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Der judische Friedhof der Stadt Frechen im Rhein Erft Kreis Nordrhein Westfalen liegt an der Ecke Dr Schulz Strasse und Herbertskaul und ist mit 85 erhaltenen Grabsteinen der drittgrosste judische Friedhof im Rhein Erft Kreis Er steht unter Denkmalschutz Judischer Friedhof FrechenTeilansicht Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Grabmaler 4 Friedhof heute 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Friedhof liegt an der Ecke Dr Schulz Strasse und Herbertskaul mitten in einem Wohngebiet Bei seiner Entstehung lag der Friedhof weit ausserhalb des Dorfes auf wenig attraktivem Boden in der Nahe eines Waldes Davon zeugt die alte Flurbezeichnung des Gelandes Judenbroich Ein Broich bezeichnet im Rheinland ein sumpfiges verwaldetes Gebiet Noch heute tragt eine Strasse in der Nahe des Friedhofs den Namen Am Judenbroich Geschichte BearbeitenUrkundlich erwahnt wurde der Friedhof erstmals 1807 Doch bereits weit fruher fanden auf diesem Gelande Begrabnisse statt Bereits seit dem 15 Jahrhundert lebten vereinzelt judische Menschen in Frechen und Umgebung 1869 schrieb der Frechener Burgermeister Anton Franz Fur die Judengemeinde besteht der Begrabnisplatz seit undenklichen Zeiten 1 Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts lebten in Frechen mehr Juden als Protestanten So zahlte man 1895 noch 144 judische und 45 protestantische Einwohner in der Burgermeisterei Frechen 2 Erst im Zuge der Industrialisierung veranderte sich das Verhaltnis Ab dem 18 Jahrhundert bildete sich in Frechen die grosste judische Gemeinde zwischen Koln und Aachen Zum Synagogenbezirk Frechen gehorten in dieser Zeit auch die Juden der Burgermeistereien Bruhl Efferen Freimersdorf Grefrath Grosskonigsdorf Hurth Lovenich Pulheim Stommeln und Worringen 3 In dieser Zeit entstand auch der ursprungliche Friedhof welcher 1300 m umfasste und auf dem rechten Teil des heutigen Areals liegt Die 16 dort stehenden Grabsteine stehen seit dem Novemberpogrom nicht mehr an ihrer ursprunglichen Stelle Ab den 1830er Jahren wurde in unmittelbarer Nahe des Friedhofs Braunkohle und Ton abgebaut 1866 beschwerte sich die judische Gemeinde dass ihr Begrabnisplatz schutzlos dem Mutwillen und der Zerstorungslust der Vorubergehenden ausgeliefert 1 gewesen sei Verunreinigungen durch Grubenarbeiter der nahgelegenen Braunkohlegrube storten das Gedenken an die Verstorbenen Der Friedhof hatte keine Mauer und keinen Zaun und lag direkt am Zufahrtsweg zur Grube Der Kolner Pferdehandler Samuel Bennedik spendete daher 200 Taler fur den Bau einer Mauer Dieser Betrag war so hoch wie die Jahreseinnahmen der judischen Gemeinde Frechen zu dieser Zeit In den Folgejahrzehnten ruckte der Tagebau dem Friedhof gefahrlich nahe sodass es immer wieder zu Gerichtsverhandlungen kam Die judische Gemeinde konnte die Prozesse zuletzt 1872 fur sich gewinnen sodass der Tagebau den Friedhof nicht weiter zu verdrangen drohte 4 Wahrend des Novemberpogroms wurde der Friedhof geschandet und wie fast auf allen judischen Friedhofen wurden viele Inschriften der Grabsteine zerstort Im Zuge der Reichspogromnacht kam es zu Schaden und Randalierungen in Frechen in Hohe von 12 000 Reichsmark heute circa 120 000 Euro Die letzte regulare Bestattung vor dem Zweiten Weltkrieg fand 1936 statt Im Jahr 1941 hatte Frechen keine judischen