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Hermann Riecken 10 August 1901 in Wankendorf 27 Februar 1985 in Kiel war seit 1930 NSDAP Mitglied Burgermeister von Heikendorf 1933 1939 ab 1939 Kreisvorsitzender von Flensburg Stadt und ab 1941 NS Gebietskommissar im estlandischen Kreis Parnu deutsch Pernau sowie im lettischen Dunaburg lettisch Daugavpils 1942 1944 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Riecken 1948 zu einer Gefangnisstrafe von 1 Jahren verurteilt nach seinem Umzug von Flensburg nach Kiel 1955 und Heikendorf im Oktober 1960 gelangte er jedoch wieder in verschiedene offentliche Amter Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Politische Aktivitaten in der NSDAP und in Schleswig Holstein 1 2 NS Gebietskommissar im Baltikum 1 3 Wiedereingliederung in Heikendorf nach Kriegsende 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHermann Riecken war ein Sohn des Steinsetzers August Riecken und seiner Frau Maria einer Hebamme beide aus Wankendorf 1 2 Nach der Beendigung seiner Schulzeit in Kiel die mit der Erlangung des Reifezeugnisses abschloss erlernte er das Bankfach Anschliessend arbeitete er acht Jahre in verschiedenem Bankinstituten in Kiel Stuttgart und Donaueschingen Ausserdem war er weitere sieben Jahre in verschiedenen Grosshandelsunternehmen in leitender Stellung tatig Politische Aktivitaten in der NSDAP und in Schleswig Holstein Bearbeiten Als einer der Aktiven der ersten Stunde trat Riecken 1930 gleichzeitig in die NSDAP und in die SA und spater auch in die SS ein Er fing als SA Mann und Blockleiter an und gelangte durch seine aktive Mitwirkung in der SA schnell zu hoheren Amtern 3 Wenige Wochen nach der Machtergreifung am 30 Januar 1933 wurde der letzte frei gewahlte Gemeindevorsteher Heikendorfs Wilhelm Ivens abgesetzt und dem kaufmannischen Angestellten Hermann Rieckens als Kandidaten der NSDAP die kommissarische Leitung der Gemeinde ubertragen Heikendorf galt der NS Fuhrung als strategisch wichtiger Posten nicht nur als bedeutende Vororts und Fremdenverkehrsgemeinde der Marine Stadt Kiel ab 1939 Reichskriegsstadt sondern auch weil der Ort zur Trabantenstadt von Kiel mit bis zu 20 000 Einwohnern aufgewertet werden sollte Am 1 Mai 1933 offiziell vom Landrat im Amt bestatigt fuhrte Riecken das Burgermeisteramt in Heikendorf bis 1939 aus 4 Er ubernahm auch verschiedene Ehrenamter wie 1935 nach dem nationalsozialistischen Verbot der Freien Turnerschaften den Vorsitz des neu gegrundeten Heikendorfer Turn und Sportvereins von 1924 sowie die Neugestaltung des U Boot Ehrenmals in Moltenort das am 12 Juni 1938 von ihm feierlich eingeweiht wurde 5 Zwischenzeitlich meldete sich Riecken freiwillig zum Militar und erlangte die Anwartschaft zum Reserveoffizier Als Schulungsleiter und Kreisamtsleiter im Amt fur Wirtschaftspolitik profilierte er sich auch als NS Gauredner 3 Im Mai 1939 berief der Leiter vom Gau Schleswig Holstein Hinrich Lohse Riecken zum Amt des Kreisleiters der NSDAP in Flensburg Der Verwaltungsangestellte und Kandidat der NSDAP Hans Burmann aus Eutin loste Riecken als Burgermeister von Heikendorf ab 1939 1945 NS Gebietskommissar im Baltikum Bearbeiten nbsp Gauleiter Hinrich Lohse 2 v links im besetzten Lettland 1942 Nach Ausbruch des Krieges wurde Riecken kurzzeitig Soldat aber bereits nach drei Monaten wieder in sein Amt in Flensburg zuruckbeordert In der SS stieg er schnell