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Heinrich August Typke 25 Juli 1744 in Naumburg an der Saale 26 Dezember 1830 in Dobrilugk war ein deutscher evangelischer Theologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Werke 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenBei seiner Taufe am 25 Juli 1744 in Naumburg St Wenzel erhielt Typke die Namen Ernst Heinrich August Den ersten Unterricht erhielt er in Freyburg Unstrut wohin sein Vater mit seiner Kompagnie versetzt worden war und in Naunhof bei Leipzig wo derselbe spater die Stelle eines General Landacciseinnehmers bekleidete 1757 war Typke Zogling der gelehrten Schule in Dresden Neustadt und zugleich Choralschuler Somit konnte er sich die finanziellen Mittel erschliessen die seine Eltern nicht aufbringen konnten fur seine Ausbildung Acht Jahre lebte er dort obgleich in druckenden Verhaltnissen heiter und froh und noch in spateren Jahren pflegte er diese Periode seines Lebens als die glucklichste und besonders als den Zeitpunkt zu bezeichnen der durch den Einfluss bemuhter Lehrer fur seine hohere Wissenschaftliche Bildung entscheidend geworden sei Das einzige Unangenehme das ihn wahrend seiner Schulzeit beruhrte war die Belagerung und Beschiessung Dresdens im Siebenjahrigen Krieg Sorglosigkeit und jugendliche Neugierde hatten ihn damals beinah in Lebensgefahr gebracht Ausgerustet mit grundlichen Kenntnissen besonders in den alteren Sprachen eroffnete er 1765 seine akademische Laufbahn an der Universitat Leipzig Sich dem Studium der Theologie widmend band er sich an Christian August Crusius an dessen tiefer und scharfsinniger aber auch dunkler und zum Mystizismus sich hinneigender Lehrvortrag verbunden mit seiner exemplarischen Frommigkeit ihm mehr zuzusagen schien Mehr als die Nuchternheit und Klarheit in den Kollegien seines Antipoden Johann August Ernesti Wahrend sein an uberschwanglichen Gefuhlen reiches Gemut die ruhigen Verstandeskrafte zu beherrschen schien war er in kurzer Zeit ein eifriger Crusianer geworden was er gewissermassen sein ganzes Leben hindurch blieb Er hatte die meisten theologischen Kollegien bei Crusius gehort und war in das geheimnisvolle Dunkel der Schriften seines geliebten Lehrers tief eingedrungen Schmerzlich war fur ihn die Trennung von jenem hochverehrten Mann als ihn seine druckenden Verhaltnisse nach dreijahrigem Aufenthalte in Leipzig notigten diese Universitat zu verlassen und eine Hauslehrerstelle anzunehmen Ab 1768 unterrichtete er die Kinder zweier Familien von Adel Nachdem er sein theologischen Examen vor dem Oberkonsistorium in Dresden abgelegt hatte berief ihn der Graf v Holzendorf zum Pfarrsubstituten nach Barenstein Nach Differenzen mit dem Grafen v Holzendorf versetzte ihn der Kirchenrat in Dresden bereits nach 2 Jahren als Diakon nach Sebnitz Sechs Jahre bekleidete er diese mit geringen Einkunften verbundene Stelle und jene Zeit gehorte in mancher Hinsicht zu den traurigsten seines Lebens Besonders durch den schnell aufeinander folgenden Verlust von drei Kindern die ihm seine Gattin Friederike Elisabeth von Stutterheim geboren hatte Manche harte Kriegsdrangsale musste er erdulden Seine Wohnung war 1778 bei einem feindlichen Einfall der osterreichischen Truppen in Sachsen geplundert und nur eine schnelle Flucht bewahrte ihn vor dem Schicksal als Geisel fortgefuhrt zu werden Fur seinen durch