www.wikidata.de-de.nina.az
Johann Kantschuster 20 Mai 1897 in Beuerberg vermisst nach 1945 war ein deutscher SS Mann Kantschuster war unter anderem Arrestkommandant im KZ Dachau und stellvertretender Lagerkommandant im KZ Fort Breendonk Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhes Leben 1 2 Aufseher im KZ Dachau 1933 bis 1939 1 3 Spatere Laufbahn 1939 bis 1945 1 4 Ungeklarter Verbleib 2 Beforderungen 3 Archivalien 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhes Leben Bearbeiten Johann Kantschuster wurde in eine arme bayerische Familie hineingeboren Er ging nur kurze Zeit zur Schule Mit 13 Jahren begann er als Hilfsarbeiter auf einem Bauernhof zu arbeiten 1916 wurde er zur Bayerischen Armee eingezogen und leistete bis 1918 Kriegsdienst Nach dem Krieg war Kantschuster erneut als Arbeiter beschaftigt und wurde Mitglied im Freikorps Wolf 1928 schloss er sich der NSDAP Mitgliedsnummer 76 941 an die damals noch eine kleine Partei war und im gleichen Jahr auch der SS Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigte er eine Neigung zur Gewalt und fiel auch polizeilich in dieser Hinsicht auf Am 6 Oktober 1929 wurde Kantschuster zu dieser Zeit Fabrikarbeiter in einem Munchener Gasthaus von der Polizei verhaftet nachdem er in betrunkenem Zustand in Streit mit einem anderen Gast geraten war der in Tatlichkeiten auszuarten drohte und in die Polizeiwache Pasing uberfuhrt um weiteren Tatlichkeiten vorzubeugen 1 Seit 1931 gehorte Kantschuster der Munchener SS Mitgliedsnummer 58 541 an Im Marz 1933 wurde er als Wachter ins erste nationalsozialistische Konzentrationslager in Dachau bei Munchen kommandiert Aufseher im KZ Dachau 1933 bis 1939 Bearbeiten Am 24 Mai 1933 erschoss Kantschuster den Haftling Alfred Strauss angeblich bei einem Fluchtversuch Die Staatsanwaltschaft betrachtete die Tat als Mord und liess einen Haftbefehl gegen Kantschuster ausfertigen der allerdings von der Bayerischen Politischen Polizei BPP die unter der Kontrolle des SS Fuhrers Heinrich Himmler stand beiseitegeschafft wurde 2 Staatsanwalt Josef Hartinger erinnerte sich spater an Kantschuster In der Nahe der Leiche stand der SS Mann der Strauss getotet hatte Der SS Mann hiess Johann Kantschuster Ich glaube mich noch erinnern zu konnen dass er gross und schlank war Besonders gut entsinne ich mich dass sein Gesichtsausdruck der eines verkommenen Menschen war Ich unterhielt mich mit Gerichtsmediziner Flamm uber ihn und wir waren beide der Auffassung dass sein Bild in ein Verbrecheralbum gehore 3 Spatestens zum Jahreswechsel 1933 1934 wurde Kantschuster zum Kommandanten des Arresttraktes des sogenannten Bunkers von Dachau ernannt Dies war ein besonderes Haftgebaude innerhalb des Lagers in dem bestimmte Gefangene zur Isolation von den ubrigen Haftlingen in Einzelhaft gehalten wurden Unter der Aufsicht Kantschusters wurden viele der Arresthaftlinge tage und sogar monatelang in volliger Dunkelheit gehalten oder am Boden festgekettet Unter den Haftlingen von Dachau war Kantschuster aufgrund seiner besonderen Brutalitat und Grausamkeit gefurchtet und durch seine Teilnahme an zahlreichen Morden und Misshandlungen beruchtigt So liegen beispielsweise Zeugnisse dafur vor dass er neueintreffende Gefangene als Begrussungsritual zur Einfuhrung in das Lagerleben mit Peitschen und Ochsenziemern traktieren liess was er als katholisch machen bezeichnete Es wird allgemein angenommen dass er wahrend der politischen Sauberungswelle der Nationalsozialisten Rohm Putsch vom 30 Juni 1934 den ehemaligen bayerischen Staatskommissar Gustav Ritter von Kahr erschoss der an diesem Tag von der SS nach Dachau verschleppt und dort auf Anweisung des Lagerkommandanten Theodor Eicke in den Arresttrakt eingeliefert worden war 4 Auch fur die moglicherweise irrtumliche Erschiessung von Willi Schmid wird Kantschuster als Tater vermutet Spatere Laufbahn 1939 bis 1945 Bearbeiten Kantschuster war schwerer Alkoholiker und erregte dadurch wiederholt Anstoss bei seinen Vorgesetzten Dies fuhrte seit den spaten 1930er Jahren zu haufigen Versetzungen Von Dachau kam er zunachst ins KZ Ravensbruck In stark angetrunkenem Zustand kam er dort zu Fall und zog sich eine Gehirnerschutterung zu die ihm noch