zum Rang eines Hauptsturmfuhrers z b V der Standarte 50 N SS Oberabschnitt Nordsee auf 3 Am 14 Oktober 1941 berief Reichsminister Rosenberg auf Empfehlung Hinrich Lohses Hermann Riecken als Gebietskommissar fur Parnu deutsch Pernau im Generalbezirk Estland zwecks Wahrnehmung der Aufgaben der deutschen Zivilverwaltung fur die Kreise Pernau und Fellin estlandisch Viljandi Die Versetzung entsprach dem personlichen Wunsch Rieckens dem die besondere Struktur dieses Gebietes schon lange bekannt war Er freue sich deshalb nunmehr seine Tatigkeit hier aufnehmen zu konnen 6 Moglicherweise war Riecken bereits im 1 Weltkrieg als Militar an der Eroberung des Baltikums und oder der Verwaltung von sog Ober Ost beteiligt Anfang Januar 1942 zog Riecken mit seiner Familie nach Pernau Seine Aufgabe bestand vor allem in der moglichst rigorosen In Wert Setzung der besetzten Gebiete sowie in der verwaltungsmassigen Vorbereitung und Begleitung der Judenvernichtung 7 Nur ein halbes Jahr spater wurde er allerdings wegen massiver Unregelmassigkeiten beim Bezug von Waren abgesetzt Durch Vermittlung des Generalkommissars Litzmann gelang ihm aber mit der Versetzung als Gebietskommissar nach Dunaburg lettisch Daugavpils in Lettland eine gesichtswahrende Losung des Problems Als Gebietskommissare im Reichskommissariat Ostland verfugte Riecken uber einen Verwaltungsapparat mit modernsten Einrichtungen und insgesamt 190 Angestellten 40 davon Deutsche die ubrigen Volksdeutsche und Letten Manche Gebietskommissare legten dabei ein quasi feudales Selbstverstandnis an den Tag inklusive einer ausgepragten Selbstbereicherungsmentalitat mit der Neigung die von ihnen verwalteten Ressourcen als ihr personliches Beutegut zu betrachten 1 Anscheinend sahen sich so manche spottisch als Ostlandritter bezeichnete Gebietskommissare als Nachfolger der Kreuzritter des Deutschen Ordens im Baltikum Die Gebietskommissare trugen eine eigens fur sie geschaffene gelb braune mit Goldschnuren bestresste Uniform die ihnen den Spitznamen Goldfasane einbrachte was allerdings oft zur Verwechslung mit der SA fuhrte aus der die Meisten von ihnen ja auch hervorgegangen waren Riecken selbst trug im Ostland allerdings lieber seine graue Uniform als SS Hauptsturmfuhrer weil die ihm dort ein hoheres Ansehen einbrachte 8 Riecken galt als besonders eitel und lebte in Saus und Braus In Dunaburg seiner zweiten Station als Gebietskommissar 1942 1944 soll er neben einer 20 Zimmer Dienstwohnung zusatzlich ein Landhaus mit allem Komfort beansprucht haben 1 Auf Heimaturlaub zur Goldenen Hochzeit seiner Eltern in Wankendorf 1942 reiste er zum Beispiel extra in seiner goldbetressten Dienstuniform und Dienstwagen aus Dunaburg an und brachte Champagner und andere Kostlichkeiten mit Die Wankendorfer waren vom Besuch des Goldfasans so beeindruckt dass sie ihren Kindern einscharften Herrn Riecken artig mit Heil Hitler zu begrussen 9 nbsp Verwaltungskarte des Reichskommissariats Ostland 1942Insgesamt galt die Zivilverwaltung der deutschen Besatzungsmacht im Ostland als ineffektiv Dies traf jedoch nicht zu fur die Verschleppung Zehntausender Menschen als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich sowie fur die Erfassung von Juden Kommunisten Zigeunern Geisteskranken und Partisanen inklusive der Erfassung des Vermogens das eingezogen wurde wobei die Kategorien weit gefasst wurden und die wahllose Ermordung von