www.wikidata.de-de.nina.az
Hermann Essig 28 August 1878 in Truchtelfingen 21 Juni 1918 in Berlin Lichterfelde 1 war ein deutscher Dramatiker Erzahler und Lyriker Hermann Essig ca 1917 Kohlezeichnung von Erich Buttner 1889 1936 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Literatur 3 1 Primarliteratur 3 2 Sekundarliteratur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHermann Essig war der Sohn des Truchtelfinger Pfarrers und der zwei Jahre altere Bruder des Malers Gustav Essig Er verbrachte seine Schulzeit in Weinsberg und Heilbronn wo er am Karlsgymnasium sein Abitur absolvierte Er studierte an der Technischen Hochschule in Stuttgart 1902 musste er wegen einer Lungenerkrankung zur Kur in die Schweiz und begann dort zu schreiben Ab 1904 lebte er in Berlin zunachst als Technischer Zeichner bei einem befreundeten Ingenieur dann als freier Schriftsteller Er heiratete 1905 die Witwe von Emil Rosenow eines sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten und Schriftstellers Dessen Komodie Kater Lampe wurde sehr erfolgreich gespielt und sicherte lange Zeit das Dasein des eher erfolglos arbeitenden Essig In den Folgejahren versuchte er im literarischen Leben Berlins Fuss zu fassen 1905 beendete er das Schauspiel Napoleons Aufstieg In den Jahren 1906 1907 folgten die Tragodie Ueberteufel und das Drama Ihr stilles Gluck 1908 die Erzahlung Der Wetterfrosch und die Tragodie Maria Heimsuchung Bis zu diesem Zeitpunkt gab es weder eine Auffuhrung noch einen Verlag der sich Essigs angenommen hatte Uber den Lektor des S Fischer Verlags Moritz Heimann kam der Schwabe schliesslich zum Verlag Paul Cassirer Hier erschienen die schwabischen Lustspiele Die Weiber von Weinsberg und Die Gluckskuh Erst jetzt nahm die Kritik langsam von Essig Notiz der unablassig weiterschrieb 1910 beendete er das Schauspiel Der Held vom Wald 1910 1911 das Lustspiel Der Frauenmut 1911 fuhrte die Liebhaberbuhne Pan zum ersten Mal eins seiner Stucke auf Die Gluckskuh Der Dichter Jakob van Hoddis schreibt daruber Am meisten vergnugt mich Hermann Essig durch die Umkehrung einer gewohnten psychologischen Perspektive Er stellt die Frauen als die Geistigeren dar als die bewussteren Tiere deren Entschlusse in grosserer Helligkeit wachsen ferner von besinnungsloser Dumpfheit aber er empfindet sie auch als die Boshafteren Harteren Verlogeneren Man wurde den Hermann Essig einen grausamen Psychologen nennen wenn man nicht fuhlte er liebt die Frauen viel zu sehr um sie zu idealisieren er kann noch da lachelnd geniessen wo ein Strindberg tobt und anklagt Der Sturm 1 Nr 52 1911 S 415 1911 und 1912 brachte der beruhmte Kritiker Alfred Kerr Erzahlungen Essigs in seiner und Paul Cassirers Zeitschrift Pan herausgegeben von Cassirer 1912 schloss Essig dann noch das einaktige Lustspiel Ein Taubenschlag ab 1912 kam es zum Bruch mit Cassirer weil er sich nicht genugend gefordert fuhlte Essig veroffentlichte viele der noch unveroffentlichten Dramen im Selbstverlag darunter das neue Schauspiel Des Kaisers Soldaten sowie das Lustspiel Der Schweinepriester 1913 bedeutete fur ihn die Verleihung des Kleist Preises durch Jakob Schaffner fur den Held vom Wald an ihn und Oskar Loerke einen grossen finanziellen und ideellen Erfolg In diesem Jahr kommt es auch zum ersten Kontakt mit Herwarth Walden dem Leiter der Kunst Institution Der Sturm Walden ubernimmt Essigs Dramen in seinen Verlag kann aber keine Auffuhrungen fur den Autor erringen 1913 beendet Essig das Lustspiel Pharaos Traum 1914 wird Essig zum Kriegsdienst eingezogen und