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Das Judenaule ist eine Insel im Rhein bei Waldshut JudenauleFussgangerbrucke zum Judenaule Osten links der Rhein rechts der Altrheinarm Fussgangerbrucke zum Judenaule Osten links der Rhein rechts der AltrheinarmGewasser HochrheinGeographische Lage 47 36 49 N 8 14 31 O 47 613611111111 8 2419444444444 Koordinaten 47 36 49 N 8 14 31 OJudenaule Baden Wurttemberg Lange 240 mBreite 80 mFlache 1 08 haEinwohner unbewohntJudenaule und Nachbarinsel Grien Muhlegrien mit Blick auf Koblenz um 1750 Die Pfeile markieren das Fahrwasser fur die Weidlinge Generallandesarchiv Karlsruhe Norden ist unten Judenaule und Nachbarinsel Grien Muhlegrien mit Blick auf Koblenz um 1750 Die Pfeile markieren das Fahrwasser fur die Weidlinge Generallandesarchiv Karlsruhe Norden ist unten Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Das Judenaule als Insel 3 Die israelitische Begrabnisstatte auf dem Judenaule 4 Das Judenaule ab 1750 5 Die Judeninsel in der St Verena Sage 6 Die Judeninsel und der Schiffbruch von Koblenz 7 Die Grabungskampagnen von 1954 und 1955 8 Die einzelnen erhaltenen Grabsteine 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 Anmerkungen 13 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDas Judenaule war eine seit Jahrhunderten bekannte Rheininsel Sie lag in der Gemarkung Waldshut der Stadt Waldshut Tiengen etwas oberhalb des Schweizer Dorfes Koblenz und gegenuber der linksrheinischen etwas grosseren Schweizer Insel Grien Muhlegrien Die Grosse betragt etwa 1 1 Hektar Im Gemarkungsplan der Stadt Waldshut von 1775 wurde mit einem Jauchert und 17 Ruten das entspricht 3750 m eine geringere Grosse angegeben Belegbar ab der 2 Halfte des 17 Jahrhunderts wurde es von den Schweizer Juden als Begrabnisstatte benutzt Als die Tagsatzung den Juden 1750 erlaubte zwischen Lengnau und Endingen einen Friedhof anzulegen wurde das Judenaule immer weniger fur Bestattungen benutzt Nach dem Verschluss des Altrheinarmes durch den Bau einer Abschlussmauer im Marz 1850 verlandete die Insel mehr und mehr und geriet in Vergessenheit 2002 2004 wurde sie renaturiert Das Judenaule als Insel Bearbeiten nbsp Die renaturierte Insel nbsp Der renaturierte Altrheinarm mit Totholz links die Insel rechts Festland Die historische Insel durfte nach Florence Guggenheim Grunberg etwa 150 m lang und 40 m breit gewesen sein Die Ost West Lage wurde in den Jahrhunderten durch Abtragungen und Anlandungen nur leicht verschoben Auf einer im Generallandesarchiv in Karlsruhe erhaltenen Karte ist die Insel deutlich grosser dargestellt mit einem schiffbaren nordlichen Rheinarm und hat fast rechteckiges Format Moglicherweise hat das Hochwasser von 1750 grossere Substanzverluste bewirkt als angenommen Der grosste menschliche Eingriff die Verlandung des 30 m breiten westlichen Altrheinarmes durch eine Mauer ab 1850 wurde ab dem Spatjahr 2002 durch eine Renaturierungsmassnahme ruckgangig gemacht Die Insel ist heute ein geschutztes Biotop in der Auenlandschaft des Rheines und ist fur Besucher nicht zuganglich Sie kann lediglich von einer Aussichtsplattform neben der Bundesstrasse 34 besichtigt werden Die israelitische Begrabnisstatte auf dem Judenaule BearbeitenIm 17 Jahrhundert pachteten die Surbtaler Juden von der deutschen Stadt Waldshut den unteren Teil des Judenaule als Begrabnisplatz da ihnen Bestattungen in der Eidgenossenschaft nicht erlaubt waren Der erste erhaltene Pachtbrief datiert vom 27 Juli 1689 Eine Auflistung einer Pacht von 4 fl fur das laufende Jahr fur die gemeinen Juden zuo Lenglaw unnd andere dene grebtnuss