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Insulin ist als Hormon des Energiestoffwechsels besonders fur die Regulation des peripheren Glukosemetabolismus und Forderung anaboler Vorgange zustandig Es ist zwar schon langer bekannt dass Insulin und auch der Insulinrezeptor ebenfalls im Zentralnervensystem auftreten jedoch ist ihre dortige Funktion noch immer nicht vollstandig geklart Komplexe Auswirkungen auf Neurone und Kognition werden immer deutlicher und gewinnen dabei an Bedeutung Inhaltsverzeichnis 1 Insulinquellen 1 1 Periphere Insulinquellen 1 2 Neuronale Insulinquellen 2 Insulin und die Blut Hirn Schranke 2 1 Rezeptorfunktion 2 2 Transportprozess 3 Neuronaler Insulinrezeptor und Signalwege 3 1 Verteilung und Lokalisation des Insulinrezeptors 3 1 1 Verteilung im Gehirn 3 1 2 Verteilung auf zellularer Ebene 3 2 Struktur und Unterscheidung der Insulinrezeptoren 3 3 Signalwege 3 3 1 Beginn der Signaltransduktion 3 3 2 PI3K Akt Weg 3 3 3 Ras MAPK Weg 3 3 4 PKC NF kB Weg 4 Physiologische Funktionen 4 1 Glukosemetabolismus 4 1 1 Zentraler Glukosemetabolismus 4 1 2 Peripherer Glukosemetabolismus 4 2 Neuromodulatorische Effekte 4 2 1 Wirkung auf Feuerrate und Membranpotenzial 4 2 2 Wirkung auf Rezeptoren 4 2 3 Weitere neuromodulatorische Effekte 4 3 Neurotrophe Effekte 4 3 1 Proliferation 4 3 2 Differenzierung 4 3 3 Axonwachstum 4 4 Neuroprotektorische Effekte 4 4 1 Gegen Apoptose 4 4 2 Gegen oxidativen Stress 4 4 3 Gegen Ischamie 4 5 Gedachtnis und Lernen Effekte auf synaptische Ubertragung 4 6 Regulation der Nahrungsaufnahme und des Korpergewichts 4 7 Angiogenese im Zentralnervensystem 5 Pathologische Rollen 5 1 Insulin und Morbus Alzheimer 5 2 Morbus Parkinson 5 3 Affektive Storungen 6 QuellenangabenInsulinquellen BearbeitenDer Insulingehalt im Gehirn ist zwischen 10 und 100 Mal hoher als im Blutplasma Die Menge des Insulins im Gehirn schwankt zudem wahrend der Entwicklung Das fetale Gehirn besitzt einen hoheren Insulinspiegel als das Gehirn eines Erwachsenen Periphere Insulinquellen Bearbeiten Das meiste Insulin im Korper wird durch die b Zellen des Pankreas gebildet Dieses im Blutkreislauf zirkulierende Insulin kann die Blut Hirn Schranke passieren und das Zentralnervensystem erreichen Ein akut ansteigender peripherer Insulinspiegel wirkt sich jedoch kaum auf den Insulingehalt im Gehirn aus Neuronale Insulinquellen Bearbeiten Eine geringe Menge an Insulin wird auch im Gehirn durch Pyramidal Neurone synthetisiert Einige GABAerge Neurone weisen sogar eine transmitterartige Freisetzung des Insulins auf Gliazellen scheinen dagegen kein Insulin zu produzieren Die tatsachliche Rolle des neuronal synthetisierten Insulins und sein Anteil an der Gesamtinsulinmenge im Gehirn ist jedoch weiterhin umstritten Insulin und die Blut Hirn Schranke BearbeitenDie Blut Hirn Schranke verfugt uber spezielle Insulin Bindungsstellen Dabei lassen sich zwei verschiedene Funktionen ausmachen zum einen die klassische Rezeptorfunktion Signalubertragung und zum anderen die Transportfunktion Es ist jedoch noch nicht geklart ob es sich um Proteine gleichen Gen Ursprungs oder um jeweils einzigartige Proteine handelt Rezeptorfunktion Bearbeiten Die Bindungsstellen die der Signalubertragung dienen wirken sich auf die