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Die Hybridom Technik auch Hybridomtechnik od Hybridomatechnik ist ein Verfahren zur Herstellung von monoklonalen Antikorpern mAK 1 oder englisch mAB fur monoclonal antibodies Sie wurde 1975 von Cesar Milstein und Georges Kohler entwickelt wofur beide Forscher im Jahr 1984 den Nobelpreis fur Medizin erhielten Abb 1 1 Immunisation einer Maus 2 Isolation von B Zellen aus der Milz 3 Kultivierung von Myelomazellen 4 Fusionierung von B und Myelomzelle 5 Selektion und Screening geeigneter Zelllinien 6 Weiterverarbeitung bzw Aufbewahrung der Hybridomzellen 7 Antikorper Produktion in vitro 7a oder in vivo 7b 8 Ernte der Antikorper Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Immunisierung 3 Zellfusion 4 Selektion von Hybridomazellen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenBei der Hybridom Technik werden antikorperproduzierende Zellen B Zellen mit Myelomzellen Krebszellen fusioniert woraufhin quasi unsterbliche Hybride entstehen die monoklonale Antikorper produzieren Da B Zellen eine limitierte Lebensdauer aufweisen ist eine effiziente Kultivierung unter Laborbedingungen nicht moglich Myelomazellen sind ihrerseits stark deregulierte Zellen die nicht dem programmierten Zelltod Apoptose unterliegen Durch die Fusion beider Zelltypen konnen ihre Eigenschaften in Form sogenannter Hybridomzellen kombiniert werden Diese sind nun in der Lage uneingeschrankt monoklonale Antikorper zu sezernieren Durch diese Technik wurde es moglich Antikorper in grossen Mengen und mit massgeschneiderter Spezifitat herzustellen Die Hauptanwendungsgebiete von monoklonalen Antikorpern liegen in der Anwendung als Arzneimittel in der Diagnostik und in der Forschung Folgendes Ablaufschema gibt zusammenfassend die Vorgange bei der Hybridom Technik wieder siehe auch Abb 1 Immunisierung z B Maus Kultivierung von Myelomzellen Gewinnung der B Zellen Milz Zellfusion Selektion von Hybridomazellen HAT Selektion Screening nach kompetenten Antikorper sezernierenden Zellen ELISA Alternativ kann das Epstein Barr Virus zur Immortalisierung von B Zellen verwendet werden 2 Immunisierung BearbeitenDen ersten Schritt bei der Gewinnung von Hybridomzellen stellt die Immunisierung von Donororganismen dar um aus ihnen geeignete B Zellen zu gewinnen Hierfur werden meist eigens gezuchtete Mauseinzuchtlinien BALB c Linie verwendet da diese kaum krankheitsanfallig sind Ferner sind auch Human Kaninchen Ratten und Ziegensysteme verfugbar Bei der Immunisierung werden dem Spenderorganismus meist wiederholt geringe Dosen eines Antigens Vakzin verabreicht Infolge der naturlichen Immunantwort werden vermehrt B Zellen gebildet die Antikorper gegen dieses Antigen sezernieren Der genaue Ablauf einer Immunisierung richtet sich nach dem vorliegenden Organismus sowie dem zu verabreichenden Antigen und ist oftmals nur empirisch ermittelbar Ein Richtwert fur die Immunisierung von Mausen ist z B die Verabreichung von 100 µg Antigen und 300 µl PBS Puffer Um die Erfolgschancen zu erhohen werden in der Regel drei oder mehr Tiere zugleich verwendet Vier Tage nach der letzten Immunisierung wird dem Tier die Milz entnommen da sich in diesem Organ besonders viele B Zellen anreichern Die Gewinnung ebendieser erfolgt letztlich durch eine Dichtegradientenzentrifugation Zugleich werden in Zellkulturen Myelomazellen herangezuchtet die ihre zellspezifischen Funktionen verloren haben z B die Produktion von Antikorpern Als besonders geeignet haben sich Krebszellen der Plasmazellen erwiesen da hier apoptotische Signale ganzlich ausser Kraft gesetzt sind Sie sorgen nach der Zellfusion also lediglich fur die uneingeschrankte Proliferation der Hybridomazellen Es hat sich ausserdem als vorteilhaft erwiesen Myelom und B Zellen aus dem gleichen Organismus zu verwenden da dadurch die Stabilitat der Hybridomazellen erhoht wird Zellfusion BearbeitenIm Wesentlichen haben sich zwei Methoden zur Zellfusion etabliert 1 die Einwirkung chemischer Substanzen Polyethylenglykol PEG oder 2 die Behandlung mittels elektrischer Spannung Elektrofusion Bei der ersten Methode werden B Zellen und Myelomazellen zusammen in die Fusionslosung gegeben und zentrifugiert Da das vorhandene Wasser weitgehend durch Polyethylenglycol gebunden wird werden die Zellmembranen in engen Kontakt zueinander gebracht wodurch eine spontane Fusion