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Johann Hans Christian Jurgensen 7 April 1744 in Schleswig 8 November 1823 ebenda war ein deutsch danischer Weissbacker Instrumentenbauer und Chronist Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Wirken als Instrumentenbauer 3 Arbeiten als Ingenieur 4 Verbindung zu Asmus Jacob Carstens 5 Wirken als Chronist 6 Nachlass 7 Ehrungen 8 Familie 9 Literatur 10 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJohann Christian Jurgensen war der jungste von vier Sohnen von Johann Anton Jurgensen 1710 1760 der in Schleswig als Weissbacker arbeitete Die Mutter Martha 21 Februar 1717 in Schwabstedt 6 Juni 1782 in Schleswig war eine Tochter des Schwabstedter Mullers Jurgen Carstens Sie hatte zunachst den Schleswiger Branntweinbrenner Ratje Streve geheiratet der 1742 starb Zu seinen Vettern gehorte Asmus Jacob Carstens 1 Jurgensen arbeitete bereits als Kind in der vaterlichen Backstube und erhielt eine Schulbildung an einer Schleswiger Stadtschule vermutlich der in Friedrichsberg Neben dem Schulbesuch bekam er angeblich Klavierunterricht Danach lernte er zunachst bei seinem Vater und nach dessen Ableben bei einem weiteren Backermeister in Schleswig 1762 bestand er die Gesellenprufung Anschliessend half er seiner Mutter die Backerei des verstorbenen Vaters weiterzufuhren 2 Wirken als Instrumentenbauer BearbeitenWie sein Vater arbeitete Jurgensen neben der Arbeit als Backer kunsthandwerklich so als Kunsttischler Hinzu kam eine zunehmende Beschaftigung mit der Musik Daher schuf er ein Klavier nach eigenen Ideen bei dem es sich wahrscheinlich um ein Klavichord handelte Aufgrund der Gute des Instruments bekam er Auftrage fur mehrere weitere Klaviere 1769 stellte er daher die Tatigkeit als Backer ein Danach eroffnete er eine eigene Werkstatt fur Instrumentenbau Geholfen haben durfte ihm dabei dass er die reiche Witwe eines Schleswiger Domkantors heiratete 3 Jurgensen baute nun auf Anfrage Klavichorde und Fortepianos Sein Zeitgenosse und Sachverstandiger Carl Friedrich Cramer erwahnte sehr lobend den gelungenen Klang der Instrumente und deren hochwertige Verarbeitung Er sagte dass Jurgensen zu den besten Instrumentenbauern Deutschlands gehore 1800 fertigte Jurgensen ein Klavichord fur Konigin Luise von Preussen was einen Nachweis seiner Qualitaten als Handwerker gesehen werden kann Auch Johann Abraham Peter Schulz hatte wahrscheinlich ein Instrument aus dessen Werkstatt 3 Jurgensen erfand ein Clavecin Royal und den Bellesonorereal Diese Klaviere hatten Registerzuge und Fusshebel mit denen die Klangfarbe und Tonstarke vielfach geandert werden konnten Mit diesen Instrumenten hatte er keinen Erfolg Neben Klavieren schuf er auch Querfloten und Harfen Dabei experimentierte er und berichtete in mehreren Artikeln uber seine Tatigkeiten und Erfindungen Dazu gehorten eine nicht verstimmbare Besaitung von Klavieren eine Apparatur zum Umstimmen von Harfen die uber eine Tastenreihe verfugte oder die einfachere Produktion von Querfloten und Tonmessgeraten Er erarbeitete sich derartiges Ansehen dass er Auftrage als Sachverstandiger bei Reparaturen von Orgel bekam so 1810 am Schleswiger Dom 3 Arbeiten als Ingenieur BearbeitenIn den 1770 80er Jahren lernte Jurgensen bei Muller Hans Grewe Der ehemalige Dorfschullehrer wohnte nahe Schleswig und unterrichtete ihn in Mathematik und Physik woraufhin Jurgensen damit anfing optische Instrumente zu bauen Jurgensen kannte zudem den Ingenieursoffizier Wilhelm Theodor von Werner 1724 1792 Von Werner arbeitete als Generallandmessdirektor initiierte den Eiderkanal mit und galt als sehr gebildet im Bereich der Mathematik