Ham (hebräisch חָם, griechisch Χαμ, Aussprache: Cham, arabisch حام, DMG Ḥām) war nach dem Tanach beziehungsweise nach dem Alten Testament (Genesis 9,24 EU) der mittlere der drei Söhne Noachs (Noahs); er wird auch als „Vater Kanaans“ bezeichnet. Mit seinen beiden Brüdern Sem und Jafet ist er gemäß der biblischen Erzählungen einer der drei Stammväter der nachsintflutlichen Menschheit. Er gilt als Urahn der Hamiten.
Stammbaum Bearbeiten
Ham | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Kusch | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Seba | Hawila | Sabta | Sabtecha | Ragma | Nimrod | |||||||||||||||||||||||||||
Saba | Dedan | |||||||||||||||||||||||||||||||
Mizrajim | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Luditer | Anamiter | Lehabiter | Naftuhiter | Patrositer | Kasluhiter | |||||||||||||||||||||||||||
Philister | Kaftoriter | |||||||||||||||||||||||||||||||
Kanaan | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Sidon | Jebusiter | Girgaschiter | Arkiter | Arwiditer | Hamatiter | |||||||||||||||||||||||||||
Het | Amoriter | Hiwiter | Siniter | Zemariter | ||||||||||||||||||||||||||||
Put | Libyer* | |||||||||||||||||||||||||||||||
Gen 10,6–20 EU
* Nach Flavius Josephus
Näheres Bearbeiten
Sein Vater Noah soll nach dem Bericht der Bibel Ham zusammen mit seinen beiden Brüdern erst im Alter von über 500 Jahren gezeugt haben: Und Noah war 500 Jahre alt; und er zeugte Sem, Ham und Jafet. (Genesis 5,32 EU). Ham half seinem Vater beim Bau der Arche und überlebte die Sintflut als einer von nur acht Menschen zusammen mit seiner Ehefrau. Kinder soll Ham erst nach dem Ende der Flut gehabt haben.
Gemäß der Überlieferung der Bibel in der Völkertafel der Genesis stammen alle heute lebenden Menschen von Ham und seinen Brüdern Sem und Jafet ab.
Die Söhne von Ham sind Kusch, Stammvater eines Volks vermutlich südlich Ägyptens, Mizraim, der als Stammvater der Ägypter gilt, Put, Stammvater eines Volks vermutlich aus der Nachbarschaft Ägyptens (Libyer) und Kanaan.
Der Fluch über Hams Sohn Kanaan Bearbeiten
Als Noah sich an vergorenem Rebensaft betrunken hatte, sah ihn sein Sohn Ham entkleidet im Zelt liegen. Er erzählte seinen Brüdern davon, die ihren Vater mit abgewandten Gesichtern zudeckten. Als Noah davon erfuhr, verfluchte er Hams Sohn Kanaan. Zugleich wurden Sem und sein Bruder Jafet durch einen besonderen Segen des Vaters ausgezeichnet, da sie ihn zugedeckt hatten. (Genesis 9,21–27 EU)
Der Hintergrund des Fluches ist umstritten. Die meisten klassischen Bibelübersetzungen in moderne Sprachen legen nahe, dass Ham seinen betrunkenen Vater Noah zufällig nackt gesehen habe und dafür verflucht wurde. Forscher des späten 20. Jahrhunderts übersetzten die hebräische Originalpassage anders und gehen davon aus, dass Ham seinen bewusstlosen Vater nicht tatsächlich nackt gesehen habe, sondern dass die Aufdeckung der Nacktheit ein Bild für den Inzest mit der Mutter sei (vgl. Leviticus 18,6-8). Daneben existiert auch die Ansicht, dass Ham mit seinem Vater geschlafen habe. Diese Lesart war bereits in der Antike verbreitet; so wird im Talmud diskutiert, ob Ham Noah vergewaltigt oder sogar kastriert habe. Dennoch beschreibt der klassische, biblische Bericht lediglich, dass Ham „sah“ und es seinen Brüdern berichtete, woraufhin diese die Blöße ihres Vaters bedeckten, indem sie rückwärts mit einem Obergewand ins Zelt gingen, um nicht zu „sehen“.
Die Verfluchung Kanaans wurde zur populären christlichen Rechtfertigung der Versklavung der afrikanischen Bevölkerung durch Europäer herangezogen, vor allem in den calvinistisch geprägten USA.
Siehe auch Bearbeiten
Weblinks Bearbeiten
- Jan Christian Gertz: Ham. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart September 2020
Einzelnachweise Bearbeiten
- Nicholas Oyugi Odhiambo: Ham’s Sin and Noah’s Curse and BLESSING UTTERANCES. Author House, 2014, ISBN 978-1-4969-3273-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Vgl. zur Diskussion Stephen Haynes: Noah’s Curse. Oxford 2002, S. 23ff.
- Stephen R. Haynes A. B. Curry Chair of Religious Studies Rhodes College: Noah’s Curse. The Biblical Justification of American Slavery. Oxford University Press, 2002, ISBN 978-0-19-803260-1, S. 11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).