www.wikidata.de-de.nina.az
Das Konzentrationslager Kuhlen war ein fruhes wildes Konzentrationslager in Kuhlen bei Rickling in Schleswig Holstein es bestand vom 18 Juli 1933 bis 27 Oktober 1933 Bei den Inhaftierten handelte es sich meist um Kommunisten und Sozialdemokraten Gedenkstatte KZ Kuhlen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Errichtung des Konzentrationslagers 3 Die Organisation des Lagers 4 Die Auflosung des Lagers 5 Nach 1945 6 Gedenkstatte 7 Literatur 8 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten1883 errichtete der Landesverein fur Innere Mission Schleswig Holstein die Arbeiterkolonie Rickling In den folgenden Jahren wurde hier Arbeitssuchenden Unterkunft und Verpflegung fur ihre Arbeitsleistung geboten Ziel war es die Arbeitssuchenden in feste Arbeitsverhaltnisse zu vermitteln und an ein regelmassiges Leben zu gewohnen Der 1920 dann als Eigentum erworbene Hof umfasste ca 200 ha und bestand vor allem aus grossen Moor und Sumpfflachen Im Jahr 1931 nahmen bereits fast 200 Personen an Arbeitseinsatzen in der Landwirtschaft des nahe gelegenen Gutes Kuhlen teil bevor ab November 1931 die sinnvollen Tatigkeiten dann im Rahmen des Freiwilligen Arbeitsdienstes FAD ausgeubt werden sollten Da in den beiden bestehenden Hausern zunehmend psychisch Kranke aus der Schleswiger Landesheilanstalt aufgenommen wurden wurde am 31 Januar 1932 wegen Platzmangels die zusatzliche Baracke Falkenried in Betrieb genommen Am 12 Juli ubernahm dann die NSDAP das Arbeitsdienstlager Kuhlen Falkenried Ab August 1932 befanden sich 14 SA Leute der Standarte 213 Segeberg als Erntehelfer und Hofarbeiter auf dem Gutshof Errichtung des Konzentrationslagers BearbeitenMitte Juli 1933 wies der damalige Landrat Waldemar von Mohl die ersten Haftlinge in das SA Lager Uber das Lager auf dem Gelande der Rickling Kuhlen Anstalten wurde am 15 Juli 1933 auf der Titelseite des Segeberger Kreis und Tageblattes berichtet Das Konzentrationslager in Rickling bietet Raum fur 60 und dazu massige Kost und Kultivierungsarbeiten in Hulle und Fulle Wir werden diese Saboteure sic des Aufbaues volkswirtschaftlich nutzliche Arbeit verrichten lassen Damit der Geist dabei nicht verkummert wird ein langjahriger Parteigenosse Lager Kommandant Diakon Othmar Walchensteiner nationalsozialistisches Gedankengut gratis reichen Die offizielle Adresse lautete Landesverein fur Innere Mission Abteilung Konzentrationslager Kuhlen Die Haftlinge waren zwischen 18 und 63 Jahre alt und kamen meist aus Holstein Zu den fruhesten Verhafteten gehorten Anhanger von SPD und KPD Unter den Haftlingen waren auch Opfer alter Abrechnungen zwischen NS Formationen wie z B Helgolander Nationalsozialisten die vom dortigen NSDAP Ortsgruppenleiter Karl Meunier dorthin verbracht wurden sowie Opfer von Denunziation und Polizeiwillkur Der prominenteste Haftling war Reinhold Jurgensen aus Elmshorn der im Dezember 1934 im KZ Fuhlsbuttel ermordete KPD Reichstagsabgeordnete Wahrend der drei Monate des Bestehens waren 189 Haftlinge in dem Lager wobei im Lager durchschnittlich 90 Menschen inhaftiert waren Die Organisation des Lagers BearbeitenDas eigentliche Konzentrationslager bestand ab 27 Juli 1933 bis zur Auflosung nur aus der ehemaligen FAD Baracke Falkenried Im Inneren gab es vier Schlafraume mit je 16 m einen Speisesaal sowie Aufenthaltsraume des Wachpersonals Das Gebaude mit dem kleinen Vorplatz war nicht umzaunt das Gelande wurde durch die zwischen den Kuhlener Gebauden befindlichen Wege bestimmt Neben dem SS Mann Othmar Walchensteiner der bereits 1925 in die NSDAP eingetreten war und schon vor 1933 in verschiedenen Einrichtungen der Inneren Mission tatig war gab es als Wachpersonal mindestens neun SA Manner und einen SS Mann der auch als Vertreter des Kommandanten