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Die Israelitische Kultusgemeinde Weiden ist die judische Gemeinde von Weiden in der Oberpfalz Sie zahlt heute 187 Mitglieder Stand 2021 1 Ihre Synagoge befindet sich in der Ringstrasse 17 in Weiden 2 Synagoge Weiden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 14 bis 17 Jahrhundert 1 2 19 Jahrhundert 1 3 20 Jahrhundert 1 3 1 1933 bis 1945 1 3 2 Seit 1945 2 Anzahl der judischen Einwohner in Weiden 3 Rabbiner Kantoren Vorbeter in Weiden 4 Bedeutende Mitglieder der judischen Gemeinde Weiden 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten14 bis 17 Jahrhundert Bearbeiten 1359 wurde erstmals ein Jude in Weiden genannt 3 1388 lebte eine judische Familie in Weiden Von 1465 bis 1489 gab es vier judische Familien in Weiden die vom Geld und Warenhandel lebten Es waren dies Isaac und Sohn Leb und Israel und Sohn jeweils mit Familie Jeder Jude in Weiden musste jahrlich 10 Gulden Schutzgeld bezahlen Nach 1489 bis zum Dreissigjahrigen Krieges wurden keine Juden in Weiden erwahnt Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges zogen einzelne Juden nach Weiden Neun judische Familien mit insgesamt 40 Personen lebten von 1636 bis 1640 in der Stadt 2 Allerdings stiess die Ansiedlung von Juden in Weiden auf starke Widerstande aus der christlichen Bevolkerung besonders aus Kreisen der Handwerker und Kaufleute die die Konkurrenz furchteten 3 19 Jahrhundert Bearbeiten Im 19 Jahrhundert verbesserte sich allmahlich die Situation der Juden Sie erhielten mehr Rechte und grossere Freiheiten besonders durch die Aufhebung des Matrikelparagraphen im Jahr 1861 Nun zogen nach und nach immer mehr Juden aus den landlichen Gegenden weg in die grosseren Stadte Seit 1863 erhielt Weiden einen Eisenbahnanschluss was die wirtschaftlichen Moglichkeiten der Stadt stark verbesserte Die nun nach Weiden ziehenden Juden kamen teilweise aus dem nahe gelegenen Floss aber auch aus Unter und Mittelfranken 3 1867 gab es 5 Juden in Weiden 1871 waren es 18 Juden und 1880 bereits 76 Juden Sie gehorten zunachst zur judischen Gemeinde Floss 2 Seit 1886 gab es in Weiden eine israelitische Volksschule zunachst als Privatschule und ab 1902 als Anstalt mit offentlichem Charakter In ihr wurde Elementar und Religionsunterricht erteilt 3 Die judischen Elementarlehrer nahmen die religiosen Aufgaben in der Gemeinde wahr und fungierten zugleich als Kantor und Schachter Die Lehrer waren ab 1889 W Hirnheimer und ab 1897 Emanuel Strauss 2 1889 wurde in Weiden ein Synagogenverein gegrundet 3 In diesem Jahr wurde in der Ringstrasse 17 nach Planen des Weidener Architekten Peter Weiss eine Synagoge gebaut und eingeweiht 4 Viele judische Einwohner Weidens waren im Immobiliengeschaft und im Handel mit Stoffen Pech Hopfen Eisen Metallwaren Tabak und Zigaretten Wein Leder Schuhen Holz Kohlen Hauten Fellen und Glasprodukten tatig 2 Besonders stark waren sie auch im Textilbereich und im Vieh und Pferdehandel vertreten Es gab unter ihnen nur wenige Akademiker Ein Arzt Berthold Rebitzer und einige Juristen die aber nur kurze Zeit in Weiden blieben Im Unterschied zur durchschnittlichen nichtjudischen Bevolkerung von Weiden gab es unter den judischen Burgern nur sehr wenige Industriearbeiter Innerhalb der judischen Gemeinde kam es Anfang des 20 Jahrhunderts zu einem uberdurchschnittlich starken Geburtenruckgang einer Zunahme von Kleinfamilien Alleinstehenden und uber 60 Jahre alten Menschen 3 Bereits 1893 bildete sich in Weiden ein aktiver antisemitischer Volksverein Zu dieser Zeit wurden die Juden als die Schuldigen angesehen fur die Harten die entstanden durch den Ubergang von der landwirtschaftlich gepragten Gesellschaft zum Fruhkapitalismus Der Neid auf den wirtschaftlichen Erfolg vieler Juden in dieser Zeit forderte den antisemitischen Hass 5 1895 entstand eine selbstandige Kultusgemeinde die aber weiterhin dem Rabbinat Floss angehorte Eine Mikwe war in Weiden nicht vorhanden Es wurde die Mikwe in Floss mitbenutzt 1896 nach dem Tod des Flosser Rabbiners Israel Wittelshofer schloss sich die judische Gemeinde dem Rabbinat Bayreuth an nbsp Weiden judischer Friedhof20 Jahrhundert Bearbeiten Seit 1901 hatte die judische Gemeinde einen eigenen Friedhof in der heutigen Sperlingsstrasse 5 Vorher war der judische Friedhof in Floss