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Eine Judische Gemeinde Lingen existierte von 1869 bis um 1940 in Lingen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ruckgang und Zerstorung der Gemeinde 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenSpatestens seit 1693 wohnten Juden in Lingen Im 18 Jahrhundert lebte jedoch nur eine judische Familie in der Stadt Erst im 19 Jahrhundert begann die Gemeinde zu wachsen 1842 lebten 13 Juden in vier Familien in Lingen im Jahre 1900 waren es schon 112 Die Lingener Juden waren als Viehhandler und Schlachter als Rohproduktenhandler Hausierer und Textileinzelhandler tatig Politisch traten sie nicht in Erscheinung 1869 wurde die Synagogengemeinde Lingen gegrundet bis dahin hatten die Lingener Juden den Gottesdienst in Freren besucht 1878 baute die Gemeinde am Gertrudenweg eine Synagoge und ein Schulhaus Dort wurde allerdings zumeist nur Religionsunterricht erteilt im Ubrigen besuchten die judischen Kinder die evangelische Burgerschule in Lingen Der Friedhof fur die Juden in der Niedergrafschaft Lingen befand sich bereits seit 1734 in Lingen neben dem christlichen Alten Friedhof Bis 1926 wurden dort auch die Frerener Juden bestattet Der jungste Grabstein stammt aus dem Jahr 2021 nachdem der Lingener Ehrenburger Bernard Grunberg beigesetzt wurde Ruckgang und Zerstorung der Gemeinde BearbeitenIn den ersten Jahren des 20 Jahrhunderts zogen einige judische Familien aus Lingen weg 1924 lebten noch 71 Juden in Lingen Im Juni 1933 gut vier Monate nach der sog Machtergreifung der Nationalsozialisten waren es nur noch 40 In der Reichspogromnacht vom 9 auf den 10 November 1938 setzten ortliche SA Manner die Lingener Synagoge in Brand und zerstorten sie vollig Nur das Schulhaus der judischen Gemeinde wurde nicht in Brand gesetzt weil es direkt an einer Backerei stand Die SA demolierte und plunderte auch das letzte judische Geschaft der Familie Markreich in der Grossen Strasse Zwei Drittel der Lingener Juden emigrierten zwischen 1933 und 1939 grosstenteils nach Belgien und in die Niederlande 1939 lebten nur noch 17 Menschen judischen Glaubens in Lingen Der Synagogenvorsteher Jakob Wolff musste die judische Schule an Backer Kemper und das Synagogengrundstuck an einen anderen Anlieger verkaufen Bis 1941 konnten noch zwei Lingener Juden in die USA emigrieren Die ubrigen wurden wie auch die meisten der nach Belgien und in die Niederlande Ausgewanderten im Holocaust ermordet Nur eine junge Frau uberlebte den Zweiten Weltkrieg Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Lingen Gedenkort judische Schule Gedenkstein nbsp Lingen Gedenkort judische Schule Synagogenplatz mit Schule nbsp Lingen Gedenkort judische Schule InfotafelNach Ende des NS Regimes kehrten nur wenige Juden nach Lingen zuruck Viele waren ermordet worden die meisten im Exil Geretteten wollten nie wieder nach Deutschland zuruckkehren Die ehemalige Judische Schule diente jahrelang als Pferdestall In einem grossen Buch zur Lingener Stadtgeschichte das zum 1000 jahrigen Bestehen der Stadt 1975 erschien blieben die Geschichte und das Schicksal der judischen Gemeinde ganzlich unbeachtet und unerwahnt In einem erschutternden Leserbrief machte Ruth Hanauer die letzte damals in Lingen wohnende Holocaust Uberlebende darauf aufmerksam Es schloss sich eine langjahrige zivilgesellschaftliche Debatte uber die Erinnerungskultur an Am 15 November 1977 errichtete die Stadt in der Nahe der fruheren Synagoge einen Gedenkstein der Platz wurde spater Synagogenplatz genannt 1985 besuchten ehemalige judische Burger Lingens auf Einladung der Stadt ihre alte Heimat Auf ihre Anregung hin wurde auf dem Synagogenplatz zusatzlich ein Gedenkstein mit den Familiennamen der verfolgten und ermordeten Juden aufgestellt 1989 wurde der angrenzende Gertrudenweg nach jahrelangen kommunalpolitischen Debatten auf Antrag der SPD in Synagogenstrasse umbenannt Zwei Uberlebende des Holocaust Ruth Foster Heilbronn und Bernard Grunberg nahmen 1993 die ihnen angetragene Ehrenburgerschaft der Stadt Lingen an Erst 1988 wurde die kleine Judische Schule unter Denkmalschutz gestellt Nach einer umfassenden Renovierung wurde sie im November 1998 im Beisein von Ignatz Bubis des damaligen Vorsitzenden des Zentralrat der Juden in Deutschland als Gedenkort eingeweiht Eine Dauerausstellung erinnert dort seither an das Schicksal der judischen Familien Lingens Plane der Stadtverwaltung das benachbarte Grundstuck an einen Investor zu verkaufen wurden nach energischem Widerstand aus dem Rat der Stadt und der Zivilgesellschaft aufgegeben 2014 wurde es durch einen dauerhaften Vertrag an das Forum Juden Christen im Altkreis Lingen e V verpachtet Mit Hilfe der HEH Stiftung entstand dort ein Brunnen umrahmt von einer Buchsbaumhecke in Form des Davidsterns der auch an die in Lingen verlegten Stolpersteine erinnern soll Am Eingang des Gedenkortes steht seit 2020 eine Buste der Philosophin Hannah Arendt die der Kunstler und Bildhauer Peter Lutje geschaffen hat Literatur BearbeitenLudwig Remling Lingen In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Band 1 und 2 1668 S Gottingen 2005 S 993 1001 Judische Friedhofe im Emsland Hrsg Landkreis Emsland Meppen 1991 48 S darin Aschendorf Bakerde Freren Haren Haselunne Lathen Lingen Meppen Sogel Gertrud Anne Scherger Der Judische Friedhof in Lingen Eine Dokumentation Lingen 2009 140 S ISBN 978 3 9805696 5 1 Gertrud Anne Scherger Verfolgt und ermordet Beitrag zur Verfolgungsgeschichte der Juden aus dem Raum Lingen Lingen 1998 122 S ISBN 3 932959 02 7Weblinks BearbeitenForum Juden Christen Altkreis Lingen e V Lern und Gedenkort Judische Schule in Lingen Judenfriedhof Synagoge Judische Schule in Lingen Lingen In Ubersicht uber alle Projekte zur Dokumentation judischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland hier Niedersachsen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Lingen amp oldid 232033555