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Hermann Sokeland 22 Marz 1848 in Hasslinghausen 11 August 1917 in Berlin war ein Berliner Fabrikant und Schriftfuhrer des Museumsvereins der das Museum fur deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes beziehungsweise ab 1904 die Sammlung fur deutsche Volkskunde in der prahistorischen Abteilung des Museums fur Volkerkunde forderte 1894 ubernahm Sokeland nach Ausscheiden des Direktors Ulrich Jahns bis zur Aufnahme in den Verband der Koniglichen Museen und der damit verbundenen Einsetzung Karl Brunners die Leitung des Museums Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHermann Sokeland wurde am 22 Marz 1848 in Hasslinghausen bei Hagen geboren Sein Vater Engelbert Sokeland 1806 1884 war der Sohn eines Lehrers aus Darfeld und hatte das Backerhandwerk erlernt Mit 26 Jahren ubernahm er die Stelle eines Okonomieinspektors an den Dusseldorfer Anstalten zur Rettung verwahrloster Kinder und fuhrte in dieser Position Lehrertatigkeiten aus wegen derer er auf Verlangen einer Berliner Untersuchungskommission die Lehrerprufung nachholen musste Nach elf Jahren Tatigkeit in der Lehre grundete Engelbert Sokeland 1843 eine Backerei in Hasslinghausen und spater in Barmen Er erfand eine besondere Muhle Knetmaschine und eine Presse fur den Pumpernickel Er konstruierte ebenfalls einen Ofen mit konstanter Warme und ersetzte die damals verbreiteten Garungstheorien durch drei praktische Garungsmethoden Aufgrund seiner wissenschaftlichen Untersuchungen ging Engelbert Sokeland aber in Konkurs Auf Empfehlung Justus von Liebigs wurde er 1856 auf eine leitende Stelle in der neu errichteten Berliner Brotfabrik berufen und machte sich nach zwei Jahren dort mit einer Pumpernickelbackerei selbstandig Hermann Sokeland musste mit seinen drei Brudern im Betrieb aushelfen und den Pumpernickel ausliefern Im Alter von 13 Jahren verliess Hermann Sokeland die Schule und ging bei seinem Vater in die Lehre 1868 wurde die erste Dampfmaschine in die Backerei eingebaut und die Expansion des Unternehmens setzte ein Die Sohne unternahmen Geschaftsreisen der Versand von Pumpernickel begann und Filialen in Wandsbek und Wien wurden eingerichtet 1870 konnte ein eigenes Grundstuck fur die Fabrik im Berliner Stadtteil Moabit erworben werden an der Konstruktion und dem Aufbau der Maschinen waren die Sohne beteiligt 1 Die schnelle Entwicklung des Unternehmens ermoglichte es Hermann Sokeland sich ehrenamtlich auf kommunaler Ebene zu betatigen So wurde er im Alter von 24 Jahren Schriftfuhrer des Waisenrats in Moabit und kurze Zeit spater bereits dessen Vorsitzender Diese Funktion hatte er 18 Jahre lang inne Bedeutend fur Sokelands Engagement war der Kontakt zu seinem Nachbarn Gustav Oesten der Oberingenieur der Berliner Wasserwerke war und ein ausgepragtes prahistorisches Interesse hatte Dieser warb Sokeland 1887 als Mitglied der Berliner anthropologischen Gesellschaft an Von Mitgliedern wie Otto Olshausen Max Bartels und Max Weigel erhielt er Anregungen fur eigene wissenschaftliche Arbeiten 1 Ausgehend vom Interesse an der so genannten Gemme von Alsen aus dem Bestand des Museum fur deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes bereiste er bis 1897 Kirchenschatze in Deutschland den Niederlanden Belgien und Nordfrankreich und beschrieb die so genannten Roggenkorngemmen 1891 publizierte Rudolf Virchow einen Artikel Sokelands uber diese in den Verhandlungen der Anthropologischen Gesellschaft im Januar 1898 hielt er uber diese einen Vortrag vor der Gesellschaft 2 Nach dem Ausscheiden Ulrich Jahns betraute Virchow 1894 Sokeland mit der ehrenamtlichen Leitung des Museums fur deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes im Palais Creutz In dieser Rolle wurde er vom ehrenamtlichen Kustos Ferdinand Hoft unterstutzt Sokeland integrierte die Deutsch ethnographische Ausstellung von der World s Columbian Exposition 1893 in Chicago als Leihgabe in die Museumssammlung und betreute die Grundung des Museumsvereins um die