unden am spitz in gemeltem Kessel Euwlin ist 1663 in dem Urbar der Stadt Waldshut aufgefuhrt Die Jahresangabe 1603 angegeben in Birkenmayers Kurzer Geschichte der Stadt Waldshut ist nicht durch Quellen belegt Der Aufwand einen Verstorbenen aus den Dorfern Lengnau und Endingen zum Friedhof zu bringen war gross Zunachst war eine ca dreistundige Fahrt mit dem Fuhrwerk bis an den Rhein bei Koblenz notwendig Danach musste die Beerdigungsgesellschaft ans deutsche Ufer ubersetzen und konnte von dort auf das Judenaule gelangen Da die Insel immer wieder durch Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde baten die Surbtaler Juden im Jahre 1750 die Tagsatzung um die Erlaubnis zwischen ihren Dorfern einen Friedhof errichten zu durfen Das Judenaule ab 1750 BearbeitenNach der Errichtung des judischen Friedhofs in Endingen wurde das Judenaule kaum noch als Begrabnisstatte genutzt blieb aber fur die Totenehrung wichtig Die Aargauer Juden besuchten die Insel am Todestag ihrer Verstorbenen und spater vor den judischen Feiertagen im Herbst Am 29 November 1813 wurde die Insel von den Gemeinden Lengnau und Endingen fur ewige Zeiten gekauft Die Insel verblieb laut Vertrag allerdings auf alle Zeit in der Gemarkung und unter der Jurisdiktion der Stadt Waldshut Im Umgang mit dem Judenaule zeigt sich auch die schwierige Situation fur die Juden in der damaligen Zeit Als der Zurcher Rabbiner Alexander Kisch um 1880 versuchte den verwilderten Begrabnisort wieder herzurichten erklarte sich weder die badische noch die aargauische Regierung fur zustandig Beide betrachteten die Insel als nicht zu ihrem Territorium gehorend 1850 wurde der Rheinarm der das Judenaule vom badischen Ufer trennte abgeriegelt sodass die Rinne verlandete und die Insel mit dem gegenuberliegenden Land verbunden war Aber noch immer waren die Graber und einige alte Grabsteine vorhanden Als 1899 ein neues Grundbuch fur die Stadt Waldshut erstellt wurde entging das Aufgebot der israelitischen Seite Die Insel fiel daher an den badischen Fiskus 1925 waren grosse Teile des Friedhofes durch Vandalismus und durch Entwendung von Grabsteinen fur Bauzwecke beschadigt der Friedhof wurde daher unter den Schutz des Bezirksamtes gestellt Eine geplante Rheinregulierung und der Bau eines Hafens fur eine nahegelegene Industrieanlage bedrohten 1953 die Insel 1954 1955 wurden schliesslich die Toten aus 85 Grabern auf den judischen Friedhof nach Endingen uberfuhrt und 14 der noch Bestattungen zuordnungsbare Grabsteine dort entlang der Friedhofsmauer aufgestellt Der alteste erhaltene Grabstein der Frau Mirjam Tochter des Josef von 1674 heute ebenfalls in Endingen Lengnau wurde zunachst im Museum von Aarau aufbewahrt Weitere Fragmente befinden sich im Heimatmuseum Waldshut Alte Metzig Das Judenaule wurde im Rahmen eines Renaturierungsprojektes 2003 bis 2004 wieder als Insel hergestellt Ein 400 m langer Altrheinarm trennt heute wieder die Insel vom deutschen Rheinufer Die Judeninsel in der St Verena Sage BearbeitenFlorence Guggenheim Grunberg geht aufgrund der Grabungen davon aus dass die Sarge aufgrund des hohen Grundwasserspiegels sehr oberflachlich in eine Tiefe von etwa 0 5 bis 0 8 m versenkt wurden Darauf deutet auch ein Abschnitt in der lokalen St Verena Sage die bei Rochholz abgedruckt ist Die Bevolkerung von Koblenz bittet die auf einem Muhlstein den Rhein aufwarts fahrende Heilige um die Hilfe sie von einer Seuche zu befreien die durch die auf der Insel schlecht bestatteten Juden aus ganz Deutschland verursacht wurde Allein die Leichen waren so ubel bestattet und nur leicht im Flussande verscharrt