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Ignaz Thomas Scherr 15 Dezember 1801 in Rechberg 10 Marz 1870 in Zurich war ein Schweizer Padagoge Pionier des Zurcher Volksschulwesens und Verfasser zahlreicher Lehrbucher und padagogischer Schriften Thomas Scherr Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 Seminardirektor 2 1 Die ersten Jahre 2 2 Scherrs Entlassung 3 Weiteres Wirken in Winterthur und im Thurgau 4 Privates 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAnfange BearbeitenThomas Scherr war der Sohn des Lehrers Franz Scherr und dessen Frau Cacilie geborene Nuding Thomas wurde ebenfalls Lehrer und widmete sich nach 1818 besonders der Bildung von Gehorlosen Nach kurzer Tatigkeit als Elementarlehrer wurde Scherr 1821 in Gmund als Gehorlosen und Blindenlehrer angestellt 1825 wurde er nach Zurich berufen um dort die Leitung des dortigen Blindeninstituts zu ubernehmen Scherr grundete eine Taubstummenanstalt und verband sie mit dem Blindeninstitut beide Anstalten zeigten unter seiner Fuhrung bedeutende Erfolge Neben seiner Tatigkeit als Leiter und Lehrer an den beiden Instituten beschaftigte sich Scherr mit allgemeinen padagogischen Fragen und mit der Reform der zurcherischen Volksschule Lehrbucher und Lehrplane die er 1830 veroffentlichte machten seinen Namen in weiteren Kreisen bekannt Nach dem Ubertritt zum reformierten Glauben und der Heirat mit einer Zurcherin wurde Scherr 1831 eingeburgert 1 Im gleichen Jahr wurde er in den Erziehungsrat des Kantons gewahlt wo er sich an der Volksschulreform beteiligte Die Ausarbeitung eines neuen Volksschulgesetzes wurde ihm ubertragen Seminardirektor Bearbeiten nbsp Der Seehof Stich von Rudolf Ringger1832 war die Stelle des Direktors des neu gegrundeten Lehrerseminars in Kusnacht ausgeschrieben Der 31 jahrige Scherr wurde vom Zurcher Regierungsrat mit zwolf gegen eine Stimme auf Lebenszeit gewahlt Scherr hatte sich nicht beworben zu Unrecht befurchtete er es mit den Kusnachtern verdorben zu haben weil er zuvor fur Greifensee als Sitz des Seminars eingetreten war Mit seiner Familie bezog Scherr im Haus zur Traube an der Wiltisgasse eine Wohnung Raum fur die Lehrerbildung fand sich im direkt am Zurichsee gelegenen Haus Seehof heute C G Jung Institut im Besitz von Hauptmann Nageli 2 Fur den Unterricht standen im Erdgeschoss und im 1 Stock je zwei Zimmer zur Verfugung Die ersten Jahre Bearbeiten Die padagogische Bewegung breitete sich rasch uber den ganzen Kanton aus Scherr entfaltete eine heute kaum mehr nachvollziehbare Aktivitat Er unterrichtete die meisten Facher selbst besorgte die Direktionsgeschafte bot Weiterbildungskurse fur Lehrer an verfasste padagogische Schriften besuchte zu Fuss Dorfschulen im ganzen Kanton und war zudem nach wie vor Mitglied des kantonalen Erziehungsrates Scherr schreibt Das Leben und Treiben wie es derzeit in Kusnacht herrscht lasst sich nicht beschreiben Kein Tag vergeht ohne dass sich nicht wissbegierige Gaste einfinden an jedem Tag da eine Dorfschule Ferien hat eilt der Lehrer ins Seminar um sich Belehrung zu holen Ich konnte des Tages 6 10 Lehrstunden geben dann nachts an organisatorischen Arbeiten und padagogischen Schriften bis in die Zeit des anderen Tages fortfahren und morgens heiter und froh den Kreis von neuem beginnen Oder ich konnte am spaten Abend bei Sturm und Regen zu Fuss in die Sitzung des Erziehungsrates nach Zurich eilen und nach muhevollem Heimgang noch die Korrekturen des schriftlichen Aufsatzes besorgen Das waren die schonsten Tage meines Lebens ich fuhlte welche Macht und Starke in der Aufnahme einer schopferischen Idee liegt Das Seminar Kusnacht galt als das vorbildlichste und