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Johannes Prioris um 1460 in Brabant unsicher um 1514 in Frankreich war ein franko flamischer Komponist und Sanger der Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenDer Name Prioris ist eine Latinisierung des flamischen Worts De Veurste oder De Vorste was auf eine flamische Abstammung hindeutet und zwar aus der Stadt Vorst in der weiteren Umgebung von Brussel In einem Register dieser Stadt aus dem Jahr 1536 also 20 Jahre nach der Lebenszeit des Komponisten ist ein Einwohner mit Namen Prioirs verzeichnet Es gibt nur wenige direkte Belege zu seinem Lebenslauf die Musikforschung konnte die meisten nachfolgend dargestellten Aussagen nur auf indirektem Wege ermitteln welche somit zwar plausible aber unbewiesene Vermutungen darstellen Auffallig ist die hohe Zahl von Werken von Prioris in italienischen Quellen insbesondere sind seine fruhesten Messen zwei Magnificats und die Halfte seiner Motetten nur in Handschriften uberliefert die fur die papstliche Kapelle in Rom kopiert wurden Daruber hinaus besitzen zwei Magnificat Vertonungen die Eigenart dass alle zwolf Strophen polyphon vertont wurden eine Tradition die praktisch nur in der papstlichen Kapelle ublich war Ausserdem gehort Prioris Motette Dominus non secundum peccata nostra zu den fruhesten Vertonungen dieses Tractus komponiert in einer Zeit wo dieser Text nur in der papstlichen Kapelle mehrstimmig gesungen wurde Diese Uberlieferungsmerkmale weisen auf einen Aufenthalt des Komponisten in Italien zu Beginn der 1480er Jahre hin wo er vielleicht im Dienst eines der Kardinale einige Zeit in Rom verbracht hat und der papstlichen Kapelle nahe genug stand Ein Aufenthalt von Prioris in Italien hat sich jedoch bisher nicht belegen lassen Zu weiteren fruhen Quellen seiner Werke gehoren Handschriften die in den 1490er Jahren kopiert worden sind darunter eine Reihe franzosischer Chanson Sammlungen Chansonniers mit einem Repertoire das sich meist auf Komponisten beschrankte die mit der franzosischen Hofkapelle in Verbindung standen Dies lasst darauf schliessen dass Prioris bereits Ende der 1480er Jahre Mitglied dieser Hofkapelle war Sollte dies zutreffen und er war wahrend der 1490er Jahre dort Mitglied ausserdem in dieser Eigenschaft laut einem Beleg vom Jahr 1503 maitre de chapelle ist es gut moglich dass er in diesem Amt der Nachfolger von Johannes Ockeghem 1497 gewesen ist Die sicheren Belege fur die Zugehorigkeit des Komponisten zur genannten Hofkapelle reichen von 1503 bis 1512 nachdem der Botschafter der Stadt Ferrara am franzosischen Hof am 8 Juni 1503 an Herzog Ercole I von Ferrara Regierungszeit 1471 1505 geschrieben hat er schicke ihm eine Messe von Prioris dem Kapellmeister von Konig Ludwig XII von Frankreich Allerdings wurde diese Messe nicht naher benannt und in den Archiven der Stadt Ferrara sind keine Kompositionen von Prioris uberliefert Im gleichen Jahr 1503 berichtet der konigliche Hofchronist Jehan d Authon um 1466 1527 von einer Begebenheit wo einige Beamte des koniglichen Hofs auf einer Reise nach Genua mit Wegelagerern in Streit geraten seien und diese haben die Reisenden unter ihnen einen Kapellmeister namens Prioris so sehr geangstigt dass er glaubte sterben zu mussen Der gleiche Chronist berichtet von dem maitre de chapelle Prioris der sich mit Konig Ludwig XII bei der Belagerung von Genua im Jahr 1507 dort aufhielt 1510 wurde Prioris zum Ersten Kaplan ernannt aber nur amulatoire also befristet womit die Aufgabe des Aufbaus einer Chorschule ahnlich einer Maitrise der Sainte Chapelle verbunden war Der zeitgenossische Dichter Guillaume Cretin wandte sich nach dem Tod des Musikers Jehan Braconnier genannt Lourdault Januar 1512 an nostre bon pere et maistre Johannes Prioris mit der Bitte er moge ein