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Hohenstucken ist ein Stadtteil von Brandenburg an der Havel Er liegt im Norden des Stadtgebiets Derzeit wird der Stadtteil von 7 613 Einwohnern bewohnt Stand 31 Dezember 2021 1 Der Stadtteil umfasst eine Flache von etwa 110 ha 2 Marktplatz ehemaliges Nebenzentrum NordInhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Struktur 4 Gesundheitswesen 5 Bildung 6 Kultur 7 Infrastruktur 8 Akzeptanz und Ruckbau 9 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenHohenstucken liegt im nordwestlichen Stadtgebiet Sudlich und sudwestlich wird er durch den Stadtteil Gorden begrenzt Nach Norden geht er in die Waldgebiete der Fohrder Berge und die Altstadtische Forst uber und grenzt an den Wohnplatz Butterlake Im Osten wird Hohenstucken durch die Bundesstrasse 102 Rathenower Landstrasse begrenzt Im Suden reicht der Stadtteil nicht ganz an die Bundeswasserstrasse Silokanal Westlich lauft das Bebauungsgebiet ebenfalls in Walder und die Anlage des Gordenfriedhofs aus Die Siedlungsflache bedeckt eine fruhere landwirtschaftliche Nutzflache die Hohen Stucken die dem Stadtteil den Namen gaben Fur die Anlage des Stadtteils musste die Kleingartenanlage Erdengluckauf umgesiedelt aber auch teilweise aufgelassen werden Ausserdem kam es zu einer Verlegung einer 220 000 Volt Hochspannungsfreileitung Geschichte BearbeitenDer VIII Parteitag der SED 1971 beschloss unter anderem das Wohnungsbauprogramm der DDR als zentralen Aufgabenbereich der gesellschaftlichen Entwicklung bis 1990 Hintergrund war grosse Wohnungsnot die aus den Folgeschaden des Zweiten Weltkriegs resultierte Vorhandene Wohnraumsubstanz war in Industriestadten wie Brandenburg Havel sehr knapp oft marode in Ausstattung und Komfort entsprachen die Wohnungen oft dem Vorkriegsstandard und waren auch nicht selten uberbelegt Das Politburo des ZK der SED als zentraler Entscheidungstrager in der DDR Planwirtschaft erkannte die Dringlichkeit der Versorgung der Bevolkerung mit mehr besserem und lebensfreundlicherem Wohnraum Des Weiteren sollte mit dem Bau von Hohenstucken der Wohnungsdruck aus der Alt und Neustadt Brandenburg genommen werden um den Weg fur eine geplante Sanierung dieser Stadtteile ab den Jahren 1978 bis 1979 freizumachen Allerdings gab es in diesen Jahren keine ausreichenden finanziellen Baustoff und Arbeitskraftekapazitaten mehr um die Innenstadtsanierung voranzutreiben so dass auch Brandenburg Havel vom in der DDR ublichen Innenstadtsterben betroffen war In der kreisfreien Stadt Brandenburg Havel die Trager grosser und volkswirtschaftlich bedeutender Kombinate und Betriebe war wurden 1969 bereits in den Innenstadtbereichen und im Stadtteil Nord im Rahmen eines geplanten jedoch nie vollstandig realisierten Stadtumbaus erste Wohnbauten in Plattenbauweise errichtet nbsp Typische HofansichtHohenstucken dessen Bau 1972 begonnen wurde sollte ausschliesslich mit diesen Baukorpern besetzt werden Von Beginn an zielten die Planungen auf eine durchkonzipierte und mit einem allerdings nie umgesetzten Hauptzentrum und zwei Nebenzentren versehene autonom funktionelle Stadtteilstruktur ab Neben den 9 264 Wohneinheiten waren infrastrukturelle Einrichtungen wie Polikliniken Schulen Sportplatze Kindergarten und krippen Feierabendheime Kaufhallen 400 m 1 000 m Grundflache letztere des genormten Typs ESK 1000 Jugendclubs und ein Soldatenwohnheim vorgesehen An die Kaufhallen waren moderne Dienstleistungszentren angeschlossen die Service wie Post Sparkasse Friseur Schlusseldienst Schuhmacher u v m anboten Spater sollten auch kulturelle Einrichtungen wie ein Schwimmbad ein Kino und moglicherweise auch ein kleines Theater dazukommen Die zunehmende Mankowirtschaft in der DDR verhinderte jedoch die Umsetzung dieser Vorhaben Hohenstucken besteht vorwiegend aus funfgeschossiger Wohnbebauung mehrheitlich des Typs WBS 70 Da die DDR Gesetzgebung ab der funften Etage den Einbau eines Personenaufzugs vorschrieb dafur aber keine finanziellen Mittel verfugbar waren kam es zu der sprachlichen Regelung es handele sich um Vier plus eins Geschosser Der ursprunglich aus funf Teilkomplexen bestehende Stadtteil macht entlang