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Johann Georg Schrepfer auch Johann Georg Schropfer getauft 26 Marz 1738 in Nurnberg 8 Oktober 1774 in Leipzig nach anderen Angaben geboren 1730 war ein deutscher Freimaurer 1 Hochstapler Zauberkunstler und Okkultist Er war ein Pionier der Seance Unterhaltung und hat als einer der ersten die Laterna Magica zur Projektion von Geistererscheinungen eingesetzt Er gab Vorfuhrungen in seinem Leipziger Kaffeehaus wobei er das Publikum uberzeugte er konne mit Toten sprechen Eintrag zu Schrepfer vom 26 Marz 1738 im Taufregister zu St Sebald Nurnberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Tod 3 Verdunkelte Affare 4 Sonstiges 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksLeben BearbeitenSchrepfer wurde am 26 Marz 1738 in der St Sebald Kirche in Nurnberg getauft und war der Sohn des Gastwirts Zum Roten Ross am Weinmarkt 14 und ab 1744 Wirt des Zum Goldenen Lamm in der Breiten Gasse 58 2 Als sein Vater 1744 Konkurs anmeldete verliess Johann Georg Schrepfer mit zwei anderen Sohnen die Stadt Nach eigenen Angaben war er eine Zeit lang preussischer Husar anderen erzahlte er dass er in kaiserlichen Diensten Offizier gewesen ware Er kam 1760 nach Leipzig als die Stadt von Preussen besetzt war und arbeitete zunachst als Kellner Weinschenk Im September 1761 heiratete er die Tochter eines Schneidermeisters 1769 kaufte er ein Kaffeehaus im Leipziger Barfussgasschen ab 1841 Zills Tunnel und erhielt eine Lizenz fur Billardspiel Kaffee und Teeausschank Durch den Hauskauf war er hochverschuldet Spatestens 1772 grundete er die Loge der achten Maurerey Schrepfer selbst war zuvor nie selbst als Freimaurer aufgenommen worden 1772 hielt er in seinem Kaffeehaus Versammlungen seiner Loge ab Nach seinen Angaben hatte er die Ruckendeckung der Jesuiten Er verwendete Gedankengut der Rosenkreuzer und stand wahrscheinlich mit ihnen in Verbindung er unternahm haufig langere Reisen zu Zentren der Rosenkreuzer in Frankfurt und Berlin und nach seinem Tod spielten wichtige Mitglieder seiner Loge eine bedeutende Rolle bei den Gold und Rosenkreuzern Er gab sich als schottischer Maurer aus und veranstaltete Geisterbeschworungen und Erscheinungen mit Hilfe von Projektionen aus einer Laterna Magica die ihm halfen Mitglieder der angesehenen 1766 gegrundeten stadtischen Loge Minerva der Freimaurer der Strikten Observanz in seine Loge zu ziehen Gleichzeitig setzte er die Loge Minerva herab so dass diese ihn 1773 zu sich zitierte und zur Massigung riet Statt dem zu folgen legte er in Flugschriften deren geheime Rituale offen Zunachst konnte er sich aber durchsetzen und wurde sogar vom Herzog von Braunschweig als Freimaurer anerkannt Schrepfers Darbietungen nutzten eine Vielfalt von Techniken Er befreundete sich mit dem Apotheker und Naturforscher Johann Heinrich Linck der ihn bei der Beschaffung notwendiger optischer Gerate und Chemikalien unterstutzte Einige seiner Techniken wurden von Paul Philidor und spater von Etienne Gaspard Robert ubernommen Philidor hat seine Darstellungen Schropferesque Geisterscheinings genannt Diese entwickelten sich zu Phantasmagorie einer im 18 und 19 Jahrhundert quer durch Europa sehr popularen Theaterform Er begann die Geheimnisse der Minerva Loge offentlich preiszugeben und verunsicherte somit den gesamten deutschlandweiten Orden Die Loge rief ihren Grossmeister den Dresdner Herzog Carl von Curland Sohn des fruheren Kurfursten Friedrich August II um Hilfe an Daraufhin liess ihn Curland am 17 September 1773 illegal im Linck schen Garten verhaften woruber sich Schrepfer erfolgreich beim Leipziger Rat beschwerte 3 Die Sache wurde intern beigelegt und Schrepfer schliesslich sogar nach Dresden eingeladen wo er im Kurlander Palais fur Mitglieder des Hoch und Hofadels Geister erscheinen liess Die Anwesenden waren tatsachlich so begeistert dass sie Schrepfer vertrauten Schrepfer nutzte das ihm geschenkte Vertrauen und erfand ein Vermogen das angeblich auf Schweizer Banken deponiert ist churfurstlich sachsische Cammercreditcassen Scheine im Wert