mitbenutzt worden 3 Innerhalb der judischen Gemeinde Weiden entstanden eine Vielzahl verschiedener Vereine 3 1914 wurden erstmals zwei judische Burger in das Gremium der Gemeindebevollmachtigten von Weiden gewahlt 3 Wahrend des Ersten Weltkrieges kampften Weidener Juden auf deutscher Seite Unter den Gefallenen war Paul Klein geboren am 3 August 1893 in Nurnberg gefallen am 28 Marz 1915 Angehoriger der judischen Gemeinde Weiden Bis 1954 stand sein Name auf dem Kriegerdenkmal in der Bahnhofstrasse welches aber 1955 durch ein neues Denkmal ohne namentliche Nennungen ersetzt wurde 2 Die zweite antisemitische Welle in Weiden entstand nach dem Ersten Weltkrieg Nun wurden die Juden angesehen als Verursacher von Krieg und Revolution 5 Die Weidener Antisemiten organisierten sich als Ortsgruppe des Deutschvolkischen Schutz und Trutzbundes spater in der NSDAP und im Volkischen Block Ihre Aktivitaten umfassten Friedhofsschandungen Propaganda Verleumdungen Belastigung und Beleidigung judischer Mitburger 3 Die judische Gemeinde Weiden trat dem 1920 gegrundeten Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden bei 1933 bis 1945 Bearbeiten Sofort nach der Machtergreifung durch die Nazis kam es in Weiden zu Ausschreitungen gegen die Juden Mehrere Juden wurden schon Anfang 1933 in das KZ Dachau verschleppt teilweise fur mehrere Jahre Am 1 April 1933 wurden die judischen Geschafte in Weiden boykottiert SA Leute uberwachten vor den Geschaften die Einhaltung des Boykotts Durch die Verfolgung der Juden gewann der Zionismus an Einfluss Eine Ortsgruppe des Bundes deutsch judischer Jugend bestand in Weiden seit 1933 1935 ging diese in den Zionistischen Jugendbund Habonim Ortsgruppe Weiden uber Die Judische Gemeinde Weiden wurde in die Reichsvertretung der Deutschen Juden eingegliedert und verlor ihre Selbstandigkeit Beim Pogrom am 9 November 1938 wurden judische Geschafte und Wohnungen verwustet Ungefahr 40 Juden wurden zum Rathaus geschleppt und dort brutal misshandelt 23 judische Manner wurden in das Landgerichtsgefangnis eingeliefert und von dort in das KZ Dachau verschleppt Dort wurde schon am 15 November 1938 der Weidener Kaufmann Hermann Fuld von der SS ermordet Das Innere der Synagoge in der Ringstrasse wurde zerstort aber die Synagoge wurde nicht angezundet da der Weidener Burgermeister das Ubergreifen der Flammen auf die Nachbarhauser befurchtete Seit 1933 gaben immer mehr judische Geschaftsleute ihre Geschafte in Weiden auf 1938 wurden alle noch bestehenden judischen Geschafte und Firmen in Weiden enteignet 140 Juden emigrierten davon 20 nach England 17 in die USA 14 nach Palastina 11 in die Tschechoslowakei 7 nach Ostafrika 5 nach Argentinien 4 nach Kuba einzelne in andere Lander 53 in andere deutsche Stadte Munchen Berlin Frankfurt am Main Nurnberg Regensburg 2 Nur einer mit einem nichtjudischen Mann verheirateten judischen Frau aus Weiden gelang es unterzutauchen sich zu verstecken und so zu uberleben 1939 gab es nur noch 16 Juden in Weiden Sie wurden in zwei Hauser zusammengelegt Eines dieser Hauser war das zu diesem Zweck umgebaute Taharahaus der judischen Gemeinde Von 1939 bis 1942 mussten diese 16 Juden schwere korperliche Arbeit im Stadtgut Merklmooslohe verrichten 1942 wurden alle in Weiden verbliebenen Juden in das Zwangsarbeitslager Trawniki und in das KZ Theresienstadt deportiert und dort ermordet Insgesamt sind 44 von den Nazis ermordete Weidener Juden namentlich bekannt 3 Seit 1945 Bearbeiten Nach Kriegsende kamen viele judische Fluchtlinge aus Osteuropa nach Weiden In Polen kam es zu verstarktem Antisemitismus und Pogromen Die polnische nichtjudische Bevolkerung hatte sich wahrend der Nazizeit den Besitz der polnischen Juden angeeignet und furchtete nun ihn wieder herausgeben zu mussen 5 Auf den Todesmarschen von Flossenburg und seinen Aussenlagern nach Dachau wurde von den Alliierten eine grossere Zahl judischer Haftlinge befreit von denen ebenfalls viele nach Weiden kamen Im Sommer 1945 waren zeitweise bis zu 1000 judische Uberlebende in Weiden 2 Schon im Marz 1946 wurde in Weiden im Keller einer Volksschule eine Mikwe eingerichtet 3 Ende 1946 gab es in Weiden zwei Rabbiner einen Synagogendiener einen Mohel 3 mehrere Betstuben eine Thora Talmud Schule mehrere koschere Metzgereien und einen Kibbuz wo sich Juden