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Hans Josef Steinberg 22 Oktober 1935 in Koln 16 Dezember 2003 in Wurzburg war ein deutscher Historiker und ab 1971 der erste Professor fur die Geschichte der Arbeiterbewegung in der Bundesrepublik Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Ausbildung und Beruf 1 2 Professor und Rektor in Bremen 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenAusbildung und Beruf Bearbeiten Steinberg war der Sohn eines Versicherungskaufmanns und einer Verkauferin im Lebensmitteleinzelhandel Steinberg auch kurz Hanjo genannt besuchte ein Gymnasium und studierte von 1956 bis 1962 Geschichte Germanistik und Philosophie an der Universitat Koln Er war seit 1962 Mitglied der SPD 1 und Juso Vorstand im Unterbezirk Koln als Werkstudent bei Bayer Leverkusen und in der Sportredaktion des Kolner Stadt Anzeigers 2 An der Universitat Koln war Steinberg seit 1962 zunachst Assistent von Joseph Quint am Lehrstuhl fur Altere Germanistik wandte sich jedoch wegen ihrer geringen gesellschaftspolitischen Relevanz von der Alt Germanistik ab 1 und wurde Doktorand des Neuzeit Historikers Theodor Schieder Forderung erhielt Steinberg durch ein Forschungsstipendium das der damalige hessische Ministerprasident Georg August Zinn 1963 zum 100 Jubilaum des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins ADAV gestiftet hatte 1 Zur Vorbereitung seiner Dissertation bearbeitete er Archivbestande des Internationalen Instituts fur Sozialgeschichte IISG in Amsterdam und wurde daraufhin 1967 auf Grundlage der Schrift Sozialismus und deutsche Sozialdemokratie Zur Ideologie der Partei vor dem 1 Weltkrieg in Koln promoviert Darin befasste er sich zentral mit dem damals fast vergessenen sozialistischen Theoretiker Karl Kautsky und kam zu dem Schluss dass die sozialistische Theoriedebatte an der Jahrhundertwende zum 20 Jahrhundert weitgehend ohne Beteiligung von Arbeitern stattfand Steinbergs Dissertationsschrift geriet in einen ideologischen Konflikt zwischen der Studentenbewegung und der SPD sowie der DDR die alle drei das Erbe der Arbeiterbewegung beanspruchten und erfuhr bis Ende der 1970er Jahre funf Auflagen 2 Nach der Promotion wurde Steinberg fur die SPD in den Kreistag des Rheinisch Bergischen Kreises gewahlt und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Friedrich Ebert Stiftung angestellt Fur sein zweites Buch Widerstand und Verfolgung in Essen 1933 bis 1945 hatte Steinberg zunachst die Unterstutzung der Stadt Essen besonders des Oberstadtdirektors und ehemaligen Widerstandskampfers Karl Heinz Rewoldt Doch auch dieses 1969 erschienene Werk Steinbergs das als eines der ersten in der BRD den Arbeiterwiderstand gegen den Nationalsozialismus zur Kenntnis nahm entfachte Kontroversen Die grosse Bedeutung der Kommunisten im Essener Widerstand war dem sozialdemokratischen Stadtrat nicht genehm die gerade gegrundete Deutsche Kommunistische Partei storte sich an Steinbergs Kritik an der KPD Taktik die viele Opfer in den eigenen Reihen gefordert hatte auch Steinbergs Erkenntnisse uber die breite Unterstutzung des Nazi Regimes in der Bevolkerung die eine ausgefeilte Verfolgungsmaschinerie durch Denunziationen ersetzen half widersprachen der damaligen burgerlichen Legitimationsideologie 2 der Bundesrepublik nach der der NS Staat keine breite Unterstutzung in der Bevolkerung genossen habe Durch diese umstrittenen Werke wurde Steinberg der auch regelmassiger Teilnehmer der Internationalen Tagung der Historiker der Arbeiterbewegung ITH in Linz war auch international bekannt 2 Professor und Rektor in Bremen Bearbeiten Zur Grundung der Universitat Bremen 1971 erhielt Steinberg die Professur fur die Geschichte der Arbeiterbewegung und ihrer Theorien sowie europaische Geschichte des 19 und 20 Jahrhunderts die er zuerst im sogenannten integrierten sozialwissenschaftlichen Eingangsstudium unterrichtete Bereits nach funf Semestern bewarb er sich um das Amt des zuruckgetretenen Bremer Grundungsrektors Thomas von der Vring in das Steinberg im Fruhjahr 1974 auch gewahlt wurde 2 Die Zeit stellte Steinberg als neuen Rektor so vor Er hat krause rotliche Haare in seiner Heimatstadt wurde er als ne Fuss bezeichnet Er ist 1935 in Koln geboren und kann hinter den Brillenglasern so uberraschend strahlen wie Willy Millowitsch Er spricht auch im kolschen Tonfall Rheinische Heiterkeit ist wirklich etwas Neues am Bremer Modell das sich sonst so norddeutsch und stur geriert Schnaps gab es auch 1 Die konservative Kampagne die die Bremer Universitat als rote