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Justinian Ernst Baron von Welz 12 Dezember 1621 wahrscheinlich in der Steiermark wahrscheinlich 1668 in Suriname war Jurist und lutherischer Theologe der sich fur die Weltmission einsetzte Teilweise unter seinem Pseudonym Justianus veroffentlichte er zwolf Schriften Nach der Vertreibung aus seiner osterreichischen Heimat im Zuge der Gegenreformation lebte er ab 1628 in Deutschland studierte ab 1640 in den Niederlanden und ging 1665 als Missionar nach Sudamerika wo er umkam Gedenktafel fur Justinian von Welz Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Kindheit 2 Studien 3 Publikationsjahre 1663 und 1664 4 Konzept einer Missionsgesellschaft 5 Auseinandersetzungen uber Justinians Konzept 6 Missionar in Sudamerika 7 Nachwirkung 8 Erforschung seines Wirkens 9 Schriften 10 Literatur 11 EinzelnachweiseHerkunft und Kindheit Bearbeiten nbsp Wappen der Weltz von EbersteinDie Freiherrn von Welz auch Weltz oder Wels geschrieben besassen in Karnten und der Steiermark mehrere Schlosser 1 Justinians Eltern waren Lutheraner Gotthard Freiherr von Weltz 1588 1630 Herr zu Eberstein und Spiegelfeld in Sankt Lorenzen im Murztal heiratete 1617 Rosine von Eybisswald Justinian war das dritte von sieben Kindern 2 Kaiser Ferdinand II wies 1628 alle evangelischen Adeligen aus Auch Justinians Familie wanderte aus und ubersiedelte nach Chemnitz und dann nach dem Tod des Vaters zu einem Onkel in Ulm wo Justinian zur Schule gehen konnte 3 Studien BearbeitenNach einer anfanglichen vergnuglichen Jugendphase wurde er von der Not seiner lutherischen Glaubensbruder ergriffen Er studierte die Bibel die Geschichte der fruhen Kirche der Martyrer der Wustenvater und der Reformatoren Um 1640 ging Justinian zum Studium der Geschichte und Rechtswissenschaft ins niederlandische Leiden wo er viel Anregung und Freiraum fur seine Studien bekam 1641 veroffentlichte er seine erste Schrift ein Furstenspiegel eine Abhandlung gegen die Tyrannei der Fursten Tractatus de Tyrannide Uber die Zeit von 1643 bis 1663 ist wenig bekannt Seine Familie war so wohlhabend dass er seine Zeit der Lekture widmen konnte Seine spateren Schriften zeigen eine gute Kenntnis der griechischen und lateinischen Klassiker der Historiker der Bibel der Kirchenvater und Martin Luthers Da er formal kein Pfarrer war kann er als Laie 4 bezeichnet werden trotz seiner vielleicht autodidaktisch erworbenen guten theologischen Kenntnisse Anscheinend lebte er zuruckgezogen und er entschloss sich zur Ehelosigkeit 5 Von seinen damaligen Entscheidungen in Bezug auf seinen Lebensstil berichtete er in seinen 1663 und 1664 veroffentlichten Buchern 6 Publikationsjahre 1663 und 1664 BearbeitenDas 1663 gedruckte Buch De Vita Solitaria Vom Einsiedlerleben ist mit mehr als 200 Seiten Justinians umfangreichstes In einfacher Sprache und mit eindringlichem Ton rief er zur Einkehr und Umkehr auf Es folgte Ein kurzer Bericht wie eine neue Gesellschaft aufzurichten ware Darin erlauterte er abschliessend dass er den seinem Freiherrlichen Stand gebuhrenden Titel nicht hinzufugte weil er in Zukunft aller Eitelkeit der Welt entsagen werde Darin druckte sich eine fur einen Adeligen ungewohnliche Einstellung aus die wohl auf eine veranderte Lebenshaltung zuruckging Seine zwolf Schriften erschienen in Ulm Nurnberg Schaffhausen und Amsterdam die meisten davon im Jahr 1664 so auch seine letzte Schrift in der es um Selbstverleugnung geht Verlaugnung sein selbst Darin berichtete er von seiner inneren Entwicklung und seiner personlichen Glaubensentscheidung Konzept einer Missionsgesellschaft BearbeitenJustinians Bedeutung liegt vor allem in der Konzeption einer Jesusliebenden Gesellschaft mit zwei Zweigen erstens fur die Reform der Kirche in Deutschland und zweitens fur die Bekehrung des Heidentums 7 Sein Konzept fur die Grundung einer Missionsgesellschaft legte er in drei Programmschriften vor Damals wurden viele Gesellschaften oder Sozietaten gegrundet vor allem fur wissenschaftliche