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Jean Pierre Wilhelm 9 September 1912 in Dusseldorf Juli 1968 ebenda eigentlicher Name Kurt Wilhelm war ein deutscher Galerist Kunstvermittler Kunstkritiker Ubersetzer und Herausgeber franzosischer Literatur und einer der ersten Forderer der rheinischen Avantgarde 1957 grundete er gemeinsam mit Manfred de la Motte in Dusseldorf die bis 1960 bestehende Galerie 22 wobei die Prasentation der Malerei des Informel und der kulturelle Austausch zwischen Deutschland und Frankreich vor allem in musikalischer und literarischer Hinsicht im Vordergrund standen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 In Frankreich 1 2 Galerie 22 1 3 Fluxus 1 4 Abschied 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenIn Frankreich Bearbeiten Wilhelm der einer wohlhabenden judischen Kaufmannsfamilie aus Dusseldorf entstammte emigrierte vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach Paris 1940 tauchte er gemeinsam mit seinem Freund dem aus Berlin stammenden Komponisten Louis Saguer in Sudfrankreich unter wo er von der Resistance versteckt wurde Wilhelm wechselte mehrmals seine Identitat wobei er den Vornamen Jean Pierre spater nie mehr ablegte und uberlebte funf Internierungslager des Vichy Regimes 1 1949 nahm er die franzosische Staatsburgerschaft an und kehrte Anfang der 1950er Jahre aus dem Exil in seine Heimatstadt Dusseldorf zuruck 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg traf Wilhelm 1953 Winfred Gaul in Paris den er mit der informellen Malerei bekanntmachte 3 Galerie 22 Bearbeiten Am 2 Mai 1957 drei Wochen vor Eroffnung der Galerie Schmela eroffnete Jean Pierre Wilhelm ursprunglich Kunstvermittler und Ubersetzer franzosischer er ubersetzte Paul Celan ins Franzosische und Andre Malraux ins Deutsche spanischer und portugiesischer Lyrik und Prosa 1 im dritten Stock eines Wohn und Geschaftshauses auf der Kaiserstrasse 22 in Dusseldorf Pempelfort gemeinsam mit Manfred de la Motte und der Unterstutzung von Gerhard Hoehme 4 die Galerie 22 Wilhelm zeigte in der Eroffnungsausstellung Der Aufstand gegen die Form L insurrection contre la forme 2 Werke von Karl Fred Dahmen Winfred Gaul Karl Otto Gotz Gerhard Hoehme Paul Jenkins Heinz Kreutz Bernard Schultze und Emil Schumacher 5 Die parallel zu den Ausstellungsprogrammen erschienenen Kataloge wurden von renommierten Autoren wie Lawrence Alloway Will Grohmann Andre Malraux Jean Paulhan Francis Ponge Herbert Read Pierre Restany Franz Roh Albert Schulze Vellinghausen und Eduard Trier begleitet 6 Unter dem Titel 30 Jahre informelle Malerei 1928 1958 stellte Jean Pierre Wilhelm im Februar 1958 erstmals in Deutschland den Franzosen Jean Fautrier in einer Einzelausstellung vor Im April desselben Jahres folgte eine Ausstellung von Werken Otto Herbert Hajeks und im Oktober zeigte Peter Bruning einige seiner Werke 7 Die musikalischen Ereignisse die ab 1958 mit Konzerten und Aktionen von John Cage Sylvano Bussotti und Nam June Paik in der Galerie 22 stattfanden wirkten in der Dusseldorfer Kunstszene wie energiegeladene Sprengsatze Cage trat am 14 Oktober 1958 gemeinsam mit David Tudor und Cornelius Cardew mit jungsten Klavierstucken auf Stucke von Karlheinz Stockhausen Christian Wolff Franco Evangelisti Earle Brown und Morton Feldman sowie