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Hermann Levinger 25 August 1865 in Karlsruhe 1 8 Dezember 1944 in Wiesbaden 2 war von 1908 bis 1930 Oberamtmann des badischen Bezirksamts Uberlingen Levinger ein Opfer des Nationalsozialismus wahlte zusammen mit seiner Tochter Barbara Levinger am 8 Dezember 1944 den Freitod durch Gift nachdem er erfahren hatte dass die Nationalsozialisten ihn und seine Tochter verschleppen und toten wollten 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gedenken 2 1 Grabstatte 2 2 Literarisches Gedenken 2 3 Stolpersteine 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHermann Levinger stammte aus einer judischen Familie aus Karlsruhe und wurde am 25 August 1865 geboren 1 Er konvertierte schon wahrend seines Jurastudiums Ende des 19 Jahrhunderts zum protestantischen Christentum 4 Von 1898 bis 1902 war er als Amtmann beim Bezirksamt in Uberlingen angestellt 1 zwischen 1902 und 1908 arbeitete er am Bezirksamt Mannheim 1902 heiratete er die verwitwete Maria Karolina von Bunau geborene Staib Am 26 Dezember 1904 wurde die Tochter Barbara Levinger geboren Von 1908 an war Hermann Levinger Amtsvorstand des Bezirksamts in Uberlingen 1 Hermann Levinger war bis 1930 fast 30 Jahre lang in Uberlingen tatig seit 1924 als Landrat des Amtsbezirks Uberlingen 5 Das heutige Bauamt in der Uberlinger Bahnhofstrasse war von 1908 bis 1930 Amts und Wohnsitz Hermann Levingers 6 Zusammen mit seiner Ehefrau Maria der Tochter Barbara und Verwandten lebte er in der Amtswohnung im Obergeschoss des Bezirksamts 7 Hier residierte er bis zur badischen Revolution als Vorstand des grossherzoglichen Bezirksamtes und danach als Landrat 6 Hier wuchs auch Barbara Levinger auf die in den 1920er Jahren als Schriftstellerin und Schauspielerin tatig war 1 Im Jahr 1930 trat Levinger nach einem Leben treuester Pflichterfullung und vorbildlicher Hingabe an sein hohes Amt in den Ruhestand Die Uberlinger Zeitung Seebote lobte die Amtsfuhrung Levingers der seit 1898 dem Landkreis Uberlingen gedient hatte Aus heutiger Sicht bleibend ist Levingers Verdienst um das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen Er war es der die Anregung 1921 gab und spater den Plan unterstutzte die Funde in einem Museum auszustellen 4 Nach seiner Pensionierung im September 1930 zog Hermann Levinger mit seiner Familie 1930 nach Wiesbaden 1 Die Familie lebte zuruckgezogen 1 man erhoffte sich aufgrund einer Heilquelle Linderung fur die an Gicht erkrankte Maria Levinger 6 Maria Levinger starb 1933 in Wiesbaden 1 Nach dem Tod seiner Ehefrau kamen 1933 die Nationalsozialisten an die Macht Hermann Levinger galt aufgrund der 1935 erlassenen Rassengesetze als Jude 1 Da seine Frau Maria christlicher Herkunft war galt ihre gemeinsame Tochter Barbara als Halbjudin 6 Laut dem Historiker Oswald Burger Fachmann fur die Geschichte des Nationalsozialismus in Uberlingen habe sich die Familie Levinger dennoch nicht als Juden gefuhlt und sei schon fruh zum Christentum konvertiert 8 Dies sollte sie spater allerdings nicht vor der Verfolgung nach den rassistischen Gesetzen schutzen 8 Hermann Levinger musste nun erleben wie am Bodensee sein Verdienst etwa um das Pfahlbaumuseum offentlich negiert wurde 4 Es folgt die materielle Ausplunderung des Pensionars und seiner Tochter die nun auch ein Auftrittsverbot hatte 4 Schliesslich wurde sie zur Zwangsarbeit herangezogen Vater und Tochter mussten umziehen im September 1941 wurde der Judenstern an der Kleidung Pflicht 4 deportiert wurden sie zunachst nicht 4 Im Dezember 1944 erfuhren sie von bevorstehenden Deportation ins Konzentrationslager Auschwitz 9 ihre Verschleppung wurde wahrscheinlich 4 Um sich der unmittelbar bevorstehenden Deportation zu entziehen nahmen beide