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Als Intergouvernementalismus auch Intergovernmentalismus von lateinisch inter zwischen und franzosisch gouverner regieren bezeichnet man im Volkerrecht Europarecht und der Politikwissenschaft das Prinzip der Regierungszusammenarbeit zwischen Staaten innerhalb einer internationalen Organisation Beispiele hierfur sind die Vereinten Nationen oder teilweise auch die Europaische Union wo im Bereich der Gemeinsamen Aussen und Sicherheitspolitik das Prinzip der Intergouvernementalitat herrscht Das heisst die Entscheidungskompetenz verbleibt allein bei den Staaten was insbesondere ein Einstimmigkeitsprinzip bedingt Inhaltsverzeichnis 1 Volkerrechtliche Bedeutung 2 Intergouvernementale Elemente in der Europaischen Union 3 Normative Dimension 4 Siehe auch 5 WeblinksVolkerrechtliche Bedeutung BearbeitenIn der Lehre des internationalen Rechts bedeutet Intergouvernementalismus dass Lander zwar gemeinsam Entscheidungen treffen selbst aber souveran bleiben Diese intergouvernementale Zusammenarbeit ist typisch fur die meisten heutigen Internationalen Organisationen wie z B die UNO oder die OSZE Antonym zur intergouvernementalen Zusammenarbeit bedeutet der Begriff der Supranationalitat die zu einem Leitbegriff der Europaischen Gemeinschaft geworden ist volkerrechtlich dass die in der EG supranational getroffenen Entscheidungen von den EG Organen autonom getroffen worden und fur alle Mitgliedstaaten bindend sind Dies gilt seit dem Vertrag von Lissabon auch fur die Europaische Union Auch innerhalb der EU gibt es jedoch Bereiche wie die Gemeinsame Aussen und Sicherheitspolitik GASP die auf der intergouvernementalen Zusammenarbeit der Regierungen beruhen Intergouvernementale Elemente in der Europaischen Union BearbeitenIm Rat der Europaischen Union einem Teil des Institutionendreiecks der EU neben der Kommission und dem Europaischen Parlament herrscht im Bereich der Aussen und Sicherheitspolitik das Prinzip des Intergouvernementalismus Nur bei gemeinsamen Aktionen und Standpunkten beschliesst der Rat mit qualifizierter Mehrheit Die Einzelstaaten konnen jedoch wichtige nationale Grunde geltend machen so dass der Rat nur noch entscheidet ob das Anliegen dem Europaischen Rat zur einstimmigen Entscheidung vorgelegt wird siehe Art 31 Abs 2 UAbs 2 EUV diese Variante gilt als modifizierte Sonderform des Luxemburger Kompromiss von 1966 Als einstimmig gilt ein Beschluss allerdings auch dann wenn sich einzelne Mitglieder enthalten Diese Mitglieder sind nicht gezwungen die Beschlusse umzusetzen oder die daraus entstehenden Kosten mitzutragen konstruktive Enthaltung Allerdings akzeptiert das sich enthaltende Mitglied dass der Beschluss fur die Union bindend ist und es das Vorgehen der Union im Sinne des Beschlusses nicht behindern darf Im Gegensatz dazu steht das Prinzip der Supranationalitat das besagt dass die in einer Organisation zusammengefassten Staaten zugunsten dieser Organisation Souveranitatsbereiche abgeben die der Organisation zugehorigen Institutionen konnen dann fur die Einzelstaaten bindende Entscheidungen treffen So haben die EU Mitgliedstaaten in vielen Bereichen Kompetenzen an die EU abgetreten und sind an Entscheidungen gebunden die nach der sogenannten Gemeinschaftsmethode zustande kommen Bei dieser wirken von den nationalen Regierungen unabhangige EU Institutionen wie die Europaische Kommission und das Europaische Parlament wesentlich mit Die Einzelstaaten sind uber den Rat der EU zwar ebenfalls an diesen Entscheidungen beteiligt haben dort aber kein Vetorecht Normative Dimension BearbeitenNeben der Beschreibung intergouvernementaler Erscheinungsformen und Entscheidungsmechanismen im Institutionensystem der EU bezeichnet die politische Wissenschaft Intergouvernementalismus auch als erstrebenswertes bzw normatives Ziel einer Denkrichtung im Integrationsprozess der Europaischen Union Das Idealmodell einer solchen Kompetenzverteilung ist das Europa der Vaterlander Intergouvernementalismus bedeutet dann die Forderung nach Beibehaltung nationalstaatlicher Souveranitat in Abgrenzung zur Denkrichtung des Supranationalismus der fur eine Kompetenzausweitung zugunsten supranationaler Institutionen und Organe pladiert In der Geschichte der Europaischen Union gab es einflussreiche Vertreter der intergouvernementalistischen Schule die das politische System des Staatenverbundes entscheidend mitgepragt haben So wird die europapolitische Ausrichtung des ehemaligen franzosischen Staatsprasidenten Charles de Gaulle haufig als Beispiel fur intergouvernementale Verhandlungs und Entscheidungsmechanismen genannt Frankreich blieb von Juli 1965 bis Januar 1966 wegen seiner entschiedenen Ablehnung der bevorstehenden Einfuhrung der qualifizierten Mehrheit als Abstimmungsmodus von den Sitzungen des Ministerrates fern der dadurch monatelang beschlussunfahig war Diese als Politik des leeren Stuhls bezeichnete Taktik des Nichtverhandelns mundete erst nach starker Nutzung der informellen Verhandlungskanale in den Luxemburger Kompromiss der ein Einstimmigkeitsprinzip und damit faktisch ein Vetorecht fur jedes Mitgliedsland vorsah De Gaulle hatte damit fur Frankreich ein Zeichen der Selbstbehauptung von Souveranitatsrechten gesetzt zuvor war er mit seinen Fouchetplanen 1961 1962 gescheitert Siehe auch BearbeitenZwischenstaatliche Organisation Liberaler IntergouvernementalismusWeblinks BearbeitenIntergouvernementale Zusammenarbeit im Europa Lexikon der bpb Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Intergouvernementalismus amp oldid 232852865