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Ein Jagir war im Indien der Mogul und Kolonialzeit eine Art von Belehnung von Land in Form einer Domane engl estate Im Gegenzug hatte der Vasall jagirdar gewisse Gegenleistungen entweder in Form von Steuerzahlungen oder Heerfolge zu erbringen Art und Umfang der Leistungen und Verpflichtungen der Jagirdari waren individuell und regional unterschiedlich Die Einwohner von belehnten Gebieten waren im 19 Jh im Allgemeinen noch armer und ruckstandiger als andere Bauern Indiens Samtliche Jagirs und ihre Privilegien wurden bald nach der Unabhangigkeit Indiens aufgehoben Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Entwicklung 2 1 Britisch Indien 2 2 Hyderabad 2 3 Rajputen und andere Staaten 3 Aufhebung 3 1 Gesetze 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Begriff kommt aus dem Persischen jagir جاگير DMG ǧa gir mit den Wurzeln ja Ort und gir von giriftan nehmen in Besitz nehmen Als alternative Umschriften kommt auch jaghir oder jageer vor Das Wort als solches findet sich seit der Zeit Akbars reg 1556 1605 Vorher hiessen Belehnungen fur Heerfolge yetul oder iqta letzteres ein arabisches Synonym Entwicklung BearbeitenDas System der Belehnung mit Jagir hatte seinen Ursprung in der zentral asiatischen Heimat der muslimischen Eroberer die es nach der Besitznahme des nordlichen Indiens modifizierten Theoretisch gehorte alles Land dem Herrscher der es vergab Das Recht der Steuererhebung fur Kronland khaliṣa lag beim Diwan daher auch Diwani Land genannt Der Rang eines Noblen richtete sich nach der Zahl der Berittenen die er zu stellen hatte Der Mogul bezahlte seine Gefolgsleute und Heerfuhrer normalerweise nicht in bar sondern verlieh ihnen ein Stuck Land aus dessen Steuereinnahmen sie ihren Unterhalt ihre Pension oder die zu erbringenden Leistungen finanzierten Erste Belege fur diese Regelung finden sich aus der Fruhzeit des Delhi Sultanats unter Shams ud Din Iltutmish reg 1211 1236 Allgemein ublich wurde sie unter seinem Nachfolger Sultan Rukn ud din Firuz Der Herrscher konnte die Belehnung jederzeit erweitern andern oder widerrufen Die Gouverneure der Moguln wurden meist alle 3 4 Jahre in ein anderes Jagir versetzt Die Statthalter konnten damit auch keine lokale Machtbasis aufbauen Erst spater entwickelten sich die Jagirs in erbliche Lehen deren genaue Bestimmungen bei Ubergang durch Sendschreiben sanad erneuert wurden Sie unterscheiden sich von den Zamindari dadurch dass selbige ursprunglich als reine Steuerpachter eingesetzt wurden In beiden Fallen masste man sich im Laufe der Zeit immer mehr herrschaftliche Befugnisse an die oft in Willkur und steuerlichen Ausbeutung der landbebauenden Bevolkerung ausarteten Die Jagirdari Verwaltung griff nicht in die Beziehung zwischen dem Bebauer und Eigentumer des Landes ein sie stand zwischen dem einzelnen Besitzer und dem Staat besonders der Steuerbehorde Die Einzelheiten sind regional zu unterschiedlich um sie allgemein abzuhandeln Nachfolgend deshalb nur einige Beispiele Britisch Indien Bearbeiten Selbst Robert Clive 1 Baron Clive liess sich als Jagirdar des von ihm ins Amt gehobenen Nawab Mir Jafir 1 2 mit 30000 belohnen Unter Regulation XIX und XXVII von 1793 fur Bengalen erkannten die Briten nur noch solche Jagidaris als erblich an die dies durch entsprechende Urkunden nachweisen konnten Alle anderen Titel so sie bis 1765 verliehen wurden galten nur fur die Lebensdauer des Inhabers Im unter direkter britischer Verwaltung stehenden Teil Indiens mit seiner mehr oder weniger langen Festsetzung von Steuerzahlungen settlement ab dem 19 Jahrhundert naherte sich die Stellung der verbliebenen Jagirdari denen der Zamindari an Die Grundherren waren fur die Briten ein wichtiges Instrument der indirekten Verwaltung auf lokaler Ebene Kleinste furstliche Grundherrschaften wie sie etwa in der Kathiawar Agency zahlreich waren wurden letztendlich vom britischen Kolonialbeamten Agent kontrolliert sie behielten aber oft der Grosse oder Bedeutung des Lehens entsprechende genau abgestufte Befugnisse als Gerichtsherrn Beim Herrscher von Chhatarpur Bundelkhand handelte es sich ursprunglich um einen Jagir der erst 1806 als er einen Protektoratsvertrag zeichnete zum Raja aufstieg Hyderabad