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Ich war ich bin ich werde sein ist ein Dokumentarfilm des Studios H amp S aus dem Jahr 1974 FilmTitel Ich war ich bin ich werde seinProduktionsland DDROriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1974Lange 80 MinutenStabRegie Walter Heynowski Gerhard ScheumannDrehbuch Walter Heynowski Gerhard ScheumannProduktion Studio H amp SMusik Sergio OrtegaKamera Peter HellmichSchnitt Ilse RadtkeBesetzungGerhard Scheumann Sprecher aus dem Off Wolfgang Heinz Sprecher des Gedichts Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion und Veroffentlichung 3 Auszeichnungen 4 Kritik 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer Film beginnt mit einem Interview mit dem durch einen Putsch 1973 an die Macht gekommenen chilenischen Diktator Augusto Pinochet Der Mann mit der weissen Jacke was man von seiner Weste nicht behaupten kann klagt daruber dass der Marxismus wie ein Gespenst ist welches man nicht bandigen kann und hat keine Ahnung woher sein Gegenuber kommt Im Ergebnis dieser Audienz erhalt das H amp S Filmteam ein Schreiben des militarischen Adjutanten des Prasidenten der ehrenwerten Regierungsjunta welches die Kommandanten der Nordbezirke Chiles anweist die Filmaufnahmen zu unterstutzen Offizieller Vorwand dieser Reise ist eine Reportage uber den Norden Chiles obwohl der den Filmemachern bereits seit 1973 bekannt ist Doch in Wirklichkeit hatte es sich in der Weltoffentlichkeit herumgesprochen dass hier in den ehemaligen Unterkunften der Arbeiter die in den Salpeterbergwerken arbeiteten sich inzwischen Konzentrationslager befinden Deshalb steht auf der Ruckseite dieser Genehmigung auch der Satz dass keine Besuche der Gefangenen erlaubt sind Nun wird durch das Filmteam uber die Ruckseite noch die Genehmigung fur die Flugrechte des Privatflugzeuges zum Erreichen des Zieles gelegt und beides zusammen in eine Klarsichthulle gesteckt Um nun die entsprechende Seite lesen zu konnen hatten beide Blatter herausgezogen werden mussen was aber keiner der Kontrolleure machte Allein die Ausfertigung der Genehmigungen von allerhochster Stelle erzielt einen einschuchternden Eindruck Deshalb steht dem Grund dieser Reise einem Treffen mit den Gefangenen nichts mehr im Weg Der erste Anlaufpunkt im Norden ist General Largos Oberkommandierender der ansassigen Truppen und Chef des Ausnahmezustandes in der Provinz Antofagasta Im Hubschrauber des Generals wird die Atacama Wuste die als trockenste Wuste der Welt gilt uberflogen bis das Konzentrationslager Chacabuco erreicht ist Hier sind die Tage sehr heiss die Nachte sehr kalt was allein durch die Lage physische und psychische Folter bedeutet Bild und Tonaufnahmen durfen nur mit Genehmigung eines begleitenden Offiziers gemacht werden Um moglichst viele chilenische Patrioten identifizieren zu konnen wird auf diese Einschrankung eingegangen Folgende Erklarung des Studios M amp S wird in den Film eingeblendet Die Gefangenen wussten nicht mit wem sie es zu tun hatten Unsere Operateure konnten ihre Herkunft und Haltung nicht offenlegen Es gab keinen unbewachten Augenblick Die Haftlinge sollen sich so der General hier nur vorubergehend aufhalten bis sie vor ein Militargericht gebracht werden Eine andere Gruppe ist ohne Anklage hier in Haft bis deren Mitglieder begreifen dass ihr Weg der falsche war Diese Methode ist mit der Schutzhaft in der Zeit des Nationalsozialismus gleichzusetzen Nun haben mehrere Gefangene die Moglichkeit vor der Kamera ihren Namen zu nennen wie lange und weshalb sie inhaftiert sind Zu ihnen gehort auch ein Arzt der in der Moneda beschaftigt war und aus dem Nationalstadion in Santiago de Chile in das Lager verlegt wurde Hier kummert er sich um etwa 850 Mitgefangene von denen er etwa taglich 30 bis 40 Patienten hat die vor allen an psychischen Storungen leiden Der zustandige General ist im Gegensatz dazu der Meinung dass fur die Haftlinge im Lager perfekte Bedingungen herrschen alle ruhig sind vor Gesundheit formlich strotzen und das korperlich sowie geistig Die Junta bemuht sich fur die Gefangenen ein Hochstmass an Bequemlichkeit zu