Zivilisten einschloss Wehrmachtseinheiten und Gebietskommissaren war zwar die direkte Beteiligung an der Judenvernichtung verboten Dies schloss allerdings nicht aus dass einige von ihnen in ihrer Freizeit daran teilnahmen bis auch dies verboten wurde und zwar um die Massenerschiessungen lokalen Hilfsmannschaften zu uberlassen und um das Ansehen der Wehrmacht nicht zu schadigen Von 1941 bis Januar 1942 ermordeten deutsche Truppen und ihre lettischen Hilfswilligen im Reichskommissariat Ostland ca 330 000 Juden 8359 Kommunisten 1044 Partisanen und 1644 Geisteskranke 10 Zu den ca 670 000 baltischen Juden die die erste Totungswelle uberlebten kamen noch 50 000 Juden aus dem Deutschen Reich inklusive Schleswig Holstein die im Winter 1941 42 in das Ghetto Riga und das Ghetto Minsk deportiert wurden Das Rigaer Getto war um Platz zu machen zuvor geraumt worden Die 27 800 dort lebenden Juden liess die SS im Massenmord im Wald von Bikernieki nahe Riga erschiessen Die zweite grosse Welle der Judenvernichtung im Ostland begann im Winter 1943 Ihr fielen weitere ca 570 000 Judinnen und Juden zum Opfer Gleichzeitig starben mehrere hunderttausend Menschen an Hunger und Seuchen hierzu gehorten auch taglich ca 2 000 Kriegsgefangene Die noch ubriggebliebenen ca 100 000 Juden wurden in die Konzentrationslager von Kauen Riga Kaiserwald Klooga und Vaivara deportiert und 1944 beim Heranrucken der Roten Armee liquidiert Ob sich auch SS Hauptsturmfuhrer und Gebietskommissar Riecken personlich an der Ermordung von Juden in seinem Verantwortungsbereich beteiligte ist nicht bekannt ebenso wenig wie eine mogliche Beteiligung bei der Erfassung oder Deportation von Juden in seinem vorherigen Wirkungsbereich Heikendorf oder Flensburg sie ist aber auch nicht auszuschliessen Nach dem Vorrucken der sowjetischen Front kehrten die meisten Gebietskommissare und ihre Mitarbeiter spatestens im Winter 1944 45 in ihre Heimat zuruck Auch Riecken und seine Familie zogen 1944 wieder in den Kreis Plon zuruck Wiedereingliederung in Heikendorf nach Kriegsende Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entliess die Britische Militarregierung alle Amtsvorsteher und Burgermeister die NSDAP Mitglied gewesen waren und fuhrte ab 1 April 1946 ein neues kommunales Gemeinderecht nach Britischem Vorbild ein 11 Riecken wurde im Juli 1945 verhaftet und 1948 zu einer Gefangnisstrafe von einem Jahr und acht Monaten relativ milde verurteilt wobei noch seine Internierungshaft im Internierungslager Neuengamme vollstandig angerechnet wurde Dies nicht zuletzt weil ihm ehemalige Kollegen schmeichelhafte Leumundszeugnisse ausstellten und er sich im Vergleich mit anderen Kreisleitern z B Claus Hahn aus Flensburg in den Spruchkammerverfahren durch sein Auftreten vorteilhaft abheben konnte 12 Alle NSDAP Angehorigen der Stadt und Gemeindeverwaltungen Schleswig Holsteins wurden entlassen und einem Entnazifizierungsverfahren unterworfen Dies fand allerdings nur in sehr begrenztem Umfang statt und endete in der Regel mit einer Einstufung als Mitlaufer IV oder Entlastete V so auch in Kiel und Heikendorf Riecken fand bei der Entnazifizierung ebenfalls milde Richter die ihn als Mitlaufer einstuften Allerdings durfte er gemass der Spruchentscheidung seines ersten Entnazifizierungsverfahrens 1947 fur funf Jahre nicht in leitender Stellung tatig sein und zehn Jahre lang keinen eigenen Betrieb eroffnen