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John Samuel Mbiti 30 November 1931 in Mulango Kenia 5 Oktober 2019 in Burgdorf BE Schweiz 1 war ein kenianischer anglikanischer Priester und Religionsphilosoph mit Lehrtatigkeiten an verschiedenen Universitaten weltweit einer umfangreichen Publikationstatigkeit und emeritierter Professor der Universitat Bern Er gehorte der Ethnie der Akamba auch Kamba an Mbiti vertrat eine ethnophilosophische Schule und christliche Theologie und er gilt als Vater der modernen afrikanischen Theologie Er lebte im Ruhestand als Gemeindepfarrer und beauftragter Theologieprofessor in Burgdorf in der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Schule 1 3 Studium 1 4 Tatigkeiten 2 Werk 3 Theologische Grundaussagen 4 Ehrungen 5 Publikationen 5 1 Autor 5 2 Herausgeber 6 Literatur 7 Quellen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten John S Mbiti wurde als erstes von sechs Kindern in Mulango bei Kitui in Kenia geboren Seine Eltern waren Samuel Mutuvi Ngaangi 1899 1993 und Velesi Mbandi Mutuvi 1908 2010 Beide gehorten der Volksgruppe der Kamba an Der Vater war von Beruf Bauer und Geschaftsmann die Mutter war Hausfrau John wuchs in einer pastoralen Umgebung ostlich von Nairobi auf ein naturverbundenes Kinderleben das seine grosse Neugier weckte und seinen Geist scharfte Mbiti selbst misst diesem Hintergrund grosse Bedeutung fur sein Werk bei Bei einem spateren Studienaufenthalt in Cambridge begegnete Mbiti einer Schweizer Sprachstudentin mit der er ab 1965 verheiratet war Er hatte mit ihr der Sprachlehrerin Verena Mbiti Siegenthaler vier Kinder Der Lebensmittelpunkt der Familie ist die Schweiz aber sie hat weiterhin starke Bindungen zu Mbitis Heimatland Kenia Der polyglotte Mbiti sprach neben seiner Muttersprache Kiikamba und den beiden Amtssprachen Kenias Kiswahili und Englisch auch Deutsch Weiterhin sprach er Franzosisch Kikuyu und las Griechisch und Latein Schule Bearbeiten Mbiti durchlief die Missionskinderschule Elementary School in Mulango in drei statt in sechs Jahren Danach musste er taglich funf Kilometer in die Grundschule des Stadtchens Kitui laufen 1946 1949 war er Schuler der beruhmten bei Nairobi gelegenen protestantischen Alliance High School die viele fuhrende Personlichkeiten des Landes hervorgebracht hat Hier begann 1954 seine schriftstellerische Tatigkeit und das East African Literature Bureau in Nairobi veroffentlichte eine erste Erzahlung in seiner Muttersprache Kiikamba mit dem Titel Mutunga Na Ngewa Yake Mutunga und seine Geschichte Das Manuskript einer langeren Erzahlung ging durch die Schuld der mit der Veroffentlichung betrauten Missionare verloren Studium Bearbeiten Nach dem Abitur ging John Mbiti 1950 ans Makerere University College in Kampala das damals die intellektuelle Elite des anglophonen Afrika ausbildete Er studierte Anglistik und Geographie belegte aber auch Kurse in Okonomie Geschichte Soziologie und Kunst Er engagierte sich stark im Gemeinschaftsleben der christlichen Studentenschaft und hat in dieser Zeit auch den inneren Ruf Priester zu werden empfangen Ein Studiengang in Theologie wurde zu jener Zeit in Makerere nicht angeboten Als einer der ersten Studenten erhielt Mbiti 1953 dort den akademischen Grad eines B A und unterrichtete daraufhin fur ein halbes Jahr an seiner ersten Schule in Mulango Wahrend dieser Zeit 1954 legte er den Grundstein fur eine lebenslange Begeisterung das Sammeln traditioneller Erzahlungen Marchen Sprichworter und Redewendungen In den USA am heute aufgelosten Barrington College in Barrington studierte er Theologie Im Jahr 1956 erhielt er den akademischen Grad eines A B Arts Baccalaureate und 1957 den Grad eines Th B Bachelor of Theologie Ab 1960 studierte er an der University of Cambridge