Zellen der Blut Hirn Schranke aus BEC Brain Endothelial Cells So werden durch Insulinwirkung die Transportprozesse von Leptin Tyrosin Azidothymidin ein Mittel zur AIDS Behandlung verbessert und die Genexpression von P Glykoprotein sowie der katalytischen Untereinheit der Glutamatcysteinligase gesteigert Am Plexus choroideus kann die Insulinwirkung moglicherweise die Produktion des Liquor cerebrospinalis beeinflussen Zudem enthalten die BEC vor allem auf der Gehirn zugewandten Membran das Insulysin IDE Insulin degrading enzyme und konnen somit evtl die Insulinwirkung sowie Insulintransport regulatorisch beeinflussen Transportprozess Bearbeiten Der Insulintransport durch die Blut Hirn Schranke erfolgt uber einen rezeptorvermittelten aktiven Transportmechanismus Da ein akuter Anstieg des im Blut vorhandenen Insulins sich kaum auf den Insulingehalt im Gehirn auswirkt handelt es sich bei dem Transport um einen sattigbaren Transportvorgang Bei Neugeborenen ist die Insulin Bindung noch deutlich hoher als in Erwachsenen Bemerkenswert ist die Tatsache dass der Transport von Insulin durch die Blut Hirn Schranke je nach Hirnregion variiert die hochste Permeabilitat findet man im Bereich der Pons Medulla oblongata und des Hypothalamus wohingegen der occipitale Cortex die niedrigste Permeabilitat aufweist Im Bereich des Thalamus und Mesencephalon ist die Blut Hirn Schranke sogar vollstandig impermeabel fur Insulin Der Transportprozess wird zudem durch eine ganze Reihe von Faktoren beeinflusst Hungern Adipositas Eisenstatus Stickstoffmonoxid Level und Glukokortikoide Wahrend die Glukokortikoide den Transport vermindern wirkt sich Stickstoffmonoxid NO auf unterschiedliche Weisen aus NO welches durch nNOS produziert wurde inhibiert den Insulintransport NO welches durch eNOS oder iNOS produziert wurde stimuliert jedoch den Transportprozess Da sich das Stickstoffmonoxid selbst nicht voneinander unterscheidet wird einer der beiden Wege seine Wirkung indirekt uber andere Zellen der neurovaskularen Einheit ausuben Neuronaler Insulinrezeptor und Signalwege BearbeitenVerteilung und Lokalisation des Insulinrezeptors Bearbeiten Verteilung im Gehirn Bearbeiten Die Verteilungsdichte des neuronalen Insulinrezeptors nIR im Gehirn kann zwischen den verschiedenen Hirnregionen um das 5 bis 10 Fache variieren Dabei ist die Verteilung unabhangig von Vaskularisierung und Zelldichte jedoch besonders hoch in dendritischen Feldern mit starkem synaptischen Input Letzteres weist auf einen moglichen Zusammenhang zwischen neuronaler Aktivitat und der Verteilungsdichte des nIR hin Regionen mit hoher nIR Verteilungsdichte sind Neocortex Hippocampus Bulbus olfactorius Hypothalamus und Cerebellum Wahrend der Entwicklung vom embryonalen bis zum adulten Gehirn unterliegt die nIR Dichte einer stetigen Veranderung Einige Hirnregionen wie z B Striatum und Thalamus weisen wahrend der Entwicklungsphasen eine hohe nIR Dichte auf die sich spater im adulten Gehirn verringert Verteilung auf zellularer Ebene Bearbeiten Der nIR ist vor allem in den pre und postsynaptischen Membranen der Neurone lokalisiert Passend dazu sind auch die IRS z B IRSp58 oder IRSp53 siehe unten Signalwege besonders in den Synapsen von Neocortex Hippocampus und Cerebellum