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Die Imperatriza Marija russisch Imperatrica Mariya Kaiserin Maria war ein Schlachtschiff der Kaiserlich Russischen Marine Das Schiff wurde am 30 November 1911 auf der Werft der Russischen Schiffbau Gesellschaft Russud in Nikolajew auf Kiel gelegt und lief am 1 November 1913 von Stapel Die Imperatriza Marija war das Typschiff der gleichnamigen Klasse von russischen Grosskampfschiffen die insgesamt drei Schiffe umfasste Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verzogerte zunachst die Fertigstellung doch wurde das Schiff am 6 Juli 1915 schliesslich in Dienst gestellt Imperatriza Marija Die Imperatriza Marija im Mai 1916 in Sewastopol Die Imperatriza Marija im Mai 1916 in Sewastopol SchiffsdatenFlagge Russland RusslandSchiffstyp Schlachtschiff Dreadnought Klasse Imperatriza Marija KlasseBauwerft Russud Russische Schiffbaugesellschaft NikolajewKiellegung 30 November 1911Stapellauf 1 November 1913Indienststellung 6 Juli 1915Verbleib 1916 in Sewastopol explodiert Wrack spater abgewracktSchiffsmasse und BesatzungLange 167 8 m Lua Breite 27 3 mTiefgang max 8 3 mVerdrangung Standard 22 600 t Einsatz 24 100 t Besatzung 1252 MannMaschinenanlageMaschine 20 Dampfkessel 4 GetriebeturbinensatzeMaschinen leistung 27 000 PS 19 858 kW Hochst geschwindigkeit 21 2 kn 39 km h Propeller 4Bewaffnung12 Sk 305 mm L 52 M1907 20 Sk 130 mm L 55 4 Flak 76 2 mm L 30 4 Torpedorohre 45 7 cm unter Wasser PanzerungSeitenpanzer 263 mm Panzerdeck 38 bis 76 mm Kommandobrucke 305 mm schwere ArtillerieTurme 305 mmBarbetten 203 mm Kasematten 127 mm Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Bautechnische Besonderheiten 3 Kriegseinsatze 4 Verlust 5 Spekulationen uber die Verlustursache 6 Verbleib des Schiffes 7 Trivia 8 Literatur 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Jahre 1910 waren in Russland die Plane fur den Bau von drei neuen Schlachtschiffen entstanden Die Schiffe sollten etwa die gleiche Kampfkraft wie die Einheiten der vorangegangenen Gangut Klasse besitzen aber dafur standfester als diese und architektonisch besser gestaltet sein Die Bauauftrage wurden schliesslich 1911 vergeben allesamt an Werften in Nikolajew um vor allem die Schwarzmeerflotte zu verstarken Benannt wurde das Schiff nach der Zarin Marija der Grossmutter des Zaren Bautechnische Besonderheiten BearbeitenDie Imperatriza Marija fuhrte zwolf 305 mm Geschutze in vier jeweils rund 858 Tonnen schweren Drillingsturmen die entlang der Mittelschiffslinie Cuniberti System nach dem italienischen Schiffbauer Vittorio Cuniberti bezeichnet aufgestellt waren Im Gegensatz zur Gangut Klasse zeigte allerdings Turm B in Nullstellung in Richtung des Bugs Diese Geschutze verfeuerten 471 Kilogramm schwere Granaten uber eine Distanz von maximal etwa 25 000 Metern Zudem befanden sich 20 Stuck 130 mm Kanonen an Bord die in jeweils zehn Kasematten zu beiden Seiten des Rumpfes untergebracht waren Obwohl dieser Schiffstyp als eine weitgehend gelungene Konstruktion angesehen wird 1 sorgten die beiden jeweils vordersten 130 mm Geschutzkasematten spater fur Probleme da das Freibord im Vorschiff zu knapp bemessen war und bei hoher Fahrt haufig Wasser durch diese Kasematten eindrang Die beiden vordersten Geschutze der Mittelartillerie wurden deshalb 1916 auf