Einwohner mehr da diese entweder verzogen oder vertrieben worden waren Nur 4 Juden konnten nach dem Krieg wieder nach Frechen zuruckkehren 5 Die letzte Bestattung auf dem Friedhof fand im Jahr 1986 statt und war die einzige Bestattung nach dem Zweiten Weltkrieg Bis in die 1980er Jahre lagerten auf einem Haufen mehrere Grabmale die im Rahmen des Novemberpogroms umgeschmissen und beschadigt wurden Sie wurden von der Stadt Frechen wieder aufgestellt Am 2 April 1985 erfolgte die Eintragung des Friedhofs in die Denkmalliste der Stadt Frechen als Bodendenkmal unter massgeblicher Beteiligung der beiden ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten Helmut Weingarten und Egon Heeg 6 Grabmaler BearbeitenEs ist davon auszugehen dass weit mehr Bestattungen hier stattgefunden haben als es Grabsteine gibt Eine kleine Auswahl soll besondere Graber kurz darstellen Das alteste heute noch vorhandene Grab mit lesbarer Inschrift ist das der 1852 verstorbenen Rebecca Heumann geb Wolff Laut Sterberegister verstarb sie jedoch schon am 9 Dezember 1851 Auffallig und ebenfalls ungeklart ist dass es fur Rebecca Heumann gleich zwei Grabsteine auf dem Friedhof gibt einen fur sie alleine und einen mit ihrem Ehemann Abraham Heumann Im Zentrum des Friedhofs befindet sich in herausgehobener Position das Grab von Samuel Bennedik Bennedik war in das gehobene Burgertum Kolns aufgestiegen Er hatte nie in Frechen gelebt und stammte auch nicht aus Frechen Er spendete der Gemeinde jedoch die Mauer zur Umfriedigung des Friedhofs und wurde hier mit seiner Familie begraben In der vorderen Reihe des Friedhofs liegt auf der linken Seite Hugo Meyer begraben Er wurde 1891 geboren und fiel als Soldat im Ersten Weltkrieg am 13 November 1915 Der Stein tragt die Inschrift Er starb den Heldentod fur das Vaterland Wie bei vielen anderen judische Soldaten wurde das patriotische Bekenntnis aktiv nach aussen getragen Funf Frechener Juden starben im Ersten Weltkrieg drei von ihnen sind auf dem Frechener Friedhof begraben Emil Levy Jonas Kaufmann Hugo Meyer 1 Der Viehhandler Joseph Meyer gehorte in Frechen zu den reichsten Einwohnern und war Vorsitzender der Synagogengemeinde Nach seinem Tod 1917 wurde fur ihn und seine Familie ein uber zwei Meter hoher und breiter Grabstein aus schwarzem Marmor aufgestellt welcher direkt links des Friedhofseingangs steht Seine zweitalteste Tochter Rosa und ihr Mann Albert Billig wurden von den Nationalsozialisten nach Theresienstadt deportiert und spater im Treblinka umgebracht Ihre Tochter Herta wurde wahrend des Nationalsozialismus nach Stutthof deportiert wo ihr Mann umgebracht wurde Sie selber kehrte nach dem Krieg nach Frechen zuruck 1983 heiratete sie Eugen Kalisch und verstarb 1986 als Herta Kalisch in Frechen wo sie auch im Grab ihrer Grosseltern begraben wurde Es handelt sich um die einzige Beerdigung in Frechen nach 1945 1 Friedhof heute Bearbeiten nbsp Markanter Grabstein von Samuel Bennedik 1809 1877 welcher erhebliche finanzielle Mittel fur den Bau der Mauer rund um den Friedhof bereitstellte Gegenwartig sind noch 85 Grabsteine Mazewot auf der 2179 m grossen Begrabnisstatte vorhanden Besonders anzumerken ist dass fur diese Graber ewiges Ruherecht besteht Bestattungen werden keine mehr durchgefuhrt da es keine eigenstandigen judischen Gemeinden mehr im Rhein Erft Kreis gibt Die Bestattungen finden auf