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Helmut Seidel 21 Juni 1929 in Welkersdorf 27 Juli 2007 in Leipzig war ein deutscher marxistischer Philosoph Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Philosophie 3 Auszeichnungen in der DDR 4 Schriften 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLeben BearbeitenSeidel studierte in Leipzig und Moskau Philosophie Er promovierte 1961 an der Karl Marx Universitat Leipzig mit einem Thema uber Rosa Luxemburg und die deutsche Arbeiterbewegung 1966 habilitierte er sich die Habilitationsschrift hatte den Titel Philosophie und Wirklichkeit Zur Herausbildung und Begrundung der marxistischen Philosophie Ab 1962 war er Dozent an der Karl Marx Universitat ab 1979 ebendort ordentlicher Professor fur Geschichte der Philosophie Von 1970 bis 1974 war er Direktor der Sektion Marxistisch Leninistische Philosophie Wissenschaftlicher Kommunismus der Karl Marx Universitat 1 Als Hochschullehrer in Leipzig widmete er sich hauptsachlich der griechischen Antike Spinoza dem deutschen Idealismus dem Linkshegelianismus und der Marxistischen Philosophie Nach dem Ende der SED Diktatur in der DDR 1990 schied er unfreiwillig aus der Universitat in den Vorruhestand aus Er war Grundungsmitglied der Rosa Luxemburg Stiftung in Leipzig Helmut Seidel war mit der Historikerin Jutta Regine Seidel verheiratet Philosophie BearbeitenSeidels wichtigste These die auf eine Neubegrundung der marxistischen Philosophie des dialektischen und historischen Materialismus auf der Grundlage der Kategorie der Praxis zielt lautet Weder Substanz noch Selbstbewusstsein ist der Ausgangspunkt fur Marx sondern die sinnlich gegenstandliche Tatigkeit der Menschen die Arbeit die gesellschaftliche Praxis Die Kategorie Praxis steht nicht nur im Mittelpunkt des historischen Materialismus wie meist interpretiert wird eben weil sie dort steht ist sie die Zentralkategorie der marxistischen Philosophie uberhaupt 2 Diese These wird selbst von Anhangern unterschiedlich interpretiert Volker Caysa meint dass sich Seidels Vorschlag im Spannungsfeld von Arbeit und dialogischer Interaktion bewege Seidels Philosophie der Praxis geht davon aus dass die vernunftige Reproduktion eines humanen Daseins von der Arbeit im Sinne der grundlegenden elementaren Tatigkeitsform des Menschen dem bewussten Handeln abhangig ist und dass die formale abstrakte Arbeit als elementare Gattungstatigkeit jedes einzelnen als einfachste und allen gemeinsame Lebenstatigkeit ein sinnvolles und anerkanntes Dasein des Menschen erst ermoglicht 3 Caysa kann sich mit seiner Interpretation darauf berufen dass Seidel den Begriff der Arbeit aus Marx okonomischen Hauptwerk Das Kapital Band 1 entleiht Allerdings zeigt ein Vergleich mit Marx Fruhschriften dass sich Seidels Praxiskonzept eher auf Motive der Okonomisch philosophischen Manuskripte 1844 stutzt als auf den entwickelteren philosophischen Ansatz von Marx und Engels in der Deutschen Ideologie 1845 geschweige denn auf Marx implizite Philosophie im Kapital 1867 4 Das belegt u a folgende charakteristische Passage Aus dem Ausgangspunkt des marxistischen Denkens folgt namlich dass man von der Arbeit aus sowohl in das Wesen des Menschen als auch in das Wesen der Natur eindringen kann vollzieht sich doch in ihr das Werden der Natur fur den Menschen wie auch der Selbsterzeugungsakt des Menschen Der Mensch kann seine Wesenskrafte einschliesslich seines Erkenntnisvermogens gar nicht entfalten ohne sich die Natur zum Gegenstand zu machen und er kann sich die Natur nicht zum praktischen theoretischen oder asthetischen Gegenstand machen ohne seine subjektiven Wesenskrafte zu entfalten 5 Auszeichnungen in der DDR Bearbeiten1984 Verdienstmedaille der DDR 1985 Gustav Hertz Preis der Karl Marx Universitat