oder leiten 13 In einem zweiten Entnazifizierungsverfahren im April 1949 milderte der Flensburger Hauptausschuss I das Urteil nochmals ab indem er Riecken als einzige Beschrankung das passive Wahlrecht fur kurze Dauer entzog und ihm eine Geldbusse von 100 DM auferlegte 14 Selbst sein Ziehvater und Vorgesetzter im Baltikum Gauleiter Hinrich Lohse ging aus dem Verfahren als Minderbelasteter III hervor 15 Er bekam sogar am 27 Juli 1951 eine grosszugige Pension zugesprochen 16 Bei ihrer Entschuldung fanden NS Tater willige Helfer auf allen Ebenen von Politik Verwaltung und Gesellschaft Die CDU gefuhrte schleswig holsteinische Landesregierung fuhlte sich auch nach 1949 besonders fur die Abwicklung des Reichskommissariat Ostland verantwortlich Die meisten Mitarbeiter von Gauleiter Lohse bekamen wieder Posten in Schleswig Holstein 16 obwohl die Staatsanwaltschaften in den Prozessen gegen Mitarbeiter der Zivilverwaltungen deren Mitwirkung am Holocaust nachweisen konnten Sie erfassten Juden richteten Gettos fur sie ein und regelten deren Versorgung Daruber hinaus wiesen sie den Gettoinsassen Zwangsarbeit fur die deutsche Wehrmacht Wirtschaft und Verwaltung zu ernannten und beaufsichtigten die judischen Altestenrate Schliesslich konfiszierten sie deren geraubtes Vermogen und stellten Fuhrparks fur die Raumung der Gettos und die anschliessenden Erschiessungskommandos Viele Gebietskommissare waren allerdings sichtlich schockiert uber die blutige Losung der Judenfrage die sich vor ihren Augen abspielte Nicht nur weil die wahllosen Erschiessungen ihnen dringend benotigte Fachkrafte fur die Wirtschaftsproduktion kriegswichtiger Guter nahm sondern auch weil sie befurchteten dass die blutigen Massenmorde die Akzeptanz der Besatzungsmacht und die Stimmung der Bevolkerung in den besetzten Gebieten gefahrden konnten Schliesslich gefahrdeten diese Ubergriffe den Herrschaftsanspruch der Gebietskommissare und fuhrten zu Zielkonflikten zwischen der SS und Sicherheitspolizei einerseits sowie der Zivilverwaltung andererseits Dabei unterlag allerdings die Zivilverwaltung letztlich weil die Vernichtung der Juden im Ostland nach dem Fuhrerentscheid eindeutig Prioritat besass Anderseits erzeugte die in aller Offentlichkeit taglich erlebte entgrenzte Gewalt auch einen Gewohnungseffekt der bewirkte dass einige Gebietskommissare inklusiver ihrer Familien jegliche Hemmung verloren So brustete sich die Ehefrau des Gebietsleiters Hans Gewecke NSDAP Kreisleiter in Lauenburg und Gebietskommissar in Schaulen Ende 1941 bei einem Arbeitsessen offen damit ihren Hausjuden getotet zu haben Als geflissentlicher Hausdiener habe er allmahlich zu viel uber die Familie und die Vorgange im Generalkommissariat gewusst weshalb sie es als besser erachtete ihn zusammen mit seiner Frau liquidieren zu lassen Durch ihre Entscheidungsmacht uber die Frage wer als Jude oder aus anderen Grunden zu verfolgende Person galt und wer zur Zwangsarbeit verpflichtet war gerierten sich die Gebietskommissare und ihre Helfershelfer zu Herren uber Leben und Tod So zum Beispiel bei den todlichen Selektionen der noch fur die deutsche Kriegswirtschaft nutzlichen von den nicht mehr benotigten Juden Nach dem Krieg waren die beteiligten und beschuldigten Verwaltungskader oft noch so unverfroren dies zu ihren Gunsten umzudeuten als Widerstandsaktionen gegen den Holocaust 17 Gegenuber den ublichen Entschuldigungen