mit der Urauffuhrung von Cages Music Walk 5 Nam June Paik inszenierte 1959 seine Hommage a John Cage bei der Radio Tonband und ein umsturzendes Klavier Teil einer offentlichen Performance waren 8 Die von der Galerie vertretenen jungen Kunstler des Informel nahmen 1959 alle an der documenta II in Kassel teil Im Anschluss an diese documenta prasentierte die Galerie 22 die Ausstellung Kunstler der documenta II die die Kunstler in einen internationalen Kontext unter anderem mit Roberto Matta und Henri Michaux stellte 5 Fluxus Bearbeiten Im November 1959 fand in Jean Pierre Wilhelms Galerie 22 die erste offentliche Auffuhrung des dem Komponisten John Cage gewidmeten Konzerts Hommage a John Cage von Nam June Paik im Zuge der Ausstellung Bildschreine von Horst Egon Kalinowski statt 9 bei der Paik nachdem er Klavier gespielt und verschiedene Gerausche wie elektronisches Tonbandgetose klatschende Eier Spieluhrgeklimper und Radiomusik erzeugt hatte das Klavier kurzerhand umwarf Aus solchen Aktivitaten ergab sich Wilhelms Eintreten fur Fluxus eine Bewegung die ab 1960 in Fortsetzung der Aktivitaten im Atelier von Mary Bauermeister wo Nam June Paik 1960 im Rahmen der Auffuhrung von Etude for Pianoforte John Cage die Krawatte abschnitt und ihn mit Shampoo einseifte 10 Am 1 Juni 1960 schloss Wilhelm seine Galerie 22 mit einer Ausstellung von Cy Twombly und Robert Rauschenberg 11 4 1962 trat die internationale von George Maciunas initiierte Fluxus Bewegung mit ersten Konzerten und Aktionen an die Offentlichkeit und dies zunachst im Rheinland Jean Pierre Wilhelm war derjenige der die Kontakte herstellte und die Auffuhrungsorte mitorganisierte 12 Wilhelm hielt wie bei vielen Pra Fluxus und Fluxus Veranstaltungen die Einfuhrungsreden So geschehen bei NEO DADA in der Musik am 16 Juni 1962 bei den Dusseldorfer Kammerspielen wo Maciunas nach dem Kleinen Sommerfest Apres John Cage in der Galerie Jahrling zum zweiten Mal in Deutschland offentlich auftrat 13 oder bei dem von Joseph Beuys und Nam June Paik in Absprache mit George Maciunas organisierten Festum Fluxorum Fluxus in der Aula der Kunstakademie Dusseldorf 12 Abschied Bearbeiten Jean Pierre Wilhelm gesundheitlich bereits stark angegriffen er litt an einer erblich bedingten Herzkrankheit 14 verlas am 28 Juli 1966 im Wohn Atelier von Eva und Joseph Beuys am Drakeplatz in Dusseldorf Oberkassel ein Statement in dem er sein Ausscheiden aus dem Kunstbetrieb bekraftigte Auch Charlotte Moorman und Nam June Paik waren anwesend 15 deren Konzert in der Aula der Kunstakademie Wilhelm am selben Tag mit einer Rede eingeleitet hatte Zu diesem Termin schaltete Joseph Beuys unerwartet und unangekundigt seine Aktion Infiltration Homogen fur Konzertflugel der grosste Komponist der Gegenwart ist das Contergankind ein 16 Zuletzt war Jean Pierre Wilhelm am 30 Juli 1966 bei der Aktion Frisches in der Wohnung von Jorg Immendorff und Chris Reinecke auf der Bankstrasse in Dusseldorf anwesend wo jeder teilnehmende Kunstler mit einem Werk vertreten war Teilnehmer bei dieser Aktion waren neben Reinecke und Immendorff Beuys Christof Kohlhofer Moorman Paik Verena Pfisterer Reiner Ruthenbeck Franz Erhard Walther sowie Rene Block 16 Im Juli 1968 starb Jean Pierre Wilhelm in Dusseldorf Literatur BearbeitenManfred de la Motte Uber