zur Ausbildung von Pionieren nach Graudenz Westpreussen beordert Zweite Verleihung des Kleist Preises an ihn fur Des Kaisers Soldaten durch Arthur Eloesser wieder wird der Preis geteilt diesmal zwischen ihm und Fritz von Unruh Erste Auffuhrungen in Berlin und Dusseldorf bringen ihn mit der Zensur in Konflikt Sie wird in den kommenden Jahren immer wieder gegen ihn vorgehen vor allem wegen sexuell anstossiger und den Pfarrstand verhohnender Stellen 1915 1916 stellt er das Schauspiel Die Hoffnung des Vaganten von Emil Rosenow fertig 1917 1918 wird Essig fur ein Jahr wegen Neurasthenie vom Wehrdienst freigestellt Weil er die Moderne ablehnt und sich vom Sturm nur ausgenutzt fuhlt schreibt er das Schlussel Lustspiel Katzi und den Schlusselroman Der Taifun beide erscheinen erst postum 1918 wird Essig im April wieder zum Militardienst berufen Die Tragodie Mira die Silberbraut bleibt unvollendet Am 21 Juni stirbt Essig in Berlin Lichterfelde an einer Lungenentzundung Insgesamt verfasste er sechzehn Dramen die naturalistische expressionistische und klassische Elemente verquicken Sie sind von Realismus gekennzeichnet und weisen stilistische und inhaltliche Bezuge zu Gerhart Hauptmann Hermann Sudermann und Frank Wedekind auf Themen sind eine gegen das Burgertum gerichtete Sozialkritik die Isolation des Einzelnen und die Absurditat der menschlichen Existenz Die nicht selten drastische Darstellung und Thematisierung von Sexualitat sowie starke satirische Elemente riefen haufig den Zensor auf den Plan Essigs grosster Erfolg war sein Schlusselroman Der Taifun Kurt Wolff 1919 in dem er sich uber das kunstverruckte Berliner Publikum und die modernen Tendenzen des Sturm Kreises lustig machte Der Autor Kasimir Edschmid schrieb uber den Taifun So ist Essig zweifellos nicht sprach oder formschopferisch im grossen und letzten Sinn und hat doch ein Buch geschrieben das an Kompaktheit Originalitat und Fulle des Geschauten niemals seither vorhanden ist Taifun bei Kurt Wolff Munchen Dennoch ware es letzten Endes ohne Sternheim und Heinrich Mann undenkbar Der Roman satirisiert den Sturm Kreis in einer in Deutschland kaum gekannten Kuhnheit der Form Manns geisselnde Romane sind mit Ausnahme des leider schlecht ausklingenden Professor Unrat nicht ins Dichterische nicht ins Ewige hinein stilisiert sondern nur ins Zeithaft Glossierende Sie bleiben Politik Essig baut von da erst auf denn der Sturm Kreis ist ihm am Ende Wurst und es sensationiert ihn keineswegs zu sehr dass schliesslich selbst unsichtbare Bilder als letzte Abstraktionshohe d h also leere Rahmen verkauft werden Sondern er zuckt nach dem menschlichen Jammer dahinter nach den Verbogenheiten der Seele nach den unmoglichsten Ausserungen des Verdrehten Barocken im Dasein Und er vollbringt die Zusammenschweissung anstossigster schrecklichster und gewagtester Dinge mit ungewohnlicher Konzentration Ohne Zweifel einer der besten satirischen Romane unserer Zeit und infolgedessen d h infolge seines kuhn uber die Zeit hinausgehenden Gehalts schwer verkannt Frankfurter Zeitung II Morgenausgabe 14 Februar 1920 Kritiker wie Alfred Kerr oder Franz Blei schatzten Essig monierten allerdings handwerkliche Schnitzer und dramatische Schwachen Essig wurde auf dem Parkfriedhof in Lichterfelde West in Berlin beigesetzt Sein Grab wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelassen Rezeption BearbeitenIn der Weimarer Republik wurden Dramen Essigs vor allem in Berlin gespielt u a von Regisseuren wie Jurgen Fehling und Leopold Jessner 1933 kam er auf eine der Schwarzen