Bearbeiten Eine andere Art der Weiterentwicklung erfolgte im Furstenstaat Hyderabad im Dekkan Nachdem sich der Vizekonig Asaf Jah I der kein konigliches Blut hatte zum De facto Konig Nizam des Dekkan aufgeschwungen hatte ubernahm er viele Gebrauche des Mogulhofs Nach dem Sepoy Aufstand und der Verbannung des letzten Moguln 1858 galt das Land als der Hort der Kultur der persischen inzwischen meist urdusprachigen Erobererklasse Bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts war 37 der Dorfer 6553 auf 66000 km als Lehen vergeben Die erzielten Einnahmen scheinen nicht im Staatshaushalt auf sondern bereicherten die jeweiligen Familien besonders da die Verpflichtungen zur Heerfolge immer geringer wurden Die Rechte uber Jagirs die unter fruheren Dynastien verliehen worden waren samantha blieben erhalten 3 Mit den Verleihungen waren Ehrentitel verbunden 1 Jah fur Angehorige der Herrscherfamilie 2 ul Mulk 3 ud Daula 4 Jung Der grosste Jagir war der Herrscher selbst er kontrollierte etwa 10 des Landes Dieser Bereich im Wesentlichen die Hauptstadt und der umliegende Bezirk wurde als sarf i khass Privatausgaben bezeichnet und war wirtschaftlich am bedeutendsten Seine Einnahmen daraus lagen 1911 um 10 Mio HRs Bis 1947 wurde den 17 bedeutendsten Jagirs die vollkommene Finanz und Gerichtshoheit zugestanden Die Paigah Familie 4 die sich in drei Stamme teilte erhielt ihre Landereien gegen Verpflichtungen zur Heerfolge Ein wesentlicher Teil des Heeres des Staates und der muslimischen Leibwache des Herrschers 1967 beim Tode vom Asaf Jah VII noch immer 3000 Mann wurde aus diesen Gebieten rekrutiert Die Salar Jung Linie war der zweitgrosste Grundherr des Landes Ebenso wie der Zweig von Viqar ul Umara war man mit dem Herrscherhaus versippt Sie war vollstandig von Steuerzahlungen befreit und unterhielt eine eigenstandige Finanzverwaltung Schulwesen usw Von den 14 uberkommenen Samanthas waren die funf grossten nicht steuerpflichtig Ebenso steuerbefreit waren die vier edelsten Familien Umra e Uzzam ausser der Salar Jung Linie gehorte dazu z B noch die Nachkommenschaft wie Kishen Pershad von Chandu Lal einem ungeheuer korrupten dem Nizam Asaf Jah III von den Briten aufgezwungenen Minister 5 Die meisten anderen Jagirs 6 umfassten nur ein kleines Gebiet oft mit einer gewissen Leistung verbunden So wurde dem Unternehmer der das erste staatsweite Postmonopol in den 1840ern hielt zur Deckung der Kosten ein Jagir verliehen 7 Gemeinsam ist allen dass die Bauern auf bewassertes Land den 7 10 fachen Steuersatz in Naturalien 20 30 maund pro Acre des auf Staatslandes ublichen abzuliefern hatten Rajputen und andere Staaten Bearbeiten In den Rajputen Staaten waren die Jagir aufgrund der von ihnen kommandierten Truppen vielfach eine eigene politische Macht die sich ein Mitspracherecht bei Hofe sichern konnten Dies galt in besonderem Masse fur Alwar und Jaipur Vielfach konnten sie sich gegenuber den Rajas unabhangig gebarden wie z B in Sirohi 8 oder in Bastar wo sie im Hintergrund die Faden bei einigen der Aufstande des 19 Jahrhunderts zogen Zahlreichen Angehorigen der Marwari Kaste die in Rajasthan die Funktion von Bankiers fur die Fursten innehatten konnten Jagirs gewinnen und sich dadurch noch weiter bereichern Im Gebiet von Baroda hatten wenige Jagirdars die Kriege des fruhen 19 Jahrhunderts uberstanden so dass der Gaekwar uneingeschrankt regieren konnte Vielen fortschrittlichen Diwans gelang es die politische Macht der Jagirdari als Heerfuhrer einzuschranken indem sie die Truppen als subsidiary force britischem Kommando unterstellten Aufhebung BearbeitenDer INC verurteilte erstmals auf seinem Parteitag 1936 die feudalen Strukturen des Landbesitzes in den Folgejahren radikalisierte man sich immer mehr entschadigungslose Enteignungen wurden gefordert Kommissionen 1945 und 1948 empfahlen aber die Rechte gegen Entschadigung abzulosen Zu einer Zeit als die Grossgrundbesitzer Angst vor Enteignung hatten war die von Vinoba Bhave angestossene Bhoodan Bewegung der kostenlosen Landumverteilung erfolgreich 9 Gesetze Bearbeiten Von 1950 bis 1970 erliessen samtliche Bundesstaaten Ausfuhrungsgesetze die Obergrenzen fur nicht selbst bebauten Landbesitz vorschrieben Die Umsetzung der Massnahmen wurde