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Hans Wehberg auch Johannes Wehberg 15 Dezember 1885 in Dusseldorf 30 Mai 1962 in Genf war ein deutscher Volkerrechtslehrer und Pazifist Er war zusammen mit Walther Schucking der Begrunder der pazifistischen Volkerrechtslehre Von 1924 bis zu seinem Tod war Wehberg Herausgeber der Zeitschrift Die Friedens Warte Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Volkerrechtswissenschaftliche Arbeit 2 1 Kommentar der Volkerbundsatzung 2 2 Krieg verbieten 3 Herausgeber der Friedens Warte 1924 1962 4 Wehbergs Bibliothek 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenHans Wehberg war geburtiger Dusseldorfer Sein Vater war der Arzt Heinrich Wehberg Hans Wehberg studierte Rechts und Staatswissenschaften an den Universitaten Jena Gottingen und Bonn schloss das Studium mit der Promotion zum Dr jur ab 1 Als Student war er Mitglied der Burschenschaft Marchia Bonn Von 1914 bis 1915 war er Gerichtsassessor im preussischen Justizdienst 1915 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und als Besatzungssoldat in Belgien eingesetzt Er protestierte als Soldat gegen den von Deutschland begangenen Bruch des Volkerrechts beim Einmarsch ins neutrale Belgien wurde deshalb in eine Strafkompanie versetzt spater unehrenhaft aus dem Militardienst entlassen und war weiteren Verfolgungen ausgesetzt Daruber berichtete er 1919 in dem autobiographischen Werk Als Pazifist im Weltkrieg 2 Wehberg arbeitete von 1917 bis 1919 als Hilfsarbeiter am Institut fur Weltwirtschaft und Seeverkehr in Kiel 1 1919 1921 leitete er die volkerrechtliche Abteilung der Deutschen Liga fur Volkerbund war daneben auch Vorstandsmitglied der Deutschen Friedensgesellschaft 1921 1925 beobachtete er als Sachverstandiger des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses des Deutschen Reichstages Deutschlands Verhalten im Volkerbund Zusammen mit seinem Freund Walther Schucking verfasste Wehberg 1921 einen gross angelegten Kommentar zur Satzung des Volkerbunds Ab 1924 gab er die Zeitschrift Die Friedens Warte heraus Dort setzte er sich vor allem fur die Achtung des Krieges und die friedliche Streitschlichtung ein 1928 wurde Wehberg Professor am Genfer Institut Universitaire de Hautes Etudes Internationales Von 1950 bis zu seinem Tode war er Generalsekretar des Institut de Droit international 3 Die Ideen und Bemuhungen fur die Durchsetzung des Rechts und Ordnungsgedankens beziehungsweise die Uberwindung der Gewalt durch das Recht in internationalen Beziehungen zieht sich als Leitmotiv durch seine gesamte Biografie Hans Wehberg starb am 30 Mai 1962 in Genf Volkerrechtswissenschaftliche Arbeit BearbeitenIn Hans Wehbergs Volkerrechts Bibliographie ist eine Fokussierung auf das Kriegsrecht und den Volkerbund klar zu erkennen genauer die Vision der Uberwindung von Gewalt durch das Recht Typisch fur seine Werke ist dass er sich als Jurist mit den wissenschaftlich systematischen und positiv rechtlichen Vordergrunden des Volkerrechts befasst und andere Disziplinen wie Soziologie und Ethik mit einbezieht Kommentar der Volkerbundsatzung Bearbeiten Zu seinen Hauptwerken zahlt der mit Walther Schucking 1875 1935 verfasste Kommentar zur Volkerbundsatzung der 1921 in erster Auflage erschien und die erste wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema uberhaupt war 1931 erschien die dritte Auflage zum ersten Mal in zwei Banden Wobei der erste Band ein Jahr vor dem zweiten erschien da Wehberg und Schucking die Ergebnisse der Abrustungskonferenz