und kulturelle Zwecke Das waren Netzwerke die den Gedankenaustausch forderten 8 Er fand vereinzelt Unterstutzer etwa Johann Georg Gichtel und Friedrich Breckling 9 Im Allgemeinen waren aber die Reaktionen seitens lutherischer Fursten und Theologen distanziert bis ablehnend es wurden theologische und praktische Einwande vorgebracht Diese Auseinandersetzung zeigt wie fern den lutherischen Theologen damals der Gedanke der Weltmission noch lag In seinem Konzept zur Weltmission ging Justinian davon aus dass Missionsarbeit nicht einfach die Initiative einzelner engagierter Ausreisewilliger sein kann sondern eine breite Basis in der Heimat benotigt In jeder grosseren Stadt Deutschlands sollte ein Kaufmann als Mitglied der zu grundenden Missionsgesellschaft fur ein und ausgehende Gelder zustandig sein mit jahrlicher Abrechnung Diese Missionsgesellschaft sollte also viele fordernde Mitglieder haben und sich gut organisiert uber viele Orte erstrecken Der Brennpunkt der internationalen Arbeit sollte Amsterdam werden Am Beginn dachte Justinian eher an ledige Missionare die Kultur und Sprache in kurzerer Zeit erkunden sollten Auseinandersetzungen uber Justinians Konzept BearbeitenEin Kontrahent Justinians war der Superintendent Johann Heinrich Ursinus ein einflussreicher Vertreter der lutherischen Orthodoxie Er meinte dass der Missionsbefehl speziell den Aposteln galt und dass dieser Befehl ohnehin schon ausgefuhrt sei es gab ja Christen in allen Kontinenten Wer also Interesse am Evangelium hatte konnte dieses ohnehin kennenlernen Auf dem Reichstag in Regensburg 1664 stellte Justinian sein Konzept vor fand aber keine Zustimmung von den evangelischen Reichsstanden So ging er zuruck in die Niederlande Andere Konfessionen engagierten sich fruher in der Weltmission wofur es wohl auch politische Grunde gab Denn einige Lander forderten koloniale Unternehmungen Das katholische Portugal und Spanien die reformierten Niederlande und das anglikanische England Mit dem Einverstandnis der jeweiligen Kolonialherren war es leichter eine Missionstatigkeit in der Dritten Welt aufzubauen Missionar in Sudamerika BearbeitenJustinian verliess 1665 die Niederlande und kam nach Suriname an die Nordkuste Sudamerikas Dort wollte er missionieren Etwa seit 1668 war er am Fluss Serena verschollen angeblich von wilden Tieren getotet 10 Nachwirkung BearbeitenUber Justinian wurde folgendermassen geurteilt Seine Bedeutung liegt wesentlich in seinem leidenschaftlichen Aufruf an die protestantische Christenheit sich an der Weltmission zu beteiligen 11 In seiner Ausgabe der Schriften Justinians zuletzt 2010 nannte Laubach ihn im Untertitel Vordenker und Pionier der Weltmission Inwieweit Justinians Konzept konkret aufgegriffen wurde ist umstritten Laubach meint dass die 1701 gegrundete englische Society for Propagation of the Gospel abgekurzt SPG deutsch Gesellschaft fur die Verbreitung des Evangeliums viele Punkte seines Konzepts aufgriff 12 und in weiterer Folge auch Nikolaus von Zinzendorf und die Brudergemeine pragte Dagegen meint Gensichen es hatten seine Gedanken bestenfalls unterschwellig weitergewirkt und sieht keine Ahnlichkeit zum spateren Konzept der SPG Am Ende stehe die personliche Tragodie dieses Einzelgangers 13 Der von seiner Kirche nicht Unterstutzte hatte es schliesslich im Alleingang versucht und blieb dabei erfolglos Erforschung seines Wirkens BearbeitenWolfgang Grossel publizierte uber Justinianus und brachte dabei auch ausfuhrliche Auszuge aus Quellen 14 Fritz Laubach promovierte 1955 mit einer Dissertation uber Justinian 15 Justinians erhaltene Schriften stellte er in einem Band zusammen Die zwolf Schriften umfassen zusammen knapp 300 Seiten Es handelt sich uberwiegend um kleinere Texte im Umfang von Broschuren Schriften BearbeitenTractatus de tyrannide Leiden 1641 Hispanicae dominationis arcana Leiden 1643 De Vita Solitaria deutsch Vom Einsiedlerleben wie es nach Gottes Wort und nach Art der alten heiligen Einsiedler anzustellen sei 1663 Eine christliche