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Der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus abgekurzt IDGR bestand von 1998 bis 2006 als privater kostenfrei nutzbarer Online Service der Rechtsextremismus Neonazismus und Antisemitismus mit Informationen uber dieses Themenfeld entgegentrat Inhaltsverzeichnis 1 Zielsetzung 2 Trager und Mitarbeiter 3 Angebot 4 Resonanz 5 Einstellung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenZielsetzungHauptanliegen des IDGR war die Aufklarung uber internationalen Rechtsextremismus darunter Aktivitaten von Holocaustleugnern und entsprechende Organisationen Dazu sammelte und wahlte er Informationen aus dem Internet aus offentlich zuganglichen Massenmedien und wissenschaftlichen Veroffentlichungen Er gab als Zielgruppe allgemein Interessierte an die sich uber das Internet einen ersten Uberblick zu den genannten Themen verschaffen mochten In einem Lexikoneintrag definierte der IDGR Rechtsextremismus unter Berufung auf Wolfgang Benz als Ablehnung grundlegender demokratischer Verfassungsprinzipien in Verbindung mit einigen ideologischen Elementen die nicht immer alle zugleich vorlagen darunter aggressiver und elitarer Nationalismus Antisemitismus Rassismus Neigung zu Verschworungstheorien und Bereitschaft zu Gewalt Die Redaktion wollte nur erwiesene Verbindungen von Personen der Zeitgeschichte zu rechtsextremen Tendenzen darstellen 1 Trager und MitarbeiterDer IDGR wurde im Jahr 1998 von der Politikwissenschaftlerin Margret Chatwin eingerichtet und herausgegeben Sie finanzierte und redigierte die Website ohne institutionellen Trager erhielt keine Spenden oder Fordermittel fur ihre Arbeit und zahlte keine Honorare an die ubrigen Autoren Die Artikel wurden von knapp 40 weiteren Autoren freiwillig und unentgeltlich erstellt darunter Mitarbeiter von Holocaustgedenkstatten Studenten Journalisten Fachbuchautoren und Rechtsextremismusexperten wie Thomas Grumke Politikwissenschaftler Publizist und Autor u a von Rechtsextremismus in den USA Friedrich Paul Heller Autor u a des Buches Thule Vom volkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten 1995 Martin Jander Historiker Germanist und Politikwissenschaftler Ralph Kummer Diplom Politologe Autor in der Schriftenreihe des Zentrums Demokratische Kultur Jurgen Langowski u a Herausgeber der Internetwebseite Holocaust Referenz Argumente gegen Auschwitzleugner und des NS Archivs siehe Weblinks Anton Maegerle Archivar und Experte fur die deutsche Rechtsextremistenszene u a Autor von Die Sprache des Hasses Rechtsextremismus und volkische Esoterik 2001 Hans Gunter Richardi Redakteur der Suddeutschen Zeitung und Buchautor u a von Schule der Gewalt Das Konzentrationslager Dachau 1983 Diese und andere Mitarbeiter stellten ihr Wissen dem IDGR zur Verfugung und sammelten aktuelle Informationen uber Rechtsextremismus aus der allgemein zuganglichen Tagespresse und Publikationen aus allen politischen Lagern darunter auch aus staatlichen Quellen wie z B Verfassungsschutzberichten Sie werteten diese Informationen aus und bewerteten sie AngebotDie IDGR Website bot ein alphabetisch geordnetes Lexikon mit mehr als 500 Einzelartikeln einen Themenkatalog Nachrichten eine Rubrik fur neue Artikel und eine interne Suchfunktion Die Artikel waren untereinander verlinkt auf rechtsextreme Webseiten wurde jedoch ausdrucklich nicht verlinkt Gelegentlich wurden ohne besonderen Hinweis Publikationen zitiert die einige Landesamter fur