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Hygrobia auch Schlammschwimmer oder Feuchtkafer genannt ist eine Gattung der Kafer von denen nicht nur die Larven sondern auch die Imagines also die Kafer selbst im Wasser leben Es handelt sich um die einzige Gattung der Familie Hygrobiidae Die Familie oder auch die einzige europaische Art Hygrobia hermanni wird gelegentlich mit den Trivialnamen Feuchtkafer 1 2 oder Schlammschwimmer 3 bezeichnet In englischsprachigen Landern wie Australien wo die meisten Arten leben werden sie screech beetles ubersetzt Kreisch Kafer nach der Lauterzeugung durch Stridulation manchmal auch squeak beetles genannt 4 HygrobiaHygrobia hermanniSystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Kafer Coleoptera Unterordnung AdephagaUberfamilie DytiscoideaFamilie FeuchtkaferGattung HygrobiaWissenschaftlicher Name der FamilieHygrobiidaeRegimbart 1878Wissenschaftlicher Name der GattungHygrobiaLatreille 1804 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Larven 2 Lebensweise 3 Systematik 3 1 Arten 4 Quellen und Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Kafer werden ca 8 5 bis 10 Millimeter lang und sind gelb rotlich oder schwarz gefarbt bzw gezeichnet Die Oberflache vor allem Halsschild und Flugeldecken ist deutlich punktiert die Zwischenraume zwischen den Punkten fein genetzt Sie haben einen kurzovalen vor allem auch auf der Bauchseite ventral hoch gewolbten stromlinienformigen Korper mit vorgestrecktem nicht in den Halsschild zuruckgezogenen Kopf der schmaler als der Halsschild ist Auffallend sind die aus der Kopfkontur deutlich vorragenden grossen Komplexaugen Die Antennen bestehen aus elf Segmenten das Grundglied Scapus ist verlangert die ubrigen Glieder tragen kurze Dornchen Die einfach gebauten Mandibeln sind zweispitzig es ist weder eine Kauflache Mola noch Haarreihen ausgebildet Die Unterkiefertaster sind vier die Lippentaster dreigliedrig Der Halsschild Pronotum ist kurz und breit und nach vorn verengt mit einer Haarreihe am Vorderrand Das erste Rumpfsegment tragt am Hinterrand einen langen am Ende zugespitzten Fortsatz der in eine Grube der Mittel und Hinterbrust eingelegt werden kann Die Beine sind dunn die Hinterschienen etwas plattig verbreitert und tragen auf den Schienen Tibien und Fussgliedern Tarsen aller Beinpaare Schwimmhaare Die Huften der Hinterbeine sind quer und unbeweglich in der Mitte fusioniert Die fur die Familie der Wassertreter Haliplidae typischen plattenformigen Verlangerungen der Coxen fehlen hingegen ganz oder sind stark reduziert Alle Schienen tragen an der Spitze zwei Sporne Die in Ruhelage unter den Flugeldecken verborgenen hautigen Hinterflugel sind gut entwickelt die Kafer flugfahig Am Hinterleib sind bauchseitig sechs Sternite sichtbar das dritte und das vierte sind miteinander fusioniert Der zur Lauterzeugung dienende Stridulationsapparat besteht aus dem Rand der Flugeldeckenspitze und dem siebten Sterniten die gegeneinander gerieben werden konnen Die Mannchen unterscheiden sich von den Weibchen dadurch dass die ersten drei Tarsenglieder der vorderen und mittleren Beinpaare verbreitert sind und dass sie auf deren Unterseite Saugnapfe aus verbreiterten Haaren haben Das Unterscheidungsmerkmal der Feuchtkafer zu den Schwimmkafern ist dass erstere ein langliches quergeteiltes Plattchen auf dem Metasternum aufweisen Larven Bearbeiten Hygrobia besitzt drei Larvenstadien Die Larven des dritten Stadiums erreichen 18 Millimeter Korperlange Sie sind braun gefarbt mit einer gelben oder weisslichen Zeichnung Der Kopf und der Prothorax sind im Verhaltnis zum ubrigen Korper sehr gross beim ersten