der Betroffenen sie hatten keine Wahl gehabt als den Dienstanweisungen zu folgen Handlungsnotstand arbeitete die Staatsanwaltschaft in den ersten Strafprozessen 1968 in der Regel die Existenz individueller Handlungsspielraume der Gebietskommissare klar heraus Letztere reichten von demonstrativer Missbilligung bis hin zur personlichen Teilnahme an den Ermordungen Darunter fielen zum Beispiel die Aushebung von meist judischen Arbeitskommandos zum Ausgraben der Massengraber die Bereitstellung von Transportkapazitaten fur die Erschiessungskommandos und fur den Transport der Opfer zu den Exekutionsstatten Einzelne Gebietskommissariate traten regelmassig auch auf Planungsrunden der Polizeileitung zur Vorbereitung der Massenexekutionen und bei den Erschiessungen selbst auf wodurch sie den Aktionen einen quasi offiziellen Anstrich verliehen 18 Nach dem Krieg wurde die phantasiereiche Erfindung von Legenden zur Entschuldigung seitens der Tater tatkraftig unterstutzt durch soziale Netzwerke der Beschuldigten sowie durch die schleswig holsteinische Landesregierung Diese unternahm in der Zeit des Kalten Krieges gegen den Kommunismus des Ostblocks alles um die betroffenen Verwaltungsbeamten vor einer Strafverfolgung zu schutzen Staat und Gesellschaft behandelten die Gebietskommandanten und ihre Mitarbeiter sowohl strafrechtlich als auch in ihrer moralischen Beurteilung als waren sie nichts anderes als Landrate in den besetzten Gebieten gewesen ganz so wie andere Landrate im Deutschen Reich in der NS Zeit Dies galt nicht zuletzt fur ihre Beteiligung an der Judenverfolgung Manche konnten sich toleriert oder unterstutzt von den Gemeinden in denen sie wieder Fuss gefasst hatten ihren Persilschein nachtraglich sogar selbst ausstellen So fasste Hermann Riecken das Leben in Heikendorf in der Zeit von 1933 bis 1939 in der Zeit also in der er dort NSDAP Burgermeister war wie folgt zusammen Der Kampf gegen das Judentum beruhrte uns in Heikendorf nur wenig In unserer Gemeinde lebten 3 oder 4 Juden Menschen von denen man wusste dass sie Juden waren Eine Zeit lang wurde von ganz eifrigen Nationalsozialisten auch die Zeitschrift Der Sturmer gelesen und ein wenig kolportiert aber die Heikendorfer interessierte das nicht und sie nahmen davon auch keine Notiz So etwas kam hier nicht an Von der sogenannten Kristallnacht haben wir in Heikendorf nichts gespurt 19 Dabei verheimlichte er dass bei der Volkszahlung 1939 in Heikendorf nicht 3 oder 4 Juden sondern gemass der Ersten Verordnung vom 14 November 1935 zum Reichsburgergesetz 24 Personen als Juden erfasst wurden Ob einige von ihnen das gleiche Schicksal erlitten wie die drei geburtigen Heikendorfer die im KZ Sachsenhausen und im KZ Mauthausen ermordet wurden ist derzeit nicht bekannt 20 nbsp Deportationsbefehl fur den Transport von Juden aus dem Raum Kiel nach Riga 1942 Ausschnitt S 1 Die Aufarbeitung der Judenverfolgung in Heikendorf begann erst 2019 mit der Aufdeckung eines exemplarischen Falls des Schicksals der Familie des Malermeister Nathan Israel Cohn geb 1862 Seine Frau Johanna Cohn geb Lunczer starb in der Nervenheilanstalt Neustadt im April 1941 an Altersschwache und deren Schwagerin Hedwig Lunczer geb Wolff beging als 84 jahrige Witwe Selbstmord nachdem sie am 17 Juni 1942 ihren Deportationsbefehl nach Riga erhielt So entging sie dem Schicksal weiterer 801 Leidensgenossen die am 19 Juli 1942 aus dem