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Jakob Jeno Littner 17 April 1883 in Budapest 6 Mai 1950 in New York war ein judischer Briefmarkenhandler und Uberlebender des Holocaust dessen autobiografischer Bericht Mein Weg durch die Nacht dem Schriftsteller Wolfgang Koeppen als Vorlage fur seinen Roman Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch 1948 neu veroffentlicht 1992 diente Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zur Publikations und Rezeptionsgeschichte 3 Ausgaben 4 Quellen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSeit 1911 war Littner in Munchen Mitinhaber einer Briefmarkenhandlung Aufgrund einer von den Nationalsozialisten erlassenen Verordnung bezuglich der Ausweisung polnischer Juden aus Deutschland wurde er im Oktober 1938 ohne Vorwarnung verhaftet Da er einen polnischen Pass besass sollte er ebenfalls nach Polen deportiert werden Dort wurde ihm die Einreise jedoch verweigert so dass er zunachst nach Munchen zuruckkehren konnte Wahrend der Novemberpogrome wurde sein Geschaft am 9 November 1938 verwustet Littner lebte fortan in einem Versteck bevor er Munchen am 1 Marz 1939 zunachst in Richtung Prag verliess Als die Stadt wenig spater von der Wehrmacht besetzt wurde und es zur Zerschlagung der Tschechoslowakei kam floh er uber Krakau schliesslich ins Umland von Tarnopol das im September 1939 zunachst von sowjetischen Truppen besetzt wurde Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Sowjetunion im Juli 1941 wurden Littner seine Lebensgefahrtin Janina Korngold und deren Sohn Richard mit rund 5000 weiteren Juden in einem von der SS eingerichteten Ghetto in der Kleinstadt Sbarasch zusammengefasst aus dem ihnen im Juni 1943 unmittelbar vor dessen Liquidierung die Flucht gelang Gegen Bezahlung kamen sie bei einem polnischen Grundbesitzer unter und lebten bis zur Ruckeroberung des Gebietes durch die Rote Armee im Marz 1944 versteckt in dessen Keller Im August 1945 kehrte Littner zusammen mit Janina die er zwei Monate zuvor in Krakau geheiratet hatte nach Munchen zuruck Sie wohnten dort bei Christine Hintermeier der Mitinhaberin der Briefmarkenhandlung die Littner auf dessen Flucht und selbst noch im Ghetto mit Lebensmitteln und Geld versorgt hatte Zwischen August und November 1945 schrieb er seine Erlebnisse unter dem Titel Mein Weg durch die Nacht Ein Dokument des Rassenhasses nieder Sein Manuskript ubergab er dem Munchener Verleger Kurt Desch Aufgrund eines Gutachtens des Schriftstellers Rudolf Schneider Schelde der spater Programmdirektor des Bayerischen Rundfunks wurde fiel jedoch die Entscheidung das Werk musse vor einer Herausgabe grundlegend uberarbeitet werden da es literarisch ohne den geringsten Wert sei Der fur die Uberarbeitung vorgesehene Schriftsteller Karl Lerbs starb jedoch in der Zwischenzeit Im April 1947 wurde Schneider Schelde mit dem Munchner Neuverleger Herbert Kluger einig das Buch zunachst einer redaktionellen Uberarbeitung zu unterziehen und dann zu veroffentlichen Die Uberarbeitung ubernahm auf Bitte Klugers der noch weitgehend unbekannte Wolfgang Koeppen sodass das stark veranderte Werk 1948 unter dem Titel Aufzeichnungen aus einem Erdloch erscheinen konnte teilfinanziert durch Littner Es erwies sich jedoch damals als weitgehend unverkauflich Im Juni 1947 wanderte Littner zusammen mit seiner Frau in die USA aus wo er in Manhattan erneut eine Briefmarkenhandlung eroffnete und bis zu seinem Lebensabend blieb Zur Publikations und Rezeptionsgeschichte Bearbeiten1985 erschien im Berliner Kupfergraben Verlag ein Reprint der Aufzeichnungen aus einem Erdloch dessen Vertrieb jedoch wenig spater durch den Suhrkamp Verlag dessen Hausautor Koeppen seit den 1950er Jahren war untersagt wurde 1992 wurde das Buch schliesslich