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Das Haus Klotzerbahn 27 ist ein ehemaliges Burgerhaus in Eupen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft von Ostbelgien Es wurde 1757 im Stil des Barock erbaut und 1985 unter Denkmalschutz gestellt Bis zum Jahr 2020 beherbergte das Gebaude das Friedensgericht des Gerichtskantons Eupen sowie das Arbeitsgericht des Gerichtsbezirks Eupen Anschliessend wurde diese Immobilie der Deutschsprachigen Gemeinschaft verkauft die sie mit dem angrenzenden Gebaudekomplex des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft bautechnisch und funktional verband Haus Klotzerbahn 27 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baucharakteristik 2 1 Gartenhaus 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Bau des Burgerhauses Klotzerbahn 27 im Jahr 1757 wird dem Tuchfabrikanten Renier Francois Grand Ry 1716 1777 zugeschrieben dessen Familie noch weitere mondane Stadthauser in Eupen errichten liess Bereits 1769 wurde das stattliche Anwesen mit Park und Wirtschaftsraumen durch Jacob Breuls erworben in dem er seine Tuchfabrik Jacob Breuls amp Sohne einrichtete Im Nachbarhaus Klotzerbahn 25 leitete Johann Friedrich Mayer 1762 1830 seine eigene Tuchfabrik mit der Theodor Goswyn Breuls Sohn des Firmengrunders im Jahr 1797 fusionierte und die als Jacob Breuls Sohne amp Mayer daraufhin ihren Sitz im Haus Klotzerbahn 27 erhielt Er wertete sein Anwesen massgeblich auf indem er die Treppengelander und Turen im Haus im Stil des Rokoko und des Empire erneuern und im Jahr 1801 ein geraumiges Gartenhaus erbauen liess das er ebenso wie einen Grossteil der Inneneinrichtung im Herrenhaus mit wertvollen Stuckarbeiten des italienischen Kunstlers Petrus Nicolaas Gagini ausstatten liess die dieser zumeist mit GAGINI INVENIT SCULPSIT 1801 signiert hat Die Fusion wurde am 1 Juni 1825 aufgelost und Mayer fuhrte fortan den Betrieb auf der Klotzerbahn 27 als Alleinverantwortlicher unter der Firmierung Tuchfabrik J F Mayer weiter Im Jahr 1845 ubergab er die Firma seinem Sohn Julius Mayer 1806 1859 der die Fabrikation in den Bereich der Oestrasse verlegte seinen Wohnsitz jedoch auf der Klotzerbahn 27 behielt Dessen Enkel Alexander Mayer 1867 1943 verausserte schliesslich das Anwesen 1926 an den Rechtsanwalt Pierre van Werveke der dieses erstmals als Kanzlei nutzte Bereits wahrend des Zweiten Weltkriegs zog ab 1940 unter deutscher Besatzung das Eupener Friedensgericht in den Gebaudekomplex ein nachdem van Werveke sich zuvor nach Brussel abgesetzt hatte Die Gerichtsinstanz verblieb auch weiterhin in dem nunmehrigen Justizgebaude nachdem die nunmehr ab 1945 erneut belgische Stadt Eupen die Immobilie im Jahr 1951 ubernommen hatte Die Stadt nutzte das Anwesen sowohl als Kanzlei des Friedensgerichts des Gerichtskantons Eupen und als Arbeitsgericht des Gerichtsbezirks Eupen als auch zwischenzeitlich als Dienstwohnung fur den Burgermeister Hugo Zimmermann Nach dem Tod von Zimmermann wurde der weitlaufige Garten als neuer Stadtpark der Offentlichkeit zuganglich gemacht wobei in der Folgezeit der dortige Gartenpavillon zunehmend verfiel und schliesslich 1978 abgerissen werden musste Im Jahr 1980 ubernahm der belgische Staat das Justizgebaude und liess das vom Verfall bedrohte Haus grundlegend renovieren und 1985 unter Denkmalschutz stellen 1 Nachdem im Herbst 2020 die Eupener Gerichtsinstanz in einen Neubaukomplex auf dem Rathausplatz umgezogen war wurde die Immobilie Haus Klotzerbahn 27 der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft ubertragen die diese seitdem ebenso wie zuvor bereits das Anfang der 2000er Jahre erworbene Haus Gospertstrasse 17 als zusatzliche Raumlichkeiten fur das zwischen beiden Hausern liegende neu erbaute Ministeriumsgebaude der Deutschsprachigen Gemeinschaft nutzt 2 Baucharakteristik Bearbeiten nbsp Ruckseitige AnsichtBei dem Burgerhaus handelt es sich um einen Ziegelsteinbau mit drei Geschossen in abnehmender Hohe sowie mit neun Achsen an seiner Strassenseite und acht Achsen an seiner Ruckseite Er ist aufgebaut auf einem zweireihigen grossquadrigen Sockel mit abgerundetem Kellereingang Dem ganzen aufgesetzt ist uber einem profilierten Gesimsband ein mit Schiefer bedecktes Mansarddach das einen doppelstockigen Speicher umfasst in dem sieben uber die zwei Geschosse der beiden Traufseiten des Daches verteilte stichbogige Fenstergiebel angeordnet sind Aus dem Dach ragen zudem drei Kamine aus Ziegelsteinen mit Eckquadern in Zahnschnittfolge heraus Ruckseitig zum Hauptbau befindet sich rechtwinklig an den beiden nordlichen Achsen ein sechsachsiger zweigeschossiger Anbau im gleichen Baustil jedoch mit einem Satteldach mit Aufschieblingen uber Klotzen Beiden Gebauden gleich sind die markanten