Dort wurden sie am 14 April bzw Ende April Anfang Mai von US amerikanischen Truppen befreit Die Zahl der Todesopfer ist bis heute nicht bekannt 3 Vennebeck Bearbeiten Uber das Lager das im Marz 1945 in der Gaststatte Kohlmeier in Vennebeck eingerichtet wurde ist wenig bekannt Ehemalige Haftlinge berichten von ca 100 Frauen die aus dem KZ Ravensbruck nach Vennebeck kamen Diese wurden im Saal des Gasthofs inhaftiert konnten aber aufgrund des schlechten Gesundheitszustands der Haftlinge und der rasch naher ruckenden alliierten Truppen nicht mehr zur Arbeit gezwungen werden Auch hier sind Todesfalle bekannt Literatur BearbeitenReinhard Busch Zur Geschichte der KZ Aussenlager an der Porta Westfalica Konzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland Rainer Frobe Vernichtung durch Arbeit KZ Haftlinge in Rustungsbetrieben an der Porta Westfalica in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs In Meynert Joachim und Klonne Arno Hrsg Verdrangte Geschichte Verfolgung und Vernichtung in Ostwestfalen 1933 1945 AJZ Verlag Bielefeld 1991 ISBN 978 3 921680 55 1 Jorgen Kieler Danischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus Ein Zeitzeuge berichtet uber die Geschichte der danischen Widerstandsbewegung 1940 1945 Offizin Verlag Hannover 2011 ISBN 978 3 930345 70 0 Thomas Friedrich Lange Die Konzentrationslager an der Porta Westfalica unveroffentlichte Magisterarbeit im Studiengang Geschichte der Universitat Hannover Minden 2006 Jan Erik Schulte Untertage und Rustungsverlagerungen Die Neuengamme Aussenlager in Lengerich und an der Porta Westfalica In Schulte Jan Erik Hrsg Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen 1933 1945 Zwischen zentraler Steuerung und regionaler Initiative Schoningh Paderborn 2005 ISBN 978 3 506 71743 6 Schwurgericht Hamburg 5 Juni 1952 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd VIII bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1972 Nr 321 S 743 770 Erwurgung Erschlagung und Misshandlung weiblicher Haftlinge wahrend des Evakuierungstransportes vom KL Porta Westfalica nach Hamburg EidelstedtWeblinks BearbeitenOffizielle Website der KZ Gedenk und Dokumentationsstatte Porta Westfalica e V Einzelnachweise Bearbeiten Mindener Tageblatt vom 15 Januar 2010 abgerufen im Oktober 2010 vgl u a Frobe S 238 248 Kieler S 270 314 Lange S 91 98 vgl u a Frobe S 264 S 279 Lange S 106 S 11152 246275 8 912079 Koordinaten 52 14 46 6 N 8 54 43 5 O Normdaten Korperschaft GND 4259962 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Aussenlager Porta Westfalica amp oldid 236113102