im Suhrkamp Verlag mit Koeppen als Autor unter dem leicht veranderten Titel Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch wiederveroffentlicht In seinem Vorwort dazu behauptete Koeppen sein Roman basiere lediglich auf Notizen des Verlegers eine schriftliche Vorlage Littners habe es nicht gegeben Der Jude erzahlte dem neuen Verleger dass sein Gott die Hand uber ihn gehalten habe Der Verleger horte zu er notierte sich Orte und Daten Der Entkommene suchte einen Schriftsteller Der Verleger berichtete mir das Unglaubliche Ich hatte es getraumt Der Verleger fragte mich Willst du es schreiben Der misshandelte Mensch wollte weg er wanderte aus nach Amerika Er versprach mir ein Honorar zwei Carepakete jeden Monat Ich ass amerikanische Konserven und schrieb die Leidensgeschichte eines deutschen Juden Da wurde es meine Geschichte 1999 publizierte der Literaturwissenschaftler Reinhard Zachau in der Zeitschrift Colloquia Germanica erstmals Ausschnitte aus Jakob Littners Manuskript Mein Weg durch die Nacht dessen Existenz bis dahin unbekannt gewesen bestenfalls vage vermutet worden war Zachau und vor allem Jorg Doring der Verfasser einer Biografie uber Koeppen in den Jahren 1933 bis 1948 wiesen anhand ausfuhrlicher Vergleiche nach dass Koeppen sich in seiner Bearbeitung des Stoffes eng an die Textvorlage Littners gehalten gleichwohl aber einige bedeutende Anderungen vor allem Simplifikationen und Dramatisierungen vorgenommen hatte Koeppen hat die Vorlage aber auch nach eigener Aussage dazu benutzt seine eigene personliche Geschichte zu schreiben 1 Ausgaben BearbeitenKurt Nathan Grubler Hrsg Journey Through the Night Jakob Littner s Holocaust Memoir Mit einem Vorwort von Reinhard Zachau New York London 2000 Koeppen Wolfgang Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch Frankfurt am Main Judischer Verlag im Suhrkamp Verlag 1992 Koeppen Wolfgang Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch Frankfurt am Main Suhrkamp 1994 Koeppen Wolfgang Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch Roman Mit einem Nachwort von Alfred Estermann Frankfurt am Main Judischer Verlag im Suhrkamp Verlag 2002 Littner Jakob Aufzeichnungen aus einem Erdloch Munchen Kluger 1948 Reprint Berlin Kupfergraben Verlagsgesellschaft 1985 Littner Jakob Mein Weg durch die Nacht Mit Anmerkungen zu Wolfgang Koeppens Textadaption Herausgegeben von Roland Ulrich und Reinhard Zachau Berlin Metropol Verlag 2002 Quellen BearbeitenJorg Doring ich stellte mich unter ich machte mich klein Wolfgang Koeppen 1933 1948 Frankfurt am Main Basel 2001 Alfred Estermann Eine Art Blankoscheck zur freien literarischen Verwertung In Wolfgang Koeppen Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch Frankfurt am Main 2002 S 139 191 Reinhard K Zachau Das Originalmanuskript zu Wolfgang Koeppens Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch Colloquia Germanica 2 99 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Jakob Littner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Marcel Atze Dokument des Holocaust und deutscher Vergangenheitspolitik Rezension in Newsletter des Fritz Bauer Instituts zur Geschichte und Wirkung des Holocaust Nr 24 2003 Einzelnachweise Bearbeiten Stephan Braese Deutsche Nachkriegsliteratur und der Holocaust Campus Verlag 1998 ISBN 978 3 593 36092 8 S 175 google com abgerufen am 27 Februar 2016 Normdaten Person GND 123424674 lobid OGND LCCN n00045759 VIAF 19967043 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Littner JakobALTERNATIVNAMEN Littner Jakob Jeno vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Holocaust UberlebenderGEBURTSDATUM 17 April 1883GEBURTSORT BudapestSTERBEDATUM 6 Mai 1950STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakob Littner amp oldid 233088361