am besten gefuhrte der ganzen Schweiz Im Fruhling 1834 zog das Seminar in das ein Jahr zuvor frei gewordene Amtshaus um das Hauptgebaude der ehemaligen Komturei der Johanniter Den Seehof konnte Scherr im Jahr 1837 privat erwerben Scherrs Entlassung Bearbeiten nbsp Hauptgebaude der Kantonsschule KusnachtIn seiner Stellung als Seminardirektor leitete und reformierte Scherr fast unumschrankt und allein das ihm unterstellte Volksschulwesen So sehr er einerseits Erfolg hatte und bewundert wurde so sehr war er anderseits fur die Konservativen ein Feindbild Besonders die Geistlichkeit die bisher die Schule kontrolliert hatte sah ihre Autoritat bedroht Sie verketzerte ihn als einen den wahren Glauben gefahrdenden Propheten dessen liberal gefarbtes Christentum durch seine Schuler uber das Land verteilt werde und dessen neue Lehrmittel den neuen Unglauben verkunden konnten Die Drohungen gegen Scherr sollen so massiv geworden sein dass er wenn er spat nachts zu Fuss von der Sitzung des Erziehungsrates in Zurich nach Hause eilte von einer Eskorte starker Seminaristen begleitet wurde Auch aus Fabrikantenkreisen erwuchs Scherr wegen eines angestrebten Verbots der Kinder Nachtarbeit Widerstand bei seinen Besuchen der Dorfschulen hatte er erlebt wie zahlreiche Kinder wahrend des Unterrichts schliefen weil sie in der Nacht sechs Stunden in der Fabrik arbeiten mussten Der Regierungsrat erliess auf Scherrs Bericht hin tatsachlich eine Verordnung gegen den Missbrauch von Kindern in der Fabrikarbeit Seine padagogischen Ansichten vertrat Scherr in dem von ihm herausgegebenen Padagogischen Beobachter Nach dem Sieg der reaktionaren Kreise im Zuriputsch am 6 September 1839 fiel Scherr den Umbesetzungen in den wichtigsten Behorden zum Opfer in denen Konservative Einsitz nahmen Er wurde obwohl auf Lebenszeit gewahlt im Sommer 1839 im Amt suspendiert und auf ein Drittel seines Gehalts gesetzt Bis zum 1 November hatte er sein Buro zu raumen und auf den 1 Mai 1840 wurde er entlassen In einem Rekurs an den Regierungsrat gegen seine unrechtmassige Entlassung unterlag er Zu seiner Entlassung schrieb Scherr Was habe ich verbrochen 1 Ich wollte die Volksschule zu einer freien selbstandigen Anstalt erheben dafur straft mich der Hass vieler Geistlicher 2 Ich wollte eine Volksschule aus der ein edles vernunftiges Volk hervorgeht darum hassen mich die Aristokraten 3 Ich wollte auch dem armsten Kind den Weg der Schule und einer heiteren Jugend verschaffen darum verfolgt mich der Eigennutz mancher Fabrikherren und die Roheit gewissenloser Eltern Am 17 August 1840 fand in Kusnacht eine zweite pompose Eroffnungsfeier statt bei der Scherrs Verdienste keines Wortes erwahnt wurden stattdessen gab es Beteuerungen an die Konservativen und an die Kirche Weiteres Wirken in Winterthur und im Thurgau Bearbeiten nbsp Scherr im Alter von etwa 45 Jahren Die Volksschule soll die Kinder aller Volksklassen nach ubereinstimmenden Grundsatzen zu geistig thatigen burgerlich brauchbaren und sittlich religiosen Menschen bilden 1842 verkaufte Scherr dem Kanton seinen Seehof was ihm erlaubte das Gut Obere Hochstrasse in Emmishofen bei Kreuzlingen im Kanton Thurgau zu kaufen 1843 eroffnete er zusammen mit seinem jungeren Bruder Johann auf dem 1840 gekauften Sonnenberg in Winterthur ein Privatinstitut fur Taubstumme und als vorbereitende Schule zum Hochschulstudium fur Knaben Da sich im Kanton Zurich inzwischen die Verhaltnisse zu Gunsten eines freieren Unterrichtswesens geandert hatten konnte Scherr dort bis zu seinem Tode an der Verwirklichung seiner padagogischen Ideen weiterarbeiten In Winterthur hielt er zudem Vorlesungen uber deutsche Literatur erteilte auf