Larvenstadium ist der Kopf beinahe so gross wie der ubrige Korper Der Thorax insgesamt ist fast so lang oder sogar langer als der Hinterleib Der grosse abgeflachte Kopf ist an den Seiten etwas abgerundet die Mundwerkzeuge zeigen nach vorn prognath Auf der Kopfunterseite ist ein breiter Sklerit die Gula ausgebildet Unterschied zu den Dytiscidae Larven Der Kopf tragt sechs Larvenaugen Stemmata die Antennen sind viergliedrig wobei das vierte Glied sehr klein ist Von den Mundwerkzeugen sind die Mandibeln sehr gross und sichelformig falciform mit einer Schneidekante der bei den Dytiscidenlarven vorhandene Kanal im Inneren fehlt Den Maxillen fehlen Cardo und beide Kauladen Galea und Lacinia der Maxillarpalpus ist dreigliedrig Das Submentum des Labiums ist hinten mit der Gula fusioniert der Labialpalpus ist zweigliedrig Am Rumpf sitzen die langen sechsgliedrigen Beine die Tarsen tragen jeweils zwei Klauen Nur in den ersten beiden Larvenstadien sind an Tarsen und Tibien Schwimmhaare ausgebildet Am Hinterleib sind sieben Segmente erkennbar Das achte Segment ist sehr klein es tragt einen fadenformigen Fortsatz der an ein Terminalfilum erinnert ein solcher Fortsatz fehlt allen anderen wasserlebenden Adephaga Hydradephaga Larven Am Hinterende sitzen paarige Fortsatze die Urogomphi von variabler Lange bei der europaischen Art sind sie im dritten Larvenstadium kurzer als das letzte Abdominalsegment 5 Charakteristisch fur die Larven sind schlauchformige in Buscheln angeordnete Kiemen die an der Basis der Huften Coxen aller drei Beinpaare und am ersten Hinterleibssegment ansitzen Hygrobia Larven sind die einzigen Larven der Dytiscoidea mit Kiemen Lebensweise BearbeitenDie Tiere leben im Wasser in stehenden Gewassern vor allem Teichen Sie schwimmen eher langsam im Zickzackstil da sie mit ihren Beinen abwechselnd rudern Meist bewegen sie sich allerdings eher kriechend am Gewasserrand oder boden vorwarts Sie leben rauberisch und jagen Ringelwurmer und Dipteren Larven am Grund von stehenden Gewassern der mit Schlamm oder abgestorbenem Pflanzenmaterial bedeckt ist Zur Fortbewegung rudern die Kafer Sie mussen gelegentlich etwa alle 30 Minuten auftauchen um Sauerstoff aufnehmen zu konnen der unter den Deckflugeln gespeichert wird Sie konnen fliegen und werden gelegentlich durch kunstliches Licht in der Nacht angelockt Sie konnen durch das Aneinanderreiben von Hinterleib und Deckflugeln Gerausche erzeugen Die Eier werden in einer Gallerthulle an Wasserpflanzen abgelegt Die Larven leben ebenfalls rauberisch im gleichen Lebensraum wie die Imagines Sie mussen aber nicht zum Luftholen auftauchen da sie durch die Kiemen atmen Sie verpuppen sich an Land in feuchtem Sand und Schlamm Systematik BearbeitenDie Hygrobiidae bilden gemeinsam mit den Familien Dytiscidae Aspidytidae und Amphizoidae die Uberfamilie Dytiscoidea innerhalb der Adephaga Wahrend diese Gruppierung als gut gesichert gilt ist ihr genaues Schwestergruppenverhaltnis noch unklar Vorgeschlagen wurden eine basale Position mit den ubrigen Familien als Schwestergruppe oder ein Schwestergruppenverhaltnis mit den Dytiscidae was u a durch die Morphologie der Larven unterstutzt wird 5 Ein phylogenomische Studie sieht die Gattung Hygrobia innerhalb der Dytiscidae was diese paraphyletisch machen wurde allerdings ist die statistische Verlasslichkeit dieses Resultats sehr gering 6 Der Familienname Hygrobiidae abgeleitet vom Gattungsnamen Hygrobia wurde von Latreille 1804 als Hygriobia eingefuhrt die geanderte Schreibweise wurde von der ICZN 1954 festgeschrieben Einige Autoren sind der Meinung dass da bei der Anderung der Familienname nicht mit festgeschrieben