konzentriert Die Synapsen sind somit ein wichtiger Angriffspunkt der Insulinsignalisierung im Gehirn nbsp Insulinrezeptor im neuronalen Spine Zusatzlich reagieren die nIR in der Zellmembran nur dann auf Insulin wenn sie ausserhalb von Ganglioside GM1 rafts liegen Innerhalb dieser Membranabschnitte werden die nIR durch eine hohe Tyrosin Phosphatase Aktivitat gehemmt Ein verandertes Verhaltnis von Cholesterol und Sphingolipiden in den Dornfortsatzen dendritic spines ermoglicht ausserdem die Modifizierung von Rezeptoraktivitaten inklusive des nIR Struktur und Unterscheidung der Insulinrezeptoren Bearbeiten nbsp Aufbau des Insulinrezeptors a a Untereinheit b b Untereinheit S S Disulfidbindung TyrK Tyrosinkinase Domane Tyr Tyrosin Reste Der Insulinrezeptor IR gehort zur Familie der Rezeptortyrosinkinasen Er ist ein tetrameres Glykoprotein bestehend aus zwei a Untereinheiten und zwei b Untereinheiten die durch Disulfidbindungen zusammengehalten werden Die a Untereinheiten liegen vollstandig extrazellular und binden das Insulin sowie mit geringerer Affinitat auch IGF 1 Die b Untereinheiten besitzen eine extrazellulare eine transmembran und eine intrazellulare Domane Grundsatzlich besitzen der neuronale IR auch IR A und der periphere IR auch IR B identische pharmakologische und kinetische Eigenschaften Der nIR weist jedoch eine geringere Glykosylierung auf und unterscheidet sich somit in der Kohlenhydrat Zusammensetzung und der molekularen Grosse vom peripheren IR Durch alternatives Spleissen fehlt dem nIR zudem das Exon 11 Unterschiede finden sich auch in der Regulation durch Insulin der periphere IR wird durch Insulin downreguliert die Bindung eines weiteren Insulins am Rezeptordimer lost das Erste der nIR unterliegt dieser Downregulierung jedoch nicht Am bedeutendsten ist jedoch die Unterscheidung der beiden IR aufgrund ihrer Funktion wahrend der periphere IR fur seine schnellen metabolischen Effekte v a durch Insertion von Glukosetransportern bekannt ist wirkt sich der nIR sehr komplex auf die Neurone aus und bewirkt kurz wie auch langfristige Veranderungen siehe unten Physiologische Funktionen Bemerkenswert ist jedoch dass im Zentralnervensystem beide Insulinrezeptoren gefunden werden Neben den Neuron spezifischen nIR tritt der periphere IR in geringer Dichte in einigen Gliazellen auf Signalwege Bearbeiten Der neuronale Insulinrezeptor wirkt prinzipiell genau wie der periphere IR vor allem uber die beiden PI3K Akt und Ras MAPK Signalwege Das tatsachliche downstream Signal kann sich jedoch selbst zwischen einzelnen Neuronen je nach Verfugbarkeit der downstream Substrate unterscheiden Weitere Signalwege und auch Cross talking zwischen verschiedenen Signalkaskaden sind bisher nur wenig erforscht werden aber in Zukunft sicher an Bedeutung gewinnen nbsp Aktivierung des Insulinrezeptors Beginn der Signaltransduktion Bearbeiten Die Bindung von Insulin an der a Untereinheit fuhrt zur Aktivierung der Tyrosinkinaseaktivitat der b Untereinheit welche zunachst die eigenen Tyrosin Reste autophosphoryliert Anschliessend phosphoryliert die b Untereinheit auch die Tyrosin Reste eines Insulin Rezeptor Substrates IRS Von dem IRS gehen dann die verschiedenen Signalwege aus Das IRS 1 und IRS 2 vermitteln dabei die meisten