Raum Hamburg Luneburg und Schleswig Holstein ins Vernichtungslager deportiert wurden wo sie zwei Tage spater eintrafen 21 Malermeister Cohn selbst soll nach offizieller Version am 13 Marz 1942 an Blasenkrebs und Verjauchung der Blase gestorben sein 22 Nach der Entlassung aus dem Gefangnis 1950 begann Riecken seine neue berufliche Laufbahn als Lagerarbeiter in Flensburg Wie vielen anderen ehemaligen Kollegen der NS Elite gelang ihm jedoch schnell die Wiederaufnahme in die Zirkel der Honoratioren der Gesellschaft Hermann Riecken kehrte in die Kommunalpolitik am Ort seines fruheren Wirkens als NSDAP Burgermeister zuruck In Heikendorf gehorte er von 1966 bis 1971 fur das Wahlbundnis Rathausgemeinschaft der Gemeindevertretung an und wurde als Grunder 1959 und langjahriger Leiter des ortlichen Fremdenverkehrs und Kommunalvereins allseits geschatzt 23 24 Ebenso in der benachbarten Landeshauptstadt Kiel wo er zu seinem 70 Geburtstag als Mitglied des Ersten Kieler Ruder Clubs von 1862 e V geehrt wurde 25 Sein Portratfoto nimmt bis heute unkommentiert einen Ehrenplatz in der Ahnengalerie der Burgermeister im Rathaus Heikendorf ein Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Herbert Satje Hrsg Heikendorf Chronik einer Gemeinde an der Kieler Forde landlich und stadtisch zugleich Hans Christians Verlag Hamburg 1983 ISBN 3 7672 0815 6 Klaus Klinger Ignoranz statt Gerechtigkeit Die schleswig holsteinische Nachkriegsjustiz und die Judenverfolgung In Gerhard Paul Gillis Carelbach Hrsg Menora und Hakenkreuz Zur Geschichte der Juden in und aus Schleswig Holstein Lubeck und Altona 1918 1998 Wachholtz Neumunster 1998 ISBN 3 529 06149 2 S 723 728 Reinhard Pohl Hrsg Schleswig Holstein und die Verbrechen der Wehrmacht Gesellschaft fur politische Bildung e V Kiel 1999 Digitalisat Sebastian Lehmann Kreisleiter der NSDAP in Schleswig Holstein Lebenslaufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2007 ISBN 3 89534 653 5 Uwe Danker Sebastian Lehmann Robert Bohm Reichskommissariat Ostland Tatort und Erinnerungsobjekt Ferdinand Schoningh Paderborn 2011 ISBN 3 506 77188 4 Tilman Plath Zwischen Schonung und Menschenjagden Die Arbeitseinsatzpolitik in den baltischen Generalbezirken 1941 1944 45 Klartext Essen 2012 ISBN 3 8375 0796 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Sebastian Lehmann Kreisleiter der NSDAP in Schleswig Holstein Lebenslaufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2007 S 402 Volker Griese Heinrich Griese Wankendorf im Wandel der Zeit Eine Chronik Books on Demand Norderstedt 2018 S 312 a b c Gebietskommissar Riecken Heute Amtseinfuhrung durch den Generalkommissar In Revaler Zeitung 3 Februar 1942 S 4 Digitalisat der Estnischen Nationalbibliothek Herbert Satje Hrsg Heikendorf Chronik einer Gemeinde an der Kieler Forde landlich und stadtisch zugleich Hans Christians Verlag Hamburg 1983 S 127 133 Herbert Satje Hrsg Heikendorf Chronik einer Gemeinde an der Kieler Forde landlich und stadtisch zugleich Hans Christians Verlag Hamburg 1983 S 286 und 364 Gebietskommissar Riecken In Uus Elu Neues Leben 11 Dezember 1941 S 1 Digitalisat der Estnischen Nationalbibliothek Tilman Plath Zwischen Schonung und Menschenjagden Die Arbeitseinsatzpolitik in den baltischen Generalbezirken 1941 1944 45 Klartext Essen 2012 S 82 87 126 127 332 341 Uwe Danker Der Judenmord im Reichskommissariat Ostland In Reinhard Pohl Hrsg Schleswig