Franzosisch Revolutionsgeschichte und unterrichtete Erwachsene in deutscher Sprache Dort erhielt er auch eine von 4763 Kantonsburgern unterschriebene Dankesadresse und eine goldene Denkmunze Von 1852 bis 1855 war Scherr Prasident des Thurgauer Erziehungsrates Scherrs letzte Jahre waren einerseits gepragt durch weite Reisen durch Europa zahlreiche Briefwechsel mit Freunden und Besuche von Schulen und Heimen anderseits uberschattet von einem Ohrenleiden das ihn schwerhorig machte Thomas Scherr verstarb am 10 Marz 1870 an einem Herzschlag In Kusnacht ist eine Strasse und in Zurich ein Primarschulhaus im Kreis 6 nach ihm benannt 3 Privates BearbeitenScherr war verheiratet mit Anna Lattmann von Hutten Von ihren acht Kindern uberlebten nur die zwei Tochter Cacilia und Elise von den Knaben wurde keiner alter als zwei Jahre Nach dem Tod seiner Frau die im Alter von kaum 30 Jahren verstarb heiratete Scherr 1844 Wilhelmine Feez aus Frankfurt Die zweite Ehe blieb kinderlos Scherr war der Bruder des bekannten Kultur und Literaturhistorikers Johannes Scherr 4 Literatur Bearbeiten nbsp Meine Beobachtungen Bestrebungen und Schicksale St Gallen 1840Primarliteratur Genaue Anleitung taubstummen Kindern ohne kunstliche Mimik Fertigkeit im Verstehen und Anwenden der Schriftsprache beizubringen Gmund Stahl 1825 Organisation der Volksschule 1847 5 Elementarsprachbildungslehre Zurich 1831 Handbuch der Padagogik 1839 1841 Meine Beobachtungen Bestrebungen und Schicksale St Gallen 1840 Der Schweizerische Volksredner Enthaltend Anleitung zur Abfassung und zum Vortrage offentlicher Reden nebst einer reichhaltigen Sammlung von Reden Voten und Toasten in neuhochdeutscher Sprache und in schweizerischen Mundarten anwendbar in amtlicher Stellung im burgerlichen Leben und in geselligen Vereinen Schulthess Zurich 1845 Der Bildungsfreund ein Lesebuch fur den hauslichen Kreis und fur hohere Volksschulen Zurich 1856Dazu kommen zahlreiche kleinere Schriften zu allgemeinen Fragen der Schulorganisation verschiedenen Unterrichtsfacher sowie uber die fundamentale Bedeutung des Sprachunterrichts Sekundarliteratur Johann Jakob Banninger Der Schulreformator Doktor Thomas Scherr Sein Leben und Wirken J Herz Zurich 1871 PDF Binder Scherr Ignaz Thomas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 31 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 123 f Christian Schmid Das Seminar Kusnacht seine Geschichte 1832 bis 1982 Seminar Kusnacht 1982 Peter Ziegler Aus der Geschichte des Seminars Kusnacht 1832 1957 Katalog der Ausstellung 125 Jahre Zurcher Lehrerbildung in Kusnacht Kusnachter Jahrhefte 1971 1983 2001 2002 mit Beitragen von Hansjorg Beck Walter Bruppacher Alfred Egli und Christian SchmidWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ignaz Thomas Scherr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Ignaz Thomas Scherr Quellen und Volltexte Literatur von und uber Ignaz Thomas Scherr im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Kanton Zurich Kurzbiografie https www kuesnacht ch page 18 Schule Scherr Stadt Zurich abgerufen am 30 Juni 2019 Jacob Achilles Mahly Scherr Johannes In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 31 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 125 130 Volltext in der Google BuchsucheNormdaten Person GND 118834126 lobid OGND AKS LCCN nr89008136 VIAF 42634843 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scherr Ignaz ThomasKURZBESCHREIBUNG Schweizer Padagoge und Verfasser von padagogischen SchriftenGEBURTSDATUM 15 Dezember 1801GEBURTSORT RechbergSTERBEDATUM 10 Marz 1870STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ignaz Thomas Scherr amp oldid 239284859