und die Harmonisierung von Kellogg Pakt und dem Volkerbundstatut abwarten wollten Diese Ergebnisse fielen dann thematisch in den zweiten Teil der mit Art 8 beginnt Im ersten Band werden die Art 1 7 auf den letzten 200 von rund 550 Seiten kommentiert vor den eigentlichen Kommentar stellen Wehberg und Schucking eine Art Lehrbuch uber den Volkerbund die Entstehung dessen Rechtsnatur seinen Grundgedanken die Friedensvertrage und die Fortbildung des Volkerbundes Krieg verbieten Bearbeiten Zeitgleich zur Uberarbeitung fur die dritte Auflage des Kommentars zur Volkerbundsatzung hielt Wehberg eine Vorlesung uber die Achtung des Krieges im Volkerbund an der Haager Volkerrechtakademie Zu dieser Vorlesung erschienen 1930 das Buch in deutscher Sprache und etwas spater auch eine englische Ubersetzung Zunachst geht er ausfuhrlich auf die historischen Hintergrunde ein es wird die Volkerbundsatzung und ihr Verhaltnis zum Krieg naher beleuchtet ausserdem wird auf den Kellogg Pakt den Locarno Pakt und das Genfer Protokoll naher eingegangen In den prinzipiellen Erorterungen dem zweiten Kapitel kann man folgende Hauptthesen Wehbergs entnehmen von denen auch seine weiteren Veroffentlichungen insbesondere in der Zeitschrift Friedens Warte beeinflusst sind Der Krieg als Mittel zur Streiterledigung musse komplett verboten werden Die alleinige Achtung des Krieges genuge nicht Wichtigstes Mittel zur Durchsetzung sei die radikale Abrustung gleichzeitig und in gleicher Weise bei allen Machten des Volkerbundes Die Unterteilung in gute und bose Kriege stelle sich schwierig dar So zahlt die Besetzung fremden Staatsgebietes schon zum kriegerischen Handeln Der Verteidigungskrieg sei eines der bedeutsamsten Probleme weil es einerseits schwer sei den tatsachlichen Angreifer festzustellen andererseits die Aufgabe eines organisierten Staatenbundes gerade darin bestehe Konflikte friedlich zu losen Noch umstrittener sei der Sanktionskrieg der von der Staatengemeinschaft begonnen wird Herausgeber der Friedens Warte 1924 1962 BearbeitenFur die Wiederbelebung des seinerzeitigen Sprachrohrs der deutschen Friedensbewegung der Zeitschrift Die Friedens Warte nach dem Tod des Herausgebers und Zeitungsbegrunders Alfred Hermann Fried setzte sich 1923 eine Gruppe von Volkerrechtsgelehrten ein unter ihnen Hans Wehberg Er stand schon seit der Zweiten Haager Friedenskonferenz ab 1907 in enger Verbindung zur Friedens Warte Wehberg unterstutzte die Zeitschrift indem er sie in seinen Horsalen auslegte und in ihr Beitrage zum Volkerrecht veroffentlichte 1912 brachte er in Vertretung fur Fried bereits eine Ausgabe heraus Die Herausgeberschaft die Hans Wehberg ab 1924 bis zu seinem Tod 1962 alleine innehatte lasst sich in drei Perioden unterteilen 1924 1928 Die kritische Auseinandersetzung mit dem Volkerbund wird fortgesetzt und intensiviert Der Anteil an volkerrechtlichen Beitragen in der Zeitung nimmt noch weiter zu Wehberg kritisiert dass in der Volkerbundsatzung der Krieg nicht geachtet wird als letztes politisches Mittel anerkannt bleibt Zudem sei der Volkerbund wirkungslos ohne eigene Polizeitruppe zur Friedenssicherung An der neutralen Haltung bei der offentlich diskutierten Frage der Zulassigkeit von Militar im Allgemeinen verliert Die Friedens Warte ihre Meinungsfuhrerschaft bei der Friedensbewegung Mit Wehbergs Amtsantritt am Institut Universitaire de Hautes Etudes Internationales in Genf 1928 tendiert die Friedenswarte mehr und mehr zu einer volkerrechtlichen Fachzeitschrift Zudem ist mit Wehbergs