Ne recorderis fur den Verstorbenen komponieren Aus dieser in Gedichtform ausgesprochenen Bitte geht hervor dass Prioris noch der Hofkapelle angehorte er war aber nicht mehr deren Kapellmeister sondern ein gewisser Conrad Konig Ludwig XII von Frankreich verstarb am Jahresanfang 1515 In den Berichten uber die Begrabnisfeierlichkeiten ist Prioris Name nicht enthalten woraus geschlossen wurde dass der Komponist sich im Januar 1515 entweder im Ruhestand befand oder bereits verstorben war Bedeutung BearbeitenDie Messen von Johannes Prioris sind abwechslungsreich mit grossem handwerklichen Geschick geschrieben und zeigen den Einfluss von Johannes Ockeghem Die wahrscheinlich fruheste ist die homorhythmische Missa Allez regrets und verbindet eine Cantus firmus Struktur mit fruhen Parodie Techniken sie ist vielleicht die erste welche die Chanson Allez regrets von Hayne van Ghizeghem verarbeitet Dagegen trifft man in der Missa de angelis auf Paraphrasierungen der Chorale von Kyrie und Gloria aber auch auf grosse satztechnische Vielfalt und kontrapunktische Entwicklungen Sein Requiem sowie die sechsstimmigen Messen De venerabili sacramento und Tant bel mi sont pensade sind wahrscheinlich Spatwerke Die meisten vierstimmigen Motetten des Komponisten sind typisch fur die franzosischen Hofkomponisten um die Wende zum 16 Jahrhundert durchgehend kanonisch angelegt sind dagegen die funfstimmige Motette Benedicta es caelorum regina die sechsstimmige Da pacem Domine und die achtstimmige Ave Maria wahrscheinlich ebenfalls Spatwerke weil sie sich erst nach dem Tod des Komponisten verbreitet haben Seine beiden Motetten Chansons verbinden einen geistlichen Cantus firmus mit dem weltlichen Text eines Rondeau Die dreistimmigen Rondeaus mit Einflussen von Antoine Busnoys und Hayne van Ghizeghem sind Duette von Diskant und Tenor vereint mit einem Contratenor mit zukunftsweisenden Zugen in der motivischen Behandlung Besonders zu erwahnen ist das Rondeau Par vous je suis wo Prioris die flamische Melodie In minem sin in der von Josquin verwendeten Fassung nach dem Vorbild von Josquin und seinen Zeitgenossen beinahe kanonisch vertont Die Musik von Johannes Prioris zeigt eine bemerkenswerte Erfindungsgabe und eine ausgereifte kompositorische Technik Er stand fur viele Jahre an der Spitze eines der bedeutendsten europaischen Musikzentren seiner Zeit Er wurde von einer Reihe von Autoren so von Guillaume Cretin Eloy d Amerval Jehan Daniel und Francois Rabelais sehr geschatzt in dem zweiten Teil der Motette Mater floreat von Pierre Moulu um 1484 nach 1540 gehort er zu den dort geruhmten Komponisten Einige seiner Werke so beispielsweise sein Requiem im Jahr 1532 im Druck erschienen und 1553 nachgedruckt erfreuten sich bis weit uber seinen Tod hinaus einer besonderen Wertschatzung so seitens des Sangers Pernot Vermont 1558 der testamentarisch verfugt hat dass dieses Requiem zu seinem Gedachtnis gesungen werden soll Werke BearbeitenMessen Missa Allez regrets zu vier Stimmen nach der gleichnamigen Chanson von Hayne van Ghizeghem Missa de angelis zu vier Stimmen Missa de venerabili sacramento zu sechs Stimmen Missa Je ne demande zu vier Stimmen 1906 verbrannt identifiziert 1973 mit der Missa Je ne demando Elle est bien malade sine nomine Missa Tant bel mi sont pensade zu sechs Stimmen nach einer anonymen Chanson Requiem zu vier Stimmen vielleicht auf den Tod der Anne von Bretagne 9 Januar 1514 Motetten und Magnificats Alleluia O filii o filiae zu vier Stimmen Ave Maria zu drei Stimmen Ave Maria zu acht Stimmen Quadrupelkanon vier Stimmen notiert Benedicta es caelorum regina zu funf Stimmen Da pacem Domine zu sechs Stimmen Tripelkanon drei Stimmen notiert Domine non secundum peccata nostra zu vier Stimmen Dulcis amica Dei zu drei bis vier Stimmen Factum est cum