dass die Luft davon verpestet worden war und eine Seuche ringsum in der Gegend wutete Die Ankunft der Heiligen stoppte die Seuche unverzuglich Der Ursprung der Legende ist daher nicht in die Lebenszeit der Heiligen im 4 Jahrhundert sondern in das 17 bis 18 Jahrhundert zu legen Die Judeninsel und der Schiffbruch von Koblenz BearbeitenAm 24 September 1770 um 14 Uhr kenterte die Koblenzer Wagenfahre mit 80 Fahrgasten die vom Markttag in Waldshut kamen 1 Lediglich 4 Passagiere konnten sich retten Unter den Toten waren auch 14 judische Manner aus Endingen und Lengnau Aufgrund der schwierigen Identifizierung der Leichen gab der Surbtaler Rabbiner ein Rechtsgutachten bei dem Further Gelehrten und Rabbiner Josef Steinhard in Auftrag da die Wiederverheiratung der Witwen geregelt werden musste Der Rabbiner und Schriftsteller Meyer Kayserling verfasste 1871 das Gedenkblatt Die Judeninsel und der Schiffbruch von Koblenz zum Ungluck Die Grabungskampagnen von 1954 und 1955 BearbeitenFlorence Guggenheim Grunberg glaubte der Bestand der gesamten Judeninsel sei durch eine geplante Regulierung des Rheins und die dazu beabsichtigte Anlage eines Industriehafens gefahrdet Daher wurde eine erste Grabung vom 25 November bis zum 2 Dezember 1954 unter der Leitung des Aargauer Kantonsarchaologen Reinhold Bosch durchgefuhrt Es wurden sieben teils fragmentarische Grabsteine mit den dazugehorigen Grabern geborgen Die Graber lagen in einer Tiefe bis 1 10 Meter Unter der Annahme der zwischenzeitlichen Anlagerung einer Sedimentschicht von 30 cm wurden die Sarge bei den ursprunglichen Bestattungen wegen des Grundwasserspiegels lediglich in 50 bis 80 cm Tiefe begraben Die sterblichen Uberreste wurden nach Endingen uberfuhrt und am 19 Dezember 1954 erneut auf dem judischen Friedhof Endingen Lengnau beigesetzt Sondierungen hatten jedoch Hinweise auf etwa 40 weitere Graber ohne Grabsteine ergeben In einer zweiten Grabungskampagne vom 20 Juni bis zum 8 Juli 1955 und einer dritten Kampagne vom 19 bis zum 22 September 1955 wurden weitere 74 Graber gefunden und geborgen Sechs weitere Grabsteine wurden gefunden Das uberwiegende Fehlen von Grabsteinen gab zur Vermutung Anlass dass wie auf dem judischen Friedhof von Gailingen nachgewiesen auch holzerne Grabdenkmaler in Gebrauch waren Die abschliessende Beisetzung auf dem Friedhof Endingen Lengnau fand am 29 September 1955 statt Das aufgefundene Graberfeld lag ausschliesslich an der westlichen Spitze der Insel und hatte eine Ausdehnung von 36 m mit einer Basis von 18 5 m Die Graber waren mit einer Ausnahme alle streng geostet mit Grabstein und Kopf im Westen Im Kopfbereich fanden sich glasierte Keramikscherben des 17 und 18 Jahrhunderts die man den Toten nach altem judischem Brauch auf Augen und Mund gelegt hatte Am sudlichen Ufer wurde in 30 cm Tiefe auf dem Niveau des 18 Jahrhunderts der gepflasterte Friedhofsweg aus Bollensteinen mit einer Breite von 1 60 m entdeckt An Artefakten wurde ein Eisenpickel aus der Zeit um 1700 drei Maletschlosser A 1 2 und einige Sargnagel gefunden Die einzelnen erhaltenen Grabsteine BearbeitenI der Mirjam Tochter des Josef sel gestorben am 21 Kislew 435 nach der kleinen Zahlung 20 Dezember 1674 heute zuvor Stadtmuseum Aarau heute judischer Friedhof Endingen Lengnau II des Nathanael Sohn des Samuel sel gestorben am 9 Cheschwan 436 29 Oktober 1675 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau III Fragmente des Jakob Guggenheim gestorben um 1690 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau IIIa Fragmente unbekannt Verbleib unbekannt IV Fragmente der Bathschewa Mirjam