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Hildegard Gethmann geboren am 18 Oktober 1903 in Winz Hattingen gestorben 19 Dezember 1988 in Blankenstein Hattingen war eine deutsche Juristin und Frauenrechtlerin 1 Sie war Mitgrunderin und erste Vorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes und setzte sich bei verschiedenen Themen dafur ein dass eine Gleichstellung von Frauen gemass Grundgesetz in den Gesetzen verankert wird Hildegard Gethmann auf einem Wahlplakat der CDU zur Landtagswahl 1950 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Rechtsanwaltin 1 3 Partei und frauenpolitisches Engagement 1 4 Grunderin und Vorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes 1 5 Einsatz fur Gleichberechtigung 1 6 Ehrungen und Auszeichnungen 1 7 Privates 2 Veroffentlichungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Gethmann war die alteste von sechs Kindern eines Amtsgerichtsrates und seiner Frau einer Stadtverordneten der Deutschen Zentrumspartei Zeitunglesen war in der Familie selbstverstandlich Juristische und politische Fragen wurden haufig diskutiert Nach der Volksschule besuchte Gethmann eine hohere Tochterschule und zur Vorbereitung auf das Abitur eine Klosterschule Den Abschluss musste sie als Externe an einem Jungengymnasium in Castrop Rauxel machen Studieren durfte dann zunachst nur ihr jungerer Bruder Hildegard Gethmann absolvierte stattdessen eine Banklehre Durch Erbschaft von der Grossmutter zog die Familie in deren Haus nach Hattingen Blankenstein um und Gethmanns Eltern konnten ihr ein Jurastudium finanzieren wofur Hildegard Gethmann nach Berlin zog Dort entwickelte sie Durchsetzungskraft mit Zigarettenspitze und Trinkfestigkeit 2 Rechtsanwaltin Bearbeiten Nach erfolgreichem Studium zog Gethmann nach Dortmund Sie wurde dort 1934 als Rechtsanwaltin zugelassen und eroffnete eine eigene Kanzlei Als Freigeist und Frau stand sie unter Beobachtung der Behorden und bekam immer wieder auch Anfeindungen zu spuren so z B von dem konservativen Mannerbund Fassverein Beherzt und streitlustig setzte sie sich gegen Widersacher zur Wehr und trat fur ihre Klienten dabei besonders auch fur Frauen ein Schwerpunktthemen ihrer Arbeit waren Scheidungsverfahren Vormundschaftsklagen Unterhaltskonflikte und das Sorgerecht Ein Versuch in einem Huttenwerk Fuss zu fassen scheiterte 1940 wurde Gethmann dienstverpflichtet in der Dortmunder Stadtverwaltung und bearbeitete dort bis nach Kriegsende Schadensfalle von Burgern die vor allem durch Bombardements entstanden waren Bei Kriegsende war das Haus in dem Gethmann Kanzlei und Wohnung hatte stark zerstort dennoch richtete sie sich rasch in einer freien Wohnung provisorisch ein und betrieb als Rechtsanwaltin Brot und Kartoffelpolitik fur sozial Schwache Gleichzeitig spezialisierte sie sich im Strafrecht und hatte ihr Klientel dafur hauptsachlich bei kleinen Ganoven die auf der Suche nach Uberlebensmitteln mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren 1957 wurde Gethmann eine der ersten Notarinnen in der Bundesrepublik Deutschland 3 1960 nahm sie die Rechtsanwaltin Hannelore Romer als Sozia in ihre Kanzlei auf bis sie 1975 aus dem Berufsleben ausschied und zu ihren Schwestern in die elterliche Villa nach Hattingen Blankenstein zog 2 Partei und frauenpolitisches Engagement Bearbeiten Mit ihrer Mutter als Vorbild trat Gethmann 1921 der