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Jan Sokol 18 April 1936 in Prag 16 Februar 2021 in Prag 1 war ein tschechischer Mathematiker Philosoph Hochschullehrer und Politiker Obcanske hnuti spater parteilos In der Tschechoslowakei engagierte er sich in der Burgerrechtsbewegung war Erstunterzeichner der Charta 77 und Mitglied des Burgerforums Von 1990 bis 1992 war er Mitglied der Foderalversammlung der CSFR von Januar bis Juni 1998 tschechischer Minister fur Schulwesen Ab 2000 war Sokol Professor der Philosophie und Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultat der Prager Karls Universitat Jan Sokol 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sokol als Wissenschaftler 3 Politisches Wirken 4 Auszeichnung 5 Veroffentlichungen 5 1 Tschechisch 5 2 Deutsch 5 3 Englisch 5 4 Franzosisch 5 5 Andere Sprachen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSokol wuchs in einer katholischen Familie auf beide Eltern waren studierte Kunsthistoriker der Vater lehrte als Professor an der Prager Architekturhochschule Unter dem kommunistischen Regime wurde Jan Sokol der Besuch einer weiterfuhrenden Schule und damit der Universitatszugang zunachst verweigert Deshalb absolvierte er eine Goldschmiedelehre und arbeitete als Prazisionsmechaniker 2 Auf der Abendschule holte er 1958 die Matura nach und absolvierte von 1963 bis 1967 ein Fernstudium der Mathematik an der Prager Karls Universitat 1 Sokol war ab 1961 verheiratet mit Frantiska Patockova der Tochter des Philosophen Jan Patocka mit der er eine Tochter und zwei Sohne hatte Als einer der Erstunterzeichner der Charta 77 war er auch in der Zeit vor der politischen Wende in verschiedenen Burgerbewegungen aktiv und publizierte Samizdats inoffiziell vervielfaltigte Schriften Ab 1990 war er Redaktionsmitglied der Monatszeitschrift Pritomnost von 1992 bis 1993 fungierte er als deren Herausgeber Zudem war er Mitglied des tschechischen PEN Clubs Ab 2007 war er als Autor der tschechischsprachigen Wikipedia tatig wo er rund 3000 Beitrage in den Themenbereichen Philosophie Religion Geschichte und Technik verfasste 3 Sokol als Wissenschaftler BearbeitenVon 1964 bis 1990 arbeitete Sokol als Programmierer spater als leitender Wissenschaftler am Forschungsinstitut fur mathematische Maschinen VUMS in Prag wo er Betriebssysteme entwickelte 1 Durch seinen Schwiegervater Jan Patocka kam er in den 1960er Jahren ohne formales Studium in diesem Bereich mit der Philosophie in Kontakt 2 Sokol arbeitete von 1965 bis 1979 an einer okumenischen Bibelubersetzung ins Tschechische mit ubersetzte philosophische Bucher und veroffentlichte in Zeitschriften In den 1970er Jahren leitete er verschiedene Wohnungsseminare bytove seminare 4 d h privat abgehaltene Bildungstreffen darunter von 1973 bis 1982 ein Seminar uber Friedrich Nietzsche 3 Ab 1991 lehrte er an der Padagogischen und Philosophischen Fakultat der Karls Universitat Philosophie Anthropologie und Religionswissenschaft Er erhielt 1993 den Diplomgrad in Allgemeiner Anthropologie 1994 den Titel Kandidat der Wissenschaften CSc 1995 promovierte er mit der Arbeit Eine kleine Philosophie des Menschen Zwei Jahre spater habilitierte er sich mit einer Schrift uber Zeit und Rhythmus Im Jahr 2000 wurde Sokol zum Professor der Philosophie an der Karls Universitat ernannt Im selben Jahr wurde er Dekan der neugegrundeten Fakulta humanitnich studii Fakultat fur Geisteswissenschaften dieses Amt hatte er bis 2007 inne 1 Studien und Lehraufenthalte absolvierte er an den Universitaten Heidelberg und Pennsylvania sowie 2008 als Senior Fellow an der Harvard University 1 Politisches Wirken BearbeitenWahrend der Samtenen Revolution im November 1989 schloss sich Sokol dem tschechischen Burgerforum Obcanske forum an Im Juni 1990 wurde er als Abgeordneter in die Nationenkammer des Tschechoslowakischen