Holstein und die Verbrechen der Wehrmacht Gesellschaft fur politische Bildung e V Kiel 1999 S 46 55 hier S 49 Volker Griese Heinrich Griese Wankendorf im Wandel der Zeit Eine Chronik Books on Demand Norderstedt 2018 S 80 Reinhard Pohl Reichskommissariat Ostland Schleswig Holsteins Kolonie In ders Hrsg Schleswig Holstein und die Verbrechen der Wehrmacht Gesellschaft fur politische Bildung e V Kiel 1999 S 10 12 hier S 11 Herbert Satje Hrsg Heikendorf Chronik einer Gemeinde an der Kieler Forde landlich und stadtisch zugleich Hans Christians Verlag Hamburg 1983 S 127 139 und 152 153 Sebastian Lehmann Kreisleiter der NSDAP in Schleswig Holstein Lebenslaufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2007 S 435 Sebastian Lehmann Kreisleiter der NSDAP in Schleswig Holstein Lebenslaufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2007 S 451 Sebastian Lehmann Kreisleiter der NSDAP in Schleswig Holstein Lebenslaufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2007 S 453 Erstmals dokumentiert Lebenslaufe der Kreisleiter im Norden Interview mit Sebastian Lehmann In Flensburger Tageblatt 5 Juli 2007 a b Reinhard Pohl Reichskommissariat Ostland Schleswig Holsteins Kolonie In ders Hrsg Schleswig Holstein und die Verbrechen der Wehrmacht Gesellschaft fur politische Bildung e V Kiel 1999 S 12 Uwe Danker Der Judenmord im Reichskommissariat Ostland In Reinhard Pohl Hrsg Schleswig Holstein und die Verbrechen der Wehrmacht Gesellschaft fur politische Bildung e V Kiel 1999 S 46 55 hier S 50 Uwe Danker Der Judenmord im Reichskommissariat Ostland In Reinhard Pohl Hrsg Schleswig Holstein und die Verbrechen der Wehrmacht Gesellschaft fur politische Bildung e V Kiel 1999 S 46 55 hier S 52 Hermann Riecken Situationsbericht uber das Leben in der Zeit von 1933 1939 Heikendorf 1977 Gemeindearchiv zitiert in Herbert Satje Hrsg Heikendorf Chronik einer Gemeinde an der Kieler Forde landlich und stadtisch zugleich Hans Christians Verlag Hamburg 1983 S 153 Die drei Ermordeten waren Arthur Langenhagen geb am 1 Dezember 1902 in Altheikendorf evangelisch getauft der im Rahmen der Aktion Arbeitsscheu Reich am 21 Juni 1938 ins KZ Sachsenhausen eingeliefert wurde Todesdatum 19 Januar 1939 Haftlingsnummer 4048 KZ Sachsenhausen Heinrich Forche geb 1911 gestorben am 27 Februar 1943 Josef Seibert geb 1893 gestorben am 17 Dezember 1943 die beiden Letztgenannten ermordet im KZ Mauthausen Gusen vermutlich weil sie der KPD angehorten Statistik und Deportation der judischen Bevolkerung aus dem Deutschen Reich Bezirksstelle Nordwestdeutschland Deportationslisten abgerufen am 3 Januar 2023 Nadine Schattler Gedenkstein erinnert an Nazi Opfer Memento vom 28 Februar 2020 im Internet Archive In Kieler Nachrichten 10 November 2019 Sebastian Lehmann Kreisleiter der NSDAP in Schleswig Holstein Lebenslaufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2007 S 466 Herbert Satje Hrsg Heikendorf Chronik einer Gemeinde an der Kieler Forde landlich und stadtisch zugleich Hans Christians Verlag Hamburg 1983 S 131 Clubmitteilungen Nr 4 Juli August 1971 44 Jahrgang S 17PersonendatenNAME Riecken HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Verwaltungsbeamter Burgermeister und NS Gebietskommissar im BaltikumGEBURTSDATUM 10 August 1901GEBURTSORT WankendorfSTERBEDATUM 27 Februar 1985STERBEORT Kiel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Riecken amp oldid 234743458