schaffen Am Heiligabend wurde sogar ein Fest fur alle Lagerinsassen veranstaltet Damit kein unerwunschter Eindruck vermittelt werden kann ist es dem Filmteam nicht gestattet Wachturme Stacheldraht und militarisches Personal aufzunehmen Aber es wurde extra eine Ausstellung der von den Haftlingen in den Werkstatten des Lagers hergestellten Kunstgegenstande fur die Kamera aufgebaut Es finden in Chacabuco auch Gottesdienste statt zu denen auch Nichtchristen und Angehorige anderer Religionen gehen da sie hier die Gelegenheit haben sich zu sehen und zu unterhalten Die folgenden Filmsequenzen zeigen Fotografien die von einer gegenuberliegenden Wohnung des Nationalstadions einem der ersten Konzentrationslager das nach dem Putsch errichtet wurde aus einem Versteck heraus mit einem sehr starken Objektiv aufgenommen wurden Wahrend unter den Rangen des Stadions Mord und Totschlag stattfinden erfolgt durch das Militar im gleichen Stadion im Oktober 1973 eine Fuhrung von Beschaftigten der internationalen Presse die mit verlogenen Informationen uber die ruhrende Sorge um das Wohl der Junta Schutzlinge beeindruckt werden soll Wie man in den Filmaufnahmen sehen kann begrusst der Kommandant des Lagers Jorge Espinoza Ulloa ein Oberst die anwesenden Journalisten und stellt sich vor Er erklart auch dass er seine Arbeit gewissenhaft durchfuhrt zum Schutz der chilenischen und auslandischen Burger Abschliessend versucht er mit Tabellen und anderen Informationen die Objektivitat seiner Aussagen zu bekraftigen Es folgen mehrere Aussagen von ehemaligen Arbeitern aus den Salpeterminen die anscheinend bereits vor dem Putsch aufgenommen wurden Zum Teil begannen sie bereits als Kinder dort zu arbeiten Sie berichteten von den schweren Bedingungen bei der Arbeit ihrer Ausbeutung dem Tod aber auch von den Anfangen der politischen Bewegungen in dieser Zeit am Anfang des 20 Jahrhunderts In einem neuen Abschnitt sieht man von einem hochgelegenen Hang den kleinen Ort Pisagua am Pazifik in dem 1946 durch den damaligen Prasidenten Gabriel Gonzalez Videla der bei den Wahlen von den Kommunisten unterstutzt wurde eines der ersten Konzentrationslager errichtet wurde und das 15 Monate Bestand hatte Nach der Wahl wandte sich Videla von diesen Unterstutzern ab entfernte sie aus der Regierung und verfolgte sie Uber diese Zeit und die Haft berichtet ein ehemaliger Haftling in einem Gesprach welches bereits im Fruhjahr 1973 aufgenommen wurde Videla selbst halt es noch in dem gleichen Fruhjahr in einem Interview fur richtig dass das von ihm geschaffene Gesetz zur Verteidigung der Demokratie mit dem die Kommunisten die Burgerrechte verloren und ihnen damit auch verboten wurde sich fur die nachsten funf Jahre offentlich zu betatigen geschaffen wurde Dieses Gesetz wurde unter dem nachsten Regierungschef wieder abgeschafft was Videla bedauert denn damit ware es nicht zu der schlimmen Lage gekommen in der sich Chile seit 1970 befindet Es sollte nicht mehr lange dauern und das Regime unter Pinochet lasst das als Zuchthaus dienende Objekt von kriminellen Gefangenen raumen um Platz fur die Anhanger der Unidad Popular zu schaffen Doch es gibt Unterschiede zum Konzentrationslager Chacabuco In Pisagua herrscht ein militarischer Drill und hier sind auch Frauen inhaftiert Ebenso wie in dem anderen Lager werden einige Haftlinge nach ihren Namen Parteizugehorigkeit Grund und Beginn ihrer Inhaftierung befragt woruber sie auch Auskunft geben Im Gegensatz zu 1946 wird jetzt Kadavergehorsam verlangt und wahrend damals nur Kommunisten hier waren sind es heute Mitglieder aller linken Organisationen Chiles und deren Sympathisanten Eine heimlich aufgenommene Fotografie zeigt dass die Gefangenen korperlich hart arbeiten mussen Die politisch Inhaftierten werden hier als Kriegsgefangene bezeichnet denn nach Auslegung der Junta befindet sich Chile im Zustand eines inneren Krieges Der Sprecher der chilenischen Regierung erklart dass die Verhafteten zwar inhaftiert jedoch keine Gefangenen sind Deshalb konnen sie auch ohne Probleme von einem Ort zum anderen gebracht werden Weiterhin erklart er das Besuchsverbot von