fungierte Nebenamtlicher KZ Verwaltungsleiter war der Diakon Franz Schuba Der Verein fuhrte das KZ Konto und bezahlte den Lohn der Bewacher und des Kommandanten aus der Kasse des Landesvereins fur Innere Mission Die arztliche Versorgung und die Verpflegung von Personal und Haftlingen wurden ebenfalls von der Inneren Mission ubernommen Die Haftlinge mussten elf Stunden taglich fur den Landesverein arbeiten Hauptsachlich handelte es sich um Feldarbeit und um Arbeit fur das Torfwerk Kuhlen Neben den Ertragen dieser Wirtschaftsbetriebe erhielt die Innere Mission noch die festgelegte staatliche Kostenerstattung von 1 50 Reichsmark pro Tag und Haftling fur Verpflegung Wachmannschaften und Nebenkosten Vergeblich verlangte der Landesverein fur Innere Mission 1 65 RM Kostenerstattung Die Auflosung des Lagers BearbeitenAm 13 Oktober 1933 drei Tage vor dem Verbot der kommunalen und SA Lager wurde das KZ Kuhlen aufgelost Die meisten Haftlinge kamen frei aber etwa 40 Haftlinge wurden in die Emslandlager uberfuhrt wo einige bald starben Die meisten SA Wachmanner blieben zunachst als Landarbeiter fur die Innere Mission nach Kriegsbeginn als Bewacher deportierter Zwangsarbeiter In die Baracke zogen Alkoholiker ein Betreuer wurde vorubergehend der ehemalige KZ Kommandant Walchensteiner Spater wurde er politischer Schulungsleiter des Landesvereins fur Innere Mission Im Marz 1935 schied er aus weil er sich der Deutschen Glaubensbewegung angeschlossen hatte die das Christentum ablehnte Die Innere Mission druckte ihm nach der Auflosung des KZ die Anerkennung fur die erfolgreiche Durchfuhrung der Ihnen gestellten sicher nicht leichten Aufgabe aus Walchensteiner wurde 1941 SS Obersturmfuhrer und Gebietskommissar einer SS Einsatzgruppe in Russland wo er 1943 fiel Nach 1945 BearbeitenDas KZ Rickling war nach 1945 zweimal Prozess Gegenstand 1948 wurde der Stellvertreter des Kommandanten ein SS Adjutant aus Neumunster in Kiel zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt 1976 wurden einem Ex Gefangenen nach sechsmonatigem Rechtsstreit fur seine Haft zwei Monate Rentenausfallzeit anerkannt eine Wiedergutmachung durch die Innere Mission war nie ein Thema Obwohl eine 1957 publizierte Karte aller bekannten NS Konzentrationslager ein nicht naher erklartes Lager Rickling auffuhrt wurde die Existenz des KZ Kuhlen erst 1986 durch eine im Selbstverlag herausgegebene Publikation des Diakons Peter Sutter in Rickling der Offentlichkeit bekannt Eine nachhaltige Reaktion der Inneren Mission blieb zunachst aus in einer Festschrift von 1975 hiess es noch das KZ Kuhlen sei ein Konzentrationslager der NSDAP gewesen 1 Gedenkstatte BearbeitenDer Standort der Lagerbaracke ist heute im Gelande als grosses Rechteck von 40 mal 11 Meter durch eine Buchenhecke markiert Im Kies des Innenbereichs befindet sich eine Bronzetafel mit der Inschrift Fundament der Baracke des Konzentrationslagers Kuhlen Hier waren von Juli bis Oktober 1933 etwa 200 Manner fast alle aus Schleswig Holstein gefangen Sie gehorten zu den Ersten die unter dem Unrechtssystem der Nationalsozialisten litten Vergib uns unsere Schuld Literatur BearbeitenPeter Sutter Der sinkende Petrus Rickling 1933 1945 Selbstverlag 1986 Harald Jenner Konzentrationslager Kuhlen 1933 Landesverein fur Innere Mission 1988 Ernst Klee Die SA Jesu Christi Die Kirche im Banne Hitlers Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 596 24409 9 S 61 66 Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Klee Die SA Jesu Christi Die Kirche im Banne Hitlers Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 596 24409 9 S 66 54 010155 10 209338 Koordinaten 54 0 36 6 N 10 12 33 6 O Normdaten Korperschaft GND 4648647 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Kuhlen amp oldid 235510768