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Die Heeresmunitionsanstalt Feucht war eine Munitionsanstalt kurz auch Muna des Heeres der Wehrmacht in der Zeit des Nationalsozialismus Sie wurde im Rahmen der Aufrustung der Wehrmacht in den 1930er Jahren sudlich von Nurnberg bei Feucht angelegt Zugang zur Muna Feucht 2018 Abzweiggleise zur Muna FeuchtInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Gegenwart 4 Literatur 5 Weblinks 6 Fussnoten und EinzelnachweiseLage BearbeitenDas ursprunglich 22 4 Hektar umfassende Areal liegt 2 km westlich von Feucht im Flurstuck Le h mgruben und dem Quellgebiet des Ochsengrabens einem rechten Zuflusses des Gauchsbaches Dieser entwassert den sudlichen Lorenzer Reichswald aus einer Hohe von 365 bis 369 m u NN zur Schwarzach hin 1 Geschichte BearbeitenDie Geschichte der MUNA begann mit Ubereignung von 223 ha Staatswald nordwestlich von Feucht an den Reichsheeresfiskus Vermogensverwaltung Auf diesem Areal schuf die Wehrmachtsverwaltung eine grosse Heeres Munitionsanstalt Muna mit Werkstatten und 62 Bunkern 2 Der Standort wurde ab 1934 erschlossen Hier wurden unter anderem Granaten fur den 42 cm Morser Dicke Bertha sowie Sprengkopfe fur die Rakete Aggregat 4 kurz A4 Propagandabezeichnung V2 und ab 1944 fur die Kanone V3 Hochdruckpumpe hergestellt Auch Kampfgasgranaten wurden dort gefertigt 3 Die weitlaufigen teilweise verbunkerten militarischen Fertigungsstatten verfugten ausserdem uber drei Flakturme Loschwasserteiche eine Kantine eine autarke Stromversorgung und einen eigenen zweispurigen Gleisanschluss fur den Guter und Personenverkehr der von der Bahnstrecke Feucht Wendelstein abzweigte 4 Ab 1944 wurde zusatzlich ein Kriegsgefangenenlager mit vier 50 Meter langen Baracken errichtet Diese befanden sich hinter dem Loschwasserteich links von der Strasse die zum Bogenschiessstand fuhrt 32 sowjetische und zwei polnische Kriegsgefangene starben beim Arbeitseinsatz in der Munitionsanstalt und wurden in Feucht an der Friedhofsmauer begraben 1944 war hinter den Baracken noch offenes Gebiet und zwei Sandgruben diese wurden ab Sommer 1944 als Friedhof fur die toten Kriegsgefangenen benutzt Der Bogenschutzenverein eroffnete in der hinteren S Grube einen Bogenschiessplatz bei dessen Bau in den 1960er Jahren weitere Gebeine von Kriegsgefangenen aus den letzten Kriegsmonaten ausgegraben aber nicht mehr geborgen wurden Noch kurz vor Kriegsende lagerten im Zentrum der Muna ca 18 Tonnen Spruhkanister mit dem Kampfstoff LOST 3 Nach der Einnahme der Heeresmunitionsanstalt Feucht am 17 April 1945 durch Soldaten der 7 US Armee wahrend der Schlacht um Nurnberg sammelten die Amerikaner dort Wehrmachtsbestande beispielsweise aus Munitionszugen vom Nurnberger Rangierbahnhof und grosse Mengen von Beutemunition anderer Standorte Die Muna wurde in Ammo Collecting Point Feucht umbenannt Am 4 Mai 1946 geriet ein Feuer auf dem Gelande ausser Kontrolle und griff auf einen Guterzug uber In einer Kettenreaktion explodierten hierbei die gesammelten Munitionsreste 20 000 30 000 Tonnen 5 einschliesslich der gesamten Ladung des Guterzuges Der Zug war mit 300 Gefechtskopfen der Aggregat 4 Rakete beladen von denen jeder 738 kg Amatol enthielt Etwa