wurde fur die Familie der Name Paelobiidae basierend auf dem synonymen Namen Paelobius Schonherr 1808 Prioritat besitzen sollte Dieser Name wird in der wissenschaftlichen Literatur gelegentlich verwendet 7 wird aber meist als vergessener Name als Synonym von Hygrobiidae aufgefasst Arten Bearbeiten Die Gattung Hygrobia hat eine disjunkte Verbreitung mit einer Art in der Westpalaarktis einer in China und vier in Australien Ein solches Verbreitungsbild wird als Reliktvorkommen einer einstmals weiter verbreiteten Gruppe gedeutet deren ubrige Vertreter ausgestorben sind Nach Abschatzung nach der Methode der molekularen Uhr konnte die Gattung ungefahr 184 Millionen Jahre alt sein und damit alter als die Aufspaltung des Superkontinents Pangaea 8 Hygrobia Hygrobia australasiae Clark 1862 Ost und Sudost Australien Hygrobia davidi Bedel 1883 Sudost China Hygrobia hermanni Fabricius 1775 Europa Nordafrika Israel Turkei ostlich bis zum Vansee 9 Hygrobia maculata Britton 1981 Nord Australien Hygrobia nigra Clark 1862 Ost und Sudost Australien Hygrobia wattsi Hendrich 2001 Sudwest AustralienQuellen und Literatur BearbeitenKonrad Dettner Hygrobiidae In Rolf G Beutel Richard A B Leschen Handbuch der Zoologie Coleoptera Beetles Volume 1 Morphology and Systematics Archostemata Adephaga Myxophaga Polyphaga partim 1 Auflage de Gruyter 2005 ISBN 3 11 017130 9 Zweite revidierte Auflage 2016 ISBN 978 3 11 038622 6 Einzelnachweise Bearbeiten Remigius Geiser Bearbeiter Rote Liste der Kafer Coleoptera In Margret Binot Rudiger Bless Peter Boye Horst Gruttke Peter Pretscher Rote Liste gefahrdeter Tiere Deutschlands Schriftenreihe fur Landschaftspflege und Naturschutz 55 Bonn Bad Godesberg Bundesamt fur Naturschutz 1998 ISBN 3 89624 110 9 Feuchtkafer Lexikon der Biologie www spektrum de 1999 Heinz Freude 2 Familie Hygrobiidae Schlammschwimmer in Heinz Freude Karl Wilhelm Harde Gustav Adolf Lohse Die Kafer Mitteleuropas Band 3 Adephaga 2 Palpicornia Histeroidea Staphylinoidea 1 Goecke und Evers Verlag Krefeld 1971 ISBN 3 87263 015 6 Hygrobiidae Hygrobia Identification and Ecology of Australian Freshwater Invertebrates An interactive guide Murray Darling Freshwater Research Centre 2013 a b Yves Alarie Rolf G Beutel Chris H S Watts 2004 Larval morphology of three species of Hygrobiidae Coleoptera Adephaga Dytiscoidea with phylogenetic considerations European Journal of Entomology 101 293 311 Ignacio Ribera James E Hogan Alfried P Vogler 2002 Phylogeny of Hydradephagan Water Beetles Inferred from 18S rRNA Sequences Molecular Phylogenetics and Evolution 23 1 43 62 doi 10 1006 mpev 2001 1080 Mariano C Michat Yves Alarie Lars Hendrich 2014 Description of the third instar of Hygrobia nigra Clark 1862 Coleoptera Paelobiidae with a key for the identification of mature larvae of Hygrobia Latreille 1804 and phylogenetic analysis Zootaxa 3827 3 318 330 Oliver Hawlitschek Lars Hendrich Michael Balke 2012 Molecular phylogeny of the squeak beetles a family with disjunct Palearctic Australian range Molecular Phylogenetics and Evolution 62 1 550 554 doi 10 1016 j ympev 2011 09 015 Erhan G Tasar et al 2012 A Good Sample to Concurrent Fauna Study on Aquatic Coleoptera Fauna Adephaga and Polyphaga of Lake Van Basin Turkey with some Zoogeographic Remarks Journal of the Entomological Research Society 14 2 27 37 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hygrobiidae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Discover Life englisch British Insects the Families of Coleoptera englisch Insectos de Argentina y el Mundo spanisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hygrobia amp oldid 234037497