der Zellmembranen erreicht wird Da PEG eine toxische Wirkung auf Zellen ausubt sind Konzentration und Einwirkungsdauer der PEG Losung fur den Erfolg der Fusion von entscheidender Bedeutung Bei der Elektrofusion wird mittels elektrischer Pulse die Zellmembran lokal aufgeschmolzen vgl Elektroporation wodurch eine Verschmelzung der Zellmembranen erreicht wird Um die Fusion zu unterstutzen wird meist auch hier PEG in geringen Mengen beigegeben Nach der Fusion entstehen unter anderem Zellen die uber zwei oder mehrere Zellkerne verfugen Heterokaryon Um zu einer intakten Hybridomazelle zu werden mussen diese Kerne spontan fusionieren Da bei diesem Vorgang haufig Chromosomen abgestossen werden bleibt nur ein sehr kleiner Teil der Hybridomazellen stabil Selektion von Hybridomazellen BearbeitenNach erfolgter Zellfusion sind funf Zelltypen in der Losung prasent Hybridomazellen unfusionierte Milzzellen unfusionierte Myelomzellen fusionierte Milzzellen fusionierte MyelomzellenUm daraus nun Hybridomazellen zu selektieren die auch tatsachlich monoklonale Antikorper produzieren bedient man sich eines selektiven Mediums in dem nur Hybridomazellen uberlebensfahig sind Ein geeignetes Medium ist das sog HAT Medium welches Hypoxanthin Aminopterin und Thymidin enthalt Hypoxanthin stellt eine Vorstufe fur essentielle Molekule Purine dar die fur den Aufbau der Desoxyribonukleinsaure DNA benotigt werden Zu dessen Umwandlung ist allerdings das Enzym HGPRT Hypoxanthin Guanin Phosphoribosyltransferase notwendig Da bei der Fusion eine Myelomzelllinie verwendet wird der ebendieses Enzym fehlt oder bei der es in inaktiver Form vorliegt sind einzelne Myelomzellen in diesem Medium somit nicht uberlebensfahig Milzzellen besitzen hingegen HGPRT sind fur sich aber nicht uberlebensfahig und sterben im Kulturmedium rasch ab Einzig Hybridomzellen konnen kultiviert werden da sie die Immortalitat der Myelomzellen sowie die HGPRT Gene der Milzzellen besitzen Aminopterin dient allein der Blockierung anderer Purin Synthesewege Da dadurch auch das essentielle Thymin nicht mehr de novo hergestellt werden kann muss es dem Medium beigegeben werden siehe auch Pyrimidin De Novo Synthese Unter den so selektierten Hybridomazellen mussen aber noch immer jene Klone isoliert werden die die gewunschten Antikorper produzieren Screening Dies geschieht bevorzugt durch einen ELISA Enzyme linked immunosorbant assay Test Die Antikorper werden dabei mit jenem Antigen inkubiert gegen das diese eigentlich gerichtet sein sollten Eine Ubereinstimmung wird dabei durch eine enzymatische Farbreaktion nachgewiesen Erhalt man nach einer HAT Selektion z B mehrere Zehntausend Klone ist es nicht unublich dass unter diesen nur einige hundert Zellen die gewunschten Antikorper produzieren Nach weiterer Kultivierung bleiben davon oft nur wenige dutzend Hybridomazellen stabil Ein Teil der positiven Klone wird fur spatere Verwendung in flussigem Stickstoff aufbewahrt wahrend die restlichen Zellen weiterkultiviert werden Diese Hybridoma Kulturen erzielen Ausbeuten von bis zu 1 mg mAb ml Literatur BearbeitenA E Campbell Monoclonal antibody technology Elsevier 1987 ISBN 0 444 80592 3 William Davis Monoclonal antibody protocols Humana Press 1995 ISBN 0 89603 308 2 Peter Bosch Case study of monoclonal antibody production Master Arb Univ fur Bodenkultur Wien 2007 G Kohler C Milstein Continuous cultures of fused cells secreting antibody of predefined specificity In Nature Band 256 1975 S 495 497 S Shirahata Y Katakura K Teruya Cell hybridization hybridomas and human hybridomas In Methods in cell biology Band 57 1998 S 111 145 S P Cole B G Campling T Atlaw D Kozbor J C Roder Human monoclonal antibodies In Molecular and cellular biochemistry Band 62 1984 S 109 120 M R Clark Monoclonal antibodies derived from hybrid myelomas In La Ricerca in clinica e in laboratorio Band 11 3 1981 S 195 203 Einzelnachweise Bearbeiten https edoc rki de handle 176904 5376 E Traggiai S Becker K Subbarao L Kolesnikova Y Uematsu M R Gismondo B R Murphy R Rappuoli A Lanzavecchia An efficient method to make human monoclonal antibodies from memory B cells potent neutralization of SARS coronavirus In Nature Medicine Band 10 Nummer 8 August 2004 ISSN 1078 8956 S 871 875 doi 10 1038 nm1080 PMID 15247913 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hybridom Technik amp oldid 225454159