Theologie wo er 1963 mit der neutestamentlichen im Jahr 1971 veroffentlichten Dissertation Christian Eschatology in Relation to Evangelization of Tribal Africa promoviert wurde Im Jahr seiner Promotion 1963 wurde Mbiti auch zum anglikanischen Priester geweiht Tatigkeiten Bearbeiten Mbiti lehrte als Gastprofessor an verschiedenen Universitaten in Afrika Europa den Vereinigten Staaten und Kanada Ab 1957 zuruck in Kenia arbeitete er zunachst im Lehrerseminar Teachers Training College von Kangundo und ubernahm auch regelmassige Predigtdienste 1959 nahm er eine Einladung zur William Paton Lectureship nach Birmingham England an wo er bis 1960 als Gastdozent am Selly Oaks College lehrte Weiterhin lehrte er an der Harvard University und an der Universitat Bayreuth der Universitat Genf der Universitat Zurich u a Ausserdem hielt er zahlreiche Vortrage und gab Seminare in vielen Landern der Erde Nach seiner Promotion in England 1963 arbeitete Mbiti fur anderthalb Jahre in St Albans in der Nahe von London als Gemeindepfarrer der St Michael Gemeinde Zunachst ab 1964 als Dozent und ab 1968 als Professor lehrte er an der Makerere Universitat Kampala Uganda Neues Testament Religionswissenschaft und Theologie Ausserdem half er als Studentenpfarrer Von 1974 bis 1980 arbeitete Mbiti als Professur und Direktor des Okumenischen Instituts Bossey einer Einrichtung des Okumenischen Rates der Kirchen in Bogis Bossey Celigny Schweiz Von 1981 bis zu seiner Pensionierung 1996 hatte Mbiti eine Vollzeitpfarrstelle der Schweizer Reformierten Kirchen in der Kirchengemeinde in Burgdorf im Kanton Bern inne und arbeitete bis 2003 als Lehrbeauftragter Professor fur Missionswissenschaft und aussereuropaische Theologie an der Universitat Bern Werk BearbeitenDas Werk Mbitis greift weit aus und behandelt vorzugsweise Philosophie und theologische Aspekte aber auch Volkskundliches wie einheimische Erzahlungen afrikanische Sprichworter Oralliteratur oder Gedichte Mbitis Arbeits und Forschungsschwerpunkte sind Okumene Missionswissenschaft Theologie und das Christentum in Afrika und Asien oder Religionswissenschaft in Afrika wie z B Familien Christologie Uber sein Werk sagt der Heidelberger Professor fur Religionsgeschichte und Missionswissenschaft Theo Sundermeier Mbiti hat unerlassliche Nachschlagwerke mit hohem Informationswert geschaffen Wenn er beweisen wollte dass man in Afrika keinen niedrigen minderwertigen Gottesbegriff hatte dann ist ihm das fraglos gelungen 2 Sein wegweisendes Werk ist das 1969 auf Englisch unter dem Titel African Religions and Philosophy Afrikanische Religion und Weltanschauung Berlin 1974 erschienene Buch Hierin belegt er erstmals und aufgrund umfangreicher Feldstudien in ganz Afrika dass der ubliche und vorurteilsbeladene Vorwurf im christlichen Verstandnis Afrikas Glauben sei damonisch und anti christlich 3 unzutreffend sei Sein eigener primar christlicher Blickwinkel auf die traditionellen afrikanischen Religionen wird ihm gelegentlich vorgeworfen Das Buch wurde aus dem Englischen in viele Sprachen ubersetzt in Deutsch Franzosisch Italienisch Polnisch Spanisch Japanisch und Koreanisch Theologische Grundaussagen BearbeitenAb 1960 setzte sich Mbiti in seinen Schriften und Lesungen dafur ein dass der Beziehung zwischen dem christlichen Evangelium einerseits und der afrikanischen Kultur und traditionellen Religion andererseits mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde Er vertrat den Standpunkt dass Afrika die Botschaft des Evangeliums bezuglich der individuellen Freude und Spiritualitat widerspiegle und damit Hoffnung Heilung und Gewissheit fur das Wohlergehen von Individuen Gesellschaft und Land bereithalte Dabei betont er in der Entwicklung der Theologie und dem alltaglichen Leben eines Christen besonders