Listen der Bucherverbrennung bei Durchsuchung der Raume des Sturm beschlagnahmte man auch seine Werke und stampfte sie ein Der Prasident der Reichsschrifttumskammer Hanns Johst bekraftigte allerdings in einem Schreiben an die Witwe dass Essig insgesamt nicht verboten sei er dessen Werk sogar schatze Zu Auffuhrungen kam es bis 1975 nicht mehr In den fruhen 1970er Jahren machte Helene Weigel den Leiter des Verlags der Autoren Karlheinz Braun auf die Stucke Essigs aufmerksam In der Folge kam es zu einer kleinen Renaissance des Dramatikers Seine Komodien Die Gluckskuh Der Schweinepriester Die Weiber von Weinsberg und Der Frauenmut wurden ab 1978 in Stuttgart Basel Esslingen Pforzheim Freiburg und Nurnberg aufgefuhrt Eine bayerische Fassung der Gluckskuh spielte das Munchner Volkstheater Ruth Drexels 1988 89 sehr erfolgreich Sie wurde auch fur das Fernsehen aufgezeichnet Der Schriftsteller Martin Walser dessen Tochter Franziska Walser in der Erstauffuhrung der Gluckskuh das Rebekkle spielte meinte Ich wurde wahnsinnig gern weitere Stucke lesen weil mich dieser Sprachrhythmus verhext hat ich bin ununterbrochen in Versuchung solche Essig Satze zu sagen ich kann mich schlecht wehren Dass Essig nicht mehr verschwinden darf ist klar Nachrichten des Landes Theaters Tubingen Nr 4 Dezember 1978Literatur BearbeitenPrimarliteratur Bearbeiten Hermann Essig Der Taifun Hg und mit einem Nachwort von Rolf Bernhard Essig Weidle Verlag 1997Sekundarliteratur Bearbeiten Ralph Muller Saalfeld Essig Hermann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 659 Digitalisat Helmut Sembdner Hrsg Der Kleistpreis 1912 1932 Eine Dokumentation Erich Schmidt Verlag Berlin 1968 S 52 58 u o Georg Bruhl Herwarth Walden und Der Sturm DuMont Koln 1983 ISBN 3 7701 1523 6 S 103 107 217 247 293 300 324 350f Volker Pirsich Der Sturm Eine Monographie Verlag Traugott Bautz Herzberg 1985 ISBN 3 88309 020 4 Rolf Bernhard Essig Hermann Essig 1878 1918 Vom Volksstuck zum Grossstadtroman ein schwabischer Schriftsteller im Berlin des Expressionismus Ausstellung der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz 26 6 1993 7 8 1993 Reichert Wiesbaden 1993 ISBN 3 88226 582 5 Ausstellungskataloge Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz N F 5 Donatella Germanese Pan 1910 1915 Schriftsteller im Kontext einer Zeitschrift Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2000 ISBN 3 8260 1755 2 Epistemata Reihe Literaturwissenschaft 305 S 80 85 u o Barbara Besslich L Empereur zwischen Expressionismus und Exil Napoleon Dramen von Hermann Essig Fritz von Unruh Walter Hasenclever und Georg Kaiser In Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 47 2002 S 250 278 Volker Weidermann Das Buch der verbrannten Bucher btb Verlag Munchen 2009 S 25 27Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermann Essig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Hermann Essig Quellen und Volltexte Werke von Hermann Essig bei Zeno org Werke von Hermann Essig im Projekt Gutenberg DE Literatur von und uber Hermann Essig im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten StA Lichterfelde Sterbeurkunde Nr 864 1918Normdaten Person GND 118531212 lobid OGND AKS LCCN n86004867 VIAF 76532218 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Essig HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Dramatiker Erzahler und LyrikerGEBURTSDATUM 28 August 1878GEBURTSORT TruchtelfingenSTERBEDATUM 21 Juni 1918STERBEORT Berlin Lichterfelde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Essig amp oldid 230911514