Jean Pierre Wilhelm und die Galerie 22 Dusseldorf In Kunstforum International 104 November Dezember 1989 S 225 228 Karl Ruhrberg Bernard Schultze Jean Pierre Wilhelm und die Dusseldorfer Kunstszene In Bernard Schultze Im Labyrinth Werke von 1940 1980 Ausstellungskatalog Stadtische Kunsthalle Dusseldorf Dusseldorf 1981 S 39 41 Weblinks BearbeitenStephan von Wiese Fluxus an der Akademie Dusseldorf auf der biographischen Landkarte von Nam June Paik www cultd net abgerufen am 16 Juli 2011Einzelnachweise Bearbeiten a b Susanne Rennert Alles ist im Fluss Rien n est fige Die Galerie 22 und Dusseldorfs Aufbruch zu neuer Kunst In Renate Buschmann Stephan von Wiese Hrsg Fotos schreiben Kunstgeschichte DuMont Koln 2007 Ausstellungskatalog zur Ausstellung Fotos schreiben Kunstgeschichte 8 Dezember 2007 bis 2 Marz 2008 Museum Kunst Palast Dusseldorf S 20 a b Martin Schieder Karl Otto Gotz Im Blick des anderen die deutsch franzosischen Kunstbeziehungen 1945 1959 google books abgerufen am 10 August 2011 Winfred Gaul www nrw museum de abgerufen am 24 April 2014 a b Gerhard Hoehme www gerhard hoehme de abgerufen am 26 Juli 2011 a b c Susanne Rennert in Renate Buschmann Stephan von Wiese Hrsg Koln 2007 S 22 Susanne Rennert Alles ist im Fluss Rien n est fige Die Galerie 22 und Dusseldorfs Aufbruch zu neuer Kunst In Renate Buschmann Stephan von Wiese Hrsg Fotos schreiben Kunstgeschichte Koln 2007 S 21 Karl Ruhrberg Hrsg Zeitzeichen Stationen Bildender Kunst in Nordrhein Westfalen DuMont Koln 1989 ISBN 3 7701 2314 X S 468 Dagmar Haas Pilwat Ein Abend fur den Vater der Videokunst Rheinische Post 10 August 2023 abgerufen am 12 August 2023 Susanne Rennert Chronologie 1958 1968 In sediment Mitteilungen zur Geschichte des Kunsthandels Nam June Paiks fruhe Jahre im Rheinland Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e V ZADIK Heft 9 2005 Verlag fur Moderne Kunst Nurnberg Koln 2005 S 31 Yvonne Ziegler John Cages Bezuge zur Performancekunst In Wulf Herzogenrath Barbara Nierhoff Wielk Hrsg John Cage und Bildende Kunstler Einflusse Anregungen Koln 2012 S 146 Karl Ruhrberg Hrsg Zeitzeichen Stationen Bildender Kunst in Nordrhein Westfalen Koln 1989 S 477 a b Susanne Rennert in Renate Buschmann Stephan von Wiese Hrsg S 24 Susanne Renner We have time Musik Fluxus Video Paiks Zeit in Dusseldorf im Rheinland In Susanne Rennert Sook Kyung Lee Hrsg Nam June Paik museum kunst palast Dusseldorf und Tate Liverpool Hatje Cantz Ostfildern 2010 ISBN 978 3 7757 2664 1 S 61 Nam June Paik Beuys Vox 1961 86 Won Gallery Hyundai Gallery Seoul Korea Korea o J S 41 Susanne Rennert in Renate Buschmann Stephan von Wiese Hrsg S 25 f a b Susanne Rennert Chronologie 1958 1968 In sediment Mitteilungen zur Geschichte des Kunsthandels Nam June Paiks fruhe Jahre im Rheinland Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e V ZADIK Heft 9 2005 Koln 2005 S 37 Normdaten Person GND 1027769527 lobid OGND AKS LCCN no2014097455 VIAF 279208641 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wilhelm Jean PierreALTERNATIVNAMEN Wilhelm Kurt wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutscher GaleristGEBURTSDATUM 9 September 1912GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM Juli 1968STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Pierre Wilhelm amp oldid 236529386