Verfassungsschutz dem Linksextremismus zuordnen Die Autoren der Einzelartikel gaben Quellenangaben jeweils als Fussnoten an die ihrerseits zur Uberprufung querverlinkt waren Fur deren sachliche Richtigkeit zeichneten die jeweiligen Verfasser und die Herausgeberin verantwortlich Der IDGR betonte dass die Informationen laufend gepruft und gegebenenfalls korrigiert wurden er forderte seine Leser dazu auf gefundene Fehlinformationen mitzuteilen Einige der alteren Artikel wurden seit ihrer Entstehung jedoch kaum aktualisiert andere erst nach Jahren berichtigt Der IDGR beobachtete auch mogliche Beruhrungspunkte zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus etwa in der Neuen Rechten Hier sah der IDGR vor allem das Institut fur Staatspolitik die Junge Freiheit das Studienzentrum Weikersheim und Vertriebenenvereine wie die Junge Landsmannschaft Ostpreussen Deren Positionen wurden von den Autoren der Einzelartikel nach historischen politologischen und ideologischen Gesichtspunkten bewertet Ein weiterer Schwerpunkt war die Dokumentation von Beziehungen zwischen Rechtsextremismus und Esoterik Ein Sonderteil Dokumente bot Originaldokumente von Verfahren gegen NS Verbrecher Positionspapiere von rechtsextremen Gruppen und Verbotsverfahren gegen sie an Eine nach Themen geordnete Bibliografie bot Standardwerke von Holocaustexperten und Historikern die sich mit dem Thema befassen Eine weitere Rubrik bot Rezensionen von aktuellen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt sowohl von Rechtsextremisten selbst als auch von Autoren die sich mit ihnen befassen Die Mitarbeiter des IDGR griffen auch in aktuelle Diskussionen ein indem sie Zeitungskommentare zu Rechtsextremismus ihrerseits dokumentierten und kommentierten Eine Seite unter dem Titel Ermutigungen von Rechtsaussen dokumentierte eine Auswahl der Hassbriefe die den IDGR nach eigener Aussage fast taglich erreichten Die Herausgeberin betonte dass Post mit strafrechtlich relevanten Inhalten nicht dokumentiert sondern der Staatsanwaltschaft ubergeben werde Dennoch wurden bereits in den vorgestellten Briefen und E Mails Mord und Gewaltandrohungen angedeutet ResonanzDer IDGR informierte uber Rechtsextremismus Neonazismus und Antisemitismus um diese zu bekampfen Diese Zielsetzung und ihre Umsetzung wurden verschieden beurteilt Uberwiegend positiv bewertete Andreas Klarner damaliger Mitarbeiter am Hamburger Institut fur Sozialforschung das Angebot 2004 als Rezensent fur H Soz u Kult Der IDGR ist die erste Adresse im WWW wenn man sich uber den deutschen und internationalen Rechtsextremismus informieren will Dies gilt sowohl fur ein wissenschaftliches als auch fur ein allgemein interessiertes Publikum Die Artikel und Lexikoneintrage seien gut recherchiert Sekundarquellen nachgewiesen Nur der unbegrundete Verzicht auf den Nachweis von Primarquellen in Form von Links zu rechtsextremen Web Seiten sei unverstandlich und schranke den wissenschaftlichen Informationsgehalt des IDGR deutlich ein 2 Das 2000 von der Bundesregierung gegrundete und vom Bundestag unterstutzte Bundnis fur Demokratie und Toleranz 3 zeichnete den IDGR 2002 mit einem Preis von 5 000 Euro fur seine ehrenamtliche Arbeit aus 4 5 Negativ bewertet wurden manche Informationen des IDGR uber Kontakte Vernetzungen und ideologische Beruhrungspunkte zwischen rechtskonservativen und rechtsextremen Gruppen und Medien Rechtskonservative sahen darin eine unbelegte Konstruktion und unzulassige Vermischung von