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Johann Baptist Allgaier 19 Juni 1763 in Schussenried 3 Januar 1 1823 in Wien war der erste bedeutende deutsche und osterreichische Schachspieler Er war ausserdem Verfasser des ersten eigenstandigen Schachlehrbuchs in deutscher Sprache Neue theoretisch praktische Anweisung zum Schachspiel Titelblatt der Originalausgabe 1795 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schachautor 3 Nachwirkung 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Baptist Allgaier wurde als Sohn unbemittelter Eltern in dem freien Reichsstift Schussenried geboren welches 1806 an Wurttemberg kam Sein Vater Georg Allgaier war als Hofmeister des Klosters angestellt Der junge Allgaier studierte katholische Theologie wanderte jedoch als junger Mann heimlich nach Polen aus wo er von einem polnischen Juden das Schachspiel erlernte 2 Die privaten Grunde fur den fruhen Bruch in seiner Biografie sind unklar Von Allgaiers Lebensweg sind allgemein nur wenige Einzelheiten bekannt Ende der 1780er Jahre gewann er in Wien einen Wettkampf um 1500 Gulden und galt seitdem als bester Schachspieler der Kaiserstadt 2 Nunmehr erhielt er Zugang zu adeligen Kreisen Wahrend einiger Zeit wurde er mit dem Schachunterricht bei mehreren osterreichischen Erzherzogen betraut Im Jahr 1798 trat Allgaier in osterreichische Militardienste Dies geschah aber nicht durchgehend sondern mit einer Reihe von Unterbrechungen entsprechend dem Verlauf der Koalitionskriege unter Beteiligung Osterreichs Spater wurde er kurze Zeit als Rechnungsfuhrer am Garnisonslazarett in Prag angestellt Weil erkrankt musste Allgaier 1816 aus dem Dienst ausscheiden die fortan bezogene Pension von 200 Gulden jahrlich war karglich Er zog wieder nach Wien Dort war er gezwungen sich durch das Schachspiel eine zusatzliche Einnahme zu verschaffen Um das Jahr 1820 trafen sich in Wien im Kaffeehaus Zur goldenen Krone am Graben viele starke Schachspieler Zu Allgaiers starksten Gegnern zahlten der Beamte Anton Witthalm und Graf Johann Somssich Ungeachtet seiner Beruhmtheit und einiger Unterstutzung die er erhielt verbrachte Allgaier seine spaten Lebensjahre in armlichen Verhaltnissen Der Schachmeister von dem kein Portrat uberliefert ist wurde als charakterlich bescheiden und grosser starker Mann von angenehmen aber nicht sehr geistreichen Gesichtszugen beschrieben 2 Ende Dezember 1822 musste sich Allgaier der seit vielen Jahren an einer chronischen Asthma Erkrankung litt in ein offentliches Krankenhaus das Garnisonsspital aufnehmen lassen Dort starb er nach wenigen Tagen an der Brustwassersucht Seine Witwe erhielt nach seinem Tod eine einmalige kleine Unterstutzung zugesprochen Gespielte Partien sind von Allgaier nicht erhalten obwohl er in Wien eine umfangreiche Praxis ausubte Es wird zumeist angenommen dass er einige Zeit den Schachturken bedient hat darunter auch bei einer Partie die der vermeintliche Schachautomat 1809 im Schloss Schonbrunn gegen Kaiser Napoleon I gespielt haben soll Die uberlieferte Partie gilt jedoch nicht als historisch belegt Schachautor BearbeitenIm Jahr 1795 erschien in Wien Allgaiers Lehrbuch Neue theoretisch praktische Anweisung zum Schachspiel Das Werk enthalt eine Ubersicht uber die damals bekannten Partieanfange zum Schluss werden Endspiele behandelt Bereits 1796 folgte Der Anweisung zum Schachspiel zweyter Theil eine Darstellung verschiedener Schachvarianten wie des Konigspiels und des Kriegsspiels Am kaiserlichen Hof wurde seit Jahrhunderten das Schachspiel gepflegt Man folgte damit einer spanischen Tradition Allgaiers Bucher waren den jungen Erzherzogen Anton Johann Rainer Ludwig und Rudolph von ihrem unterthanigst gehorsamstem Diener gewidmet 3 Dass das Schach auch den Weg ins osterreichische Volk fand ist zu einem grossen Teil Allgaier zu verdanken Seine Neue theoretisch