von Millionen Talern Der sachsische Adel fiel auf den Schwindel herein und gewahrte Schrepfer zehntausende Taler gegen Schuldscheine Auch der Konferenzminister Friedrich Ludwig von Wurmb der fur diese sachsischen Staatsanleihen und deren Schutz eigentlich verantwortlich war liess sich von Schrepfer tauschen Am 15 September 1774 wurden die Schatzkisten von Schrepfer mit seinen angeblichen Cammercreditcassen Scheinen die Wurmb aus Frankfurt nach Leipzig bringen liess in Leipzig in Anwesenheit hoher Logenbruder geoffnet Schrepfer selbst war nicht anwesend da er nach eigenen Angaben kurzfristig nach Schkeuditz nahe der preussischen Grenze reisen musste Der Inhalt der Kisten war wertlos Die geprellten Logenbruder standen nun vor einem Problem da eine offentliche Anzeige eine peinliche Untersuchung nach sich gezogen hatte Insbesondere ware dabei die Verbindung wichtiger Personlichkeiten in Sachsen mit dem reaktionaren antiaufklarerischen Geheimorden der Gold und Rosenkreuzer offenbar geworden Tod BearbeitenUber den Tod von Schrepfer gibt es verschiedene Theorien Fest steht dass Schrepfer am Morgen des 8 Oktober 1774 im Leipziger Rosental unter mysteriosen Umstanden durch eine Schussverletzung ums Leben kam Dabei waren funf seiner getauschten Anhanger anwesend die Kammerherrn des sachsischen Herzogs von Carl von Curland Hans Rudolf von Bischoffwerder und Christian Friedrich von Hopfgarten der auch Kriegsrat war die Gorlitzer Kaufleute Frohlich und Petri und der Leipziger Advokat Johann Heinrich Hoffmann Alle hatten sich am Abend zuvor im Haus von Schrepfer getroffen und zu einem Spaziergang in das Rosenthal verabredet wobei sie so fruh aufbrachen dass alles in volliger Dunkelheit ablief Um 5 30 Uhr am Morgen war Schrepfer schon tot nach Aussage der Zeugen durch Suizid mit einer Pistole Eine Theorie geht davon aus dass Schrepfer durch die von ihm erzeugten Illusionen verruckt geworden sei und sich vor Publikum selbst erschoss um sich dann selbst wieder auferstehen zu lassen 4 Eine andere Theorie vermutet dass Schrepfer keinen Selbstmord begangen hat sondern von seinen Begleitern im Rahmen einer Verschworung ermordet wurde 5 Die aufgenommenen Zeugenaussagen des Leipziger Gerichts widersprechen sich die beiden kriegserfahrenen Kammerherren wurden laut Gerichtsakten gar nicht vernommen Der junge Kurfurst Friedrich August III liess sich die Leipziger Akten sowie den beschlagnahmten Schrepfer Briefwechsel nach Dresden kommen letzterer kam nicht zuruck und ist bis heute verschwunden Die Dresdner Staatsregierung unterband samtliche notwendigen weiteren Untersuchungen und so wurde der Fall als Selbstmord zu den Akten gelegt Der Kammerherr Bischoffwerder verliess noch im gleichen Herbst Sachsen und ging ins preussische Schlesien Verdunkelte Affare BearbeitenDie Mordtheorie beruft sich auf Sichtungen der Originalakten vor allem Schrepfer Akten im Stadtarchiv Leipzig und neu aufgefundener Dokumente u a Brief Bischoffwerders an den Konferenzminister Friedrich Ludwig von Wurmb zeitgenossische Handschrift Schrepfers Lehre Briefe Schrepfers Brief des Herzogs von Kurland an den Kommandanten der Pleissenburg Der erhaltene Obduktionsbericht Schrepfers im Leipziger Stadtarchiv legt nach einem Gutachten Juni 2011 eines Leipziger Rechtsmediziners nahe dass bei dem Selbstmord handgreiflich nachgeholfen wurde 6 Zu viel stand auf dem Spiel wenn der hochverschuldete Schrepfer vor Gericht gestellt worden ware Der Filz des Tempelherren Ordens bis in hochste Kreise die verbotene Spekulation von Mitgliedern des Hochadels mit angeblichen sachsischen Staatspapieren Cammercreditcassen Scheine der Anteil der Gold und Rosenkreuzer Mehrere der Beteiligten wurden nach Schrepfers Tod Zirkelleiter der Gold und Rosenkreuzer in Sachsen 7 sie hatten die Absicht die Freimaurerei zu unterwandern um die Aufklarungsideen mit ihrer katholisch reinen Lehre zuruckzudrangen und somit politischen Einfluss im protestantischen Norden Deutschlands zu gewinnen Uber Bischoffwerder und Wollner und ihre Rosenkreuzerloge am preussischen Hof ist das dann