Deutschen Zentrumspartei bei Als aktives Mitglied war sie 1933 Mitglied des Kreisvorstandes des Ennepe Ruhr Kreises als die Partei aufgelost wurde Nach dem Krieg schloss sie sich dem wieder gegrundeten Zentrum an und wurde Kreisschriftfuhrerin in Dortmund und Vorsitzende des Ortsvereins Dortmund Bei den ersten Landtagswahlen 1947 in Nordrhein Westfalen stellte sie sich mit Helene Wessel und vier weiteren Kandidaten zur Wahl Die Zentrumspartei hatte jedoch mit der CDU eine starke Konkurrenz bekommen und erhielt nicht so viele Stimmen dass es zu einem Abgeordnetensitz fur Gethmann ausgereicht hatte 1948 setzte sie sich auf der Frauentagung des Zentrums in Recklinghausen intensiv fur die Belange der Frauen ein 1946 rief sie in Dortmund einen uberparteilichen Frauenausschuss ins Leben Auch im Deutschen Akademikerinnenbund war Gethmann lange Jahre im Vorstand tatig 1949 wechselte sie wie schon vor ihr Helene Weber und Christine Teusch zur CDU 1950 wurde sie fur ein Jahr zur CDU Kreisvorsitzenden in Dortmund gewahlt Ihr Motto war Madchen ihr musst in die Parteien Wir Frauen kommen nur weiter wenn wir in die Parteien gehen Von 1950 bis 1971 leitete sie die CDU Kreisfrauenvereinigung 2 4 Grunderin und Vorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes Bearbeiten Gethmann setzte sich nach dem Krieg unermudlich dafur ein nach dem Vorbild des Deutschen Juristinnenvereins 1914 1933 einen Berufsverband zu grunden 5 Am 28 August 1948 grundeten Luise Purps Ruth Rogalski Rohwedder Anna Schlieper Alma Schmidt Perchner Annette Schucking Elisabeth Spath Uden und Hildegard Gethmann die Vereinigung weiblicher Juristen und Volkswirte heute Deutscher Juristinnenbund mit Sitz in Dortmund Die Mitglieder sollten beruflich und wissenschaftlich gefordert werden die verstreut lebenden Juristinnen sollten sich zusammenfinden und ihre Interessen sollten im offentlichen Leben vertreten werden Von 1949 bis 1958 war Gethmann Vorsitzende des Vereins Unter ihrem Vorsitz wurde sofort ein Ausschuss ins Leben gerufen um den Gleichberechtigungsgrundsatz des Grundgesetzes im offentlichen und privaten Recht festzuschreiben Ende der 60er Jahre arbeitete Gethmann in einem Ausschuss des Juristinnenbundes mit der sich mit der Anderung des 218 beschaftigte 2 Einsatz fur Gleichberechtigung Bearbeiten Im Grundgesetz wurde 1949 festgeschrieben dass das Familienrecht entsprechend angepasst werden soll Statt zur gesetzten Frist 1953 wurde das Gleichberechtigungsgesetz jedoch erst 1957 realisiert Gethmann setzte sich in der CDU uber den Juristinnenbund und alle ihre Verbindungen engagiert dafur ein Verbesserungen fur die Situation der Frauen zu erreichen So forderte sie mit anderen vom damaligen Bundeskanzler Adenauer eine Frau mit einem Ministeramt zu betrauen 1961 wurde schliesslich Elisabeth Schwarzhaupt zur Gesundheitsministerin ernannt Auf dem 38 Deutschen Juristentag in Frankfurt am Main 1950 trat Gethmann ein fur ein Namensrecht das fur beide Ehepartner die freie Wahl des Namens festschreibe Dies wurde jedoch erst am 14 Juni 1976 mit dem Ersten Ehereformgesetz realisiert Gethmann kampfte auch gegen den sogenannten Stichentscheid wonach der Mann als Familienoberhaupt bei familiaren Belangen das letzte Wort hatte Dabei wurde sie von Elisabeth Spath Uden und Elisabeth Neumann unterstutzt Den juristischen Beistand bei der Verfassungsbeschwerde einer