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Kornerzelle oder Granularzelle Neuronum granuliforme bezeichnet einen morphologischen Typus kleiner Nervenzellen mit kugelformigem Perikaryon dem zahlreiche Interneuronen verschiedener Hirnregionen zugehoren Darstellung zweier Purkinje A und einiger Kornerzellen B aus dem Kleinhirn einer Taube gezeichnet 1899 von Ramon y Cajal Kornerzellen kommen besonders dicht in der Rinde von Grosshirn und Kleinhirn vor Im Endhirn findet man sie insbesondere neokortikal in der Schicht IV Stratum granulosum internum des Isocortex der Grosshirnrinde daneben archikortikal im Hippocampus und palaokortikal im Riechkolben Die meisten der Kornerzellen liegen allerdings im Kleinhirn im Stratum granulosum des cerebellaren Kortex 1 Kornerzellen im Kortex des Grosshirns BearbeitenDie Kornerzellen der Grosshirnrinde treten als hemmende inhibitorische oder als erregende exzitatorische Interneuronen auf solche mit spharisch verzweigtem Dendritenbaum werden auch als Sternzellen bezeichnet 1 Zumeist sind es multipolare Neuronen mit apolarer Ausrichtung die also im Gegensatz zu Pyramidenzellen nicht zur Hirnoberflache orientiert sind Ihr Zellkorper ist etwa 10 µm gross und damit deutlich kleiner als jener von Pyramidenzellen Im Unterschied zu diesen haben sie nur relativ kurze Axone die Kontakte mit Neuronen in der Nachbarschaft bilden anderen Interneuronen oder benachbarten Pyramidenzellen Die Dendriten bestimmter Kornerzellen konnen feine postsynaptische Ausstulpungen tragen wie Dornen aussehende sogenannte Dornenfortsatze insbesondere die von lokal erregenden Kornerzellen bzw Sternzellen Der Grossteil von Kornerzellen im Cortex cerebri sind jedoch dornenlose inhibitorische GABA erge Interneuronen Im sechsschichtig aufgebauten Isocortex findet man diese Neuronen in der innere Kornerzellschicht genannten Lamina IV Besonders stark ausgepragt ist diese Schicht in jenen kortikalen Regionen die von sensiblen oder sensorischen Projektionen aus spezifischen Kernen des Thalamus erreicht werden Hierzu gehoren beispielsweise Hirnrindenareale die auch als primarer somatosensorischer Cortex visueller Cortex Sehrinde oder auditiver Cortex Horrinde bezeichnet werden Kornerzellen im HippocampusDer Gyrus dentatus der Hippocampusformation empfangt kortikale Afferenzen uber seine Molekularschicht Stratum moleculare und verschaltet diese auf die Kornerzellschicht Stratum granulare Ihre Hauptzellen sind erregende glutamaterge Kornerzellen deren Dendriten in der molekularen Schicht verzweigen Neben diesen exzitatorischen Kornerzellen gibt es auch hier eine Reihe unterschiedlicher hemmender GABAerger Interneuronen Kornerzellen im RiechkolbenDie Kornerzellen im Riechkolben Bulbus olfactorius arbeiten mit GABA als Neurotransmitter und bilden somit hemmende inhibitorische Synapsen aus Ihre Dendriten empfangen erregende Signale von den Axonkollateralen der Mitralzellen und auch von deren Dendriten Hemmende Einflusse werden uber rucklaufige zentrifugale Axone aus sekundaren olfaktorischen Arealen des Riechhirns vermittelt Diese Kornerzellen sind durch ein bipolares und dornenbesetztes Dendritenwerk charakterisiert ein eigentliches Axon besitzen sie nicht Wahrend der dorsale Dendritenbaum axodendritische Kontakte aufnimmt gehen die Dendritenverzweigungen des ventralen Pols dendrodendritische Kontakte mit Mitralzellen ein Hierbei kommt es als Besonderheit auch zu reziproken Synapsen bei denen neben der inhibitorischen vom Kornerzelldendriten auf den Mitralzelldendriten auch umgekehrt eine synaptische Verknupfung mit exzitatorischer Wirkung auf die Dendritenregion der Kornerzelle seitens des Mitralzelldendriten gebildet wird 1 Kornerzellen im Kortex des Kleinhirns Bearbeiten nbsp Gewebeschnitt aus dem Kleinhirn Bielschowsky Farbung Im Bild oben umgeben von Glia hellbraun angefabt die Fortsatze und grossen Zellkorper weniger Purkinjezellen in engem Kontakt mit einigen schwarz angefarbten Fortsatzen von Korbzellen Darunter die Lage der cerebellaren Kornerzellen die bei Saugetieren uber 50 aller Neuronen stellen Die Kornerzellen in der Rinde des Cerebellums stellen die grosste Anzahl aller Neuronen im Saugetiergehirn Beim Menschen sind uber 50 aller Nervenzellen Kornerzellen des Kleinhirns Sie liegen in der sogenannten Kornerzellschicht Stratum granulosum der Kleinhirnrinde Jede dieser Zellen verfugt uber vier kurze unverzweigte Dendriten und sendet jeweils ein Axon in die Molekularschicht der Kleinhirnrinde Dort verzweigen sich die Axone der Kornerzellen und bilden die sogenannten Parallelfasern aus Diese wirken uber glutamaterge Synapsen erregend auf Purkinjezellen In vivo feuern cerebellare Kornerzellen mit niedriger Frequenz 0 2 0 5 Hz Durch sensorische Stimulation beispielsweise von Tasthaaren erzeugte Signale afferenter Neuronen des Hirnstamms die uber die Moosfasern in die Kornerzellschicht des Kleinhirns vermittelt werden konnen postsynaptisch Kornerzellen zum Feuern von Paketen von Aktionspotentialen bursts angeregt werden Dafur reichen schon Serien mit geringen EPSP Stromen aus wahrend einzelne spontane gebildete Signale von Moosfasern dies nur bei reduzierter Inhibition vermogen Kornerzellen im Cortex cerebelli vereinen so eine hohe Sensitivitat mit einem guten Signal Rausch Verhaltnis 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Benninghoff Makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen Bd 3 Nervensystem Haut und Sinnesorgane Urban und Schwarzenberg Munchen 1985 ISBN 3 541 00264 6 S 301 und S 373 bzw S 559 Paul Chadderton Troy W Margrie Michael Hausser Integration of quanta in cerebellar granule cells during sensory processing In Nature 428 2004 S 856 doi 10 1038 nature02442 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kornerzelle amp oldid 200840777