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Die Isochronenmethode ist eine haufig angewandte Methode zur radiometrischen Datierung von Gesteinen Vorteil gegenuber der konventionellen radiometrischen Datierung ist dass keine Annahmen uber die anfangliche Konzentration des Zerfallsprodukts im Gestein gemacht werden mussen um ein Gestein sicher zu datieren Zusatzlich konnen mit der Isochronenmethode auch Storungen des zur Datierung verwendeten Isotopensystems entdeckt werden die eine Datierung verfalschen wurden wenn sie unerkannt blieben Die Isochronenmethode ist deswegen ein sehr leistungsfahiges Instrument der radiometrischen Datierung Inhaltsverzeichnis 1 Verwendbarkeit 2 Ablauf der Analysen 3 Isochronenplot 4 Interpretation der Datierung 5 Mathematisches 6 LiteraturVerwendbarkeit BearbeitenDie Isochronenmethode kann bei solchen Isotopensystemen angewendet werden bei denen das Element in welches das Mutternuklid M displaystyle M nbsp zerfallt neben dem Tochterisotop D displaystyle D nbsp noch mindestens ein weiteres nichtradiogenes stabiles Isotop als Referenzisotop R displaystyle R nbsp aufweist Beispiel ist das Rb Sr System Rubidium Strontium Datierung Neben dem 87Sr welches das Zerfallsprodukt des Radionuklides 87Rb ist kommt in der Natur noch das stabile Isotop 86Sr vor welches nichtradiogen ist also nicht selbst Zerfallsprodukt eines in der Probe vorkommenden Radionuklides ist Weitere Beispiele sind Sm Nd und U Pb Ablauf der Analysen BearbeitenZur Datierung werden die entsprechenden Isotopenkonzentrationen entweder in verschiedenen Mineralen einer individuellen Gesteinsprobe Mineralisochrone engl mineral isochron oder in verschiedenen Gesteinsarten kogenetischen Ursprungs Gesamtgesteinsisochrone engl whole rock isochron welche also zum Beispiel von einer Gesteinsschmelze abstammen bestimmt Bei einer Mineralisochrone mussen zuerst verschiedene Mineralfraktionen aus dem zu datierenden Gestein separiert werden Diese Mineralseparation geschieht durch verschiedene Methoden wie Dichtetrennung magnetische Separation chemische Separation manuell mit Pinzette und Mikroskop usw Ziel ist es Mineralfraktionen mit moglichst grossem Unterschied im Haufigkeitsverhaltnis von Mutterisotop zu Referenzisotop zu gewinnen was letztendlich die Genauigkeit der Datierung erhoht Die verschiedenen Fraktionen werden dann chemisch aufgelost und die zur Datierung verwendeten Elemente durch chromatographische Methoden extrahiert Die so erhaltenen Proben werden dann zur Messung der Isotopenverhaltnisse mit einem Massenspektrometer und der Elementhaufigkeiten beispielsweise mit einem Atomemissionspektrometer vorbereitet Die bei der anschliessenden Messung gewonnenen Resultate werden dann in einem so genannten Isochronenplot eingezeichnet Isochronenplot Bearbeiten nbsp Diagramm 1 Beispiel eines hypothetischen Isochronenplots fur vier Mineralfraktionen aus einer Gesteinsprobe Die Isotopenverhaltnisse der einzelnen Mineralfraktionen wandern von ihrer anfanglichen Position zum Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp Kristallisationszeitpunkt des Gesteins zur neuen Position zum Zeitpunkt t 1 displaystyle t 1 nbsp Je mehr Zeit verstrichen ist desto steiler ist die Gerade der Schnittpunkt mit der Ordinate bleibt jedoch konstant Der Isochronenplot ist ein Diagramm in dem das Verhaltnis des Tochterisotopes zum Referenzisotop D R displaystyle D R nbsp uber das Verhaltnis des Mutterisotopes zum Referenzisotop M R displaystyle M R nbsp aufgetragen ist Liegen die Daten im Isochronenplot auf einer Geraden so wird diese Gerade als Isochrone bezeichnet Die Steigung der Isochrone ist dann ein Mass fur das Alter der Probe Der Schnittpunkt mit der Ordinate des Koordinatensystems gibt das Verhaltnis von Tochter zu Referenzisotop zum datierten Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp wieder Es kann gezeigt werden