pleiotropen Effekte in den verschiedenen Zellen PI3K Akt Weg Bearbeiten nbsp PI3K Signalweg ausgelost durch Insulinrezeptor Der PI3K Akt Signalweg beginnt mit der Bindung der p85 SH2 Domane des PI3K am phosphorylierten Tyrosin des aktivierten IRS Durch diese Bindung aktiviert phosphoryliert die p110 Untereinheit des PI3K das membranstandige PIP2 zu PIP3 Das somit veranderte Membranphospholipid bindet die PDK phosphoinositide dependent kinase das wiederum Akt PKB durch Phosphorylierung aktiviert Von dem Akt gehen anschliessend weitere vielfaltige Effekte aus Ras MAPK Weg Bearbeiten nbsp Ras Signalweg ausgelost durch Insulinrezeptor Der Ras MAPK Signalweg beginnt mit der Bindung von Grb2 mit seiner SH2 Domane zum phosphorylierten Tyrosin des aktivierten IRS An das gebundene Grb2 bindet sich wiederum das SOS das anschliessend Ras durch den Austausch von GDP zu GTP aktiviert Das aktive Ras bindet und aktiviert Raf 1 und beginnt die Kinase Kaskade mit der Phosphorylierung von MEK und der darauf folgenden Phosphorylierung von ERK Das aktivierte ERK gelangt in den Zellkern und beeinflusst dort uber Transkriptionsfaktoren die Genexpression PKC NF kB Weg Bearbeiten Die Expression des P Glykoproteins in den BEC siehe oben Insulin und Blut Hirn Schranke wird uber den fur die Insulinrezeptoren untypischen PKC NF kB Signalweg beeinflusst Viele Uberlappungen in den Mechanismen der PKC und PI3K Wege wie z B die Aktivierung von PKC durch PDK weisen auf weiteres Cross talking hin Es ist also falsch die Signalwege als eigenstandig und isoliert voneinander zu betrachten Physiologische Funktionen BearbeitenGlukosemetabolismus Bearbeiten Zentraler Glukosemetabolismus Bearbeiten Der Glukosemetabolismus im Zentralnervensystem wird ublicherweise mit den Glukosetransportern GLUT 3 fur Neurone und GLUT 1 fur Astrozyten als insulinunabhangig betrachtet Dennoch weisen einige Neurone z B im Hippocampus den insulinabhangigen GLUT 4 uberlappend mit dem Insulinrezeptor auf Auch im Cerebellum beeinflusst Insulin in einigen Zellen die Expression des GLUT 4 Ein weiterer Mechanismus uber den Insulin den Glukosehaushalt im Gehirn beeinflussen kann ist die Inhibition der neuronalen Adrenalin Aufnahme Die darauffolgende Aktivierung glialer b Adrenorezeptoren fuhrt zur Glukose Sekretion aus dem Glykogenvorrat der Astrozyten Peripherer Glukosemetabolismus Bearbeiten Die Insulinwirkung im Hypothalamus kann sich auch auf die Glukoseproduktion in der Leber auswirken und diese unterdrucken Eine defiziente Insulinsignalisierung im Hypothalamus fuhrt zudem zu einer Desensibilisierung der Leber gegenuber zirkulierendem Insulin und somit zu einer gesteigerten Gluconeogenese Neuromodulatorische Effekte Bearbeiten Wirkung auf Feuerrate und Membranpotenzial Bearbeiten Die Wirkung von Insulin auf die Feuerrate und das Membranpotenzial der Neurone ist sehr komplex und kann sich von Zelle zu Zelle stark unterscheiden Allgemein zeigt Insulin jedoch einen stimulatorischen Effekt auf die Na K ATPase des Gehirns Im Cortex der Insula wirkt sich Insulin uber den PI3K Weg negativ auf das Schwellenpotential aus und erhoht somit die Feuerrate Im Bulbus olfactorius kann die Insulinwirkung den Auswartsstrom von spannungsabhangigen K v 1 3 Kanalen akut durch