Blausteineinrahmungen der segmentbogenartigen Fenster und Turen mit profiliertem trapezformigem Keilstein sowie die Eckquader in gerader Schnittfolge Der Haupteingang an der Strassenseite verlauft uber eine dreistufige rechteckige Freitreppe durch eine stichbogige Tur mit profiliertem Rahmen unter einer Traufleiste Der ruckwartige Hauptzugang befindet sich in der dritten Achse mit reich geschnitztem Turflugel und Oberlicht Weitere einfacher gestaltete Zugange befinden sich in der sechsten Achse des Hauptgebaudes sowie in der ersten und funften Achse des Anbaus In der Inneneinrichtung zeigt sich der Lebensstil der wohlhabenden Tuchfabrikanten und wird gepragt durch das helle Treppenhaus mit den holzernen Treppengelandern und Turen im Stil des Rokoko und des Empire sowie durch die zahlreichen Stuckarbeiten sowohl im Treppenhaus als auch in den Raumen des Friedensrichters und im Sitzungssaal durch den Kunstler Petrus Nicolaas Gagini die mit der Jahreszahl 1801 personlich von ihm signiert sind An den Wanden des Treppenhauses finden sich Stuckmotive aus der griechischen Mythologie wie beispielsweise von Zeus oder Demeter oder von Heldinnen der Geschichte wie Jeanne d Arc In den Innenraumen dominieren die Stuckumrahmten Kaminstucke sowie ganze Wande ausfullende Kunstwerke verschiedener Allegorien unter anderem der Schonen Kunste und des Spiels verziert mit floralen Motiven Diese Kunstwerke wurden zuletzt im Jahr 2007 weitestgehend saniert 3 nbsp Treppenhaus nbsp Zeus nbsp Jean D Arc nbsp Kamin Gerichtssaal nbsp Kamin Buroraum nbsp ehemaliges Buro des FriedensrichtersGartenhaus Bearbeiten nbsp Gartenpavillon um 1870 mit Julius Mayer und FamilieEine bauhistorisch traurige Rolle spielt der ebenfalls 1801 erbaute luxuriose Gartenpavillon Dieser war ein rechteckiger funfachsiger Bau der ursprunglich teilweise als Fachwerkhaus teilweise als Ziegelbau auf einem Blausteinsockel hochgezogen worden war Das Gebaude ist eingeschossig mit nach vier Seiten abfallendem Dach Die Eingangsfassade wurde mit einer Holzvertafelung und die Gebaudeseiten mit Zinkblechen versehen Der Zugang in den Pavillon befand sich in der mittleren Achse und war mit einer breiten Doppelflugel Eingangstur gestaltet der drei breite Blausteinstufen vorgelagert waren Der Innenraum war in mehrere Teilbereiche unterteilt darunter einen Gesellschaftsraum und hinter einer zweiten Querwand eine Kuche die durch eine mit Spiegeln flankierte Doppeltur erreicht werden konnte Im Inneren imponierte der Pavillon mit Stuckdekor des Meisters Gagini der hier uberwiegend Motive aus der romischen Mythologie verwendet hat Die Decke war mit weissen Stuckarbeiten auf blauem Grund verziert und mit einem zentralen Medaillon versehen auf dem Jupiter seine Blitze auf die Erde schleudert Die Innenwande waren unter anderem mit Darstellungen von Merkur Diana Mars Venus Minerva Neptun Juno und Bacchus geschmuckt Die Gesimse uber den Turen und den Spiegeln waren von Gagini mit idyllischen Szenen Gestalten und Landschaften wie beispielsweise die drei Grazien Leda mit dem Schwan und der Raub der Proserpina ausgestaltet worden Die Umwidmung des Villengartens zum Stadtpark nach dem Tod des Burgermeisters Zimmermann bewirkte dass der nunmehr offentliche Gartenpavillon immer mehr verfiel zunehmend von Vandalismus betroffen und von den stadtischen Gartnern als Ersatzgeratehaus fehlgenutzt wurde Im Stadtrat wurde in den Folgejahren immer wieder diskutiert ob und wie man diesen Zustand andern konne und uberhaupt will 4 In einer Zeit wo es noch keinen offiziellen Denkmalschutz gab wurde schliesslich 1978 entschieden den Pavillon weitestgehend zu zerlegen und wertvollere Bestandteile auf einer privaten Lagerflache des Unternehmers Gert Noel zu deponieren um diese eventuell spater neu restauriert wieder aufbauen zu konnen 5 Diesbezuglich hat sich jedoch bis zum heutigen Tage 2022 nichts getan und das Vorhaben scheint in Vergessenheit geraten zu sein Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus Klotzerbahn 27 Eupen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Portrat auf ostbelgienkulturerbe be Gerichtsgebaude Portrat auf ostbelgien netEinzelnachweise Bearbeiten Gebaude des Eupener Friedensgerichts in staatliche Hande ubergegangen in Grenz Echo vom 25 April 1980 S 5 und S 6 Kaufvertrag Klotzerbahn 27 Beschlussfassung der Sitzung vom 8 Oktober 2020 Fabian Bockler Stuckarbeiten im Gerichtsgebaude renoviert in Grenz Echo vom 2 Juni 2007 Der Parkpavillon in der Schulstrasse vor dem volligen Verfall in Grenz Echo vom 15 Marz 1972 Martin Klever Vollig aus dem Hauschen in Grenz Echo vom 23 Marz 201850 631323 6 034606 Koordinaten 50 37 52 8 N 6 2 4 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus Klotzerbahn 27 amp oldid 237663779