dem judischen Friedhof in Koln Bocklemund statt da der Rhein Erft Kreis zur Synagogengemeinde Koln gehort 7 Durch die Stadt Frechen erfolgt die Grununterhaltung Der Friedhof ist von einer Mauer und einem hohen Eisengelander eingezaunt Dichte Hecken und ein Baumbestand umringen das Gelande Der Friedhof ist nicht fur die Offentlichkeit zuganglich und das Tor verschlossen In den Torflugeln sieht man den Davidstern Am Eingang steht ein Gedenkstein Die Inschrift des Gedenksteins lautet Zum Gedenken an die judischen Burger und Burgerinnen Frechens die wegen des Nazi Terrors hier nicht ihre letzte Ruhestatte finden durften Die Burgerschaft der Stadt Frechen 1993 Literatur BearbeitenEgon Heeg Der Frechener Judenfriedhof Denkmal und Mahnmal zugleich In Lebendiges Frechen Heft 4 88 Frechen S 8 Jochen Menge Der Frechener judische Friedhof und seine Geschichte In Jahrbuch des Frechener Geschichtsvereins Band 15 DuMont Buchverlag Koln 2019 S 61 Elfi Pracht Judisches Kulturerbe in Nordrhein Westfalen J P Bachem Verlag Koln S 193 194 Hans Hesse Elke Purpus Gedenken und Erinnern im Rhein Erft Kreis Ein Fuhrer zu Mahnmalen Denkmalern und Gedenkstatten des Ersten Weltkriegs und zur NS Zeit sowie des Zweiten Weltkriegs Schriftenreihe der Kunst und Museumsbibliothek der Stadt Koln 3 S 138 Essen Ursula Reuter Judische Gemeinden vom fruhen 19 bis zum Beginn des 21 Jahrhunderts In Geschichtlicher Atlas der Rheinlande VIII 8 Bonn 2007 Klaus H S Schulte Dokumentation zur Geschichte der Juden am linken Niederrhein seit dem 17 Jahrhundert Veroffentlichungen des Historischen Vereins fur den Niederrhein Band 12 Verlag L Schwann Dusseldorf 1972 S 72 75 Karl Gobels Frechen damals Von der Romerzeit zur Stadtwerdung Ein heimatgeschichtliches Lesebuch Koln 1977 S 219Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judischer Friedhof Frechen beim Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland Eintrag zu Judischer Friedhof Herbertskaule in der Datenbank KuLaDig des Landschaftsverbands Rheinland https www ksta de reise in die vergangenheit 13943324 originalReferrer https www google de https www judische gemeinden de index php gemeinden e g 645 frechen nordrhein westfalenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Dr Jochen Menge Der Frechener judische Friedhof und seine Geschichte In Geschichtsverein Frechen e V Hrsg Jahrbuch des Frechener Geschichtsvereins Band 15 Frechen 2019 ISBN 978 3 8321 6109 5 S 67 Franz Josef Kiegelmann Sozial und Wirtschaftsgeschichte Frechens im 19 Jahrhundert In Gunter Bers Michael Klocker Christoph Weber Hrsg Ortsbefunde Historische Funde und Befunde aus der deutschen Provinz Rheinlandia Verlag Siegburg 2003 ISBN 3 935005 66 0 S 128 Geschichte Judische Gemeinde Frechen Abgerufen am 1 September 2021 Egon Heeg Frechener Strassen Spiegel der Frechener Geschichte Band 1 Rheinland Verlag 1984 S 34 Helmut Weingarten Nur vier kehrten zuruck In Kolner Stadtanzeiger 15 Juni 1988 Bodendenkmalliste Stadt Frechen Abgerufen am 16 Februar 2021 Landesverbande 21 August 2017 abgerufen am 16 Februar 2021 50 901644 6 805788 Koordinaten 50 54 5 9 N 6 48 20 8 O Judische Friedhofe im Rhein Erft Kreis Bedburg Alter Friedhof Bedburg Neuer Friedhof Bergheim Bruggen Bruhl Dirmerzheim Elsdorf Erp Fliesteden Frechen Friesheim Glesch Glessen Gymnich Hurth Kaster 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