und Physik In seinem Studierzimmer fuhrte er gemeinsam mit Jurgensen Experimente durch Jurgensen konstruierte daraufhin einige Gerate wie Monochorde Nivelliermaschinen zur Erfassung von Hohenunterschieden Proportionalzirkel Plantegraphen Thermometer und Barometer 3 Aufgrund der Qualitat seiner Instrumente baten einige technisch interessierte Adlige wie Conrad Graf Holck oder Christian Detlev von Revenfeld Jurgensen die Sommermonate auf den Gutern Eckhof und Nienhof zu verbringen Hier wollten sie gemeinsam experimentieren 1784 versuchten sie in Stadten wie Schleswig Kiel Eutin und Lubeck den Start von Heissluftballons Jurgensen plante auch eine bemannte Ballonfahrt wie die der Bruder Montgolfier konnte jedoch nicht das notwendige Geld beschaffen 4 Wahrend dieser Zeit entwickelten sich Jurgensens Geschafte im Klavierbau aufgrund von Wettbewerbern aus Dresden und Wien zunehmend schlechter Daher produzierte er nun vermehrt optische und technische Apparaturen darunter Spiegelteleskope Astrolabien und Elektrisiermaschinen und weniger Musikinstrumente Sein begehrtestes Produkt waren Blitzableiter fur die er zahlreiche Kunden fand 4 Verbindung zu Asmus Jacob Carstens Bearbeiten1776 bot Jurgensen seinem zehn Jahre jungeren Vetter Asmus Jacob Carstens fur drei Monate einen Wohnort in seinem Haus an Carstens hatte eine Auszubildung zum Kufner abgebrochen und keine Einkunfte Bei Jurgensen stand ihm eine umfangreiche Bibliothek zur Verfugung in der auch antike Autoren zu finden waren Der Aufenthalt war fur seine Entwicklung zum Maler und Zeichner bedeutend Gemeinsam mit Jurgensen besichtigte er die Kunstwerke im Schleswiger Dom im Gottorfer Schloss und die Bilder Jurgen Ovens Bilder im Neuwerksgarten der Amalienburg Ausserdem verhalf er ihm zu Malunterricht bei Paul Ipsen aus Kopenhagen mit dem er befreundet war 4 Jurgensen publizierte 1792 eine kleine Biographie von Asmus Jacob Carstens und dessen Bruder Friedrich Christian Carstens Asmus Jacob erwahnte Jurgensen dankend fur die Zeit in Schleswig in seinen Oden und Elegien von Jacob aus dem Jahr 1783 4 Wirken als Chronist BearbeitenJurgensen beschaftigte sich mit Archaologie und Geschichte Gemeinsam mit dem Philologen Johann Matthias Schultz erkundete er sich mit zwei Runensteinen die 1796 nahe Schleswig entdeckt worden waren 1799 publizierte er hierzu Seine bedeutendste und langste Schrift ist eine uberarbeitete Stadtchronik von Schleswig Diese basierte auf einer Arbeit von Nicolaus Helduader Jurgensen verwendete diese nicht vollstandig und fasste sie zusammen Er erganzte sie uber 1603 hinaus fur den Zeitraum bis 1822 4 In der Chronik erstellte Jurgensen sieben Abschnitte Diese umfassen die Topographie Schleswigs und deren Zeit als Sitz des Bischofs das Regiment der Stadt das Gottorfer Schloss und den Neuwerksgarten Das Werk gilt noch heute bei Forschern als zuverlassige Darstellung der Stadttopographie und der gesellschaftlichen Strukturen zu Jurgensens Lebzeiten Von besonderer Bedeutung ist die umfangreiche Darstellung des Neuwerkgartens der um 1830 grosstenteils noch existierte 4 Jurgensen interessierte sich offenbar insbesondere fur antiquaristische bildende Kunste Als drei Monate nach seinem Tod sein Nachlass zur Versteigerung annonciert wurde umfasste dieser 1200 1300 Kupferstiche Mit Hilfe seiner ersten Frau hatte er ein von Albert von Soest erstelltes Portrat von Luther bekommen Es handelte sich um ein Basrelief aus Pappmache 4 Im Jubilaumsjahr der Reformation 1817 schrieb Jurgensen hieruber einen Aufsatz mit dem er auch Geld verdienen wollte So offerierte er darin Abgusse in Gips und Metall Mehrere derartige Erzeugnisse hatte er