Jahreswende 1894 95 Unter seiner Leitung prasentierte dich das Museum auch verstarkt nach aussen etwa mit der Teilnahme an der Berliner Gewerbeausstellung 1896 Die Aufstellung der Sammlung in Reihen wie sie durch andere Museen zu dieser Zeit popularisiert wurde war in Berlin aufgrund der raumlichen Situation kaum moglich Die Bestande aus Chicago konnte Sokeland zudem nicht aufteilen um sie in die landschaftliche Abfolge zu integrieren da es sich erst einmal nur um eine Leihgabe handelte und die schwierigen Verhandlungen uber die Schenkung erst 1898 zum Abschluss kamen Eine vollstandige Neuprasentation der Sammlung konnte deshalb erst Sokelands Nachfolger Karl Brunner ab 1906 vornehmen 3 Auch wenn das Vorbild des Osterreichischen Museums fur Volkskunde in Wien insgesamt nicht adaptiert werden konnte verfolgte Sokeland das sachlich ergologische Prinzip an einigen Beispielen So sammelte er 1897 in seiner westfalischen Heimat Arbeitsgerate und Werkzeuge die unter anderem zur Flachsbearbeitung genutzt wurden und als erste vergleichende Gruppen in der Ausstellung des Museums gezeigt wurden Ebenfalls ab 1897 gab er die Mitteilungen des Museums heraus In der ersten Ausgabe vom Oktober 1897 beschrieb er die von ihm gesammelten Gerate 3 Die bedeutendste Erwerbung von Sokeland in seiner Zeit als Direktor war die Hindeloopener Stube Der Volkskundler Wilhelm Joest hinterliess dem Museum ein Legat von 10 000 Mark das nur mit Genehmigung des Kaisers ausgezahlt werden durfte Die Auszahlung war daran geknupft dass dieser dem Museumsverein die Rechte einer juristischen Person verlieh Da dies bereits einmal abgelehnt worden war und somit mit einer langeren Verzogerung gerechnet werden musste schoss Alexander Meyer Cohn den Betrag vor so dass Sokeland Ende Marz 1898 die Erwerbung auf der Versteigerung des Hindeloopener Museums in Amsterdam tatigen konnte 4 Objekte aus der Museumssammlung popularisierte Sokeland auch in Vortragen bei der Gesellschaft fur Volkskunde 5 nbsp Ausstellungsansicht der Koniglichen Sammlung fur Deutsche Volkskunde im Palais Creutz ca 1910 Als Direktor warb Sokeland auch neue Mitglieder fur den Museumsverein Am bedeutendsten war dabei wohl Marie Eysn aus Salzburg von der das Museum in den folgenden Jahren grosse Schenkungen erhielt obwohl sich auch das Wiener Museum um ihre Sammlung bemuhte Nach seinem Ausscheiden als Direktor des Museums im Jahr 1904 widmete sich Sokeland ganz seiner Rolle als Schriftfuhrer des Vereins und betrieb in dieser Funktion eine aktive Ankaufspolitik Der Ehemann Marie Eysns Richard Andree machte auf die Sammlung des Malers Hugo von Preen mit Objekten aus dem Innviertel aufmerksam die Sokeland 1906 fur das Museum erwerben konnte Bei der Neuprasentation der Sammlung 1908 uberwogen die Schenkungen der Vereinsmitglieder die eigenen Erwerbungen des Museums was zu einem Grossteil das Verdienst Sokelands war 6 Neben seiner Tatigkeit fur Museum und Museumsverein war Sokeland Vorstandsmitglied einer hoheren Privatschule und von 1900 bis 1920 Mitglied der Stadtischen Schuldeputation Von 1905 bis 1919 war er Berliner Stadtverordneter Ab 1902 war er zudem Schatzmeister der Berliner anthropologischen Gesellschaft und ab 1903 Mitglied der Sachverstandigen Kommission der Prahistorischen Sammlung des Volkerkundemuseums 5 1916 wurde Sokeland das erste von Georg Minden gestiftete Dankzeichen fur Verdienste um die Volkskunde verliehen Anlasslich seines 70 Geburtstags im Jahr 1918 wurde er Ehrenmitglied des Museumsvereins In seinen letzten Lebensjahren verfasste Sokeland eine Autobiographie die 1926 in wenigen Exemplaren gedruckt wurde Ein Jahr spater verstarb er in Berlin 5 Publikationen BearbeitenDie Roggenkorngemmen des fruhchristlichen Kirchengerats in Zeitschrift fur Ethnologie Band 23 1891 S 606 627 Ein Skarabaus des Wiener kunsthistorischen Museums in Zeitschrift fur Ethnologie Band 27 1895 S 467 471 Eine neue Alsengemme von Sackingen in Zeitschrift fur Ethnologie Band 28 1896 288 291 Vorlage hausgewerblicher gegenstande aus