die Halfte der 130 Gebaude und alle Gleisanlagen wurden vollig zerstort Die Bevolkerung der Nachbarorte wurde vorsorglich evakuiert sodass es ausser den erheblichen Sachschaden keine weiteren Opfer zu beklagen gab Im April 1948 wurden auf Weisung der Besatzungsmacht alle noch intakten Munitionsbunker bis auf funf gesprengt Das Gelande wurde zunachst verlassen und verblieb als unbewachtes militarisches Sperrgebiet Das ehemalige Muna Gelande wurde dann in den 1960er Jahren als Treibstofflager fur den unmittelbar nordlich erbauten Hubschrauberstutzpunkt Feucht Army Airfield genutzt Nach dem Abzug der US Armee und der Ruckgabe des Gelandes an die Bundesrepublik Deutschland wurde dieses von 2002 bis 2004 zum Gewerbepark Nurnberg Feucht umgewidmet 6 Die Gleisanlagen wurden ab 1961 zuruckgebaut und teilweise renaturiert 4 In den fruhen 1970er Jahren war die Umwidmung des Gelandes zum Truppenubungsplatz erwogen was durch die Proteste der dazumal noch selbststandigen Anliegergemeinden Fischbach Feucht und Rothenbach bei St Wolfgang verhindert wurde 7 Der Boden der im westlichen und sudlichen Teil gelegenen Muna Giftmulldeponie von der US Armee als FASA Feucht Ammu Storage Area und Nato Site 23 bezeichnet wurde mit seinen Rustungsaltlasten seit 2006 mit Beton versiegelt 8 anstatt den Boden zu sanieren Das Risiko die Altlasten vollstandig aus dem Boden zu entfernen und damit die Atmosphare zu belasten wurde als zu hoch eingeschatzt da die Munition zum Teil mit Giftgas bestuckt ist Zum Grundwasser hin ist das Gebiet durch eine wasserundurchlassige Tonschicht abgegrenzt 9 Ab 1954 wurde der grosste Teil des ehemaligen Muna Areals von der US Army sporadisch als Ubungsgelande genutzt Die vorhandenen z T bis zu 12 m tiefen Sprengtrichter auf dem Gelande dienten den umliegenden Gemeinden ab Mitte der 50er Jahre als Schuttabladeplatze 10 Gegenwart Bearbeiten nbsp WarnhinweisHeute dient das Muna Gelande nur noch dem Kampfmittelraumdienst Nordbayern bei Bedarf und Gelegenheit als Stutzpunkt Besichtigungen oder Fuhrungen werden nicht angeboten jedoch wurde im Museum fur historische Wehrtechnik 2006 eine Dauerausstellung eingerichtet die uber die Muna informiert Das unerlaubte Betreten des eingezaunten Gebietes wird seit 2003 mit einem Bussgeld von bis zu 1000 geahndet 11 Eine der ehemals auf dem Gelande eingesetzten Rangierdiesellokomotiven der Baureihe V 36 blieb uber die Jahrzehnte erhalten und befindet sich seit 1998 im Eisenbahnmuseum Darmstadt 2004 kam sie zur Aufarbeitung und befindet sich heute in gepflegtem rollfahigen Zustand 12 13 Seit dem Hitzesommer 2019 werden Stimmen laut die eine vollstandige Entmilitarisierung Entmunitionierung und nachhaltige Sanierung mit anschliessender Wiederaufforstung des Gelandes fordern Ein Waldbrand konnte dort aufgrund der Explosionsgefahr von Rustungsaltlasten nicht konventionell bekampft werden 9 Im Februar 2021 gab die Deutsche Bahn bekannt dass sie dieses Gelande neben anderen Standorten im Grossraum Nurnberg als moglichen Platz fur ein ICE Instandhaltungwerk pruft 14 Ende September 2022 kundigte die DB dazu Untersuchungen auf dem Gelande an deren Ergebnisse Anfang 2023 vorliegen sollten Die Ergebnisse seien unabhangig vom