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Der Isomorphiesatz von Dedekind benannt nach Richard Dedekind ist ein mathematischer Satz der eine Eindeutigkeitsaussage uber die naturlichen Zahlen wie sie durch die Peano Axiome definiert sind trifft Diese Aussage findet sich in Dedekinds klassischem Buch Was sind und was sollen die Zahlen aus dem Jahre 1888 als Satz 132 in folgender Formulierung Alle einfach unendlichen Systeme sind der Zahlenreihe N und folglich auch einander ahnlich 1 Einfach unendliche Systeme nennt man heute Peano Systeme statt ahnlich sagt man heute isomorph Die folgende Darstellung verwendet diese moderneren Begriffe und erganzt einige logische Aspekte dieses Satzes Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 2 Formulierungen des Satzes 3 Bemerkungen 4 EinzelnachweiseEinfuhrung BearbeitenDie Eigenschaften der naturlichen Zahlen sind von Giuseppe Peano axiomatisch durch die folgenden sogenannten Peano Axiome charakterisiert worden 2 Ein Peano System ist eine Menge N displaystyle N nbsp mit folgenden Eigenschaften Es gibt ein Element 0 N displaystyle 0 in N nbsp dieses Element spielt die Rolle der 0 Es gibt eine Abbildung s N N displaystyle sigma colon N rightarrow N nbsp Nachfolgerabbildung n N s n 0 displaystyle forall n in N sigma n not 0 nbsp 0 ist kein Nachfolger s displaystyle sigma nbsp ist injektiv verschiedene Elemente haben verschiedene Nachfolger Ist X N displaystyle X subseteq N nbsp eine Teilmenge mit 0 X displaystyle 0 in X nbsp und n N n X s n X displaystyle forall n in N colon n in X rightarrow sigma n in X nbsp so folgt X N displaystyle X N nbsp Vollstandige Induktion Genauer bezeichnet man dieses Peano System mit N 0 s displaystyle N 0 sigma nbsp In Klammern steht jeweils die Bedeutung der Axiome Daraus lasst sich die gesamte Theorie der naturlichen Zahlen aufbauen Daher stellt sich die Frage nach der Eindeutigkeit der Peano Systeme Diese Frage wird positiv durch den hier zu besprechenden Isomorphiesatz von Dedekind beantwortet Naturlich kann man durch Abanderung von Bezeichnungen mehrere Peano Systeme erhalten aber diese erweisen sich als im Wesentlichen gleich Zur Prazisierung dieser Art von Eindeutigkeit muss man festlegen wann man zwei Peano Systeme als im Wesentlichen gleich ansehen will und dazu dient der Begriff des Isomorphismus der nun geklart werden soll Zur Symbolisierung obiger Axiome wurden ein Konstantensymbol 0 und ein Funktionssymbol s displaystyle sigma nbsp verwendet ein Peano System ist also eine 0 s displaystyle 0 sigma nbsp Struktur mit obigen Eigenschaften Unter einem Isomorphismus zwischen Peano Systemen versteht man daher eine bijektive Abbildung die diese Strukturelemente erhalt genauer Ein Isomorphismus zwischen zwei Peano Systemen N 0 s displaystyle N 0 sigma nbsp und N 0 s displaystyle tilde N tilde 0 tilde sigma nbsp ist eine bijektive Abbildung f N N displaystyle f colon N rightarrow tilde N nbsp mit folgenden zwei Eigenschaften f 0 0 displaystyle f 0 tilde 0 nbsp n N f s n s f n displaystyle forall n in N colon f sigma n tilde sigma f n nbsp Leicht zeigt man dass die Umkehrabbildung dieselben Eigenschaften hat Zwei Peano Systeme heissen isomorph wenn es einen Isomorphismus zwischen ihnen gibt Ein konkretes Peano System lasst sich wie folgt konstruieren Definiert man 0 displaystyle 0 emptyset nbsp fur jede Menge a displaystyle a nbsp die sogenannte Nachfolger Menge s a a a displaystyle s a a cup a nbsp und N displaystyle mathbb N nbsp als Durchschnitt aller Mengen die 0 und mit jedem a displaystyle a nbsp auch s a displaystyle s a nbsp enthalten so ist N 0 s N displaystyle mathbb N 0 s mathbb N nbsp ein Peano System das man kurz mit N displaystyle mathbb N nbsp bezeichnet Dies ist die in der Mengenlehre ubliche Konstruktion der naturlichen Zahlen Formulierungen des Satzes BearbeitenJe zwei Peano Systeme sind isomorph Da wir mit N displaystyle mathbb N nbsp ein konkretes Peano System angegeben haben konnen wir aquivalent umformulieren Jedes Peano System ist isomorph zu N displaystyle mathbb N