Westfalen in Mitteilungen aus dem Museum fur deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes zu Berlin Band 1 Heft 1 1897 19 32 Westfalische Spinnstube in Mitteilungen aus dem Museum fur deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes zu Berlin Band 1 Heft 2 1898 59 88 Neue Funde von Roggenkorngemmen in Deutschland in Zeitschrift fur Ethnologie Band 30 1898 43 54 Einiges uber Desemer Wiegestocke Vortrag gehalten im Berliner Verein fur Volkskunde am 24 3 1899 in Mitteilungen aus dem Museum fur deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes zu Berlin Band 1 Heft 5 1900 190 199 Uber einen antiken Desemer aus Chiusi und uber analoge Desemer in Zeitschrift fur Ethnologie Band 32 1900 S 327 343 Gniedelsteine Botzettel und Talisman aus Lenzen a d Elbe in Mitteilungen aus dem Museum fur deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes zu Berlin Band 1 Heft 5 1900 S 202 207 Die Wunschelrute in Zeitschrift des Vereins fur Volkskunde Jahrgang 13 1903 S 202 212 Noch einmal die Wunschelrute in Zeitschrift des vereins fur Volkskunde Jahrgang 16 1906 418 422 Dunkelfarbige Marienbilder in Zeitschrift des Vereins fur Volkskunde Jahrgang 18 1908 S 281 295 Einfluss der neuen Bestimmungen auf das Privatschulwesen in Vossische Zeitung Nr 451 25 September 1908 S 1f Vorschlage zur regelung des Berliner Privatschulwesens in Vossische Zeitung Nr 489 17 Oktober 1908 S 1 Entwicklung der sog romischen Schnellwage in Zeitschrift fur Ethnologie Band 42 1910 S 499 513 Eine drohende Belastung der stadtischen Finanzen in Vossische Zeitung Nr 423 9 September 1910 S 1 Die hoheren Privat Madchenschulen in Vossische Zeitung Nr 484 28 September 1911 Beilage 4 Zwei neue Alsengemmen in Zeitschrift fur Ethnologie Band 45 1913 S 207 220 Zwei Himmelsbriefe von 1815 und 1915 in Zeitschrift des Vereins fur Volkskunde Jahrgang 25 1915 S 241 259 Aus meinem Leben Berlin 1926 Literatur BearbeitenUlrich Steinmann Die Entwicklung des Museums fur Volkskunde von 1889 bis 1964 in Staatliche Museen zu Berlin Hrsg 75 Jahre Museum fur Volkskunde zu Berlin 1889 1964 Festschrift Berlin 1964 S 7 48 Ulrich Steinmann Grunder und Forderer des Berliner Volkskunde Museums Rudolf Virchow Ulrich Jahn Alexander Meyer Cohn Hermann Sokeland James Simon in Forschungen und Berichte Band 9 1967 S 71 112 Einzelnachweise Bearbeiten a b Ulrich Steinmann Grunder und Forderer des Berliner Volkskunde Museums Rudolf Virchow Ulrich Jahn Alexander Meyer Cohn Hermann Sokeland James Simon in Forschungen und Berichte Band 9 1967 S 71 112 87 Ulrich Steinmann Grunder und Forderer des Berliner Volkskunde Museums Rudolf Virchow Ulrich Jahn Alexander Meyer Cohn Hermann Sokeland James Simon in Forschungen und Berichte Band 9 1967 S 71 112 88 a b Ulrich Steinmann Grunder und Forderer des Berliner Volkskunde Museums Rudolf Virchow Ulrich Jahn Alexander Meyer Cohn Hermann Sokeland James Simon in Forschungen und Berichte Band 9 1967 S 71 112 89 Ulrich Steinmann Grunder und Forderer des Berliner Volkskunde Museums Rudolf Virchow Ulrich Jahn Alexander Meyer Cohn Hermann Sokeland James Simon in Forschungen und Berichte Band 9 1967 S 71 112 89f a b c Ulrich Steinmann Grunder und Forderer des Berliner Volkskunde Museums Rudolf Virchow Ulrich Jahn Alexander Meyer Cohn Hermann Sokeland James Simon in Forschungen und Berichte Band 9 1967 S 71 112 91 Ulrich Steinmann Grunder und Forderer des Berliner Volkskunde Museums Rudolf Virchow Ulrich Jahn Alexander Meyer Cohn Hermann Sokeland James Simon in Forschungen und Berichte Band 9 1967 S 71 112 90f Normdaten Person GND 117636037 lobid OGND AKS VIAF 311067030 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sokeland HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Fabrikant und Volkskundler Direktor des Museums fur deutsche Volkstrachten und HausgewerbeGEBURTSDATUM 22 Marz 1848GEBURTSORT HasslinghausenSTERBEDATUM 11 August 1917STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Sokeland amp oldid 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