lange Zeit Probleme bereiten sollte Weil er sich im Lager brutal gegenuber Frauen verhielt wurde er erneut versetzt diesmal ins KZ Mauthausen Nach Problemen in der dortigen Lagerkantine er richtete seine Pistole gegen Kameraden wurde er einer neurologischen und psychiatrischen Untersuchung unterzogen Kantschuster wurde dabei fur nicht mehr vollstandig zurechnungsfahig erklart Man gab ihm noch eine letzte Chance im KZ Sachsenhausen Durch seinen ubermassigen Alkoholgenuss verschlechterte sich sein Gesundheitszustand und die Arzte erklarten ihn als korperlich untauglich fur die Waffen SS Theodor Eicke erklarte am 24 Januar 1941 dass er ein Nichtsnutz sei von dem man froh sein musste ihn loszuwerden Von da an erscheint Kantschuster erst wieder im September 1942 in offiziellen Dokumenten als er im Auffanglager Breendonk auftauchte Hier blieb er sieben bis acht Monate Bald wurde er dort zum gefurchtetsten SS Mitglied Kantschuster war den ganzen Tag betrunken und terrorisierte dann die Gefangenen Im Krankensaal hatte auch das Personal Angst vor ihm und musste sich gegenuber den Kranken harter verhalten Kurz nach seiner Ankunft schoss er den polnischen Juden Oscar Beck auf der Werft nieder Als in einer anderen Nacht ein Gefangener in seiner Isolationszelle halb verruckt wurde schoss Kantschuster durch die Zellentur Der Gefangene uberlebte verwundet Bei den Exekutionen gab er Gefangenen den Gnadenschuss Kantschuster hatte Gefallen daran die Gefangenen korperlich zu misshandeln insbesondere mit seiner Peitsche Einmal ging Ilse Birkholz die Frau des Lagerkommandanten Philipp Schmitt dazwischen um eine Gefangene vor seiner Brutalitat zu beschutzen Kurz darauf wurde er im April 1943 wieder versetzt In der Zeit seines Aufenthalts im Lager stieg die Zahl der Toten unter den Gefangenen 40 Opfer sind namentlich bekannt Eine ahnlich hohe Opferzahl gab es im letzten Monat der deutschen Besatzung Kantschuster lebt in den Erinnerungen der Opfer von Breendonk als ebenso grosser Schinder fort wie Philipp Schmitt Arthur Prauss Fernand Wyss und Richard De Bodt Ungeklarter Verbleib Bearbeiten Im April 1943 verliert sich Kantschusters Spur Seine Frau behauptete nach Kriegsende dass er in Berlin Lichterfelde und danach im Februar Marz oder Juli 1945 in Weimar Berlstedt kaserniert war Nach Kriegsende meldete sie ihn beim Roten Kreuz als vermisst Es kursieren verschiedene Versionen zu seinem moglichen Verbleib So wurden beispielsweise Eintritt in die Fremdenlegion eine Hinrichtung in Dachau oder ein Untertauchen unter falschem Namen vermutet 1952 wurde von einem deutschen Gericht ein erster Haftbefehl gegen Kantschuster wegen Mordes ausgestellt In der Folgezeit leiteten verschiedene weitere belgische und deutsche Gerichte Verfahren gegen ihn ein wegen der Beteiligung an Morden Misshandlungen und anderer Taten in Breendonk Dachau Mauthausen und Ravensbruck 1982 wurde die Suche nach ihm endgultig eingestellt weil man der Auffassung war dass er nicht mehr am Leben sei Beforderungen Bearbeiten1 Januar 1934 Unterscharfuhrer 1 April 1935 Oberscharfuhrer 1 August 1936 Hauptscharfuhrer 1 September 1938 ObersturmfuhrerArchivalien BearbeitenBundesarchiv Berlin SS FuhrerpersonalakteLiteratur BearbeitenPatrick Nefors Breendonk 1940 1945 De Geschiedenis Standaard Uitgeverij 2004 Hans Gunther Richardi Schule der Gewalt 1993 Anzeige des Oberstaatsanwalts der Ermordung des RA Strauss Munchen abgedruckt bei Hans Lamm Hrsg Von Juden in Munchen ein Gedenkbuch Munchen Ner Tamid Verl 1958 S 339Einzelnachweise Bearbeiten Staatsarchiv Munchen Polizeidirektion Munchen Digitalisat 107 Bericht der Polizeiwache Pasing vom 9 November 1932 United States Office of Chief of Counsel for the Prosecution of Axis Criminality Nazi Conspiracy and Aggression Volume 3 U S Government Printing Office Washington DC 1946 englisch google com Richardi Schule der Gewalt 1998 S 103 Reiner Orth Der SD Mann Johannes Schmidt S 190 PersonendatenNAME Kantschuster JohannKURZBESCHREIBUNG deutsches SS Mitglied stellvertretender Lagerkommandant der Festung BreendonkGEBURTSDATUM 20 Mai 1897GEBURTSORT BeuerbergSTERBEDATUM nach 1945 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Kantschuster amp oldid 237132443