laufenden Raumordnungsverfahren Sollte der Standort als raumvertraglich eingestuft werden sollen weitere Erkenntnisse uber die Liegenschaft eingeholt werden 15 Am 7 Februar 2023 wurde das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens bekannt gegeben welches von drei untersuchten Standorten nur das Muna Gelande als bedingt raumvertraglich einstufte 16 Zudem mussten noch einige Gutachten u a der FFH Schutzgebiete Lautstarkeemissionen usw erstellt werden um eine Entscheidungsgrundlage fur die Standortbestimmung zu schaffen 17 Am 13 April 2023 gab die Deutsche Bahn bekannt keine geeignete Flache fur das Werk gefunden zu haben Der letzte verbliebene Standort habe angesichts einer okologisch hochwertigen und geschutzten Flache keine Erfolgsaussichten auf eine Baugenehmigung fur ein neues Instandhaltungswerk gehabt 18 Literatur BearbeitenHartmut Beck Vom Airfield zum Gewerbepark Ein Fallbeispiel fur interkommunale Konversion In Naturhistorische Gesellschaft Nurnberg e V Hrsg Natur und Mensch Jahresmitteilungen 2006 Nurnberg 2007 ISSN 0077 6025 S 9 19 zobodat at PDF abgerufen am 11 April 2023 Karsten Helms Raumordnungsverfahren NurnbergNeubau ICE Werk Nurnberg Anlage B 3 3 Stellungnahme Kampfmittel und Belastungssituation zur Standortvariantenbewertung fur den Neubau eines ICE Werkes im Rahmen des Raumordnungsverfahrens PDF vom 1 April 2022 abgerufen am 12 April 2023 Planungsgemeinschaft IABG Ehemalig NATO Liegenschaften Feucht Sanierung der Lagergruppe D Abschlussbericht Nurnberg 31 Juli 2017 PDF abgerufen am 12 April 2023Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heeresmunitionsanstalt Feucht Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Oliver Geyer Dieter Troster Gene Kuentzler Sebastian Burnikel History by Arbeitskreis Chronik Feucht 2012 Fussnoten und Einzelnachweise Bearbeiten Lage der Muna Feucht auf Bayernatlas Klassik Hartmut Beck S 9 a b Pressebericht N Land vom 26 September 2015 a b Gleisanschuss der Muna Feucht bei bahnrelikte net Vortrag TH Nurnberg zur Sanierung des Muna Gelandes Memento vom 22 November 2015 im Internet Archive wehrtechnikmuseum de Pressebericht Nordbayern de vom 3 Juni 1971 konrad rupprecht de Jahresabschlussrede 2006 des Feuchter Gemeinderatmitglieds a b Kreisverband Feucht Tag Archiv vom 14 Juni 2021 Hartmut Beck S 11 Verordnung der Stadt Feucht zur Muna Memento vom 22 November 2015 im Internet Archive Diesellok ehemals MUNA Feucht Diesellok der Heeres Muna Feucht Fahrzeugportrat Kunftiges ICE Werk auf dem Muna Gelande Abgerufen am 11 Februar 2021 Arno Stoffels Suche nach Kampfmitteln In Nurnberger Nachrichten Band 161 Nr 252 31 Oktober 2022 S 7 lt Band 161 gt Raumordnungsverfahren zum ICE Werk im Raum Nurnberg abgeschlossen Pressemitteilung der Regierung von Mittelfranken vom 7 Februar 2023 ICE Werk Nurnberg Weichenstellung fur das MUNA Gelande Feucht In BR24 br de abgerufen am 12 Februar 2023 Standortsuche abgeschlossen Keine geeignete Flache fur neues ICE Werk im Raum Nurnberg In deutschebahn com Deutsche Bahn 13 April 2023 abgerufen am 13 April 2023 49 38153 11 18249 Koordinaten 49 22 53 5 N 11 10 57 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heeresmunitionsanstalt Feucht amp oldid 235712847