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Humphrey Jennings 19 August 1907 in Walberswick Suffolk 24 September 1950 auf Poros Griechenland war ein britischer Filmemacher Maler und Dichter der vor allem durch seine Dokumentarfilme wahrend des Zweiten Weltkriegs bekannt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachwirkung 3 Filmografie Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHumphrey Jennings wurde in eine Kunstlerfamilie geboren Sein Vater war Architekt seine Mutter Malerin und beide waren aktiv in der Arts and Crafts Bewegung Jennings studierte von 1926 bis 1929 Englische Literatur am Pembroke College in Cambridge Wahrend des Studiums inszenierte er die ersten englischen Auffuhrungen von Strawinskis Histoire du soldat und Arthur Honeggers Le Roi David 1928 war Humphrey Jennings Mitbegrunder der literarischen Zeitschrift Experiment Jennings entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem wichtigen Forderer des Modernismus in Grossbritannien so war er einer der Organisatoren der ersten britischen Ausstellung von Surrealisten in London im Jahr 1936 Jennings trat in dieser Zeit auch selber als Dichter und Maler hervor einige seiner Zeichnungen werden in der Tate Gallery ausgestellt Sein wichtigstes literarisches Werk Pandaemonium eine Sammlung von Aufsatzen uber die Geschichte der Industriellen Revolution in Grossbritannien wurde allerdings erst postum im Jahr 1985 veroffentlicht Seine wichtigste Aufgabe fand Jennings aber 1934 als er der GPO Film Unit beitrat Unter der Leitung von John Grierson entwickelte sich dort eine Dokumentarfilmschule aus denen so unterschiedliche Talente wie Basil Wright Alberto Cavalcanti und Jennings hervorgingen Jennings erste Arbeiten unterschieden sich aber sehr von den ubrigen Veroffentlichungen der GPO seine Filme waren experimenteller und standen dem Avantgardefilm naher als dem Realismus von Grierson 1 So assistierte er 1935 dem Experimentalfilmer Len Lye bei dessen Animationsfilm The Birth of the Robot 1936 war er an der Organisation der International Surrealist Exhibition in den New Burlington Galleries in London beteiligt 1937 grundete Jennings zusammen mit dem Anthropologen Tom Harrison und dem Soziologen Charles Madge die Organisation Mass Observation die mit wissenschaftlichen Methoden die Offentliche Meinung zu gesellschaftlichen und politischen Themen dokumentierte Jennings war aber nur an einem Filmprojekt von Mass Observation beteiligt dem Film May 12th zur Kronung von Georg VI im Jahr 1937 Jennings bedeutendster Dokumentarfilm in den 1930er Jahren war der Kurzfilm Spare Time den er fur die Weltausstellung 1939 in New York City drehte Spare Time pragte Jennings Stil der spateren Filme anstelle einer zusammenhangenden Erzahlweise prasentierte er hier kurze Szenen die er auf ungewohnter Weise montierte und mit Musik und Gerauschen zu einer Collage zusammensetzte Anders als die anderen Filme der GPO Film Unit beschaftigte sich Spare Time nicht mit den Arbeitsbedingungen der Unterschicht sondern zeigte sie bei ihren Freizeitvergnugen Dadurch vermied Jennings die stereotype Darstellung dieser Schicht geriet aber deswegen mit Grierson in Konflikt 2 Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Filmabteilung der GPO dem Informationsministerium unterstellt und begann Propagandafilme zu produzieren Jennings wirkte zunachst an Kompilationsfilmen wie London Can Take It mit ab 1941 arbeitete er dann aber alleine weiter um seinen Montagestil zu vervollkommnen The Heart of Britain zeigte die Wirkung des Blitzkriegs auf Nordengland musikalisch unterlegt mit klassischer Musik von Beethoven und Handel Words for Battle zeigt Bilder aus dem britischen Kriegsalltag wahrend Laurence Olivier Gedichte und beruhmte Reden rezitiert Der bekannteste Film aus dieser Reihe von Kurzfilmen ist Listen to Britain in dem Jennings Alltagsszenen aus der Kriegszeit montierte Vor allem Listen to Britain zeigt wie intensiv sich Jennings mit Gerauschen und deren Einfluss auf die Wirkung des Bildes beschaftigt hatte Eine unerlassliche Hilfe bei diesen Filmen war der Filmeditor Stewart McAllister mit dem Jennings bis zu seinem Tod zusammenarbeitete 1943 vollendete Humphrey Jennings seinen einzigen Langfilm den Dokumentarfilm Fires Were Started In einer inszenierten Rahmenhandlung beschrieb er einen Tag lang die Arbeit von