dass fur die Steigung m und das Alter t folgender Zusammenhang gilt siehe unten t 1 l ln m 1 l Zerfallskonstante displaystyle t frac 1 lambda cdot ln left m 1 right quad lambda text Zerfallskonstante nbsp Beachtenswert ist dass in dieser Formel zur Bestimmung des Alters nur die Steigung und nicht das Anfangsverhaltnis von Tochterisotop zu Referenzisotop eingeht Man erhalt dieses Anfangsverhaltnis zwar als Nebenresultat der Isochronenmethode benotigt es aber nicht zur Altersbestimmung Unmittelbar nach der Bildung eines Gesteins ist das Verhaltnis von Tochterisotop zu Referenzisotop in allen Mineralfraktionen gleich sofern eine ausreichende Homogenisierung stattfand Die Isochrone ist also zu Beginn eine horizontale Gerade Anschaulich kann der Zusammenhang zwischen Alter und Steigung der Isochrone so gedeutet werden dass je grosser die Haufigkeit des Mutterisotopes in der jeweiligen Fraktion ist je weiter eine Mineralfraktion also rechts im Isochronenplot ist desto mehr Zerfalle in das Tochterisotop finden statt Eine im Isochronendiagramm rechts stehende Fraktion wird also schneller nach oben und gleichzeitig nach links wandern als eine weiter links stehende Da diese Wanderung proportional zum Abszissenwert ist liegen die Werte aller Fraktionen immer auf einer Geraden sofern das Isotopensystem nicht durch Umgebungseinflusse gestort wird Die Extrapolation der Isochrone auf den Schnittpunkt mit der Ordinate kann als Extrapolation auf eine hypothetische Mineralfraktion gedeutet werden in dem kein Mutterisotop vorkommt somit also keine Zerfalle stattfinden und das anfangliche Verhaltnis von Tochter zu Referenzisotop deshalb konstant bleibt Im Prinzip reichen zur Bestimmung der Isochronen Steigung und damit zur Altersbestimmung zwei Punkte im Isochronendiagramm aus In der Regel werden jedoch mindestens drei oder mehr Fraktionen separiert gemessen und im Isochronendiagramm eingetragen Der Grund dafur ist dass sich durch zwei Punkte immer eine Gerade zeichnen lasst erst durch drei oder mehr Punkte kann auch uberpruft werden ob es sich wirklich um eine Gerade handelt und die Konsistenz gewahrleistet ist Ist etwa bei Bildung eines Gesteins die anfangliche Homogenitat im Verhaltnis von Tochterisotop zu Referenzisotop nicht gewahrleistet oder wurde das Isotopensystem nach der Bildung des Gesteins zum Beispiel durch Diffusion gestort so weichen die betroffenen Fraktionen von der Geraden ab Bei nur zwei Messpunkten wurde man dies nicht erkennen Wurden aber mehr Messpunkte bestimmt und liegen sie im Isochronenplot auf einer Geraden so ist gesichert dass diese Gerade als tatsachliche Isochrone interpretiert werden kann Storungen ausgeschlossen sind sowie die anfangliche Homogenitat gewahrleistet war Die Altersbestimmung gilt dann als sehr zuverlassig Manchmal wird auch eine Variation des Isochronenplot verwendet in dem statt des Mutterisotops ein stabiles Isotop des gleichen Elementes im Isotopendiagramm verwendet wird Dies wird besonders bei Datierungsmethoden mit ausgestorbenen Radionukliden verwendet Interpretation der Datierung BearbeitenDas resultierende Alter der Isochronenmethode datiert wie bei anderen radiometrischen Datierungsmethoden auch den Zeitpunkt des Abschlusses des verwendeten Isotopensystems d h den Zeitpunkt ab dem die Isotope in den entsprechenden Mineralen und Gesteinen fixiert sind und nicht mehr mit der Umgebung ausgetauscht werden Verschiedene Isotopensysteme reagieren sehr unterschiedlich auf Umgebungsbedingungen so dass sie unter unterschiedliche Bedingungen abschliessen Je nach zur Datierung verwendetem Isotopensystem kann der Abschluss also unterschiedlichen physikalischen Ereignissen entsprechen Wenn ein zur Datierung verwendetes Isotopensystem beispielsweise bei einer hoheren Temperatur abschliesst als ein anderes so wird Ersteres ein hoheres Alter fur ein aus einer Schmelze