Kaderschmiede verteufelte 3 liess wahrend Steinbergs Rektorat nicht nach Die maoistischen K Gruppen verhohnten die Wahl Steinbergs als Wechsel vom Taktiker zum Tunnes der Bourgeoisie 4 Die Studierendenzahlen verdoppelten sich in seiner Amtszeit hingegen fast begleitet von der Einfuhrung der Facher Biologie und Chemie 2 Wahrend Steinberg das Bremer Modell einer demokratischen Universitat verteidigte war er skeptisch gegenuber dem Trend zur Massenuniversitat in der die Qualitat der wissenschaftlichen Ausbildung sank 2 Dabei betonte er die Mitbestimmung der damals Dienstleister genannten nichtwissenschaftlichen Angestellten die nach der einzigartigen Bremer Drittelparitats Regel in allen Gremien gleichberechtigt mit Studierenden und Lehrenden an Beschlussen beteiligt waren und verband sein Rektorat fruhzeitig mit dem Bestand der umstrittenen Drittelparitat 5 Doch Steinberg scheiterte mit seiner Vision einer Universitat aller Beteiligten an der zunehmenden Dialogunwilligkeit sowohl seiner linken wie rechten Kritiker innerhalb der Universitat als auch der politischen Instanzen Als sich auch der Bremer Senat der Forderung nach Aufhebung der Drittelparitat anschloss trat Steinberg zuruck Wissenschaftlich kein Ideologe war er auch politisch kein Parteisoldat 2 Nach seinem Rucktritt als Rektor 1977 scheute sich Steinberg bis zu seiner Pensionierung 1999 hohere Amter an der Universitat anzunehmen 2 konzentrierte sich vielmehr auf die Organisation des sich als eigenstandiges Fach etablierenden Bremer Geschichtsstudiums und die Ausbildung von Historikern Steinberg betreute nicht nur rund 30 Doktoranden sondern nahm auch die meisten Staats und Magisterprufungen im Studiengang Geschichte ab Ein bekannter Schuler von ihm ist Karl Heinz Roth 6 Schriften BearbeitenSozialismus und deutsche Sozialdemokratie Zur Ideologie der Partei vor dem 1 Weltkrieg Verlag fur Literatur und Zeitgeschehen Hannover 1967 zugleich Dissertation Universitat Koln 1967 5 Auflage Dietz Berlin Bonn 1979 ISBN 3 8012 1099 5 Widerstand und Verfolgung in Essen 1933 bis 1945 Verlag fur Literatur und Zeitgeschehen Hannover 1969 Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich Ebert Stiftung 2 Auflage 1973 ISBN 3 87831 081 1 Die deutsche sozialistische Arbeiterbewegung bis 1914 Eine bibliographische Einfuhrung Campus Frankfurt am Main New York 1979 ISBN 3 593 32349 4 Literatur BearbeitenLogie Barrow Hans Joseph Steinberg 1935 2003 In History workshop journal Bd 59 2005 S 291 294 Inge Marssolek Till Schelz Brandenburg Hrsg Soziale Demokratie und sozialistische Theorie Festschrift fur Hans Josef Steinberg zum 60 Geburtstag Edition Temmen Bremen 1995 ISBN 3 86108 279 9 mit Bibliographie der Schriften Steinbergs Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans Josef Steinberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hans Josef Steinberg Auch ein politischer Praktiker Es ist immer noch schwer Karl Marx zu historisieren In Die Zeit Nr 19 1991 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Nina Grunenberg Das Pathos ist weg In Die Zeit Nr 16 1974 a b c d e f g h i Till Schelz Brandenburg Zuckererbsen und Sozialismus Rede auf der akademischen Trauerfeier der Universitat Bremen fur Hans Josef Steinberg am 21 Januar 2004 Memento vom 24 Februar 2008 im Internet Archive In Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung IWK 39 2003 Heft 4 S 437 445 abgerufen am 24 April 2010 Hans Josef Steinberg Bremen als Modell In Die Zeit Nr 29 1975 In einer Kampagne die ihresgleichen sucht wurde sie als rote Kaderschmiede verteufelt Till Schelz Brandenburg Ein Nachruf Wissenschaft als Lust zu lernen In taz de 24 Dezember 2003 abgerufen am 24 April 2010 Reimar Oltmanns Aus deutschen Landen der Zeitgeschichte Das Ende einer Utopie eine rote Uni geht baden In Stern 26 Juni 1975 hier auf http reimaroltmanns blogspot com Till Schelz Brandenburg Zum Tod von Professor Hans Josef Steinberg Memento vom 11 Juni 2007 im Internet Archive In Bremer Uni Schlussel Nr 76 Januar Februar 2004 S 3 PDF 1 MB Zu Roth vgl Vorwort zur Printausgabe seiner historischen Dissertation Danksagung S 8Normdaten Person GND 119291924 lobid OGND AKS LCCN n80137658 NDL 00457570 VIAF 100280566 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinberg Hans JosefALTERNATIVNAMEN Steinberg HanjoKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker der ArbeiterbewegungGEBURTSDATUM 22 Oktober 1935GEBURTSORT KolnSTERBEDATUM 16 Dezember 2003STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Josef Steinberg amp oldid 230405487