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Die kunstliche Ruine bei Pillnitz auch als gotische Ruine bezeichnet befindet sich auf einer Anhohe uber dem Friedrichsgrund nordlich des Dresdner Stadtteils Pillnitz Sie wurde 1785 im Stil der Neogotik an der Stelle einer fruheren verlorenen mittelalterlichen Wehranlage erbaut Als Sinnbild der Verganglichkeit alles Geschaffenen dient sie als eine bewusste Erganzung zum etwa 500 Meter sudlich gelegenen barocken Schloss Pillnitz Die kunstliche Ruine vom Schloss Pillnitz aus gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau 3 Lage und Zugang 4 Sonstiges 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Vermessungsblatt von 1600 mit dem alten Schloss nbsp Die Ruine um 1800 nbsp Fiktive Ruine nach Ch F Schuricht nbsp Sudwestliche Seite der Ruine mit RunderkerIn einer Schenkungsurkunde des Markgrafen Wilhelm von Meissen von 1403 werden zwei burgahnliche Herrensitze ein unterer und ein oberer im Pillnitzer Gebiet erwahnt 1 Ersterer lag unterhalb eines gewissen Schlossberges und ging spater in den Vorganger des heutigen Schlosses Pillnitz uber Der obere Herrensitz befand sich laut einem Vermessungsblatt von 1600 auf dem Schlossberg an der Stelle der spateren kunstlichen Ruine bezeichnet als das alte schloss 2 Bis zum Ende des 18 Jahrhunderts blieb das Gebiet nordlich des Schlosses Pillnitz baulich unangetastet Das anderte sich 1780 als der Friedrichsgrund als Wandergebiet des Kurfursten und spateren ersten Konigs von Sachsen Friedrich August III ausgebaut wurde Zum Abschluss dieser Arbeiten errichtete man hochstwahrscheinlich unter Leitung von Johann Daniel Schade die Ruine im Stil der Neogotik 3 Beim Bau des gotischen Ruins wurden moglicherweise Teile des alten Schlosses verwendet und somit eine bewusste Verbindung zu dieser ehemaligen mittelalterlichen Wehranlage geschaffen 4 Der Bau erfolgte streng nach den Vorgaben des Gartentheoretikers Christian Cay Lorenz Hirschfeld welcher die Errichtung sowie die zu verwendenden Formelemente einer solchen neogotischen Ruine in seiner 1780 erschienenen Theorie der Gartenkunst beschrieben hatte 5 Danach sollte eine kunstliche Ruine stets die Wirkung von wirklicher ehemals genutzter und vom Menschen verlassener Architektur erzielen Auch empfiehlt er diese gothischen Ruinen sehr weislich am Rande der grossten Anhohe des ganzen Landsitzes anzubringen denn man hat von hier eine granzenlose Aussicht 6 Ein daruber hinaus in Hirschfeld s Werk enthaltener Kupferstich des Dresdner Architekten Christian Friedrich Schuricht zeigt eine fiktive Ruinenarchitektur die bis auf den Turm nahezu identisch mit dem Pillnitzer Bau ist 7 Die Ruine diente dem naturliebenden Kurfursten und seinem Gefolge als Wanderziel wo man dank einer eingebauten Kuche Speisen und Getranke zubereiten konnte 8 Gespeist wurde im damals noch uberdachten Saal der Ruine Eine weitere Nutzung erfolgte bei Abendveranstaltungen Ein offener Kamin diente zur Beheizung des Saals 9 Er funktioniert auch heute noch Die Arbeiten auf dem Schlossberg nun ofter auch Ruinenberg genannt waren um 1790 beendet Nochmalige bauliche Veranderungen gab es lediglich im Jahr 1872 Damals wurde eine Ehrensaule anlasslich des 50 Ehejubilaums des sachsischen Konigs Johann und seiner Gemahlin Amalie Auguste wenige Meter von der neogotischen Ruine entfernt errichtet Bis 1918 nutzten Angehorige des Hauses Wettin das Areal 9 Der Schlossberg welcher stets offentlich zuganglich war blieb auch danach ein beliebtes Wanderziel 2018 und 2019 erfolgte eine grundlegende Sicherung und Instandsetzung Zudem wurde eine Aussichtsplattform mit Spindeltreppe an der Ruckseite errichtet Dies wurde aus Steuergeldern in Hohe von 450 000 Euro finanziert 10 Aufbau Bearbeiten nbsp Isometrische Darstellung der Ruine und des Plateaus um 1790 nbsp Foto von 1918 mit Ansicht der KucheDer orthogonale Grundriss der Ruine ist etwa elf Meter lang und ungefahr acht Meter breit 11 Der Bau ruht auf einem Sockelpodest unmittelbar am Rand des sudwestlichen Berghangs An der ostlichen Ecke der Fassade sind Fragmente eines Turmsockels angedeutet an der westlichen Ecke befindet sich ein Runderker Als Baumaterial fand Bruchstein Verwendung daneben auch Ziegelsteine und Sandsteinquader 11 Die dem Schloss Pillnitz zugewandte sudwestliche Schauseite die ganzjahrig sichtbar ist wird durch drei spitzbogige Wandoffnungen durchbrochen