dem Schwesterschiff Imperator Alexander III ausgebaut und die Kasematten dichtgesetzt Auf der Imperatriza Marija brauchte diese Massnahme nicht durchgefuhrt zu werden da sich hier die beiden Kasematten zwei Meter achterlicher befanden und damit deutlich weniger der See ausgesetzt waren Uber dem Vorsteven konnte ein uber diesen hinausragender Ladekran angebracht werden der uber ein System von Rollen die Ubernahme von Gutern erlaubte Obwohl der Vorsteven fast senkrecht abschloss wirkte er infolgedessen wegen des Krans aber haufig sichelformig Ferner erhielt das Schiff zwei einfache Pfahlmasten anstelle der ursprunglich geplanten Gittermasten da jene so die Erfahrung vor allem bei Vereisung in der Winterzeit zu starken Schwingungen neigten Das Schiff besass vier Schrauben und zwei Ruder welche allerdings hintereinander und nicht wie haufig ublich nebeneinander angebracht waren Die Gesamtmasse der Panzerung betrug 7 036 ts entsprach also etwa einem Drittel der gesamten Standardwasserverdrangung Kriegseinsatze BearbeitenBereits kurz nach ihrer Indienststellung unternahm die Imperatriza Marija Vorstosse gegen die turkische Kuste Im Oktober 1915 nahm sie an einem Vorstoss gegen den turkischen Kohlehafen Zonguldak teil beschoss ihn und patrouillierte im Anschluss daran bis Ende Oktober 1915 vor der bulgarischen Kuste da jenes Land im September 1915 auf der Seite der Mittelmachte in den Krieg eingetreten war Ab Ende Dezember operierte das Schiff dann wieder gegen die Turkei Am 8 Januar 1916 traf sie dabei bei einem neuerlichen Einsatz vor der turkischen Kuste auf den in turkischen Diensten stehenden deutschen Schlachtkreuzer SMS Goeben sowie den Kreuzer Midilli den ehemals deutschen Kreuzer SMS Breslau Auf eine Entfernung von fast 20 Kilometern gabelte das russische Schlachtschiff mit der dritten Salve die gegnerischen Schiffe ein die letzte Salve verfehlte die Goeben nur um etwa 50 Meter 2 Das Artilleriefeuer der Imperatriza Marija war so sagten es die Deutschen spater aus so prazise dass man sich zuruckziehen musste Die Goeben entzog sich daraufhin mit hoher Fahrt dem uberlegenen aber langsameren russischen Dreadnought Noch bis auf eine Distanz von etwa 24 Kilometern verfolgten die Einschlage die sich zuruckziehenden Schiffe Im Mai und Juni 1916 deckte das Schlachtschiff gemeinsam mit drei Kreuzern und mehreren Flugzeugmutterschiffen die Landung russischer Truppen bei Trabzon um die turkische Anatolien Front zu umgehen Die Offensive blieb allerdings nach anfanglichen Erfolgen stecken Bis zum Kriegsende veranderte sich der Frontverlauf nicht mehr Im Sommer 1916 ubernahm Admiral Alexander Wassiljewitsch Koltschak den Oberbefehl uber die Schwarzmeerflotte und machte die Imperatriza Marija zu seinem neuen Flaggschiff Bereits Anfang Juli 1916 stach Koltschak mit der Imperatriza Marija und dem Schwesterschiff Imperatriza Jekaterina Welikaja in See um die Goeben und andere Schiffe welche die turkische Anatolien Front mit Nachschub versorgten zu stellen Die turkischen Schiffe entdeckten die Falle jedoch konnten die russische Flotte umgehen und am 4 Juli 1916 erfolgreich den russischen Nachschubhafen Tuapse beschiessen Verlust BearbeitenIn den spaten Nachmittagsstunden des 20 Oktober 1916 brach auf der im Hafen von Sewastopol liegenden Imperatriza Marija ein Brand