den Krieg erlittenen Verlust entschadigte ihn die Stelle eines Oberpfarrers in Rosswein die er 1779 erhielt In Rosswein wurden ihm 3 weitere Kinder geboren Sieben Jahre spater war er Superintendent und Schlossprediger in Dobrilugk Dort lebte er mehrere Jahre in einer kraftigen Wirksamkeit und heitern Stimmung die nur durch den Tod seiner Gattin und eine Streitigkeit in welche er mit einigen Gemeindegliedern geriet getrubt war Weniger glucklich fuhlte er sich seit 1806 in seinen Verhaltnissen als Superintendent in Dahme Zu den Irrungen in die er dort mit seinen beiden Kollegen geriet trat noch der Verlust seiner zweiten Lebensgefahrtin Caroline Gertrud von Stutterheim einer Schwester seiner verstorbenen Gattin Auch die damaligen Kriegsunruhen fuhrten manches Unangenehme fur ihn herbei Freundlicher gestalteten sich in der Folge seine Dienstverhaltnisse Als ein noch rustiger Greis feierte er 1821 sein 60 jahriges Amtsjubilaum Von mehreren Seiten empfing er Beweise der Achtung und Anerkennung seiner Verdienste besonders 1824 durch den von Friedrich Wilhelm III ihm verliehenen roten Adlerorden dritter Klasse Schwer war es ihm bald nach jenen frohen Ereignissen aus dem gewohnten Kreise seiner Tatigkeit zu scheiden Er erblindete und musste um Versetzung in Ruhestand bitten Dies Gesuch ward ihm gewahrt mit einer jahrlichen Pension von 400 Talern Auch seiner dritten Gattin Johanna Luisa einer Tochter des verstorbenen Predigers Haseler in Schacksdorf bei Forst in der Niederlausitz und seinen beiden Tochtern war nach seinem Tode eine jahrliche Unterstutzung von 300 Talern zugesichert In Dobrilugk wohin er sich von Dahme begeben hatte wunschte er den Rest seiner Tage zu beschliessen Das untatige Leben behagte ihm nicht Auch im hohen Alter sah man ihn selten unbeschaftigt Er betrat selbst einige Male noch die Kanzel Viel Gefallen fand er an wissenschaftlichen besonders theologischen Gesprachen mit einem Amtsbruder in Dobrilugk Dort nahte ihm schmerzlos der Tod im Siebenundachtzigsten Lebensjahr Mit einem gesunden und kraftigen Korper vereinigte Typke eine seltene Regsamkeit des Geistes vielseitige Kenntnisse und eine unermudliche Tatigkeit Sein Rednertalent eine vielseitige Erfahrung sein richtiger Blick sein ruhiges Gemut und seine einfache geregelte Lebensweise erleichterten ihm jedes Geschaft Mit herzlicher Liebe hingen an ihm seine Untergebenen Den Seinigen war er ein zartlicher Gatte und Vater Unter dem Druck bitterer Leiden und in dem Kampf mit hauslichen Sorgen blieb ihm eine ruhige Fassung und stille Heiterkeit Stolz Anmassung und Harte waren seinem Herzen in welchem kein Falsch wohnte vollig fremd Diese Eigenschaften und die Gabe mit Personen jedes Standes ihrem verschiedenen Bildungsgrade gemass zu sprechen machte ihn in geselligen Kreisen hochst anziehend Dort empfahl ihn sein herzliches ungezwungenes Benehmen wahrend ihm die geglattete Hoflichkeit abging die sich in leeren Formeln ohne Herzlichkeit um Andrer Gunst bewirbt Wirken BearbeitenEin grundliches Bibelstudium hatte ihn aus inniger Uberzeugung zum Supernaturalismus gefuhrt Bis an das Ende seines Lebens verteidigte und verkundete er das lautere Evangelium von Christus dem Gekreuzigten Vor Intoleranz gegen Andersdenkende bewahrte ihn die angeborene Milde seines Charakters Auch hatte seine ungeheuchelte Frommigkeit an jener finstern Schwarmerei die das wahre