bapticaretur zu vier Stimmen In principio erat verbum zu vier Stimmen Magnificat primi toni zu drei bis vier Stimmen Magnificat tercii toni zu zwei bis vier Stimmen Magnificat quarti toni zu vier bis funf Stimmen 2 Fassungen Magnificat quinti toni zu drei bis funf Stimmen Magnificat octavi toni zu vier bis sechs Stimmen Mater Dei genitrix zu vier Stimmen Quam pulchra es zu vier Stimmen Regina caeli zu vier Stimmen Stabat mater Fragment nur Tenor erhalten Motetten Chansons zu vier Stimmen Deuil et ennui Quoniam tribulatio Royne du ciel Regina caeli Rondeaux zu drei Stimmen C est pour aymer Elle l a pris Entre je suis siehe Par vous je suis Mon plus que riens Par vous sermens Plus qu autre Riens ne me plaist Vostre oeul s est bien Consomo la vita mya Text Serafino dall Aquila der wahrscheinlich auch den 3 st Satz schrieb Prioris schrieb wahrscheinlich nur die vierte Stimme Weitere weltliche Stucke Freie Chansonform Par vous je suis zu funf Stimmen imitierender wahrscheinlich instrumentaler Satz einer Melodie Strambotto Consommo la vita mya zu drei bis vier Stimmen Zweifelhafte Kompositionen und Fehlzuschreibungen Ait latro ad Jesum zu vier Stimmen anonyme Einfugung in die Missa de angelis wahrscheinlich nicht von Prioris Gentils galans zu vier Stimmen Prioris und Crispinus van Stappen um 1465 1532 zugeschrieben wahrscheinlich von van Stappen Mon cueur et moi zu drei Stimmen anonym und Prioris zugeschrieben beide Manuskripte vom Anfang der 1460er Jahre wahrscheinlich nicht von Prioris Royne du ciel Regina caeli zu drei Stimmen in 1 Handschrift Prioris zugeschrieben ist von Loyset Compere Literatur Auswahl BearbeitenE vander Straeten La Musique aux Pays Basavant le XIXe siecle Brussel 1867 1888 Band 1 und 6 R de Maulde la Claviere Herausgeber Chronique de Louis XII par Jean d Auton Band 4 Paris 1895 T H Keahey The Masses of Johannes Prioris Dissertation an der University of Texas 1968 C Douglas The Motets of Johannes Prioris with a Prefatory Bio bibliographical Study Dissertation an der University of Illinois 1969 M Staehelin Moglichkeiten und praktische Anwendungen der Verfasserbestimmung an anonym uberlieferten Kompositionen der Josquin Zeit In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Nr 23 1973 Seite 79 91 R Wexler The Complete Works of Johannes Prioris Dissertation an der New York University 1974 C Reynolds Musical Careers Ecclesiastical Benefices and the Example of Joh Brunet In Journal of the American Musicological Society Nr 37 1984 Seite 49 97 R Sherr Illibata Dei Virgo Nutrix and Josquin s Roman Style In Journal of the American Musicological Society Nr 41 1988 Seite 434 464 Derselbe The Membership of the Chapels of Louis XII and Anne de Bretagne in the Years Proceeding their Deaths In Journal of Musicology Nr 6 1988 Seite 60 82 David Fallows A Catalogue of Polyphonic Songs 1415 1480 Oxford 1999Weblinks BearbeitenWerke von und uber Johannes Prioris im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Noten und Audiodateien von Johannes Prioris im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Johannes Prioris in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Quellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 13 Barenreiter und Metzler Kassel und Basel 2005 ISBN 3 7618 1133 0 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 6 Nabakov Rampal Herder Freiburg im Breisgau u a 1981 ISBN 3 451 18056 1 Normdaten Person GND 134488970 lobid OGND AKS LCCN n82242520 VIAF 44566584 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Prioris JohannesKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist und Sanger der RenaissanceGEBURTSDATUM um 1460GEBURTSORT unsicher Herzogtum BrabantSTERBEDATUM um 1514STERBEORT Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Prioris amp oldid 224471755