Parlaments gewahlt Er war Fraktionsvorsitzender des Burgerforums der grossten Fraktion in der Nationenkammer stellvertretender Vorsitzender der Nationenkammer und Vorsitzender der Parlamentarischen Delegation im Europaischen Parlament Nach dem Auseinanderbrechen des Burgerforums 1991 gehorte er der Burgerbewegung Obcanske hnuti an und war ihr stellvertretender Vorsitzender Bei den Wahlen im Juni 1992 scheiterte die Liberale Partei an der Funf Prozent Hurde wodurch Sokol aus dem Parlament ausschied Bei der tschechoslowakischen Prasidentenwahl 1992 nominierte die sozialdemokratische CSSD nach dem Ruckzug des amtierenden Prasidenten Vaclav Havel und mehreren gescheiterten Wahlgangen Sokol der jedoch auf die Kandidatur verzichtete 3 Das Prasidentenamt blieb schliesslich bis zur Auflosung der Tschechoslowakei zum Jahreswechsel 1992 93 vakant Sokol zog sich zunachst aus der Politik zuruck um sich seiner Lehrtatigkeit zu widmen Er blieb jedoch Mitglied der Burgerbewegung die sich 1993 in Svobodni demokrate Freie Demokraten umbenannte Wegen der Fusion mit der Liberalni strana narodne socialni LSNS Liberale National Soziale Partei Ende 1995 trat Sokol aus der Partei aus 4 Bei der Wahl zum tschechischen Senat 1996 bewarb er sich als Parteiloser nominiert von der christdemokratischen KDU CSL um den Sitz von Prag 12 Mit 12 9 der Stimmen kam er auf den dritten Platz und schied im ersten Wahlgang aus Er wurde 1997 Berater des damaligen Ministers fur Schulwesen Ivan Pilip ODS Im ersten Halbjahr des Jahres 1998 war er selbst parteifreier Minister fur Schulwesen Jugend und Korpererziehung in der Ubergangsregierung von Premier Josef Tosovsky Wahrend seiner Amtszeit wurde ein neues Hochschulgesetz beschlossen an dem Sokol massgeblichen Anteil hatte 4 Von 1998 bis 2002 war er stellvertretender Ratsvorsitzender des International Bureau of Education der UNESCO in Genf Nach seiner Amtszeit als Minister fungierte er bis 2011 erneut als Berater der jeweiligen Schulminister 1 Als parteiloser Kandidat nominiert von der damaligen Regierungskoalition aus CSSD KDU CSL und US DEU trat er auch am 28 Februar 2003 in der dritten Runde der damals vom tschechischen Parlament durchgefuhrten Wahlen fur das Amt des Staatsprasidenten an Es siegte jedoch der Kandidat der ODS Vaclav Klaus Auszeichnung BearbeitenIm Jahr 2007 zeichnete ihn die Franzosische Republik als Offizier der Ehrenlegion aus 5 Veroffentlichungen BearbeitenTschechisch Bearbeiten Etika zivot instituce Ethik Leben Institutionen Vysehrad 2 Aufl 2014 Moc penize a pravo Macht Geld und Recht Ales Cenek Plzen 2007 Mala filosofie cloveka Kleine Philosophie des Menschen Vysehrad 5 Aufl Praha 2007 Cas a rytmus Zeit und Rhythmus 2 Aufl Oikumene Praha 2004 Clovek a nabozenstvi Mensch und Religion Portal Praha 2004 Filozoficka antropologie Philosophische Anthropologie Portal Praha 2002 Antropologie a etika Anthropologie und Ethik Triton Praha 2003 Deutsch Bearbeiten Philosophie als Verpflichtung Hrsg von O Skripnik u U Arnswald Manutius Heidelberg 2014 ISBN 978 3 944512 02 0 Mensch und Religion Ursprunge Wege Orientierungen Karl Alber Freiburg Munchen 2007 ISBN 978 3 495 48264 3 Nachbarschaft Nahe und Abgrenzung aus anthropologischer Sicht In Theologie der Gegenwart Erfurt Vol 50 2007 3 S 162 171 ISSN 0342 1457 Eine Ethik fur alle Menschen In Schmidinger Hoff Hrsg Ethik im Brennpunkt Tyrolia Innsbruck 2005 S 181 200 ISBN 3 7022 2710 5 Europa spricht Sprachenvielfalt und Politik In Osteuropa 5 6 2004 Berlin S 276 283 ISSN 0030 6428 Was ist Geld In Zeitschrift fur Wirtschafts und Unternehmensethik 5 2 2004 S 176 185 ISSN 1439 880X Leben als Bewegung Jan Patocka und die Philosophie der Erziehung In Jahrbuch fuer Bildungs und Erziehungsphilosophie 3 2000 S 223 229 Schneider Hohengehren ISBN 3 89676 328 8 Was ist Geld In M T Vogt Hrsg Kulturen