Wohnortwechsel in die Schweiz und der Herausgeberschaft von dort aus der Weg geebnet fur ein Weiterbestehen im Exil wahrend des Zweiten Weltkriegs 1928 1945 Bis 1933 berichtet Die Friedens Warte noch breit uber die Deutsche Friedensgesellschaft und Organisation der Friedensbewegung Seit 1931 kann sie sich aber nicht den Themen der rechten Parteien verschliessen In der Frage der Angemessenheit des Versailler Vertrags insbesondere der Schuldfrage des Ersten Weltkriegs bezieht Hans Wehberg eine Mittelposition Er betont die Mitschuld Deutschlands lehnt aber eine Alleinschuld ab Nach dem Verbot der Friedenswarte in Deutschland 1936 beendet Wehberg seine Zuruckhaltung bei der Berichterstattung uber die Nationalsozialisten Gleichwohl ist mit dem Verbot die alte Auflage der Zeitung nicht mehr zu erreichen Die Themen richten sich wahrend des Krieges auf die Frage der Schlichterrolle des Volkerbunds Wehberg startet eine internationale Rundfrage ob bei zwischenstaatlichen Streitfragen in Zukunft zuerst der Volkerbund konsultiert werden solle 1939 1945 1962 Als sich in den letzten Kriegsjahren mit den Vereinten Nationen schon eine neue internationale Staatengemeinschaft abbildet ruckt diese in der Berichterstattung von Hans Wehberg in den Fokus Seine Kritik richtet sich gegen die herausgehobene Stellung der Supermachte im Sicherheitsrat Vetorecht sowie gegen die Schwache der ihr innewohnenden Institutionen Die UN beschaftigen Hans Wehberg auch nach 1945 Weitere Themen sind die gewunschte deutsche Einheit Nurnberger Prozesse spater die Atomenergie sowie die europaische Einigung Auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt kann sich Die Friedens Warte allerdings nicht mehr auf Vorkriegsniveau etablieren Auch der Kontakt zur Friedensbewegung wird nicht wieder hergestellt Viele Forderungen der Friedens Warte finden sich nach dem Zweiten Weltkrieg zudem in der Satzung der Vereinten Nationen Mit dem Tod von Hans Wehberg sieht es 1962 daher so aus als ob dies auch das Ende der pazifistischen Fachzeitschrift bedeutete 1974 wurde der Versuch gestartet Die Friedens Warte neu zu beleben Zunachst unregelmassig spatestens seit der deutschen Wiedervereinigung mit neuem Schwung erscheint sie bis heute im Vierteljahresrhythmus Wehbergs Bibliothek BearbeitenNach seinem Tod beschloss Wehbergs Witwe den Verkauf seiner Privatbibliothek um sie fur die Offentlichkeit zuganglich zu machen 1964 erwarb das Institut fur Offentliches Recht der Albert Ludwigs Universitat Freiburg diese Bibliothek mit Mitteln der Stiftung Volkswagen auf Initiative der Professoren Werner von Simson und Joseph H Kaiser aus dem Nachlass Eine Lehrtatigkeit Wehbergs an der Universitat Freiburg ist nicht belegbar Bis etwa 2014 war diese Bibliothek im Kollegiengebaude II der Universitat den Lehrenden und Studierenden zuganglich kurz vor Beginn der Gebaudesanierung schliesslich wurde sie an die Universitatsbibliothek ubertragen um den Bestanden einen geschutzteren Standort zu bieten Schriften Auswahl Bearbeiten nbsp Deutschland und der Genfer Volkerbund chronologisch Das Beuterecht im Land und Seekriege dargestellt unter besonderer Berucksichtigung der modernen Entwicklung des internationalen Handels Tubingen 1909 englische Ubersetzung erschienen unter dem Titel Capture in war on land and sea Volltext Kommentar zum Haager Abkommen betreffend die friedliche Erledigung internationaler Streitigkeiten vom 18 Oktober 1907 Tubingen 1911 Das Problem eines internationalen Staatengerichtshofs Munchen Leipzig 1912 