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Der Begriff Hamburger Dialekt kann drei Grossdialekte in zwei verschiedenen Sprachen bezeichnen wobei es sich beim Niederdeutschen um eine eigenstandige Sprache nicht um einen Dialekt handelt Inhaltsverzeichnis 1 Plattdeutsch 2 Missingsch 3 Hochdeutsch 3 1 Lenisierung 3 2 Einfluss des Plattdeutschen 4 Literaturhinweise 5 EinzelnachweisePlattdeutsch BearbeitenDie ursprungliche Sprache Hamburgs war nicht Hochdeutsch sondern Hamburger Platt eine Variante des Niederdeutschen Plattdeutschen In der Hansezeit waren die nahe verwandten niederdeutschen Dialekte Hamburgs und Lubecks lingua franca Nord und Mitteleuropas und wurden von England bis Russland verwendet Insbesondere die skandinavischen Sprachen bewahren noch heute Lehnworter aus dem Plattdeutschen Im Mittelalter und bis in die Neuzeit war das Niederdeutsche neben dem Lateinischen in Hamburg Schriftsprache und wurde auch fur amtliche Schriftstucke verwendet darunter die fruhesten schriftlichen Verfassungsdokumente Hamburgs Diesen Status verlor es im 16 Jahrhundert an das Hochdeutsche Auch heute noch wird in Hamburg Plattdeutsch in mehreren verschiedenen lokalen Dialekten gesprochen z B Finkwarder Platt oder Veerlanner Platt mit etlichen Unterdialekten Der Wortschatz des Hamburger Platts wird beschrieben im Hamburgischen Worterbuch Missingsch BearbeitenDer hochdeutsch gepragte Hamburger Regiolekt ist Missingsch nicht zu verwechseln mit Plattdeutsch Missingsch ist wie der Name scheinbar in der Volksetymologie als Abkunft von Messing als Legierung andeutet ein Gemisch aus Standarddeutsch und Plattdeutsch In Wirklichkeit wird uberwiegend angenommen dass Missingsch der Hamburgische Begriff fur Meissnerisch war also die Meissner Kanzleisprache aus der Hochdeutsch hervorgegangen ist 1 Die Grammatik ist vorwiegend niederdeutsch das Vokabular eine Mixtur aus Hochdeutsch mit niederdeutschen Ausdrucken Hochdeutsch BearbeitenHeute wird in Hamburg fast ausschliesslich Hochdeutsch gesprochen Das typische Hamburger Deutsch weist aber regionale Besonderheiten in Wortschatz Grammatik und Aussprache auf die in ahnlicher Form in fast ganz Norddeutschland verbreitet sind so z B auch im modernen Bremer Dialekt Aussprache Im Hamburgischen wird l vor c als j realisiert So wird Milch zu Mijch Miich Dolch zu Dojch Seuche und solche sind im Hamburgischen Homophone g am Silbenende und vor Konsonant wird wie im mittel und norddeutschen Raum ublich haufig als c oder x realisiert Dies kann auch vor stimmlosen Konsonanten stattfinden was tendenziell aber weniger haufig anzutreffen ist z B schweigt schweicht liegt liecht herausragt herausracht gesagt gesacht s u Lenisierung Ein langes a im Hochdeutschen wird in Hamburg haufig kurz und breit Rad Glas Tag Jagd werden zu Ratt Glass Tach Jacht Das Hamburgische kennt nicht nur das kurze breite a sondern auch ein langes dunkles a z B wird Kahn zu Kahn Der hochdeutsche Diphthong aɪ wird haufig mit einem dunklen a begonnen ɑɪ Eine Besonderheit des Hamburgischen ist der Hamburger Schleifton Als Schleifton werden die uberlangen Vokale bezeichnet die das markante Dehnen und Strecken von Ur Hamburgern ausmachen So werden z B ɔɪ zu ɔːɪ und uː zu uuː Mut vs Muut Besonders deutlich wird der Schleifton bei Wortern die sonst in e enden