in Begegnung Wroclaw Gorlitz 2004 ISBN 83 7432 018 4 S 189 198 Der zweifache Schopfungsbericht als hermeneutischer Schlussel In Pokorny P Hrsg Philosophical Hermeneutics and Biblical Exegesis Tubingen 2002 ISBN 3 16 147894 0 S 238 244 Die dreifache Verantwortung der Universitat In R Gepp u a Hrsg Bildung zwischen Luxus und Notwendigkeit Wien LIT Verlag Wien 2006 P 21 27 Schriftenreihe der WA Bd 1 ISBN 3 8258 9360 X Englisch Bearbeiten Thinking about Ordinary Things Prag Karolinum 2013 ISBN 978 80 246 2229 3 Ethics life and institutions Prag Karolinum 2016 258 S ISBN 978 80 246 3429 6 Europe speaks Linguistic Diversity and Politics In Angelaki Journal of Theoretical Humanities Vol 15 3 2010 p 185 193 ISSN 1469 2899 electronic 0969 725X paper What does freedom look like In Int J Prenatal and perinatal psychology and medicine Stockholm Vol 17 1 2 2005 p 181 187 ISSN 0943 5417 An Address from Elsewhere The Message of Levinas In Philosophy Today Chicago 43 2 1999 p 143 150 ISSN 0031 8256 The Two Faces of Time In European Review Vol 9 No 1 p 11 18 2001 ISSN 1062 7987 The market as a place of rules In M T Vogt Hrsg Kulturen in Begegnung Wroclaw Gorlitz 2004 ISBN 83 7432 018 4 S 239 243 Language and experience In Dynamic structure Language as an open system Prague Litteraria pragensia 2007 p 27 35 ISBN 80 7308 139 3 Franzosisch Bearbeiten L obligation et la vie In Pouvoir et vie Actes UEE de Nice Cluj Idea Design amp Print Editura 2004 p 117 125 ISBN 973 7913 27 2 Jan Patocka et la Charte 77 La nouvelle alternative Paris 22 1 od s 29 34 5 s ISSN 0242 5726 2008 Les regles conditions de la liberte concrete In Philosophie de l action Cluj 2005 ISBN 973 7913 43 4 p 173 181 Novotny K Sokol J Jan Patocka penseur d une dissidence philosophique et politique In Delsol Maslowski Nowicki eds Dissidences PUF Paris 2005 ISBN 2 13 054334 0 P 15 34 D ou vient l idee de l obligation morale In Quelle conception de l homme aujourd hui Zuerich 2003 ISBN 3 908544 50 5 P 119 130 La pensee europeenne de Jan Patocka In Delsol Maslowski Hrsg Histoire des idees politiques de l Europe centrale p 496 510 PUF Paris 1998 ISBN 2 13 049071 9 Andere Sprachen Bearbeiten Zijn mensenrechten natuurlijk Filosofie en Praktijk Budel NL Damon 28 2007 4 p 43 53 ISSN 0167 2444 2007 Literatur BearbeitenRobert Luft Jan Sokol 1936 2021 Philosoph Politiker und Europaer Eine Personlichkeit im deutsch tschechischen Kontext In Bohemia Bd 61 2021 Heft 1 S 78 80 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jan Sokol Sammlung von Bildern Literatur von und uber Jan Sokol im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur und andere Medien von und uber Jan Sokol im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik Homepage von Jan Sokol deutsch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Zivotopis Prof Jan Sokol Ph D CSc Lebenslauf auf der Website von Jan Sokol 15 Januar 2014 a b Jan Sokol Part 1 It would be an exaggeration to say the StB killed Jan Patocka Radio Prague International 20 Januar 2020 a b c Zemrel filozof Jan Sokol signatar Charty 77 a kandidat na prezidenta In iDNES 16 Februar 2021 a b c Petr Holub Simona Holecova Sokol filozof z bytovych seminaru In Hospodarske noviny 5 Marz 2003 Philosoph Jan Sokol gestorben 1 2 Vorlage Toter Link www deutschlandfunk de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2022 Suche in Webarchiven Deutschlandfunk 16 Februar 2021 Normdaten Person GND 129206024 lobid OGND AKS LCCN no99091611 VIAF 100734974 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sokol JanKURZBESCHREIBUNG tschechischer Mathematiker Philosoph Anthroposoph und PolitikerGEBURTSDATUM 18 April 1936GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 16 Februar 2021STERBEORT Prag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jan Sokol Philosoph amp oldid 233895096