Bedenken gegen den englisch amerikanischen Schiedsvertrag in Kolnische Zeitung Nr 71 20 Januar 1912 S 1 Das Papsttum und der Weltfriede Munchen Gladbach 1915 Als Pazifist im Weltkriege Leipzig 1919 Die internationale Beschrankung der Rustungen DVA Stuttgart und Berlin 1919 Volltext The Limitation of Armaments A Collection of the Projects Proposed for the Solution of the Problem Carnegie Endowment for International Peace 1921 Volltext Die Satzung des Volkerbundes kommentiert in Zusammenarbeit mit Walther Schucking Berlin 1921 Grundprobleme des Volkerbundes Berlin 1926 Deutschland und die Friedensbewegung Gutachten erstattet dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Deutschen Reichstags Das Werk des Untersuchungsausschusses der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung und des Deutschen Reichstages 1919 1930 Berlin 1929 Die Aechtung des Krieges Eine Vorlesung an der Haager Volkerrechtakademie und am Institut Universitaire des Hautes Etudes Internationales Geneve Berlin Vahlen 1930 Der Kampf um die Reform des Volkerbundes 1920 bis 1934 Genf 1934 Das Projekt eines panamerikanischen Volkerbundes Athen 1941 Die Organisation der Staatengemeinschaft nach dem Kriege Das Problem einer wahren Reprasentation der Volker In Die Friedens Warte Jg 44 1944 S 49 Der amerikanische Plan einer internationalen Kontrolle der Atomenergie Eine Einfuhrung in die Arbeiten der Atomkommission der Vereinten Nationen In Die Friedens Warte Jg 47 1947 S 5 Ludwig Quidde Ein deutscher Demokrat und Vorkampfer der Volkerverstandigung Eingeleitet und zusammengestellt von Hans Wehberg Offenbach am Main 1948 Krieg und Eroberung im Wandel des Volkerrechts Frankfurt am Main 1953 Das Genfer Protokoll betr die friedliche Erledigung internationaler Streitigkeiten Berlin 1927 Literatur BearbeitenClaudia Denfeld Hans Wehberg 1885 1962 die Organisation der Staatengemeinschaft 1 Aufl Baden Baden Nomos 2008 Zugl Tubingen Univ Diss 2007 ISBN 978 3 8329 3798 0 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 6 T Z Winter Heidelberg 2005 ISBN 3 8253 5063 0 S 226 228 Peter K Keiner Burgerlicher Pazifismus und neues Volkerrecht Hans Wehberg 1885 1962 Freiburg Breisgau Rechtswiss Fakultat Diss 1976 http d nb info 760745412 Martin Otto Wehberg Hans In Neue Deutsche Biographie NDB Band 27 Duncker amp Humblot Berlin 2020 ISBN 978 3 428 11208 1 S 552 554 noch nicht online verfugbar Peter K Keiner Die Wehberg Bibliothek in Freiburg Br In Die Friedens Warte Band 58 Nr 1 2 1975 S 80 86 online im Universitatsnetz der Universitat Freiburg verfugbar Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Hans Wehberg Zitate Literatur von und uber Hans Wehberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Homepage der Friedens Warte Nachlass Bundesarchiv N 1199Einzelnachweise Bearbeiten a b Hans Wehberg Anfang kostenlos abrufbar In Munzinger Online Personen Internationales Biographisches Archiv Abgerufen am 25 Juni 2022 Adolf Grote Rundschau Hans Wehberg In Die Weltbuhne 17 Jg Nr 17 Berlin 28 April 1921 S 478 Former Secretary Generals In Institut de Droit international Abgerufen am 25 Juni 2022 englisch Normdaten Person GND 119502852 lobid OGND AKS LCCN n88001690 VIAF 98294466 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wehberg HansKURZBESCHREIBUNG deutscher Volkerrechtslehrer und PazifistGEBURTSDATUM 15 Dezember 1885GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM 30 Mai 1962STERBEORT Genf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Wehberg amp oldid 234886432