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Josef Lenzel Joseph August Max Lenzel 21 April 1890 in Breslau Niederschlesien 1 3 Juli 1942 im KZ Dachau war ein deutscher romisch katholischer Priester Pfarrer Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Seelsorger und Verteidiger der Rechte der polnischen Zwangsarbeiter und gilt als Martyrer Denkmal auf dem Kirchen grundstuck Platanenstrasse 22 in Berlin Niederschonhausen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gedenken 3 Literatur 4 Weblinks 5 Quelle und EinzelnachweiseLeben BearbeitenJosef Lenzel kam 1890 in Breslau als Sohn des Steinsetzers August Lenzel und dessen Ehefrau Franziska geborene Ruta auf die Welt 1 Nach dem Besuch des Breslauer Matthias Gymnasiums legte er 1911 das Abitur ab und begann in seiner Heimatstadt ein Theologiestudium Am 13 Juni 1915 empfing Josef Lenzel durch Bischof Adolf Bertram die Priesterweihe im Breslauer Dom In den Folgejahren ubernahm Lenzel verschiedene Seelsorgeaufgaben wurde Kreisvikar in Wohlau ab 1916 war er Kaplan in der Pfarrgemeinde St Georg in Pankow bei Berlin Am 15 Mai 1929 wurde Lenzel zum Kuratus der neuen Kapellengemeinde St Maria Magdalena in Niederschonhausen ernannt 2 Er war zudem Prases der Kolpingsfamilie Berlin Zentral Im Rahmen seines Amtes und daruber hinaus kummerte sich Josef Lenzel um das Wohl seiner Gemeindemitglieder und insbesondere um den Bau des neuen Gotteshauses in Niederschonhausen Lenzel trug auch mit eigenen umfangreichen Spenden fur die Ausstattung der Kirche bei u a zahlte er den Guss der Glocken die Herstellung der Figuren und stiftete einen Messkelch Pfarrer Oskar Feige der der Georgsgemeinde in Pankow vorstand schrieb spater dazu 2 Seine Aufwendungen fur das schone Gotteshaus in der Platanenstrasse waren betrachtlich Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus blieb Lenzel den christlich humanen Lebenszielen verbunden er verweigerte beispielsweise den Hitlergruss verkehrte mit judischen Familien und bezog prekare Situationen geschickt in seine Predigten mit ein Das blieb der Gestapo nicht lange verborgen sie bespitzelte ihn und verhorte ihn auch wiederholt Im Spatsommer 1940 hatte Pfarrer Lenzel erfahren dass auf dem Gelande des Schlosses Schonholz ein Lager fur polnische Zwangsarbeiter eingerichtet worden war Diese rund 450 Burschen und Madel wie es in der Chronik hiess mussten in Borsigwalde in der Deutsche n Waffen und Munitionsfabrik arbeiten Er erwirkte sowohl bei der Lagerleitung als auch bei dem leitenden Beamten der Fabrik die Zustimmung dass fur diese jungen Menschen die uberwiegend katholischen Glaubens und vom Arbeitsamt Posen hierher geschickt worden waren in seiner Magdalenenkirche Gottesdienste stattfinden konnen allerdings getrennt von den deutschen Volksgenossen Erstmals kamen daher am 10 November die Polen in die Kirche und horten die Predigt in lateinischer Sprache Pfarrer Lenzel hatte zuvor noch das katholische Ordinariat und die Pankower Polizeidienststelle benachrichtigt trotzdem erhielt er ein paar Tage spater eine Vorladung zum Polizeiprasidium weil angezeigt worden war dass doch deutsche Katholiken beim Gottesdienst anwesend gewesen seien In weiteren rein polnischen Gottesdiensten liess Lenzel zu dass die Kirchganger Lieder in polnischer Sprache sangen und liess durch einen Dolmetscher mitteilen dass er ihnen die Generalabsolution erteilen konne Das wurde dankbar und in grosser Zahl angenommen Als spater wegen einer Lagersperre niemand Ausgang bekam fand sich eine Gruppe von 20 polnischen Frauen aus der Kanonierstrasse in Berlin Mitte zum Gottesdienst ein Lenzel erfuhr in diesem Zusammenhang auch von weiteren Zwangsarbeitern aus verschiedenen Nationen die nicht in Lagern sondern bei Bauern oder in Gasthausern untergebracht waren und lud diese Menschen ebenfalls zum Kirchenbesuch ein Nur wenige folgten dem freundlichen Angebot 3 Pfarrer Lenzels christliche Nachstenliebe ging schliesslich so weit dass er fur Gottesdienste die ein Priester in einem franzosischen Kriegsgefangenenlager in der Lichtenberger Wartenbergstrasse abhalten