Frau ubernahm schliesslich Maria Muller Lutgenau womit am 29 Juli 1959 der Stichentscheid aus dem Familienrecht gestrichen wurde 2 Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten In Dortmund gibt es eine Hildegard Gethmann Strasse 6 Der Deutsche Juristinnenbund enthullte am 14 April 2018 anlasslich des 70 jahrigen Bestehens des Deutschen Juristinnenbundes eine Gedenktafel zu Ehren von Rechtsanwaltin und Notarin Hildegard Gethmann Grundungsmitglied und 1 Vorsitzende des djb an ihrem ehemaligen Kanzleisitz 7 1974 erhielt Hildegard Gethmann das Bundesverdienstkreuz 1 Klasse 8 Privates Bearbeiten Eine Ehe als Versorgungseinrichtung kam fur Gethmann nicht in Frage Mogliche interessante Partner waren evangelisch die sie als westfalische Katholikin nicht als Ehemanner akzeptieren konnte Spater habe sie sich bei ihren Geschwistern auf Nachfrage so geaussert Was soll ich denn mit einem fremden Mann in meiner Wohnung 2 Veroffentlichungen BearbeitenGerman women face their problem A pamphlet on an experiment in human freedom American Association of University Women Washington D C 1951 OCLC 753695400 Mit Emmy Engel Hansen Ester Graff Pacita Madrigal Warns Tehilla Matmon Hanna Rhyd Helga Schlager Else Ulich Beil International Alliance of Women Tagungsband International Alliance of Women Kopenhagen 1952 Literatur BearbeitenM Rowekamp Gethmann Hildegard In Juristinnen Lexikon zu Leben und Werk 2005 S 116 Brigitte Denecke Frauenalltag und Frauenpolitik in der Nachkriegszeit am Beispiel der Stadte Dortmund und Hamm Diplomarbeit Universitat Dortmund 1995 Brigitte Denecke Wir hatten eine Kraft das glaubt man nicht Frauenalltag und Frauenpolitik der Nachkriegsjahre in Dortmund und Hamm Lessing Dortmund 1997 ISBN 978 3 929931 04 4 Hanne Hieber Gethmann Hildegard In Biografien bedeutender Dortmunder Band 3 Klartext Dortmund 2001 ISBN 978 3 88474 954 8 S 78 80 Dorotea Lieber Hildegard Gethmann In Deutscher Juristinnenbund Hrsg Juristinnen in Deutschland Die Zeit von 1900 bis 2003 4 Auflage Nomos Baden Baden 2003 ISBN 3 8329 0359 3 S 219 226 Gudrun Kemmler Lehr Hrsg Ruhr Weiber Wissensspiel Klartext Essen 2009 ISBN 978 3 8375 0241 1 Marike Hansen Erna Scheffler 1893 1983 Erste Richterin am Bundesverfassungsgericht und Wegbereiterin einer geschlechtergerechten Gesellschaft In Beitrage zur Rechtsgeschichte des 20 Jahrhunderts Band 111 Mohr Siebeck 2020 ISBN 978 3 16 157602 7 S 96 148 149 Weblinks BearbeitenIsabel Rohner Ruhrweiber Urkunden Abgerufen am 1 Juli 2022 Hildegard Gethmann In FrauenGeschichteDortmund Abgerufen am 1 Juli 2022 Brigitte Denecke Hildegard Gethmann 1903 1987 Ein Kurzportrat In Heimat Dortmund 1997 Heft 3 S 36 abgerufen am 1 Juli 2022 Marion Rowekamp Annette Schucking Homeyer zum 90 Geburtstag djbZ Februar 2010 abgerufen am 1 Juli 2022 Kristina Walter Annika Vanessa Kemna Charlotte Dobers Koch 100 Jahre Frauen in juristischen Berufen Rechtsanwaltinnen CMS 20 Juni 2022 abgerufen am 7 Juli 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Gethmann Hildegard Internet Portal Westfalische Geschichte 25 Marz 2014 abgerufen am 1 Juli 2022 a b c d e f Dorotea Lieber Hildegard Gethmann Hrsg Deutscher Juristinnenbund 2003 S 219 226 CMS Hasche Sigle 100 Jahre Frauen in juristischen Berufen Rechtsanwaltinnen Abgerufen am 6 Juli 2022 Urkunden Familienarchiv Gethmann 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