Tochter des Elischa Isaak gestorben am 2 Feiertag Schawuoth 450 15 Mai 1690 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau V des Josef Sohn des Rabbi Isaak Pikart gestorben am heiligen Sabbat 12 Nissan 459 11 April 1699 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau VI der Edel Tochter des Moses Menachem sel gestorben am 15 Ab 468 1 August 1708 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau VII Fragmente unbekannt Sohn des Josef sel Datierung nicht moglich heute judischer Friedhof Endingen Lengnau VIII der Sarah Tochter des Rabbi Isaak Pikart sel gestorben am heiligen Sabbat 8 Tamnus 476 28 Juni 1716 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau IX der Lea Tochter des Rabbi Moses Samuel Weil gestorben am 23 Ijar 490 10 Mai 1730 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau IXa Fragment der Kela Tochter des Rabbi Meir sel Datierung nicht moglich heute Museum Alte Metzig Waldshut X des Menachem des Sohn des Josef Guggen heim gestorben am 12 Chesch wan 493 31 Oktober 1732 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau XI Fragment unbekannt Frau des Parnes Baruch gestorben am 11 Kislew 495 6 Dezember 1734 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau XII Fragment der Kela Frau des Parnes Moses Guggenheim gestorben am Ijar 494 April Mai 1734 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau XIII stark beschadigt des Parnes Rabbi Jakob Saul Sohn des Parnes Rabbi Mahram Guggenheim gestorben am 2 Neumondstag Tamnes 501 15 Juni 1741 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau XIV des Samuel Sohn des Isaak sel Weil von Lengnau gestorben am 16 Nissan 508 14 April 1748 heute judischer Friedhof Endingen Lengnau XV Fragmente unbekannt heute Museum Alte Metzig Waldshut XVI abgewittert unleserlich heute judischer Friedhof Endingen LengnauNeben den an Mauer nordlich des Eingangs des Friedhofes Endingen Lengnau aufgestellten Grabsteinen wurde eine Tafel abgebracht In dieser Graberreihe ruhen die Gebeine aargauischer Juden die auf der Judeninsel im Rhein bei Koblenz bestattet wurden um 1650 1750 Ihre Uberfuhrung an diese Statte erfolgte 1954 55 Siehe auch BearbeitenJudischer Friedhof Endingen Liste von Unfallen der BinnenschifffahrtLiteratur BearbeitenErnst Adolf Birkenmayer Das Judenaule In Kurze Geschichte der Stadt Waldshut Radolfzell 1890 S 10 Florence Guggenheim Grunberg Der Friedhof auf der Judeninsel im Rhein bei Koblenz Beitrage zur Geschichte und Volkskunde der Juden in der Schweiz Heft 5 Zurich 1956 Edith Hunziker Ralph Weingarten Die Synagogen von Lengnau und Endingen und der judische Friedhof Schweizerische Kunstfuhrer GSK Band 771 772 Bern 2005 ISBN 3 85782 771 8 B K Die Judeninsel im Rhein In Judisches Volksblatt 1862 erneut in Israelisches Wochenblatt 1925 Nr 45 Alexander Kisch Eine souverane Judeninsel im Rhein In Jeschurun Organ fur die geistigen und sozialen Interessen des Judentums 1 1 Halbband 1901 S 79 80 Ernst Ludwig Rocholz Schweizersagen aus dem Aargau Aarau 1856 Band I S 12 Andreas Steigmeier Judenaule In Historisches Lexikon der Schweiz Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judenaule Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judischer Friedhof in Endingen BUND und NABU Lebendiger Hochrhein 1 Anmerkungen Bearbeiten VorhangeschlossEinzelnachweise Bearbeiten Johann Huber Die kollaturpfarreien und gotteshauser des stifts Zurzach F Burli 1868 S 159 Opferzahl falschlich mit 50 statt 80 angegeben Maletschloss Mauetschloss Abgerufen am 1 November 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judenaule amp oldid 211157922