durfte liturgische Kultgerate auslieh 4 Im Jahr 1941 vertraute Lenzel der Chronik folgende Nachricht an 5 Heute am Feste der Hl Familie erfahre ich dass ein Mann in unserer Gemeinde der mir ubel will Material gegen mich sammelt Er ware bald so weit dass ich an die Mauer gestellt werden kann Herr dein Wille geschehe Nur eine Bitte habe ich Lass mich sterben als Bekenner deines hl Namens schenke mir die Gnade des Martyriums Der Name des Spitzels wurde ihm zwar nicht mitgeteilt aber Lenzel schreibt dass er ihn kenne und weiss was er gegen seinen Pfarrer plant Er behauptet ein Luisenapostel zu sein aber er ist ein Judas nbsp Sterbeurkunde von Josef Lenzel als Gefangener im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau Gemeldete Todesursache Versagen von Herz und Kreislauf bei Darmkatarrh Schliesslich wurde Pfarrer Josef Lenzel unter der Anschuldigung Vergehen gegen das Heimtuckegesetz am 7 Januar 1942 verhaftet Er musste danach zunachst im Arbeitslager in der Wuhlheide selbst Zwangsarbeit leisten die Nazis brachten ihn aber bald ins Konzentrationslager Dachau wo die brutalen Methoden seine Gesundheit beeintrachtigten Er starb dort kurz nach seiner Uberfuhrung am 3 Juli 1942 6 Die am 20 Juli 1942 durch das Standesamt Dachau II ausgestellte Sterbeurkunde enthalt keine konkrete Todesursache 2 Gedenken Bearbeiten nbsp Gedenktafel der Martyrer der NS Zeit in der Krypta der St Hedwig Kathedrale in Berlin MitteVor der Kirche St Maria Magdalena in Berlin Niederschonhausen steht seit 1980 ein Denkmal fur Lenzel Dieses loste eine bereits 1946 von der Organisation VVN am Gotteshaus angebrachte Gedenktafel ab Auf der Gedenktafel am Bebelplatz in der Krypta der St Hedwigskathedrale Berlin Mitte findet sich auch Lenzels Name In Berlin Neukolln wurde der Lenzelpfad und am 21 April 1990 in Pankow Niederschonhausen die Pfarrer Lenzel Strasse nach ihm benannt Die katholische Kirche hat Pfarrer Josef Lenzel im Jahr 1999 als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts aufgenommen Literatur BearbeitenKarl Joseph Hummel Christoph Kosters Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939 1945 Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2008 ISBN 978 3 506 75689 3 Ursula Pruss Art Pfarrer Joseph Lenzel in Helmut Moll Hrsg im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz Zeugen fur Christus Das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts Paderborn u a 1999 7 uberarbeitete und aktualisierte Auflage 2019 ISBN 978 3 506 78012 6 Bd I S 129 132 Pfarrer Joseph Lenzel 21 4 1890 3 7 1942 1982 herausgegeben von Pfarrer Zoda tragt den Vermerk Nur fur den innerkirchlichen Gebrauch Heinz Kuhn Blutzeugen des Bistums Berlin Klausener Lichtenberg Lampert Lorenz Simoleit Mandrella Hirsch Wachsmann Metzger Schafer Willimsky Lenzel Froehlich Berlin 1952 Oskar Feige Joseph Lenzel In Petrusblatt Nr 26 28 Bistum Berlin 1947 Kurt Willig Berliner Priester im Konzentrationslager In Petrusblatt Nr 4 Bistum Berlin 1945 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Lenzel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Erzbistum Berlin Opfer der ungerechten Gewalt Bistum Munster Ein Heiligenkalender Eintrag uber Josef Lenzel im HeiligenlexikonQuelle und Einzelnachweise BearbeitenChronik der St Maria Magdalena Gemeinde gefuhrt von Pfarrer Lenzel zwischen 1927 und 1942 digitalisiert auf 190 Seiten handschriftlich 377 Seiten a b Standesamt Breslau II Geburtenregister Nr 1931 1890 a b c Thomas Vieweg Joseph Lenzel Ein mutiger Seelsorger der fur seine Uberzeugungen starb In Festschrift zum 75 Kirchweih Jubilaum 2005 S 45 ff Chronik S 333 336 Chronik S 337 341 Chronik S 346ff Diozesanarchiv Berlin Joseph Lenzel Memento vom 31 Marz 2012 im Internet Archive Abgerufen 6 Mai 2011 PersonendatenNAME Lenzel JosefALTERNATIVNAMEN Lenzel JosephKURZBESCHREIBUNG deutscher romisch katholischer Theologe Widerstandskampfer gegen das NS RegimeGEBURTSDATUM 21 April 1890GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 3 Juli 1942STERBEORT KZ Dachau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Lenzel amp oldid 236471700