Phosphorylierung unterdrucken Hypothalamische Neurone werden uber die Aktivierung von ATP abhangigen K Kanalen hyperpolarisiert Auf GABA induzierte Strome unter anderem im Cerebellum wirkt sich das Insulin je nach Menge und Expositionszeit inhibitorisch oder fordernd aus Eine Auswirkung auf die Ausschuttung von Transmitter Vesikeln erfolgt durch intrazellulare Erhohung des Ca2 Spiegels durch Insulin Es ist jedoch offen ob sich der insulinsensitive Ca2 Speicher von anderen Ca2 Lagern im Neuron unterscheidet Wirkung auf Rezeptoren Bearbeiten Die Beeinflussung der glutamatergen Transmission erfolgt uber die Phosphorylierung der NR2A und NR2B Untereinheiten der NMDA Rezeptoren Die Folge ist eine Potenzierung der Rezeptorantworten Durch Beeinflussung der Exozytose kann Insulin zudem die Translokation von NMDA Rezeptoren in die Zellmembran fordern Das Entwicklungsstadium des Gehirns wirkt sich allerdings auch auf die Insulinsignalisierung aus wahrend in einem embryonalen Gehirn die Entwicklung von stillen Synapsen zu funktionalen Synapsen durch hochregulation der AMPA Rezeptoren gefordert wird fordert die Insulinwirkung im adulten Gehirn die Clathrin abhangige Endozytose der AMPA Rezeptoren und somit das LTD long term depression Die Beeinflussung der GABAergen Transmission geschieht ebenfalls durch die Translokation von GABAA Rezeptoren zur Plasmamembran Zudem steigert Insulin auch die Expression der GABAA Rezeptoren in postsynaptischen Membranen und somit die Amplituden der mIPSC s miniature inhibitory postsynaptic current Die Verteilungsdichte der GABAA Rezeptoren auf der postsynaptischen Membran wird zusatzlich noch durch Akt abhangige Phosphorylierung reguliert Weitere neuromodulatorische Effekte Bearbeiten Die Insulinsignalisierung wirkt sich ebenfalls relativ diffus auf das monoaminerge System aus So kann Insulin uber den PI3K Signalweg die Expression der Dopamintransporter erhohen und die Aktivitat der Monoaminoxidase welche Serotonin und Dopamin degradiert verringern Auch die Fluktuationsrate von Adrenalin und Noradrenalin kann durch Hemmung der Wiederaufnahme erhoht werden Im Hypothalamus werden durch Insulin selektiv die a2 adrenergen Rezeptoren runterreguliert Anderweitige Effekte sind unter anderem die Stimulation der Aminosauren Aufnahme durch Neurone zur Neurotransmitter Synthese oder die Erhohung des Phosphatidylinositol Gehaltes in der Membran hippocampaler Neurone Letzteres ist ein weiterer Weg durch den Insulin die rezeptorvermittelte Signaltransduktion beeinflussen kann Neurotrophe Effekte Bearbeiten Proliferation Bearbeiten Die Proliferation und Differenzierung von multipotenten neuronalen Stammzellen stehen offensichtlich auch unter dem Einfluss der von Insulin induzierten Signaltransduktion So fuhrt der Insulinentzug zu einem nicht apoptischen autophagischen Zelltod und auch das Fehlen des IRS 2 beeintrachtigt die neuronale Proliferation Umgekehrt erhoht Insulin die Aktivitat der Ornithin Decarboxylase welche ein Indikator fur Wachstums und Differenzierungsvorgange ist Differenzierung Bearbeiten Wahrend der Zelldifferenzierung in dem entwickelnden Gehirn steigen die Level von Insulin und Insulinrezeptoren Die damit einhergehende veranderte Bindungsrate des Insulins an die