Feuerwehrleuten im London wahrend der deutschen Luftangriffe im Winter 1940 41 Ebenfalls 1943 inszenierte Jennings mit The Silent Village einen Kurzfilm uber das Massaker in Lidice Es folgten weitere Kurzfilme uber die deutschen Angriffe auf England Das Ende des Weltkriegs wurde von Jennings in A Diary for Timothy dokumentiert in dem er dem ersten Lebensjahr eines Neugeborenen das Kriegsgeschehen gegenuberstellte Der Begleittext zu diesem Tagebuch wurde von E M Forster geschrieben Auch wenn Jennings bis 1950 noch weitere Kurzfilme drehte die sich mit der Nachkriegszeit auseinandersetzten gilt A Diary for Timothy heute als sein letztes Meisterwerk Humphrey Jennings starb am 24 September 1950 als er bei der Vorbereitung von Filmaufnahmen in Griechenland von einer Klippe sturzte Nachwirkung BearbeitenJennings Filme waren lange Zeit sehr umstritten Zeitgenossische Dokumentarfilmer kritisierten seine Arbeitsweise so sah Basil Wright Jennings ersten wichtigen Film Spare Time als herablassend und beinahe spottisch der Arbeiterklasse gegenuber 3 Auch der Oscar nominierte Film Listen to Britain fand Widerspruch 4 Dem gegenuber verteidigte der Filmkritiker und spatere Filmemacher Lindsay Anderson Jennings als den wohl einzigen Dichter den der britische Film je hervorgebracht hatte 5 Konsequenterweise nahmen sich Ende der 1950er Jahre Anderson Karel Reisz Tony Richardson und andere Vertreter des Free Cinema Jennings als Vorbild fur ihre eigenen Filme 6 Der marxistische deutsche Dokumentarfilmer Hartmut Bitomsky drehte in den 1970er Jahren zwei Fernsehfilme uber ihn fur den Westdeutschen Rundfunk Ahnlich wie die gesamte britische Dokumentarfilmbewegung der 1930er Jahre geriet auch Humphrey Jennings in den 1970er und 1980er Jahre beinahe in Vergessenheit der Realismus dieser Bewegung war plotzlich nicht mehr gefragt 7 Erst durch den Erfolg der Sozialdramen von Regisseuren wie Ken Loach oder Mike Leigh Ende der 1980er Jahre wurden die GPO Filme wieder popularer Humphrey Jennings geriet ins Zentrum des Interesses durch Kevin Macdonalds Dokumentation Humphrey Jennings The Man Who Listened to Britain von 2000 und durch die Retrospektive A Century of Artists Film in Britain der Tate Britain im Jahr 2003 Filmografie Auswahl Bearbeiten1934 The Story of the Wheel 1934 Locomotives 1938 Design for Spring 1939 Spare Time 1939 The First Days 1940 London Can Take It 1941 Words for Battle 1941 This Is England 1941 The Heart of Britain 1942 Listen to Britain 1943 Fires Were Started 1943 The Silent Village 1944 The Eighty Days 1945 A Diary for Timothy 1946 A Defeated People 1950 Family PortraitLiteratur BearbeitenKevin Jackson Humphrey Jennings Picador London 2004 ISBN 0 330 35438 8 englisch Kevin Jackson Hrsg The Humphrey Jennings Film Reader Picador London 1993 ISBN 1 85754 045 X englisch Mary Lou Jennings Humphrey Jennings Film maker Painter Poet British Film Institute London 1982 ISBN 0 85170 118 3 englisch James Chapman The British at War Cinema State and Propaganda 1939 45 I B Tauris amp Co Ltd London 1998 ISBN 1 86064 158 X englisch Weblinks BearbeitenHumphrey Jennings in der Internet Movie Database englisch Screenonline Biografie von Humphrey Jennings englisch Einzelnachweise Bearbeiten George Novell Smith Humphrey Jennings Surrealist observer in All Our Yesterdays British Film Institute London 1986 Ian Aitken Film and Reform John Grierson and the Documentary Film Movement Routledge London 1990 zitiert nach Screenonline Spare Time aufgerufen am 18 August 2007 Elizabeth Sussex The Rise and Fall of British Documentary University of California Press Berkeley 1975 Lindsay Anderson Only Connect Some Aspects of the Work of Humphrey Jennings in Sight amp Sound Vol 23 No 4 1954 John Hill Sex Class and Realism British Cinema 1956 1963 British Film Institute London 1986 Geoff Brown Paradise Found and Lost The Course of British Realism in The British Cinema Book British Film Institute London 2001 Normdaten Person GND 122201809 lobid OGND AKS LCCN n82096147 VIAF 12318595 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jennings HumphreyKURZBESCHREIBUNG britischer DokumentarfilmerGEBURTSDATUM 19 August 1907GEBURTSORT Walberswick Suffolk Vereinigtes KonigreichSTERBEDATUM 24 September 1950STERBEORT Poros Griechenland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Humphrey Jennings amp oldid 238117172