am 8 Dezember 1944 in ihrer Wiesbadener Wohnung Gift 5 2 Hermann Levinger starb noch am selben Tag seine Tochter am 10 Dezember 2 Beide hatten bis an ihr Lebensende engen Kontakt zu Menschen in Uberlingen 1 Noch im Angesicht des Todes hatten Vater und Tochter verfugt dass sie in Uberlingen ihre letzte Ruhe finden 10 Dieser Wunsch wurde auch erfullt sie wurden in Uberlingen bestattet 11 Gedenken BearbeitenGrabstatte Bearbeiten Auf dem Uberlinger Friedhof auf dem auch seine Frau Maria begraben wurde erinnert heute ein Gedenkstein an der Friedhofskapelle an die Familie Levinger 11 Die Graber der Familie werden von der Stadt als Ehrengrab gepflegt 3 Literarisches Gedenken Bearbeiten Den Uberlinger Autoren Oswald Burger und Hansjorg Straub ist es zu verdanken dass die Levingers in einem literarischen Gedenken bewahrt werden 3 In ihrem dokumentarischen Band Die Levinger Eine Familie in Uberlingen haben die Autoren versucht Spuren dieser vernichteten Existenz zu rekonstruieren und das Leben des fruheren Uberlinger Landrats seiner Frau Maria und der Tochter Barbara anhand der noch auffindbaren Spuren nachzuzeichnen 4 Auf 200 Seiten mit zahlreichen Abbildungen wird die Geschichte der Familie Levinger erzahlt 7 Stolpersteine Bearbeiten Das komplett recherchierte Buch zum Schicksal der verfolgten Familie Levinger dient als Grundlage fur die Verlegung dreier so genannter Stolpersteine vor dem ehemaligen Amts und Wohnsitz Hermann Levingers Das ehemalige Bezirksamt das spatere Landratsamt gehort heute zur Stadtverwaltung 11 Die Steine wurden am 8 September 2005 verlegt und tragen an der Oberseite eine Messingtafel auf die mit Hammer und Schlagbuchstaben die Uberschrift Hier wohnte und der Todestag eingetragen sind Der Text lautet 1 HIER WOHNTE LANDRAT HERMANN LEVINGER Jg 1865 TOT 8 Dezember 1944 HIER WOHNTE BARBARA LEVINGER BARBARA LEE Jg 1904 TOT 10 Dezember 1944 nbsp Stolperstein fur Hermann Levinger nbsp Stolperstein fur seine Tochter Barbara Levinger nbsp Stolperstein fur Barbara und Hermann LevingerLiteratur BearbeitenOswald Burger Hansjorg Straub Die Levingers Eine Familie in Uberlingen Edition Isele Eggingen 2002 ISBN 3 86142 117 8 E Kuhn Zur Erinnerung an Bezirksamtmann und Landrat Hermann Levinger 1865 1944 In Plattform Zeitschrift des Vereins fur Pfahlbau und Heimatkunde e V Ausgabe 9 10 2000 01 S 127 129 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Mahnende Stolpersteine In Sudkurier vom 6 April 2005 a b c Hanspeter Walter Gegen das Vergessen In Sudkurier vom 9 September 2005 a b c Roland Burger Stolpersteine genehmigt In Sudkurier vom 3 Marz 2005 a b c d e f g h Tobias Engelsing Spuren einer ausgeloschten Existenz In Sudkurier vom 8 April 2003 a b Sylvia Floetemeyer Tragischer Held mit feuerrotem Haar In Sudkurier vom 17 September 2002 a b c d Familie Levinger In Sudkurier vom 18 November 2008 a b Die Levinger kehren zuruck nach Uberlingen In Sudkurier vom 10 September 2002 a b Hanspeter Walter Stolpersteine nur symbolisch verlegt In Sudkurier vom 11 April 2005 Birgit Mehl Opfer erhielten ein Gesicht In Wochenblatt vom 19 Mai 2005 Roland Burger Steine des mahnenden Anstosses In Sudkurier vom 1 Marz 2005 a b c Oswald Burger putzt in Uberlingen Stolpersteine bei Aktionstag Erinnerung an Landrat und seine Tochter Anpolieren gegen das Vergessen In Sudkurier 18 November 2008 Normdaten Person GND 1012704696 lobid OGND AKS VIAF 171904318 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Levinger HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Oberamtmann und Opfer des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 25 August 1865GEBURTSORT KarlsruheSTERBEDATUM 8 Dezember 1944STERBEORT Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Levinger amp oldid 206707678