wie Leute Hier wird aus Leute ˈlɔɪte Loidee ˈlɔːɪdeː Der Schleifton wird am eu und am e horbar die Lenisierung zusatzlich am t Ein ʃ vor einem p oder t wird in Hamburg haufig als s gesprochen Hierzu gibt es auch das Sprichwort ubern spitzen Stein stolpern ˈybɛrn ˈspɪtsn staen ˈstɔɫpɛɺn Seltener werden lange Vokale nicht nur uberlang sondern auch wie im Plattdeutschen leicht diphthongiert ausgesprochen so dass Beet wie Beeyt und erlebt wie erleeybt klingt Lenisierung Bearbeiten Sehr haufig ist auch die binnendeutsche Konsonantenschwachung Lenisierung der Plosivlaute bzw Fortes g und t zu ch und d wenn diese stimmlos sind kenntlich etwa an Wortern wie Hamburg Hamburch Krieg Kriech Leute Leude bitte bidde fur t d wobei bei Fremdwortern generell eine genauere Aussprache eingehalten wird sowie die Verschmelzung Kontraktion von st bzw sd zwischen zwei Vokalen zu einem scharfen ss hast du hassu musst du mussu ist das issas dort wo etwa das Berlinerische den zweiten Vokal zu einem kurzen e macht hast du haste musst du musste was mit der generellen Weglassung von t bei Wortern wie nicht nich ist is zusammenhangt Ahnlich verschmelzen auch habe ich habbich und haben wir hamma siehe Beispiel oben Einfluss des Plattdeutschen Bearbeiten Das Hamburger Hochdeutsch zeigt im Wortschatz in der Grammatik und in der Aussprache den Einfluss des Niederdeutschen Niederdeutsche Wortformen und Vokabeln haben im Hochdeutschen in der Regel umgangssprachlichen Charakter Hierzu zahlen zum Beispiel dat wat Bux Buxe Hose Deern Madchen klonen plaudern lutt klein man ein mal nur Schiet Scheisse schnacken sich unterhalten Unsinn reden tudern anbinden droge trocken langweilig plietsch schlau aufgeweckt In der Umgangssprache konnen Adverbien zu Adjektiven verwandelt werden So sind zum Beispiel zue geschlossene Turen auffe geoffnete Fenster oder appe abgetrennte Beine anzutreffen Spezifisch niederdeutsche Syntax findet sich etwa in der Bevorzugung von das anstelle von es zum Beispiel Wie spat ist das der Auseinanderreissung Tmesis von Adverbien wie dafur da fur Da kann ich nix fur oder da nich fur darauf da drauf Da komm ich nich drauf Im Standarddeutschen gibt es etwas Ahnliches nur bei trennbaren Verben hingehen Ich gehe dort hin Das ursprungliche Niederdeutsche in Hamburg kannte kein anlautendes sch vor Konsonanten und hatte stattdessen ein scharfes s Allerdings nur noch sehr vereinzelt und als Uberbleibsel aus dem fruher haufiger gesprochenen Missingsch sind Artefakte wie ein scharfes s bei st oder sp zu beobachten die auch von Hamburgern selbst als plattdeutscher Dialekt wahrgenommen und von den jungeren Generationen nicht mehr derart ausgesprochen werden nur noch sehr selten s tolpert jemand in Hamburg uber den sprichwortlichen s pitzen S tein Literaturhinweise BearbeitenDer 38 Asterix Mundart Band Hammonia City entspricht dem 17 Asterix Band Die Trabantenstadt ist auf Hamburgisch im Sinne der hier behandelten Aussprache des Hochdeutschen erschienen Einzelnachweise Bearbeiten Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache Bearbeitet von Elmar Seebold 24 durchgesehene und erweiterte Auflage de Gruyter Berlin New York 2002 Stichworter messing i sch missingsch ISBN 3 11 017472 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hamburger Dialekt amp oldid 237733475