Inhaftierten ware eine humane Geste denn sie sollten nicht gesehen werden wenn sie leiden ein Besuch wurde deren Wurde verletzen Ausserdem ist das Wort Gefangenenlager eine Erfindung der Marxisten Eine eingeblendete Zahl vermittelt allein im Juli 1974 12 694 die Anzahl von neuen Verhaftungen fur die neue Bauten zur Unterbringung der Regimegegner so auch in Pisagua geschaffen werden Die letzten Bilder zeigen wie die Gefangenen auf dem Appellplatz die chilenische Nationalhymne Puro Chile singen wahrend die chilenische Flagge gehisst wird Ein Umschnitt zeigt den gesturzten Prasidenten Salvador Allende wie er die gleiche Hymne singt Produktion und Veroffentlichung BearbeitenDer Film wurde am 11 September 1974 zum ersten Mal im 1 Programm des Fernsehens der DDR ausgestrahlt Der Start in den Kinos der DDR erfolgte am 28 Januar 1975 Die Erstausstrahlung im Fernsehen der Bundesrepublik erfolgte am 17 September 1975 durch das WDR Fernsehen Die Musik wird von der chilenischen Gruppe Aparcoa interpretiert Die Montage lag in den Handen von Traute Wischnewski Alle Gesprachspartner wurden synchronisiert Der Titel des Films Ich war ich bin ich werde sein ist ein geflugeltes Wort Rosa Luxemburgs aus dem Gedicht Die Revolution von Ferdinand Freiligrath Das von Wolfgang Heinz vorgetragene Gedicht An die Kampfer in den Konzentrationslagern stammt von Bertolt Brecht nur wird das letzte Wort Deutschland durch Chile ersetzt Auszeichnungen Bearbeiten1974 Internationales Dokumentarfilmfestival Visions du Reel in Nyon Silberner Sesterz 1974 17 Internationale Leipziger Dokumentar und Kurzfilmwoche fur Kino und Fernsehen Sonderpreis der Jury 1975 Internationales Dokumentarfilmfestival Grenoble Preis der internationalen Jury 1 Kritik BearbeitenIn der Berliner Zeitung schrieb Gisela Herrmann 2 Zeugen und Zeugnisse aus einem Land dessen Fortschritt gewaltsam aufgehalten und doch unaufhaltsam ist Chilenische Wirklichkeit des Fruhjahrs 1974 Menschenjagd Verhaftungen Stacheldraht Folter Mord Der Zugriff des Imperialismus wurde zum Wurgegriff Ein Jahr nach dem faschistischen Putsch muss das Pinochet Regime zu immer scharferem Terror greifen um den Willen des Volkes niederzuzwingen Der Dokumentarbericht bleibt immer der Dokumentarbericht Nicht Wortmitteilungen bestimmen seine Gestaltungsidee sondern das Filmmaterial in seiner klaren durch keine optisch illustrative Zutat uberhohten uberschaubaren Gliederung spricht weitgehend fur sich selbst Der kluge unaufdringlich erganzende erzahlende Kommentar begleitet das Bild leitet die rationelle Betrachtung des Betrachters Es bleibt genugend Raum fur eigene emotionale Empfindungen vertieft von einer aufwuhlenden Musik Helga Wolle meinte in der Neuen Zeit uber den Film 3 Ein Werk das die kunstlerischen Anforderungen die man heute an einen Film dieses Genres stellt durchweg erfullt durch das Moment der Bildwiederholung immer wieder den Bezug herstellend Ein wesentliches Spezifikum sind die synchronisierten Stimmen der Befragten Klang Sprechgestus Mentalitat adaptierend die Originalatmosphare zur Zeit der Aufnahme vermittelnd Das Lexikon des internationalen Films schreibt uber diesen Film 4 Dokumentarfilm mit authentischen Aufnahmen aus zwei chilenischen Gefangenenlagern die die Lagerwirklichkeit jedoch nur so zeigen wie es die Kommandanten gestattet haben Durch den Kommentar und zusatzliches Material wird darzustellen versucht was nicht gefilmt werden konnte Terror und Folter Polemische Attacke des Studios Heynowski amp Scheumann gegen die Pinochet Diktatur in Chile Neben weiteren Chile Filmen des Studios Bestandteil einer auch international viel beachteten politisch analytischen Reihe Weblinks BearbeitenIch war ich bin ich werde sein bei filmportal de Ich war ich bin ich werde sein bei der DEFA StiftungEinzelnachweise Bearbeiten Neues Deutschland vom 9 Juli 1975 S 4 Berliner Zeitung vom 12 September 1974 S 6 Neue Zeit vom 12 September 1974 S 6 Ich war ich bin ich werde sein In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 1 April 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ich war ich bin ich werde sein amp oldid 232473056