praktische Anweisung zum Schachspiel war der erste nennenswerte Beitrag in deutscher Sprache zur Schachtheorie Allgaier kannte die Schachliteratur seiner Zeit sehr genau Er nahm Bezug auf die Ideen Philidors und die Eroffnungssysteme der Schachschule von Modena um Lolli Ponziani und del Rio Der Einfluss des franzosischen Meisters blieb aber fur Allgaier bestimmend den man auch den deutschen Philidor nannte Seine Neue theoretisch praktische Anweisung zum Schachspiel fand schliesslich im ganzen deutschen Sprachraum grossen Anklang und erfuhr zu Allgaiers Lebzeiten vier Auflagen die Uberarbeitungen und Erganzungen einschlossen Das war fur die damalige Zeit ein beachtlicher Erfolg Auch nach seinem Tode wurde das Buch bis in die 1840er Jahre weiter aufgelegt die siebte und letzte Auflage erschien 1841 Erst zu diesem Zeitpunkt hatten neuere Werke speziell das Handbuch des Schachspiels die Bedeutung des Allgaier Buchs verdrangt Nachwirkung Bearbeiten a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Allgaier Gambit Stellung vor dem Figurenopfer 6 Sg5xf7 Ein halbes Jahrhundert lang galten die von Allgaier formulierten Schachgesetze im deutschen Raum als massgebliches Regelwerk In Wien waren sie bis zur Grundung der Schachgesellschaft im Jahr 1857 in Gebrauch 4 Allgaiers Lehrbuch trug erheblich zur Hebung der Spielstarke deutscher und osterreichischer Schachspieler bei Einen merkbaren internationalen Einfluss konnte das Werk allerdings nicht ausuben In England und Frankreich wo damals der Schwerpunkt in der Entwicklung des Schachspiels ruhte konnte die Anweisung auf deutsch und in damals noch ungebrauchlicher algebraischer Notation verfasst zu keiner Geltung gelangen Wegweisend war die tabellarische Anordnung der Eroffnungen die Allgaier erstmals in der dritten Auflage des Buches 1811 vornahm Nach ihm ist eine Variante des Konigsgambits benannt das scharfe und als sehr riskant eingeschatzte Allgaier Gambit Es entsteht nach den folgenden Zugen 1 e2 e4 e7 e5 2 f2 f4 e5xf4 3 Sg1 f3 g7 g5 4 h2 h4 g5 g4 5 Sf3 g5 als Alternative zu 5 Sf3 e5 dem Kieseritzky Gambit Nach 5 h7 h6 ist das Figurenopfer 6 Sg5xf7 erzwungen Eine Analyse dieses Gambits enthielt die vierte Auflage der Anweisung 1819 Werke BearbeitenNeue theoretisch praktische Anweisung zum Schachspiel Rotzl Wien 1795 Digitalisat Der Anweisung zum Schachspiel zweyter Theil Rotzl Wien 1796 Digitalisat Neue theoretisch practische Anweisung zum Schachspiele 3 Auflage Rotzl und Kaulfuss Wien 1811 Digitalisat Neue theoretisch praktische Anweisung zum Schachspiele 5 Auflage Haas Wien und Prag 1823 Digitalisat Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Allgaier Johann In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 22 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1870 S 461 Digitalisat ohne Verf Anton Baron Reisner Allgaier in Neue Berliner Schachzeitung Juli August 1870 S 193 197 Nachdruck aus der Schachbeilage der Wiener Spielzeitung Paul Beck Ein beruhmter aber vergessener Schwabe Der Schachkunstler Johann Allgaier aus Schussenried 1763 1823 In Schwabisches Archiv 26 Jg 1908 S 177 183 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Johann Baptist Allgaier Quellen und Volltexte Partie des Schachturken angeblich Allgaier gegen Kaiser Napoleon 1809 PDF Datei 557 kB Einzelnachweise Bearbeiten Wiener Zeitung 17 Januar 1823 S 51 a b c Anton Baron Reisner in Schachzeitung Widmung in der Erstausgabe Siehe u a die Angabe laut Anton Baron Reisner in Schachzeitung Januar 1866 S 12 Normdaten Person GND 1012154580 lobid OGND AKS VIAF 85891445 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Allgaier Johann BaptistKURZBESCHREIBUNG osterreichischer SchachspielerGEBURTSDATUM 19 Juni 1763GEBURTSORT SchussenriedSTERBEDATUM 3 Januar 1823STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Baptist Allgaier amp oldid 233832401