einer gedachten Sud Nord Achse die Verknappung der Mittel des DDR Haushaltes in Komfort und Ausstattung der Wohnblocks Wohnungen Strassen und Anlagen deutlich So wurde der Teilkomplex I als erster erstellter Komplex noch mit einem gewissen Aufwand gebaut wahrend die Qualitat und Ausstattungsbreite desto mehr fallt je weiter die Bauten sich dem im Norden gelegenen zuletzt realisierten Teilkomplex IV naherten Im Zuge der Leerstandsbereinigung ab der Mitte der neunziger Jahre des 20 Jahrhunderts wurden dann auch Wohnblocks von Norden nach Suden hin ruckgebaut und eingeebnet 2 Trager und Vermieter der Wohneinheiten Hohenstuckens waren die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft Brandenburg die Unterkunftsabteilung der Nationalen Volksarmee Potsdam und die VEB Gebaudewirtschaft Brandenburg Die Mietpreise waren zu DDR Zeiten stabil und bewegten sich zuletzt zwischen 80 und 90 Pfennigen pro Quadratmeter und Monat was etwa 50 Mark der DDR pro Monat bei einer durchschnittlichen Dreizimmerwohnung entsprach Vergleichsweise lagen die Gehalter einer Sekretarin oder eines ungelernten Arbeiters bei etwa 600 bis 700 Mark eines Facharbeiters zwischen 900 und 1 100 Mark und eines Ingenieurs Arztes oder hoheren Bediensteten um die 1 500 Mark 2 Struktur BearbeitenFur die anteilsmassige Aufteilung der Wohnungen in den Blocken gab der Ministerrat der DDR folgende Planungen vor Einraumwohnungen 20 Prozent Zweiraumwohnungen 15 Prozent Dreiraumwohnungen 45 Prozent Vierraumwohnungen 17 Prozent und Funfraumwohnungen 3 Prozent Die durchschnittliche Wohnflache betrug etwa 57 m Der Wohnkomplex WK I der sich von der Gordenallee im Suden bis zur Leninallee spatere Rosa Luxemburg Allee erstreckt umfasst etwa 24 ha und 1 930 Wohneinheiten Hier wurde das sudliche Nebenzentrum errichtet das wie oben beschrieben eine Kaufhalle ein Dienstleistungszentrum eine 40 klassige Schule und eine Schulerspeisehalle umfasste Letztere konnte ausserhalb der Schulzeiten auch zu kulturellen Zwecken genutzt werden Der WK II der sich zwischen Leninallee Otto Ganzer Strasse spatere Sophienstrasse Karl Sturm Strasse seit den 1990er Jahren Tschirchdamm und der B 102 erstreckte weist eine Grundflache von 36 ha auf Dieser WK II war vom Wohnungsruckbau im ersten Jahrzehnt des 21 Jahrhunderts besonders betroffen In ihm befindet sich inzwischen das eigentliche Zentrum Hohenstuckens das ehemalige Nebenzentrum Nord 3 284 Wohneinheiten waren dort einst vorhanden Der WK III schloss sich im Westen an den WK II an und umfasste 19 ha und 1 200 Wohneinheiten Der WK IV war der nordlichste Teilkomplex und umfasst 14 ha mit 1 250 Wohneinheiten Er erstreckt sich nordlich der Sophienstrasse bis zur Stadtgrenze in der Altstadtischen Forst Zum Bau des geplanten WK V kam es nicht mehr Dieser Komplex sollte 14 ha 1 300 Wohneinheiten und das Hauptzentrum aufnehmen Er sollte sogar einen eigenen Strassenbahnanschluss erhalten Gesundheitswesen BearbeitenAuf dem Gebiet Hohenstucken liegt die HELIOS Klinik Hohenstucken eines von vier Krankenhausern innerhalb der Stadt Brandenburg an der Havel Dieses Krankenhaus in den 1990er Jahren erbaut ist ein neurologisches Rehabilitationszentrum fur Kinder und Jugendliche mit 155 Betten 3 Bildung BearbeitenHohenstucken besass anfangs drei Doppelschulkomplexe vom Typ Erfurt und einen Schulkomplex des Typs Erfurt in einfacher Ausfuhrung im WK IV Darunter befand sich unter anderem die Wilhelm Pieck Oberschule mit erweitertem Russischunterricht in der die Kinder von der 3 Klasse an intensiv in der russischen Sprache unterwiesen wurden und die 10 klassige Polytechnische Oberschule mit dem Russisch Abitur abschlossen Diese Schule wurde nach der Wende zur Otto Tschirch Oberschule bis diese umzog weil der 1976 erstbezogene Schulkomplex 2015 abgerissen wurde Ein ahnliches Schicksal traf das Friedrich Grasow Gymnasium das es den Hohenstuckener Kindern ermoglichte die Hochschulreife zu erlangen Dem signifikanten Bevolkerungsschwund geschuldet wurde dieses Gymnasium ersatzlos aus der Schullandschaft Brandenburgs an der Havel entfernt Die Pestalozzischule fur lernbehinderte Schuler stand im Stadtteilzentrum am Tschirchdamm Die Schule