Christentum in der Entsagung aller schuldlosen Lebensfreuden zu finden glaubt keinen Anteil Leugnen lasst sich gleichwohl nicht dass seine theologischen Ansichten und Meinungen die auf dem Systeme seines hochverehrten Lehrers Crusius beruhten manches Befremdende und Sonderbare hatten seit dies System vollig aus der Mode gekommen war Durch die Lehren die er in seinen Universitatsjahren in sich aufgenommen und durch seine auch noch in spaten Jahren unterhaltene Bekanntschaft mit der Herrnhuter Brudergemeine hatte sein lebendiger Geist eine Richtung erhalten die man hyperorthodox apokalyptisch fromm nennen konnte Ohne sein Glaubenssystem eigentlich geltend zu machen hatte er es in mehreren seiner kleineren Schriften offentlich dargelegt In einer der wichtigsten warf er 1798 die Frage auf Welche Zeit ist es im Reiche Gottes Diese Schrift erregte manche Gemuter und manche Federn setzten sich in Bewegung um Typke zu widerlegen der in der Apokalypse die Weltgeschichte bis zum jungsten Tage verzeichnet und angedeutet zu finden glaubte mit Hinweisung auf die damaligen Zeitbegebenheiten So eigentumlich aber auch seine theologischen Grundsatze waren auf Typkes Predigten und andere Vortrage gewannen sie keinen entschiedenen Einfluss Belege dafur finden sich in seiner gemeinschaftlich mit Hilmer herausgegebenen Kirchen und Hauspostille in welcher er zwar eine originelle Predigtmethode befolgte und sich heftig gegen die Moralprediger aussprach doch auch zugleich trefflich von der Gerechtigkeit die vor Gott gilt sprach Werke BearbeitenAbhandlung von dem was Gott geziemte bei dem Falle der ersten Menschen Leipzig 1779 1805 Kurze Beleuchtung des Sendschreibens der vereinigten Religions lehrer an die Christenheit Leipzig 1785 Zur Erbauung fur Kinder bei ihrer ersten Abendmahlsfeier Freiberg 1785 Rettung der Ehre unsers Herrn Jesu Christi wider alle Feinde seiner ewigen Gottheit bei Gelegenheit der Erklarung einer Hochlobl theologischen Facultat zu Gottingen die 27 eingesandten Wettschriften uber die Lehre von der ewigen Gottheit Christi betreffend Lubben 1788 Welche Zeit ist es im Reiche Gottes Aus der Offenbarung Johannis beantwortet Gorlitz 1798 Zwei Abschiedspredigten und Amtsjubelpredigt Nebst seinem Lebensumriss herausgegeben von seinem Sohn Joseph Wilhelm Typke 19 Dezember 1784 in Rosswein Berlin 1832Literatur BearbeitenHeinrich Doering Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert Verlag Johann Karl Gottfried Wagner 1835 Neustadt an der Orla Bd 4 S 541 Online Friedrich August Schmidt Neuer Nekrolog der Deutschen Bernhard Friedrich Voigt Ilmenau 1832 8 Jg 1830 2 Teil S 889 Online Georg Christoph Hamberger Johann Georg Meusel Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller Verlag Meyer Lemgo Funfte Ausgabe 1800 Bd 8 S 149 Online 1812 Bd 16 S 56 Online 1827 Bd 21 S 148 Online Weblinks BearbeitenKurzbiographie und Angaben zum Werk von Heinrich August Typke bei LiteraturportNormdaten Person GND 10437862X lobid OGND AKS VIAF 64442985 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Typke Heinrich AugustALTERNATIVNAMEN Typke Heinrich August EhregottKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer TheologeGEBURTSDATUM 25 Juli 1744GEBURTSORT Naumburg an der SaaleSTERBEDATUM 26 Dezember 1830STERBEORT Dobrilugk Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich August Typke amp oldid 223477945