vielfach verzogert oder umgangen so dass auch heute haufig die ehemaligen Grossgrundbesitzerfamilien die reiche Oberklasse bilden Derartige mala fide Ubertragungen vor dem 31 Dezember 1969 wurden durch Bundesgesetz unter Indira Gandhi legitimiert 10 Jagir Abolition Regulation 1949 und Hyderabad Tenancy and Agricultural Land Act 1950 Unter Eindruck des CPI M Aufstandes in Telangana Bebauer erhielten wenn sie seit sechs Jahren ein Stuck Land bebauten dieses als vererbbares Eigentum Uttar Pradesh Zamindari Abolition and Land Reform Act 1950 Alle Rechte der Mittelsmanner gingen zum 1 Juli 1952 an die Regierung uber Rajastan Land Reform and the Resumption of Jagir Act 1952 In Kraft 1954 Man zahlte insgesamt 6 Mrd Rs Abfindungen etwa ein Drittel der Grundherren konnten durch Manipulationen ihren Besitz behalten West Bengal Land Reform Act In Kraft 1955 Literatur BearbeitenEinige wichtige Werke zum Jagir im Mogulreich 1526 ca 1720 Muzaffar Alam The Mughal state 1526 1750 Oxford University Press Delhi u a 1998 Muzaffar Alam The Crisis of Empire in Mughal India Awadh amp the Punjab 1707 48 4 Auflage Oxford University Press Delhi 2001 Muhammad Athar Ali Mughal India Studies in polity ideas society and culture 2 Auflage Oxford University Press New Delhi u a 2007 Muhammad Athar Ali The Mughal nobility under Aurangzeb Oxford University Press New Delhi 2001 Satish Chandra Essays on Medieval Indian History Oxford University Press New Delhi 2003 Irfan Habib The Agrarian System of Mughal India 1556 1707 2 Auflage Oxford Univ Press New Delhi u a 1999 John F Richards The Mughal Empire Cambridge University Press Cambridge 1993 John F Richards Power Administration and Finance in Mughal India Ashgate London 1993 Die in Indien erschienene Literatur zur Landreform einem der wichtigsten sozialen Probleme nach 1947 ist umfangreich In Auswahl Gwalior State Jagir Commission Enclosures amp appendices to the Jagir Commission report of 1936 A D Press Gwalior 1936 Edward Haynes Haynes The British Alteration of the Political System of Alwar State Lineage Patrimonialism Indirect Rule and the Rajput Jagir System in an Indian Princely State 1775 1920 Studies in History new series 5 1989 S 27 71 Hyderabad India State Office of the Jagir Administrator Andhra Pradesh India Jagir administration Hyderabad 1968 2 Bande Vol 2 contains Rules and regulations with important notifications amp circulars from 15th August 1949 to 31st August 1952 The laws and principles of succession to jagir lands in Marwar Jodhpur s n 195 A K Khusro Economic and Social Effects of the Jagirdari Abolition in Hyderabad Hyderabad 1958 Grigory Kotovsky Agrarian Reforms in India Delhi 1962 Report of the Rajasthan Madhya Bharat Jagir Enquiry Committee Govt of India Press New Delhi 1950 Mahesh Chandra Regmi Land Tenure and Taxation in Nepal Vol III The jagir rakam and kipat tenure systems Berkeley 1965 Einzelnachweise Bearbeiten Zeitgenossisch Colonel Clive s Jackass Eigentlich erhielt Clive den Jagir den vorher die ostindische Kompagnie gehalten hatte was die gegen ihn erhobenen Vorwurfe der personlichen Bereicherung und seinen dadurch bedingten Selbstmord 1774 verstandlich macht J T Wheeler India and the frontier states of Afghanistan Nipal and Burma Vol I New York 1901 S 324 326 Bruce Lenman Philip Lawson Robert Clive the Black Jagir and British Politics In The Historical Journal Vol 26 No 4 Cambridge University Press Dezember 1983 S 801 829 Vasant K Bawa The Last Nizam the Life and Times of Mir Osman Ali Khan New Delhi 1991 S 12 16 Wortlich Stall Nachfahren der mit Asaf Jah I aus Malwa gekommenen Truppenfuhrer Bawa 1992 S 14 Die von ihm zahlreich verkauften Jagirs wurden spater nur dann anerkannt wenn weitere Belege fur rechtmassige Belehnung beigebracht wurden Bawa 1992 S 15 zusammen 3122 Dorfer auf 30080 km Bawa 1992 S 14 M A Nayeem Philatelistic History of Hyderabad Hyderabad 1970 Denis Vidal Violence and Truth A Rajasthani Kingdom Confronts Colonial Authority Delhi 1997 S 56 57 Bipan Chandra u a India Since Independence Delhi rev 2008 ISBN 978 0 14 310409 4 Kap 29 31 Land Reform Einzelheiten Dilip Hiro Inside India Today London 1976 ISBN 0 7100 8932 5 Kap 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jagir amp oldid 225971400