auch gelungen 8 Die seit mehr als 200 Jahren zirkulierenden Berichte Aufsatze Bucher uber Schrepfer basieren vor allem auf den Legenden die unmittelbar nach seinem Tod gestreut wurden Die Affare um Johann Georg Schrepfer ist symptomatisch fur die Gegenbewegung des Aufklarungszeitalters die dunkle Seite der Aufklarung Sonstiges BearbeitenSchrepfer diente Friedrich Schiller in Dresden bei seinem Freund und Freimaurer Christian Gottfried Korner Minerva Mitglied als eine Vorlage neben anderen fur seinen unvollendeten Roman Der Geisterseher Der Maler und Schriftsteller Wilhelm von Kugelgen berichtet uber Schrepfer in einer Passage der Jugenderinnerungen eines alten Mannes Theodor Fontane geht auf die Affare in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg Band 3 Marquardt von 1795 bis 1803 ein in Zusammenhang mit General Hans Rudolf von Bischofswerder und Schloss Marquardt Fontane nennt Schrepfer den bemerkenswertesten Alchimisten und Wunderleuten im Umkreis des Herzogs Karl von Kurland Er besass nach Fontane einen Apparat der zum Besten gehorte was zu seiner Zeit zur Verfugung stand Dazu war er kuhn und von einem gewissen ehrlichen Glauben an sich selbst Es scheint dass er inmittel all seiner Betrugereien doch ganz aufrichtig die Meinung unterhielt jeder Tag bringt Wunder warum sollte am Ende nicht auch mir zuliebe ein Wunder geschehen 9 Einzelnachweise Bearbeiten Remember the Phantasmagoria Oliver Grau Otto Forster Der Geisterseher Johann Georg Schrepfer Die Legende vom Selbstmord 1774 Leipziger Recherchen 2015 Brief Schrepfer s vom 22 September 1773 an den Burgermeister und Rat der Stadt Leipzig Stadtarchiv Leipzig Eds Crangle Richard Heard Mervyn and van Dooren Ine Devices and Desires Realms of Light London England The Magic Lantern Society 2005 11 45 Print Otto Werner Forster Tod eines Geistersehers Johann Georg Schrepfer Eine vertuschte sachsische Staatsaffare 1774 Taurus Verlag Leipzig 2011 Otto Werner Forster Tod eines Geistersehers Johann Georg Schrepfer Eine vertuschte sachsische Staatsaffare 1774 Taurus Verlag Leipzig 2011 Der Einschuss erfolgte im Mundvorhof und nicht in der Mundhohle so als ob Schrepfer durch Zusammenpressen der Zahne das weitere Eindringen verhindern wollte Der begutachtende Rechtsmediziner ist Carsten Hadrich Friedrich Ludwig von Wurmb Johann Heinrich Zimmermann Johann Heinrich Hoffmann und Francois DuBosc Otto Werner Forster Tod eines Geistersehers Johann Georg Schrepfer Eine vertuschte sachsische Staatsaffare 1774 Taurus Verlag Leipzig 2011 Fontane Wanderungen durch die Mark Brandenburg Marquardt von 1795 bis 1803 zeno orgLiteratur BearbeitenOtto Werner Forster Tod eines Geistersehers Johann Georg Schrepfer Eine vertuschte sachsische Staatsaffare 1774 Taurus Verlag Leipzig 2011 112 Seiten mit Abb von Originaldokumenten Nachricht von dem beruchtigten Johann Schroepfer in Sachsen und seinen Geisterbeschworungen 1775 8 Seiten Johann Salomo Semler Sammlungen von Briefen und Aufsatzen uber die Gassnerischen und Schopferischen Geisterbeschworungen Halle 1776 Walter Kunz Johann Georg Schropfer ein Magier des 18 Jahrhunderts Rechtshilfe Verlag Zurich 1957 Joachim Kalka Phantome der Aufklarung Von Geistern Schwindlern und dem Perpetuum Mobile Berenberg Verlag Berlin 2006 Brockhaus Bilder Conversations Lexikon Band 4 Leipzig 1841 S 109 Pierer s Universal Lexikon Band 15 Altenburg 1862 S 428Weblinks BearbeitenOtto Forster Der Geisterseher Johann Georg Schrepfer Die Legende vom Selbstmord 1774 Leipziger Recherchen 2015 nach dem Buch von Forster Schrepfer und der Leipziger Lowenapotheker Johann Heinrich Linck Eintrag zu Johann Georg Schrepfer bei freimaurer wiki deNormdaten Person GND 120914042 lobid OGND AKS LCCN nr2001040769 VIAF 74695557 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schrepfer Johann GeorgKURZBESCHREIBUNG Geisterseher HochstaplerGEBURTSDATUM getauft 26 Marz 1738GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 8 Oktober 1774STERBEORT Rosental bei Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Georg Schrepfer amp oldid 237447465