wurde im Rahmen der Inklusionsbestrebungen des Brandenburgischen Ministeriums fur Jugend Bildung und Sport aufgelost die Schuler und Lehrer auf Brandenburger Schulen aufgeteilt Ein Nachnutzungskonzept des Gebaudetrakts ist noch nicht bekannt Kultur Bearbeiten nbsp BurgerhausDer westliche Teil des fruheren Kulturhauses dient seit den 2010er Jahren als kulturelles Stadtteil und Burgerzentrum das Burgerhaus Hohenstucken in dem verschiedene Vereine und Organisationen ihren Sitz haben und in welchem ein vielfaltiges kulturelles Programm angeboten wird Auf dem Vorplatz dieses Burgerzentrums finden regelmassig Stadtteilfeste statt Burgerhaus und Vorplatz wurden aus dem Europaischen Stadtentwicklungsfonds Soziale Stadt in einer mehrjahrigen Entwicklungsphase bis Ende 2007 gebaut und im Dezember 2007 an die Bevolkerung ubergeben Die Gesamtkosten beliefen sich auf funf Millionen Euro Das Jugendkulturzentrum KAT Klub am Turm musste sein Domizil verlassen und in Richtung Neustadt abwandern Ausser einer Skaterbahn sind die Angebote fur die jungsten Hohenstuckener sehr eingeschrankt Infrastruktur BearbeitenHohenstucken wird durch die grossen Zufahrtsstrassen Gordenallee Rosa Luxemburg Allee und Sophienstrasse jeweils von Ost nach West erschlossen Bedeutend ist der in Nord Sud Richtung verlaufende Tschirchdamm der durch das heutige Stadtteilzentrum fuhrt Haupttrager des Offentlichen Personennahverkehrs ist die Brandenburger Strassenbahn Hohenstucken wird von der Linie 6 durchfahren Die Linie 1 tangiert den Stadtteil im Suden Die Buslinien C und E versorgen den Stadtteil tagsuber Als Nachtbusse verbinden die Linien N1 und N2 den etwa sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Stadtteil mit dem Hauptbahnhof Akzeptanz und Ruckbau BearbeitenIn der DDR gehorte Hohenstucken in seinen Anfangsjahren zu den begehrtesten Wohnorten fur die Bevolkerung der Stadt Brandenburg Die Geraumigkeit der Wohnungen eine zentralelektrische Fernheizung statt Ofenheizung Balkons und Loggien und vieles mehr machten die Attraktivitat Hohenstuckens aus Dennoch wurde Hohenstucken in weiten Kreisen der Brandenburger Bevolkerung nur Ghetto genannt Diese despektierliche Bezeichnung war der Einformigkeit der Hohenstuckener Stadtteillandschaft geschuldet Trotz ihres verhaltnismassig hohen Wohnkomforts bezeichneten manche Menschen die Wohnblocks auch als Arbeiterschlafregale Im Zuge des Ruckbaus kam es im WK I zur sorgfaltigen Demontage und Niederlegung eines Mehrgeschossers an der Ecke Berner Wiener Strasse Dieses Objekt wurde nach Bulgarien verkauft und in Einzelteilen dort wieder aufgebaut Es handelte sich um ein Wohnobjekt das dem ehemaligen Ledigenwohnheim der NVA im Suden benachbart war Das NVA Ledigenwohnheim in der Wiener Strasse wurde nach der Wende zu einem Standort der Brandenburger Stadtverwaltung umgebaut Dort befinden sich der Fachbereich IV Jugend Soziales und Gesundheit und der Sitz der des Beigeordneten fur die Fachbereiche III und IV Kultur Jugend Soziales und Gesundheit Die strategische Standortwahl dieses Fachbereichs nimmt engen Bezug auf das besondere Sozialgefuge des jungsten Stadtteils der Havelmetropole Besonders im nordlichen Teil von Hohenstucken wurden zwischen 2003 und 2023 mehr als 2 000 Wohnungen abgerissen sodass seitdem mehrere grosse Flachen brach liegen und von der Natur zuruckerobert werden Es sind weitere Abrisse Umgestaltungen und der Bau neuer Hauser geplant Einzelnachweise Bearbeiten Amt fur Statistik Berlin Brandenburg Bevolkerungsstatistik der Stadt Brandenburg an der Havel Amt fur Statistik Berlin Brandenburg Juni 2022 abgerufen am 21 Mai 2023 a b c Autorenkollektiv Vom Trummerberg bis Hohenstucken Wohnungsbau und Stadtentwicklung in Brandenburg an der Havel von 1945 bis 1990 Hrsg Arbeitskreis Stadtgeschichte im Brandenburgischen Kulturbund e V 1 Auflage Brandenburg an der Havel 2008 ISBN 978 3 00 023967 0 Homepage der Helios Kliniken abgerufen am 24 Juni 2016 52 2553 12 2838 Koordinaten 52 15 N 12 17 O Stadtteile von Brandenburg an der Havel Altstadt Dom Gorden Hohenstucken Kirchmoser Neustadt Nord Plaue Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hohenstucken amp oldid 234758339