Der Innenraum oft als Saal bezeichnet misst etwa zehneinhalb Meter in der Lange und ungefahr sieben Meter in der Breite 11 Dieser ehemals bedachte Raum diente als Speisesaal und war im Zopfstil ausgestaltet 12 Neben einem Empirekamin gehorten zu ihm auch diverse Mobelstucke um die sommerlichen Aufenthalte des Kurfursten angenehm zu gestalten 13 Der runde Eckerker der einen circa eineinhalb Meter weiten Durchmesser und eine Hohe von vier Metern besitzt war einstmals durch eine dreistufige Treppe uber das ehemalige Dach der Ruine begehbar An der sudostlichen Wand des Innenraums findet sich mittig ein Kamin welcher rechterhand von einer scheitrechten Bogenoffnung und linkerhand von einer rundbogigen Wandoffnung flankiert wird Die scheitrechte Bogenoffnung rechts fuhrt zu den Fragmenten eines kleineren quadratischen Raums dessen Grundflache etwa sechs Quadratmeter betrug Hochstwahrscheinlich handelte es sich bei diesem kleineren Raum um eine Kuche die nach einem Foto von 1918 zwei rechteckige Fenster und eine Tur besass 11 Die rundbogige Wandoffnung links des Kamins verbindet den Saal mit einem nischenartigen Anbau der moglicherweise als Garderobe und Lagerraum fur Kuchenvorrate und Brennholz des Kamins diente 13 Wenige Meter sudostlich der Ruine befindet sich zur Befestigung und Erweiterung des Bergplateaus eine podestahnliche Bogenkonstruktion Lage und Zugang Bearbeiten nbsp Die Ruine mit Bergpfad 1792 Zeichnung von A ZinggDie kunstliche Ruine liegt am sudwestlichen Berghang des Schlossberges uber dem Friedrichsgrund etwa 500 Meter von den Parkmauern des Schlosses Pillnitz entfernt Zum einen ist sie durch einen Serpentinenweg erreichbar welcher von der Ortschaft Pillnitz hinauf auf das Bergplateau fuhrt Ein zweiter Weg geht von der heutigen Wunschendorfer Strasse ab vorbei am Ehrendenkmal zur Ruine Nach einer Zeichnung von Adrian Zingg von 1792 scheint letzterer Weg der ursprungliche Zugang gewesen zu sein wobei die jetzige Wunschendorfer Strasse damals als Bergpfad dargestellt wurde Sonstiges BearbeitenIm Film Goethe von Philipp Stolzl bildet die kunstliche Ruine als mittelalterliche Raubritterburg den szenischen Hintergrund fur eine Begegnung zwischen dem jungen Goethe und Charlotte Siehe auch BearbeitenListe der Kulturdenkmale in PillnitzWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ruine Pillnitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die kunstliche Ruine bei Kunstgeschichten Dresden BlogEinzelnachweise Bearbeiten Schenkung des Pillnitzer Besitztums durch Markgraf Wilhelm von Meissen an die Ehefrau des Heinrich von Karras am 5 August 1403 siehe Hans Gunther Hartmann Schloss Pillnitz Verlag der Kunst Dresden 2008 ISBN 978 3 86530 099 7 S 14 15 Vermessungsblatt Matthias Oeder In Hans Gunther Hartmann Pillnitz Schloss Park und Dorf Hermann Bohlaus Nachfolger 1996 ISBN 3 7400 0995 0 S 28 Hans Gunther Hartmann Schloss Pillnitz Verlag der Kunst Dresden 2008 ISBN 978 3 86530 099 7 S 39 40 Barbara Bechter u a Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Deutscher Kunstverlag 1996 ISBN 3 422 03043 3 S 196 Christian C L Hirschfeld Theorie der Gartenkunst 3 Band Leipzig 1780 S 58ff Onlinefassung Bd 3 Christian C L Hirschfeld Theorie der Gartenkunst 3 Band Leipzig 1780 S 116 Onlinefassung Bd 3 Christian C L Hirschfeld Theorie der Gartenkunst 4 Band Leipzig 1782 S 127 Onlinefassung Bd 4 Igor A Jenzen Schloss und Park Pillnitz Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1998 S 22 a b Stefanie Melzer 17 Elbhangfest Schau an der schonen Garten Zier Der Pillnitzer Friedrichsgrund In Elbhangkurier Ausgabe 5 2007 S 3 Sanierung der kunstlichen Ruine oberhalb des Schlosses Pillnitz abgeschlossen auf medienservice sachsen de vom 17 Dezember 2019 abgerufen am 6 Januar 2020 a b c d Andreas T Gosch Die kunstliche Ruine oberhalb des Friedrichsgrunds in Pillnitz von Johann Daniel Schade Bachelorarbeit TU Dresden 2009 Hans Gunther Hartmann Pillnitz Schloss Park und Dorf Hermann Bohlaus Nachfolger 1996 ISBN 3 7400 0995 0 S 138 Vgl Fritz Loffler Das Alte Dresden 16 Auflage Seemann Leipzig 2006 ISBN 3 86502 000 3 S 335 a b Hans Gunther Hartmann Pillnitz Schloss Park und Dorf Hermann Bohlaus Nachfolger 1996 ISBN 3 7400 0995 0 S 138 140 51 013269444444 13 876633333333 Koordinaten 51 0 47 8 N 13 52 35 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kunstliche Ruine Pillnitz amp oldid 209213480