den Stellenwert und den Platz der Bibel Mbitis hauptsachlicher Anstoss und Beitrag in seinen Publikationen und seiner Lehre vollzog sich immer im Rahmen des afrikanischen Erbes sowie der biblischen okumenischen und interreligiosen Erkenntnisse Er schreibt dass die Bibel der Fuhrer und das unentbehrliche Werkzeug fur theologische Reflexion und ihren Ausdruck sind Die Bevolkerung Afrikas halt er in Einstellung und Praxis fur weithin und tief verbunden mit der Religion Er betrachtet die theologische Aufgabe in Afrika als enorm und meint die Theologen konnten sie am besten meistern indem sie sich nach dem Sprichwort richteten Kein Mensch kann allein einen Baobab Baum umfassen 4 Ehrungen BearbeitenAufgrund seiner hohen akademischen Leistungen im Bereich der Theologie und Religionswissenschaft erhielt er viermal die Ehrendoktorwurde und den Peace with Justice Award der anglikanischen Kirche von Sudafrika 1973 Doctor of Humane Letters LHD h c vom Barrington College USA 1990 Dr Theol h c von der Universitat Lausanne Lausanne Schweiz 1997 Divinitatis Doctorum D D h c vom General Theological Seminary New York USA 2004 Divinitatis Doctorum D D h c von der Colgate University New York USA 2016 verlieh ihm der Primas der anglikanischen Kirche von Sudafrika Erzbischof Thabo Cecil Makgoba fur sein Engagement fur das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Kultur den Peace with Justice Award Publikationen BearbeitenNeben den unten aufgefuhrten Titeln gelistet nach dem Ersterscheinungsjahr hat Mbiti mehr als 400 kleinere Arbeiten veroffentlicht darunter Artikel Essays Gedichte Radiobeitrage und Rezensionen Autor Bearbeiten Mutunga Na Ngewa Yake Mutunga und sein Geschichte eine Erzahlung in Kiikamba Mbitis Muttersprache Nelson East African Literature Bureau London Nairobi 1954 Mehrere Neuauflagen Kithamani kya uthwii East African Literature Bureau Nairobi 1954 Gekurzte Ubersetzung von Robert L Stevensons Schatzinsel in Kiikamba English Kamba Vocabulary East African Literature Bureau Nairobi 1959 21981 The People of God World Student Christian Federation Genf 1962 Der Wanderer von Land Zu Land Ins Deutsche ubersetzt von Dore Marx and Peter Sulzer Schweizerischer Evangelischer Missionsrat Zurich 1963 Akamba Stories Oxford Library of African Literature Oxford University Press Oxford 1966 ISBN 0 19 815120 9 Afrikanische Religion und Weltanschauung Walter de Gruyter Berlin 1974 Engl African Religions and Philosophy African Writers Series Heinemann Educational Books 1969 21990 ISBN 0 435 89591 5 Poems of Nature and Faith East African Publishing House Nairobi 1969 Concepts of God in Africa Praeger SPCK Society for Promoting Christian Knowledge Acton Publishers New York London Nairobi 1970 ISBN 0 281 02347 6 22010 New Testament Eschatology in an African Background A Study of the Encounter between New Testament Theology and African Traditional Concepts Oxford University Press SPCK Oxford London 1971 21978 The Crisis of Mission in Africa Church of Uganda Press Mukono Kampala 1971 The Voice of Nine Bible Trees Uganda Church of Uganda Mukono Kampala 1972 als Fortsetzung auf Deutsch in Die Gemeinde Nr 31 39 1983 Love and marriage in Africa Longman London 1973 Death and the Hereafter in the Light of Christianity and African Religion Antritts und Abschiedsvorlesung Makerere University Kampala 1974 The Prayers of African Religion SPCK London 1975 ISBN 0 281 02871 0 Introduction to African Religion Heinemann Educational Books London 1975 ISBN 0 435 94002 3 21991 Prayer and Spirituality in African Religion Charles Strong Memorial Lecture Australia August 1978 Bedford Park Australian Association for the Study of Religions at Sturt College of Advanced Education 1978 Bibel und Theologie im afrikanischen