bereits an Kirchengemeinden darunter Schleswig Rendsburg und Husum verkauft 5 Jurgensen beschrieb kurz vor Lebensende 1823 detailliert den von Hans Bruggemann geschaffenen Bordesholmer Altar Seine Darstellung ist ausserst exakt enthalt Ansatze zur Deutung und mitunter kritische Anmerkungen 5 Nachlass BearbeitenJurgensen hinterliess sehr viele Gegenstande die versteigert wurden und daher nicht zusammengeblieben sind Das einzige seinem Besitz eindeutig zuzuordnende bedeutende Kunstwerk ist die von Bruggemann geschaffene Holzskulptur Laute spielender Engel Seine Sohne verkauften diese 1846 an die Berliner Museen Brugemann hatte das Werk fur die Marienkirche in Husum angefertigt nachdem diese abgebrochen worden war hatte Jurgensen das Kunstwerk 1807 angekauft 5 Drei von Jurgensen geschaffene Tasteninstrumente befinden sich heute in Museen 5 Ein Tafelklavier von 1778 wird im Osloer Norsk Folkemuseum aufbewahrt Ein weiteres Tafelklavier von 1782 befindet sich im Dansk Musikhistorik Museum Kopenhagen Das fur Konigin Luise gefertigte Clavichord gehort dem Spreewaldmuseum Lubbenau Spreewald Dieses reichte es als Dauerleihgabe an das Museum im Schloss Bad Pyrmont weiter Ehrungen BearbeitenAufgrund seiner ungewohnlich vielfaltigen und geschickten Arbeiten erhielt Jurgensen mehrere Ehrungen Der Konig von Danemark ernannte ihn 1810 zum Dannebrogsmann Jurgensen erstellte 1794 eine freistehende Sonnenuhr fur das Schloss Louisenlund Der Schlossherr Carl von Hessen ernannte Jurgensen hierfur zum Furstlichen Hofmechanikus Bertel Thorvaldsen ein Freund von Asmus Jacob Carsten und beruhmter Kunstler stattete Jurgensen zur Ehre Schleswig 1819 einen Besuch ab Jurgensen zeigte ihm Stucke aus seiner Sammlung vor und fuhrte ihn durch die Stadt Ausserdem schenkte er ihm mehrere von Carsten geschaffene Zeichnungen Familie BearbeitenJurgensen heiratete am 3 Oktober 1769 in Schleswig Anna Catharina Dorothea Schmidt geborene Winter um 1734 15 Juli 1796 in Schleswig Sie war eine Witwe des Schleswiger Domkantors Johann Rudolph Schmidt Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Jurgensen um 1800 Anna Maria Elisabeth Gotsche 27 August 1774 13 April 1851 in Schleswig Sie war eine Tochter des Grenadiers Johann Michael Gotsche und dessen Ehefrau Elisabeth Christina geborene Paulsen 6 Jurgensen und Gotsche hatten zwei Sohne Ein weiterer Sohn lebte nach der Geburt nicht lange 6 Literatur BearbeitenCornelius Kellner Jurgensen Johann Christian in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 231 235 Einzelnachweise Bearbeiten Cornelius Kellner Jurgensen Johann Christian in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 231 235 Cornelius Kellner Jurgensen Johann Christian in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 231 232 a b c d Cornelius Kellner Jurgensen Johann Christian in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 232 a b c d e f g Cornelius Kellner Jurgensen Johann Christian in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 233 a b c d Cornelius Kellner Jurgensen Johann Christian in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 234 a b Cornelius Kellner Jurgensen Johann Christian in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 231 Normdaten Person GND 132670569 lobid OGND AKS VIAF 277940779 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jurgensen Johann ChristianALTERNATIVNAMEN Jurgensen Hans ChristianKURZBESCHREIBUNG deutscher Weissbacker Instrumentenbauer und ChronistGEBURTSDATUM 7 April 1744GEBURTSORT SchleswigSTERBEDATUM 8 November 1823STERBEORT Schleswig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Christian Jurgensen amp oldid 190412839