auf das Leben in Palastina vorbereiteten 5 Erst 1948 gelang es mit Hilfe der Jewish Restitution Successor Organization abgekurzt JRSO die ehemalige Synagoge wieder als solche zu nutzen 3 Sie hatte zwischenzeitlich als Lagerraum einer Zuckerfabrik gedient Es wurden schliesslich 2 von den fruher 8 Thorarollen und einiges Ritualsilber zuruckgegeben 5 Die judische Gemeinde Weiden wurde offiziell 1953 neu gegrundet Sie nannte sich nun Israelitische Kultusgemeinde Weiden und ist Mitglied des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern 1970 wurde eine Mikwe im Gemeindehaus eingerichtet 5 In den 1990er Jahren benannte sich die Israelitische Kultusgemeinde Weiden in Judische Gemeinde Weiden um 6 Durch Auswanderung der Gemeindemitglieder nach Israel und in die USA nahm die Grosse der Gemeinde stetig ab Schliesslich hatte die Gemeinde 1990 nur noch 36 Mitglieder die fast alle schon uber 60 Jahre alt waren Man begann schon sich mit dem Gedanken der Selbstauflosung der Gemeinde vertraut zu machen als ab 1994 der Zuzug von Juden aus den GUS Staaten in Gang kam Fur fast 2000 Menschen war die judische Gemeinde Weiden Durchgangsstation in andere Stadte Aber fast 300 Juden blieben in Weiden und Umgebung 5 Immer wieder kam es auch nach dem Krieg bis in die heutige Zeit hinein in Weiden zu antisemitischen Ausschreitungen 1991 wurde der Judische Friedhof geschandet das Holocaust Denkmal in der Weidener Innenstadt wurde mehrfach in den Jahren 2000 und 2002 geschandet in die Synagoge und in das Geschaft der judischen Familie Brenner wurden im Jahr 2002 Steine geworfen 2 Anzahl der judischen Einwohner in Weiden BearbeitenJahr Anzahl Personen in der Gesamteinwohnerschaft1867 5 Personen 0 1 1871 18 Personen 0 5 1880 76 Personen 1 6 1890 101 Personen 1 7 1900 124 Personen 1 2 1910 156 Personen 1 1924 150 Personen 0 7 1933 168 Personen 0 8 1939 16 Personen1942 3 Personen1943 0 Personen1946 643 Personen1950 66 Personen1976 59 Personen1990 36 Personen2014 257 Personen 0 6 2 1 Rabbiner Kantoren Vorbeter in Weiden Bearbeiten1924 bis 1939 Lehrer und Kantor Emanuel Strauss um 1970 bis um 1980 Rabbiner Julius Klieger 1984 bis 1992 Kantor Baruch Grabowski 1992 bis 1998 Lehrer und Vorbeter Marcus Schroll 1998 bis 2002 Rabbiner Michael Leipziger 2 2002 bis 2006 Rabbinerin Gesa Schira Ederberg 1968 in Tubingen 7 8 2007 bis 2014 Rabbiner Daniel Katz 1960 in New York 9 10 Bedeutende Mitglieder der judischen Gemeinde Weiden BearbeitenMichael Brenner 4 Januar 1964 in Weiden deutscher HistorikerLiteratur BearbeitenMichael Brenner Renate Hopfinger Hrsg Die Juden in der Oberpfalz Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008 ISBN 978 3 486 58678 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Weiden in der Oberpfalz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Judischer Friedhof Weiden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der judischen Gemeinde und der Synagoge WeidenEinzelnachweise Bearbeiten a b Judische Gemeinde Weiden K D O R Zentralrat der Juden in Deutschland abgerufen 2 April 2023 a b c d e f g h i j k Weiden Oberpfalz Judische Geschichte Synagogen Alemannia Judaica abgerufen 22 Februar 2016 a b c d e f g h i j k l m n Sebastian Schott Die Geschichte der judischen Gemeinde Weiden bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts In Michael Brenner Renate Hopfinger Hrsg Die Juden in der Oberpfalz Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008 ISBN 978 3 486 58678 7 S 105 118 Hans Christoph Dittscheid Die Synagogenbauten der Oberpfalz vom Mittelalter zur Moderne Verluste Entdeckungen Deutungen In Michael Brenner Renate Hopfinger Hrsg Die Juden in der Oberpfalz Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008 ISBN 978 3 486 58678 7 S 46 47 a b c d e f g h jg weiden de Memento des Originals vom 25 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www jg weiden de Michael Brenner Impressionen judischen Lebens in der Oberpfalz nach 1945 in Michael Brenner Hrsg Renate Hopfinger Hrsg Die Juden in der Oberpfalz Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008 ISBN 978 3 486 58678 7 S 247 a r k de alemannia judaica de a r k de alemannia judaica deNormdaten Korperschaft GND 5209762 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Israelitische Kultusgemeinde Weiden amp oldid 232426722