Christentum Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 0 19 572593 X Engl Bible and Theology in African Christianity Oxford University Press 1986 Ubersetzung des griechischen Neuen Testamentes in Kiikamba seine Muttersprache in 2009 Veroffentlicht 2015 Concepts of God in Africa 2 und vergrosserte Auflage Acton Press Nairobi 2012 ISBN 9966 888 31 4 Weteelete Ndakusaa Vide Muwa Publishers Nairobi 2012 ISBN 9966 773 90 8 Herausgeber Bearbeiten African and Asian Contributions to Contemporary Theology Report of Consultation held at the World Council of Churches Ecumenical Institute Bossey 8 14 June 1976 Okumenisches Institut Bossey Celigny Genf 1976 Confessing Christ in Different Cultures Report of a Colloquium held at the Ecumenical Institute Bossey 2 8 Juli 1977 Okumenisches Institut Bossey Celigny Genf 1977 Indigenous Theology and the Universal Church Report of the consultation of the same title 16 22 June 1978 Okumenisches Institut Bossey Celigny Genf 1978 Christian and Jewish dialogue on Man Report of the Jewish and Christian study seminar at the Ecumenical Institute Bossey 12 16 March 1978 Okumenisches Institut Bossey Celigny Genf 1980 Mit Erwin Fahlbusch Jan Milic Lochman Jaroslav Pelikan und Lukas Vischer Evangelisches Kirchenlexikon Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 5 Bande 1986 1997 Englische Ubersetzung William B Eerdmans The Encyclopedia of Christianity Grand Rapids USA 5 Bande ab 1999 African Proverbs University of South Africa UNISA Press Pretoria Sudafrika 5 Bande 1997 Mit Mutua Mulonzya Ngaeka Waeka Anthology of Kiikamba Poems Myali ya Kiikamba Akamba Cultural Trust Nairobi 2010 Literatur BearbeitenKibujo M Kalumba Parker English Hrsg African Philosophy A Classical Approach Prentice Hall New Jersey 1996 Olupona Jacob K und Sulayman S Nyang Religious Plurality in Africa Essays in Honour of John S Mbiti In Journal of Religion in Africa Vol 28 1998 S 247 250 Und Mouton de Gruyter Berlin and New York 1993 Quellen BearbeitenJohn Mbiti 1980 The Encounter of Christian Faith and African Religion Christian Century August 27 September 3 pp 817 820 Abgerufen am 23 Marz 2006 Online Version veroffentlicht von Religion Online http www religion online org Kibujo M Kalumba A New Analysis of Mbiti s The Concept of Time In Philosophia Africana Vol 8 No 1 2005 S 11 20 Parker English Kalumba Mbiti and a Traditional African Concept of Time In Philosophia Africana Vol 9 No 1 2006 S 53 56 Theo Sundermeier Nur gemeinsam konnen wir leben Das Menschenbild schwarzafrikanischer Religionen Lit Verlag Berlin u a 1997 ISBN 357900784X ISBN 9783579007847 Weblinks BearbeitenDirectory of Christian Biography Abgerufen am 21 Marz 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Richard Sandomir John Mbiti 87 Dies Punctured Myths About African Religions In The New York Times 24 Oktober 2019 englisch Abgerufen am 25 Oktober 2019 Theo Sundermeier Nur gemeinsam konnen wir leben Das Menschenbild schwarzafrikanischer Religionen Mohn Gutersloh 1990 ISBN 3 579 00784 X Kibujo M Kalumba A New Analysis of Mbiti s The Concept of Time In Philosophia Africana Vol 8 No 1 2005 S 11 20 Zusammenfassung der Theologischen Grundaussagen nach Dr Jurie van Wyk Direktor von DACB Directory of African Christian Biography fur Sud und Ostafrika Lusaka in Zambia Normdaten Person GND 119075814 lobid OGND AKS LCCN n50010247 VIAF 52491458 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mbiti JohnALTERNATIVNAMEN Mbiti John Samuel vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG kenianischer anglikanischer Priester Religionsphilosoph und HochschullehrerGEBURTSDATUM 30 November 1931GEBURTSORT Mulango KeniaSTERBEDATUM 5 Oktober 2019STERBEORT Burgdorf BE Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title John Mbiti amp oldid 209383993