Plasmamembran stimmt mit den Anderungen des Gehirnwachstumes uberein Sie erreicht ihren Hohepunkt kurz nach der Geburt und verringert sich anschliessend wieder bis zu den adulten Verhaltnissen Gerade bei diesen entwicklungsbedingten Schwankungen ist das endogen synthetisierte Insulin moglicherweise von Bedeutung Die Insulinsignalisierung kann auch als integrierender Faktor der die neuronale Differenzierungsgeschwindigkeit mit den Anderungen im Nahrungsangebot abstimmt wirken und somit eine wichtige koordinative Rolle ubernehmen Axonwachstum Bearbeiten Auch bei dem Axonwachstum spielt das endogene Insulin eine wichtige Rolle und ubertrifft das periphere Insulin in seiner Wirksamkeit Dabei wirkt Insulin gleich an mehreren wichtigen Stellen die korrekte Verteilung der Neurofilamente in den Axonen und auch die gesamte Neuronenmorphologie ist auf die funktionierende MAPK Kaskade angewiesen Uber PI3K mTOR wird das Auswachsen von Axonen z B in cerebellaren Kornerzellen gefordert und die tau Synthese gesteigert Das Tau Protein wirkt sich auf Wachstum und Polaritat des Axones aus Die Tubulin Synthese wird durch vermehrte Expression der mRNA und durch Stabilisierung dieser gefordert Insulin und IGF 2 sind zudem notwendig damit NGF an seinen Rezeptor binden kann Der Insulinrezeptor wird daruber hinaus auch noch bei der Axonalen Wegfindung benotigt Neuroprotektorische Effekte Bearbeiten Die durch Insulin angestossenen Signalwege wirken sich auch neuroprotektorisch aus Dabei ist es jedoch wichtig dass einige dieser Effekte teilweise auch von Astrozyten modifiziert werden Gegen Apoptose Bearbeiten Die antiapoptischen Wirkungen des Insulins werden uber viele verschiedene Signalwege ausgeubt Uber PI3K Akt verhindert Insulin die Bcl 2 Reduzierung Caspase 3 Aktivierung DNA Fragmentierung und bewirkt die Inhibition von GSK 3b Durch Wirkung von mTOR auf das ribosomale Protein P70SK wird zusatzlich die Proteinsynthese erhalten Bei Ascorbat Fe2 induziertem Zelltod erweist sich die MAPK Kaskade als protektorischer Weg Ein Insulinentzug fuhrt dagegen zu einer erhohten Apoptoserate im Hippocampus und Hypothalamus Wahrend der Entwicklung sind dabei vor allem die Kornerzellen des Cerebellums betroffen Es kommt zudem zur Umverteilung von regulatorischen Proteinen zwischen den intrazellularen Kompartimenten wie z B membrangebundenem Grf1 oder Reduzierung des mitochondrialen Ras Gegen oxidativen Stress Bearbeiten Die bei oxidativem Stress durch verringerte Wiederaufnahme entstehenden Akkumulationen von GABA und Glutamat konnen durch Insulinwirkung wieder reduziert werden Die Glukoseaufnahme der angegriffenen GLUT 3 und die Weiterverarbeitung zu Pyruvat kann durch Insulin ebenfalls wieder stimuliert werden sodass auch dem ATP mangel und dem erhohten extrazellularen ADP entgegengewirkt wird Zur Wiederherstellung der redox Balance tragt der PI3K Akt mTOR Weg durch Translokation des Nrf2 in den Zellkern bei Die dadurch erhohte Aktivitat der Glutamatcysteinligase stabilisiert das GSH GSSG Level Auch die parallele Erhohung der Harnsaure bringt durch Stabilisierung der Ascorbinsaure einen antioxidantischen Nutzen Gegen Ischamie Bearbeiten Insulin schutzt Neurone vor Hypoxie induzierter Nekrose und auch vor Schaden durch eine verminderte