und treuherzige Ermahnung an alle rechtglaubigen Christen der Augsburgischen Confession betreffend eine sonderbare Gesellschaft durch welche nachst gottlicher Hulfe unsere evangelische Religion mochte ausgebreitet werden 1663 Verlaugnung sein selbst 1664 Einladungstrieb zum herannahenden grossen Abendmahl und Vorschlag zu einer christerbaulichen Jesusgesellschaft behandelnd die Besserung des Christenthums und Bekehrung des Heidenthums 1664 Literatur BearbeitenWolfgang Grossel Justinianus von Weltz der Vorkampfer der lutherischen Mission Akademische Buchhandlung Faber Leipzig 1891 Viktor Hantzsch Welz Justinian Ernst von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 42 Duncker amp Humblot Leipzig 1897 S 744 746 Fritz Laubach Hrsg Justinian von Welz Ein Osterreicher als Vordenker und Pionier der Weltmission Samtliche Schriften Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Osterreich 4 VKW Bonn 2010 Verzeichnis der Schriften mit weiteren Auflagen und gegenwartigen Fundorten S 310 315 ursprunglich R Brockhaus Wuppertal 1989 Laubach Justinian von Welz 2010 S 7 32 uber Leben und Werk Werner Raupp Hrsg Mission in Quellentexten Geschichte der Deutschen Evangelischen Mission von der Reformation bis zur Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910 Erlangen Bad Liebenzell 1990 S 82 92 Einleitung Quellenauszuge Lit Werner Raupp Welz Justinian Ernst Baron von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 13 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 072 7 Sp 737 742 Artikel Artikelanfang im Internet Archive ausfuhrl Bibliogr Werner Raupp Art Welz Justinian Ernst Baron v in Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Aufl Bd 8 Sp 1453 1454 Werner Wilhelm Schnabel Justinian oder Wie man zum Schwarmer wird Genese Programmatik und Scheitern des Welzschen Missionsprojekts In Hartmut Laufhutte Michael Titzmann Hg Heterodoxie in der Fruhen Neuzeit Tubingen 2006 Fruhe Neuzeit 117 S 337 411 Constantin von Wurzbach Weltz Justinian Ernst In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 54 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1886 S 256 f Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Laubach Justinian von Welz 2010 S 7 Laubach Justinian von Welz 2010 S 8 Laubach Justinian von Welz 2010 S 9 Andrew F Walls im Artikel Mission in TRE 23 1994 S 46 nennt ihn einen okumenisch eingestellten asketischen Laien Laubach Justinian von Welz 2010 S 12 Laubach Justinian von Welz 2010 S 12 f Hans Werner Gensichen im Artikel Missionsgesellschaften Missionswerke in TRE 23 1994 S 83 Laubach Justinian von Welz 2010 S 19 f Hans Werner Gensichen im Artikel Missionsgesellschaften Missionswerke in TRE 23 1994 S 83 Viktor Hantzsch Welz Justinian Ernst von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 42 Duncker amp Humblot Leipzig 1897 S 744 746 Ruth A Tucker Bis an die Enden der Erde Missionsgeschichte in Biographien hrsg und erganzt von Karl Rennstich Metzingen 1996 S 64 Laubach Justinian von Welz 2010 S 32 Dieser Einschatzung folgt auch die Darstellung von Ruth A Tucker Bis an die Enden der Erde Missionsgeschichte in Biographien hrsg und erganzt von Karl Rennstich Metzingen 1996 S 64 f Hans Werner Gensichen im Artikel Missionsgesellschaften Missionswerke in TRE 23 1994 S 83 U a Grossel Justinianus von Welz 1891 Fritz Laubach Justinian von Welz und sein Plan einer Missionsgesellschaft innerhalb der deutschen und englischen Sozietats und Missionsbestrebungen des 17 Jahrhunderts Ungedruckte Dissertation an der Universitat Tubingen 1955 Normdaten Person GND 118766783 lobid OGND AKS LCCN nb2012023470 VIAF 76445702 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Welz Justinian vonALTERNATIVNAMEN Welz Justinian Ernst Baron vonKURZBESCHREIBUNG evangelischer Autor in den Niederlanden und Missionar in SurinamGEBURTSDATUM 12 Dezember 1621GEBURTSORT unsicher SteiermarkSTERBEDATUM unsicher 1668STERBEORT Suriname Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Justinian von Welz amp oldid 216414196