auskristallisierendes und extrem langsam abkuhlendes Gestein liefern als Letzteres Die Alter geben dann die Zeitpunkte an zu denen die jeweilige Temperatur erreicht wurde was in solchen Fallen zur Bestimmung von Abkuhlraten verwendet werden Auch ist zu beachten dass Mineralisochrone und Gesamtgesteinsisochrone unterschiedliche Ereignisse datieren Wahrend die Mineralisochrone etwa Kristallisation des individuellen Gesteins datiert datiert die Gesamtgesteinsisochrone die Aufspaltung der Ursprungsschmelze in verschiedene Teilschmelzen aus denen dann spater die verschiedenen Gesteinsarten auskristallisierten Es ist also nicht ungewohnlich wenn beide Datierungen unterschiedliche Resultate liefern Mathematisches BearbeitenNach dem Zerfallsgesetz gilt wegenM M 0 e l t M 0 M e l t displaystyle M M 0 cdot e lambda t Leftrightarrow M 0 M cdot e lambda t nbsp die ZeitabhangigkeitD D 0 M e l t 1 displaystyle D D 0 M cdot e lambda t 1 nbsp mit l displaystyle lambda nbsp Zerfallskonstante D displaystyle D nbsp bzw M displaystyle M nbsp Haufigkeit des Tochterisotops bzw des Mutterisotops zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp D 0 displaystyle D 0 nbsp Anfangliche Haufigkeit des Tochterisotops Beide Seiten der Gleichung konnen durch die Haufigkeit des Referenzisotops R displaystyle R nbsp geteilt werden D R D 0 R M R e l t 1 displaystyle frac D R frac D 0 R frac M R cdot e lambda t 1 nbsp Ist die anfangliche Haufigkeit des Tochterisotops D 0 displaystyle D 0 nbsp nicht bekannt so hat man mit dem unbekannten Alter t displaystyle t nbsp also insgesamt zwei Unbekannte Die konventionelle radiometrische Altersbestimmung in der nur jeweils ein Wert fur D displaystyle D nbsp und M displaystyle M nbsp bestimmt wird liefert nur eine Bestimmungsgleichung womit sich keine eindeutige Losung ergibt Bei der Isochronenemethode werden jedoch mehrere Fraktionen gemessenen womit sich entsprechend viele Gleichungen ergeben Bei zwei Fraktionen F 1 displaystyle F1 nbsp und F 2 displaystyle F2 nbsp hat man bereits zwei Bestimmungsgleichungen D R F 1 D 0 R F 1 M R F 1 e l t 1 displaystyle left frac D R right F1 left frac D 0 R right F1 left frac M R right F1 cdot e lambda t 1 nbsp D R F 2 D 0 R F 2 M R F 2 e l t 1 displaystyle left frac D R right F2 left frac D 0 R right F2 left frac M R right F2 cdot e lambda t 1 nbsp Wegen der anfanglichen Homogenitat gilt D 0 R F 1 D 0 R F 2 displaystyle left frac D 0 R right F1 left frac D 0 R right F2 nbsp Damit hat das Gleichungssystem eine eindeutige Losung und man kann durch Subtraktion der beiden Gleichungen folgende Formel fur die Steigung m displaystyle m nbsp ableiten m D R F 2 D R F 1 M R F 2 M R F 1 e l t 1 displaystyle m frac left frac D R right F2 left frac D R right F1 left frac M R right F2 left frac M R right F1 e lambda t 1 nbsp Umformung nach dem Alter t displaystyle t nbsp ergibt t 1 l ln m 1 displaystyle t frac 1 lambda cdot ln left m 1 right nbsp Literatur BearbeitenR W Carlson L E Borg A M Gaffney M Boyet Rb Sr Sm Nd and Lu Hf isotope systematics of the lunar Mg suite the age of the lunar crust and its relation to the time of Moon formation In Phil Trans R Soc A 2014 S 372 G P Badgasaryan Gukasyan R Kh Veselsky J The age of Male Karpaty Mts granitoid rocks determined by Rb Sr isochrone method In Geologicky Zbornik V 33 Nr 2 1982 S 131 140 B Heuel Fabianek Naturliche Radioisotope die Atomuhr fur die Bestimmung des absoluten Alters von Gesteinen und archaologischen Funden In Strahlenschutz Praxis Nr 1 2017 S 31 42 K Suzuki M Adachi Precambrian provenance and Silurian metamorphism of the Tsubonosawa paragneiss in the South Kitakami terrane Northeast Japan revealed by the chemical Th U total Pb isochron ages of monazite zircon and xenotime In Geochemical Journal V 25 Nr 5 1991 S 357 376 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isochronenmethode amp oldid 211519897