in einer der vorderen Kasematten der Mittelartillerie aus Gegen 18 07 Uhr wurden die ersten Flammen bemerkt Obwohl mit der Feuerbekampfung sofort begonnen wurde erreichte der Brand gegen 18 15 Uhr eine der Munitionskammern der Mittelartillerie mittschiffs was kurz danach zwei heftige innere Explosionen ausloste Die Explosionen rissen den vorderen Mast und den ersten Schornstein um Ausserdem brach die Stromversorgung zusammen Dennoch schwamm das Schiff noch und die Besatzung konnte die im Heck liegenden Munitionskammern vorsorglich fluten Wahrenddessen waren Schlepper herangekommen und unternahmen gegen 18 30 Uhr einen Bergeversuch Das Schiff sollte fur den Fall des Untergangs in seichteres Gewasser gezogen werden Im dunklen und vollig verqualmten Schiffsinneren war indessen an eine Bekampfung des Feuers nicht mehr zu denken und so erreichten die Flammen gegen 19 00 Uhr eine weitere Munitionskammer im Vorschiff Um 19 01 Uhr die Schlepper hatten den Bug der Imperatriza Marija gerade in den Wind gedreht erschutterte eine dritte Explosion das Schlachtschiff Sie schleuderte Trummerteile bis in 200 Meter Hohe riss ein grosses Loch in den Rumpf und sprengte Teile der Panzerplatten des Vorschiffes nach aussen Das Schiff nahm nun stark Wasser auf und begann zu sinken Nachdem die Schlepper die Leinen gekappt hatten kenterte die Imperatriza Marija um 19 15 Uhr und sank Offiziell fanden bei der Katastrophe insgesamt 151 Besatzungsangehorige den Tod Schatzungsweise 250 Seeleute wurden verletzt viele davon erlitten schwere Brandwunden Eine unbekannte Anzahl der Verwundeten erlag in den nachfolgenden Tagen den schweren Verletzungen Die Zahl der Toten durfte somit verschiedenen Quellen zufolge bei bis zu 225 Toten gelegen haben 3 Spekulationen uber die Verlustursache BearbeitenNach allem was spater festgestellt werden konnte brach das Feuer in der Kasematte eines 130 mm Geschutzes auf der Backbordseite aus Da zwischen dem Entdecken des Feuers und der ersten Explosion nur knapp zehn Minuten lagen wurde daruber gemutmasst dass es sich um einen Sabotageakt gehandelt haben konnte da das Feuer in dieser kurzen Zeit die Sicherheitsturen zu der Munitionskammer nicht hatte uberwinden konnen Fur einen Anschlag konnte auch sprechen dass die Mittelmachte einen aggressiveren Einsatz dieses Schiffes verhindern wollten Admiral Koltschak der nur kurz zuvor das Kommando uber die Schwarzmeerflotte ubernommen hatte plante in der Tat mit seinen schweren Schiffseinheiten ein offensiveres Vorgehen gegen die Turkei Nicht zuletzt wegen eines angeblich mangelnden Angriffsgeistes hatte Koltschak den vorhergehenden Befehlshaber der Schwarzmeerflotte Vizeadmiral Andrej A Eberhardt 1856 1919 abgelost Da sich bei Gefechten in der Vergangenheit mehrfach die Uberlegenheit der Imperatriza Marija gegenuber der turkischen Flotte gezeigt hatte hatte es insofern auch im Interesse der Mittelmachte sein mussen den russischen Dreadnought durch einen Sabotageakt zu zerstoren Allerdings konnten fur einen Anschlag keinerlei Anhaltspunkte gefunden werden 4 Das schnelle Versagen der Schutzeinrichtungen der Munitionsraume lasst sich damit erklaren dass in der Kasematte des 130 mm Geschutzes Bereitschaftsmunition gelagert wurde obwohl das Schiff im Hafen lag Es ist davon auszugehen das diese wegen des Brandes