Glukosezufuhr Jedoch ist diese Schutzfunktion nicht in allen Hirnregionen gleich stark ausgepragt Im Gyrus dentatus des Hippocampus entfaltet Insulin eine bessere Schutzfunktion als in den Regionen CA1 und CA3 Die durch Hypoglykamie gestorte Ca2 Homoostase kann von hohen Dosen Insulin wieder stabilisiert werden Die insulinbedingte Erhohung des extrazellularen GABA Spiegels fuhrt zur Inhibierung der Neurone Der dadurch verringerte Glukoseverbrauch schutzt vor ischamischen Schaden wahrend gleichzeitig eine Laktatazidose verhindert wird Die stimulierende Wirkung des Insulins auf die Na K ATPase erweist sich auf die gleiche Art und Weise als protektorisch Die Verringerung des extrazellularen K vermindert die neuronale Feuerrate und somit auch den Energiebedarf der Zelle Zusatzlich wird durch das gesenkte intrazellulare Na Level die Akkumulation von Wasser im Neuron verhindert und wirkt somit gegen ein postischamisches Odem Gedachtnis und Lernen Effekte auf synaptische Ubertragung Bearbeiten Lernprozesse beeinflussen die IR Expression im Hippocampus Wahrend die IR Expression in der Region CA1 steigt sinkt sie in CA3 Das Gesamtlevel an Insulinrezeptoren nimmt jedoch ab Da als Folge des Lernprozesses die Level von IRS 1 und Akt sowie die Aktivitat des ERK1 2 steigen ist die Verringerung der Insulinrezeptoren durch den initialen Anstieg an IR Aktivitat bedingt Lernen und Kognition werden aber vor allem auch durch die neuromodulatorischen Effekte des Insulins beeinflusst Von besonderer Bedeutung ist hier die Wirkung auf Glutamaterge und GABAerge Transmission sowie die Mitbeteiligung an Vorgangen synaptischer Plastizitat wie LTP und LTD Auch die metabolischen Auswirkungen auf die teilweise GLUT 4 expressierenden hippocampalen Neurone konnen hier hinzugezahlt werden Regulation der Nahrungsaufnahme und des Korpergewichts Bearbeiten Die Beeinflussung der Nahrungsaufnahme erfolgt im Hypothalamus durch Insulinwirkung auf Neurone des Ncl arcuatus Hier hemmt Insulin die Expression der orexigenen Neuropeptide NPY Neuropeptid Y und AgRP Agouti related protein und stimuliert die Expression der anorexigenen Neuropeptide POMC Proopiomelanocortin und CaRT Cocaine and amphetamine regulated transcript Zusammen erhoht dies die Aktivitat von a MSH in Neuronen des Ncl paraventricularis wodurch die Nahrungsaufnahme gehemmt wird Bei den orexigenen Neuronen erfolgt die Signalubertragung zumindest teilweise uber den PI3K Weg welcher durch Beeinflussung ATP abhangiger Kaliumkanale zur Hyperpolarisierung des Neurons fuhrt Im Gegensatz dazu kommt es bei gestorter Insulinsignalisierung zur Aktivierung von JNK welches wiederum IRS 1 phosphoryliert und somit die feedback Inhibition des Insulinrezeptors fordert Die unveranderte Aktivitat der orexigenen Neurone fuhrt schlussendlich zur Gewichtszunahme Angiogenese im Zentralnervensystem Bearbeiten Die Angiogenese im ZNS wird durch sehr viele Faktoren kontrolliert und bezieht viele Zelltypen des Zentralnervensystems mit ein Ein Schlusselfaktor ist das durch Hypoxie aktivierte und als Transkriptionsfaktor wirkende HIF Hypoxie induzierter Faktor Insulin nimmt uber beide PI3K und MAPK Signalwege aktivierenden Einfluss auf das HIF Zahlreiche Gene wie z B EPO VEGF GLUT1 3 werden somit