nbsp 3 4 Bemerkungen BearbeitenDie oben gegebene Definition verwendet die Pradikatenlogik zweiter Stufe denn die formale Wiedergabe des Induktionsaxioms lautet X 0 X n X n X s n n X n displaystyle forall X 0 in X land forall n Xn rightarrow X sigma n rightarrow forall n Xn nbsp Die Schreibweise X n displaystyle Xn nbsp bedeutet in jeder Interpretation dass n displaystyle n nbsp in der Teilmenge X displaystyle X nbsp enthalten ist Hier wird also uber die einstellige Relation X displaystyle X nbsp quantifiziert und das ist in der Pradikatenlogik erster Stufe nicht moglich Tatsachlich gibt es zu N displaystyle mathbb N nbsp elementar aquivalente aber nicht isomorphe Strukturen das heisst diese und N displaystyle mathbb N nbsp erfullen dieselben in der Pradikatenlogik erster Stufe formulierbaren Aussagen sind aber dennoch nicht isomorph Solche Strukturen nennt man Nichtstandardmodelle Nach dem Satz von Skolem gibt es sogar abzahlbare Nichtstandardmodelle 5 Ersetzt man also das Induktionsaxiom 5 durch die unendlich vielen Axiome f 0 n f n f s n n f n displaystyle varphi 0 land forall n varphi n rightarrow varphi sigma n rightarrow forall n varphi n nbsp das heisst fur jede 0 s displaystyle 0 sigma nbsp Formel f displaystyle varphi nbsp der Pradikatenlogik erster Stufe mit einer freien Variable hat man ein Axiom so erhalt man die sogenannte Peano Arithmetik Die Existenz abzahlbarer Nichtstandardmodelle zeigt also dass der Satz von Dedekind nicht auf die Peano Arithmetik ubertragen werden kann Dieses historisch uberraschende Resultat wird plausibel wenn man bedenkt dass es nur abzahlbar viele 0 s displaystyle 0 sigma nbsp Formeln gibt und man daher nur abzahlbar viele Induktionsaxiome in der Peano Arithmentik hat Das Induktionsaxiom 5 trifft aber eine Aussage uber alle Teilmengen eines Peano Systems und das sind uberabzahlbar viele ist also formal starker Wie oben erwahnt kann man die naturlichen Zahlen in der Mengenlehre konstruieren das heisst man kann sie mit dem Symbol displaystyle in nbsp in der Sprache der Pradikatenlogik erster Stufe definieren und auch der Satz von Dedekind wird beweisbar Das widerspricht nicht obigen Ausfuhrungen zum Satz von Skolem Letzterer bezieht sich auf Peano Systeme in der Pradikatenlogik erster Stufe in dieser kann man nur uber die Elemente der Grundklasse quantifizieren und da gehoren die Teilmengen der Grundklasse nicht dazu In der Mengenlehre ist die Grundklasse aber das gesamte Mengenuniversum das heisst das Induktionsaxiom lasst sich mittels Quantifizierung uber die Elemente der Grundklasse beschreiben x x y y x y y x N x displaystyle forall x emptyset in x land forall y y in x rightarrow y cup y in x rightarrow mathbb N subset x nbsp Dazu beachte dass die Symbole y N displaystyle emptyset cup y mathbb N subset nbsp mittels displaystyle in nbsp definierbar sind auf diese konnte also auf Kosten der leichteren Lesbarkeit prinzipiell verzichtet werden so dass es sich tatsachlich um eine displaystyle in nbsp Aussage handelt Damit ist der Beweis zum Satz von Dedekind ubertragbar 6 7 Einzelnachweise Bearbeiten R Dedekind Was sind und was sollen die Zahlen 1 Auflage Vieweg Braunschweig 1888 Satz 132 G Peano Opere scelte III S 216 original mit Operator n statt s n H D Ebbinghaus J Flum W Thomas Einfuhrung in die mathematische Logik Spektrum Akademischer Verlag ISBN 3 8274 0130 5 III Satz 7 4 Dirk W Hoffmann Die Godel schen Unvollstandigkeitssatze Eine gefuhrte Reise durch Kurt Godels historischen Beweis Springer Verlag 2013 ISBN 3 827 43000 3 Satz 2 3 Isomorphiesatz von Dedekind H D Ebbinghaus J Flum W Thomas Einfuhrung in die mathematische Logik Spektrum Akademischer Verlag ISBN 3 8274 0130 5 VI Satz 4 6 H D Ebbinghaus J Flum W Thomas Einfuhrung in die mathematische Logik Spektrum Akademischer Verlag ISBN 3 8274 0130 5 Kapitel VII Zur Tragweite der ersten Stufe Dirk Siefkes Formalisieren und Beweisen Logik fur Informatiker Springer Verlag 2013 ISBN 3 322 85621 6 Ausfuhrungen ab Seite 218 Abgerufen 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