explodiert die erste Detonation ist dadurch konnten auch die Schutzturen zerstort und die in der Kammer gelagerte Munition schnell ebenfalls zur Explosion gebracht worden sein die zweite Detonation Auch vergingen bis zur finalen und letztlich verhangnisvollen dritten Explosion etwa gegen 19 01 Uhr fast 50 Minuten In dieser Zeit wutete das Feuer ungehindert im Schiffsinneren Wegen des Stromausfalls lagen weite Teile des Rumpfes im Dunkeln und die Pumpen konnten nicht genutzt werden weshalb sich die Flammen ungehindert im Inneren bis zu einer weiteren Munitionskammer ausbreiten konnten Es erscheint relativ unwahrscheinlich dass die dritte Explosion durch einen gezielten Anschlag ausgelost wurde da es kaum moglich gewesen ware sie im dunklen verqualmten und brennenden Schiff 50 Minuten lang hinauszuzogern und dann gezielt zu zunden Vielmehr ist von einer Folgeexplosion im Rahmen des Brandes und der vorhergegangenen Zerstorungen auszugehen Der Brand selbst der die Katastrophe verursachte ist wahrscheinlich durch eine Selbstentzundung von Cellulosenitrat verursacht worden das in den Treibladungen genutzt wurde Zudem wurde an Bord der russischen Schiffe oftmals leichtfertig mit dem ausserst reaktionsfahigen Stoff umgegangen weshalb ein Unfall naheliegt Da Cellulosenitrat beim Brennen keinen Rauch entwickelt und auch ohne Sauerstoffzufuhr reagieren kann ist es moglich dass der Brand sich auch uber einen langeren Zeitraum entwickelt haben kann ehe er bemerkt wurde Schiffsverluste durch die Selbstentzundung von Cellulosenitrat waren in dieser Zeit keine Seltenheit auch die britische die franzosische und die japanische Flotte erlitten durch Pulverselbstentzundungen mehrere Verluste Verbleib des Schiffes Bearbeiten nbsp Kieloben eingedocktDas kieloben liegende Wrack des Schlachtschiffes verblieb zunachst bis 1918 an der Untergangsstelle da die Russische Revolution und die Wirren des Burgerkrieges eine Bergung lange Zeit verhinderten Erst am 18 Juni 1918 wurde das Wrack unter deutscher Regie gehoben und immer noch kieloben in Sewastopol eingedockt 5 Da sich die Schaden aber als irreparabel erwiesen wurde die Imperatriza Marija ab Sommer 1922 abgewrackt Letzte Reste des Schiffes wurden 1926 verschrottet Die Hauptwaffen wurden in drei Eisenbahngeschutzen TM 3 12 im Zweiten Weltkrieg von sowjetischer und finnischer Seite verwendet Trivia BearbeitenDer sowjetische Autor Anatoli Rybakow konstruierte in seinem Jugendbuch Der Marinedolch das im Moskau der Jahre 1921 22 spielt eine Detektivgeschichte um die Aufklarung eines Sprengstoffanschlags auf das Schiff Literatur BearbeitenSiegfried Beyer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 1970 J F Lehmanns Verlag Munchen 1970 ISBN 3 88199 474 2 Einzelnachweise Bearbeiten Siegfried Breyer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 1970 Munchen 1970 S 422 WN Russian 12 52 auf navyweaps com Siegfried Breyer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 1970 Munchen 1970 S 421 Explosions in Warships During the War auf gwpda org Russian Battleships auf battleships cruisers co ukSchlachtschiffe der Imperatriza Marija Klasse Imperatriza Marija Imperatriza Jekaterina Welikaja Imperator Alexander III Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Imperatriza Marija Schiff 1915 amp oldid 234060350