durch Hypoxie und auch durch Insulin reguliert Pathologische Rollen BearbeitenInsulin und Morbus Alzheimer Bearbeiten Eine gestorte Insulinsignalisierung und eine verminderte Reaktionsbereitschaft der Insulinrezeptoren gegenuber Insulin ist ein haufiges Merkmal von an Alzheimer erkrankten Gehirnen Eine solche Insulinresistenz kann global durch einen Diabetes Mellitus Typ 2 oder auch auf das Zentralnervensystem beschrankt auftreten Es gibt jedoch noch weitere Faktoren die zur gestorten Signaltransduktion beitragen die loslichen Amyloid b Oligomere AbO welche als Synaptotoxine zum Gedachtnisverlust der Alzheimer Erkrankung beitragen stossen im Gehirn ahnliche Mechanismen wie der periphere Diabetes Mellitus Typ 2 an Uber die Aktivierung des TNF a JNK Signalweges wird IRS 1 sowie Akt phosphoryliert und inaktiviert Weiterhin wird die Internalisierung und Umverteilung der Insulinrezeptoren angestossen Durch die defekte Insulinsignalisierung wird wiederum die b Amyloid Synthese begunstigt und antiapoptische Signalwege werden gehemmt Auch die dysregulierte NMDA Rezeptor Signalisierung und die Ausbildung von tau Aggregaten stehen in Wechselwirkung mit den gestorten Insulin Signalwegen Morbus Parkinson Bearbeiten Morbus Parkinson ist vor allem durch die Degeneration der dopaminergen Neurone der Substantia nigra Pars compacta im Mesencephalon gekennzeichnet Im gesunden Organismus weist diese Hirnregion auch eine hohe Dichte an Insulinrezeptoren auf und der IGF 1 scheint ein wirksamer protektiver Faktor gegen den Verlust von dopaminergen Neuronen zu sein Affektive Storungen Bearbeiten Mehrere Studien assoziieren Diabetes Mellitus mit depressiven Erkrankungen Genaue Mechanismen sind zurzeit noch vollig unklar jedoch ergeben sich mogliche Verknupfungen bei der insulinbedingten Beeinflussung der monoaminergen Systeme oder indirekte Wechselwirkungen wie Inflammation und erhohte Cytokinproduktion Quellenangaben BearbeitenW A Banks J B Owen M A Erickson Insulin in the brain There and back again In Pharmacology amp Therapeutics Band 136 2012 S 82 93 E Blazquez E Velazquez V Hurtado Carneiro J M Ruiz Albusac Insulin in the Brain Its Pathophysiological Implications for States Related with Central Insulin Resistance Type 2 Diabetes and Alzheimer s Disease In Frontiers in Endocrinology 5 2014 S 161 F G De Felice M V Lourenco S T Ferreira How does brain insulin resistance develop in Alzheimer s disease In Alzheimer s amp Dementia Band 10 Suppl 1 2014 S S26 S32 A I Duarte P I Moreira C R Oliveira Insulin in Central Nervous System More than Just a Peripheral Hormone In Journal of Aging Research 2012 S 1 21 R Ghasemi A Haeri L Dargahi Z Mohamed A Ahmadiani Insulin in the Brain Sources Localization and Functions In Molecular Neurobiology Band 47 2013 S 145 171 M Gralle The neuronal insulin receptor in its environment In Journal of Neurochemistry Band 140 2017 S 359 367 S M Gray R I Meijer E J Barrett Insulin Regulates Brain Function but How Does It Get There In Diabetes Band 63 2014 S 3992 3997 A Kleinridders H A Ferris W Cai C R Kahn Insulin Action in Brain Regulates Systemic Metabolism and Brain Function In Diabetes Band 63 2014 S 2232 2243 S Kullmann M Heni A Fritsche 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