Leipzig 1 Schriften BearbeitenPubliziert hat Seidel eine Vielzahl von Broschuren Zeitschriftenartikeln und Aufsatzen in Sammelwerken 2001 veroffentlichte die Leipziger Rosa Luxemburg Stiftung einen Zusammendruck von Seidels Artikeln in der Deutschen Zeitschrift fur Philosophie aus dem Jahre 1966 Vom praktischen und theoretischen Verhaltnis der Menschen zur Wirklichkeit Zur Neuherausgabe des Kapitels I des I Bandes der Deutschen Ideologie von K Marx und F Engels In Deutsche Zeitschrift fur Philosophie Heft 10 1966 Von Thales bis Platon Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie Dietz Verlag Berlin 1980 Spinoza Baruch In Erhard Lange Dietrich Alexander Hrsg Philosophenlexikon Dietz Verlag Berlin 1982 S 859 864 Aristoteles und der Ausgang der antiken Philosophie Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie Dietz Verlag Berlin 1984 Scholastik Mystik und Renaissancephilosophie Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie Dietz Verlag Berlin 1990 ISBN 3 320 01361 0 Spinoza zur Einfuhrung Junius Hamburg 1994 ISBN 3 88506 905 9 Johann Gottlieb Fichte zur Einfuhrung Junius Hamburg 1997 ISBN 3 88506 957 1 Philosophie und Wirklichkeit Zur Herausbildung und Begrundung der marxistischen Philosophie Hrsg von Volker Caysa Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen Leipzig 2011 ISBN 978 3 89819 325 2Literatur BearbeitenHans Christoph Rauh Helmut Seidel In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Lothar Mertens Lexikon der DDR Historiker Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 11673 X S 567 568 Volker Caysa Hrsg Philosophie vernunftiger Lebenspraxis Helmut Seidel Leipzig 2009 Volker Caysa Klaus Dieter Eichler Hrsg Praxis Vernunft Gemeinschaft Auf der Suche nach einer anderen Vernunft Helmut Seidel zum 65 Geburtstag Weinheim 1994 Klaus Kinner Aktualitat von Philosophiegeschichte Festschrift zum 75 Geburtstag von Helmut Seidel Leipzig 2005 Giesela Neuhaus Manfred Neuhaus Red In Memoriam Helmut Seidel Leipzig 2008 ISBN 978 3 89819 293 4 Georg Quaas Der Ausgangspunkt Marxschen Philosophierens In Volker Caysa Helmut Seidel Dieter Wittich Hrsg Zum philosophischen Praxis Begriff Die zweite Praxis Diskussion in der DDR Leipzig 2002 S 70 93 Einzelnachweise Bearbeiten a b Helmut Seidel im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Helmut Seidel Vom praktischen und theoretischen Verhaltnis der Menschen zur Wirklichkeit Zur Neuherausgabe des Kapitels l des I Bandes der Deutschen Ideologie von K Marx und F Engels Deutsche Zeitschrift fur Philosophie Heft 10 1966 S 1182 Volker Caysa Uber die Transformation des Geistes der Leipziger Bloch Zeit in der praxisphilosophischen Debatte um und vor 1968 in der DDR In Die Linke Erbe und Tradition Teil 1 Hrsg Klaus Kinner Berlin 2010 S 194 ff Georg Quaas Der Ausgangspunkt Marxschen Philosophierens In Volker Caysa Helmut Seidel Dieter Wittich Hrsg Zum philosophischen Praxis Begriff Die zweite Praxis Diskussion in der DDR Leipzig 2002 S 70 93 Helmut Seidel Vom praktischen und theoretischen Verhaltnis der Menschen zur Wirklichkeit Zur Neuherausgabe des Kapitels l des I Bandes der Deutschen Ideologie von K Marx und F Engels Deutsche Zeitschrift fur Philosophie Heft 10 1966 S 1183 Weblinks BearbeitenHelmut Seidel im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Werke von und uber Helmut Seidel in der Deutschen Digitalen Bibliothek Andreas Eichler Nachruf zum Tod von Helmut SeidelNormdaten Person GND 130220574 lobid OGND AKS LCCN n81022867 VIAF 71406525 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Seidel HelmutKURZBESCHREIBUNG deutscher marxistischer PhilosophGEBURTSDATUM 21 Juni 1929GEBURTSORT WelkersdorfSTERBEDATUM 27 Juli 2007STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helmut Seidel amp oldid 237115708