Konservatismus und Rechtsextremismus mit der Absicht Demokraten in die Nahe rechtsextremer Bestrebungen zu rucken und damit zu verleumden Sie hielten den IDGR fur befangen und seinen Begriff von Rechtsextremismus fur ideologisch gepragt Claus Wolfschlag Mitautor der Jungen Freiheit stufte einige der IDGR Autoren als Linksextremisten ein und kritisierte der IDGR betreibe vor allem Diffamierung und politisch motivierten Anprangerungsjournalismus 6 Kritisiert wurden Werturteile in einzelnen IDGR Artikeln So stellte Monika Kirschner Silvio Gesell als Vertreter eines volkischen Antikapitalismus dar der der NS Ideologie nahegestanden habe Werner Onken Herausgeber der Schriften Gesells kritisierte dies als ungeprufte und nicht mit Primarzitaten belegte Wiederholung und Verbreitung von Falschinformationen und Fehlinterpretationen seines Werkes 7 EinstellungIm Spatjahr 2006 nahm Margret Chatwin die Webseiten des IDGR vom Netz 8 Als Begrundung nannte sie dass ein privat betriebenes Informationsprojekt aufgrund zahlreicher Angebote zum Thema Rechtsextremismus inzwischen nicht mehr so notwendig sei wie zur Grundungszeit des IDGR Die ursprungliche Idee des Internet werde zusehends vermarktet und zu Grabe getragen Die ohne Autoren und Nutzerentgelt gesammelten verfassten und nutzbaren IDGR Informationen wurden unter dem Schutz der Justiz kommerziell verwertet 9 Bereits zuvor hatten fruhere Mitarbeiter des IDGR ein Projekt namens redok gegrundet das sich mit Recherchen und Berichten zu ahnlichen Themen wie denen des IDGR befasst und sie im Internet veroffentlicht 10 Am 27 Marz 2007 erganzte Chatwin ihre Abschlusserklarung redok sei kein Nachfolgeprojekt des IDGR ganz anders konzipiert und ihm fehlten die wichtigsten von ihr verfassten Inhalte 11 Siehe auchBlick nach Rechts Nizkor Project The Holocaust History ProjectLiteraturAlbrecht Kolthoff Mitarbeiter des IDGR Der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus IDGR In Stephan Braun Daniel Horsch Hrsg Rechte Netzwerke eine Gefahr Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2004 ISBN 3 8100 4153 X S 231 242WeblinksPanorama Lichtblick Kampf gegen Rechtsextremismus Beitrag des TV Magazins Panorama uber den IDGR vom 25 November 2004Anmerkungen Aufklarung durch Information Mit Facelifting ins funfte Jahr Pressemitteilung des Informationsdienst gegen Rechtsextremismus In HaGalil 30 Januar 2004 abgerufen am 25 September 2018 Andreas Klarner Rezension uber den IDGR fur H Soz Kult 23 Januar 2004 Bundnis fur Demokratie und Toleranz Wir uber uns Bundnis fur Demokratie und Toleranz Web Projekt Informationsdienst gegen Rechtsextremismus IDGR Memento vom 22 Oktober 2017 im Internet Archive zur Dotierung des Preises Peter Nowak Frankfurter Rundschau 23 Oktober 2006 Ein Online Dienst mit Informationen gegen Rechts ist eingestellt Claus Wolfschlag uber den IDGR Werner Onken 4 Januar 2006 Silvio Gesell im IDGR Lexikon gegen Rechtsextremismus Memento vom 13 April 2015 im Internet Archive Markus Beckedahl Informationsdienst gegen Rechtsextremismus hort auf netzpolitik org 24 Oktober 2006 abgerufen 8 Mai 2020 Abschlussmitteilung Margret Chatwins vom 27 September 2006 Mitte Mai 2007 vom Netz genommen Uber redok Memento vom 12 August 2006 im Internet Archive Abschlussmitteilung Margret Chatwins 27 September 2006 erganzt Marz 2007 Mitte Mai 2007 vom Netz genommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Informationsdienst gegen Rechtsextremismus amp oldid 209764847