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Gustav Richter 19 November 1912 in Stadtprozelten 5 Juni 1997 in Kaiserslautern war ein deutscher SS Sturmbannfuhrer und als Judenberater Mitarbeiter des Eichmannreferats im Reichssicherheitshauptamt RSHA Wegen der Mitwirkung an der Deportation der rumanischen Juden wurde er im Januar 1982 zu vier Jahren Haft verurteilt Gustav Richter 1913 1997 als SS Oberscharfuhrer im Sicherheitsdienst SD Foto Bundesarchiv Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Berater fur Judenfragen in Rumanien 1 2 Nach Kriegsende 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Jurist war ab 1932 Angehoriger des NS Schulerbundes und ab Mai 1933 Mitglied der NSDAP Mitgliedsnummer 2 710 328 In den SD trat er 1934 ein und war dort ab 1935 im Referat Judentum in Stuttgart tatig wo er 1939 Stellvertreter des Abteilungsleiters wurde Ab 1940 unterstand er dem Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Mulhausen und war auch zeitweise in Dijon eingesetzt 1 Berater fur Judenfragen in Rumanien Bearbeiten Von April 1941 bis zum August 1944 war Richter Judenberater in Rumanien und in der Funktion eines Polizeiattaches bei der deutschen Botschaft in Bukarest tatig Seine Aufgabe umfasste zunachst die Unterstutzung der rumanischen Regierung bei der Abfassung einer antijudischen Gesetzgebung Bereits im Mai 1941 kehrte Richter kurzzeitig in das Deutsche Reich zuruck da die rumanische Regierung auch ohne Richters Unterstutzung die Konfiszierung judischen Eigentums die Veranlassung von Pogromen und die Ermordung zehntausender judischer Mitburger betrieb Auf Anforderung des rumanischen Aussenministers Mihai Antonescu gelangte Richter im September 1941 jedoch wieder auf seinen Posten in Bukarest Richter kooperierte mit dem rumanischen Leiter fur Judenfragen Radu Lecca der direkt beim rumanischen Ministerprasidenten angesiedelt war Richter betrieb die Auflosung der Union judischer Gemeinden und erreichte so die Einsetzung eines Judenrats 2 Am 29 Juli 1942 vereinbarten Antonescu und Richter die Deportation von 272 409 rumanischen Juden in das Vernichtungslager Belzec Botschafter Manfred von Killinger hatte Berlin am 11 August uber die Zusage der rumanischen Regierung direkt informiert 3 zusatzlich ging am 19 August ein Telegramm mit Richters Vereinbarung durch die Hande von Emil von Rintelen an das Auswartige Amt 4 Die Deportation wurde aufgrund des zunehmend angespannten deutsch rumanischen Verhaltnisses vertagt und schliesslich nicht durchgefuhrt 5 Dennoch kamen bis zu 250 000 rumanische Juden auch durch Mithilfe Richters um 6 Aufgrund Richters Interventionen bei der rumanischen Regierung blieb rumanischen Juden die Emigration nach Palastina verwehrt Am 3 und 4 April 1944 fand in Krummhubel eine Arbeitstagung der Judenreferenten von zwolf diplomatischen Vertretungen des Auswartigen Amts AA in Europa statt initiiert von der Informationsstelle XIV Antijudische Auslandsaktion 7 Hier vereinbarten die Teilnehmer eine verstarkte Propaganda um den Holocaust voranzutreiben Franz Alfred Six forderte die physische Beseitigung der Ostjuden wie der Judenreferent des Amts Eberhard von Thadden protokollierte Richter nahm an dieser Sitzung dienstlich teil 8 Infolge des Kriegsverlaufes nahm sein Einfluss auf die rumanische Regierung stetig ab und umfasste letztlich nur noch antibolschewistische und antisemitische Propaganda 2 Nachdem Rumanien mit dem Koniglichen Staatsstreich im August 1944 von den Achsenmachten auf die Seite der Alliierten wechselte wurde Richter am 23 August 1944 mit anderen Angehorigen des deutschen Gesandtschaftspersonals an die Rote Armee ausgeliefert 1 Nach Kriegsende Bearbeiten Richter wurde in der Sowjetunion interniert und am 31 Dezember 1951 wegen Spionagetatigkeit und der Vorbereitung eines Angriffskrieges auf die Sowjetunion durch politische Einflussnahme in Rumanien angeklagt 9 Nach seiner Entlassung aus der Inhaftierung kehrte er 1955 aus der Sowjetunion in die Bundesrepublik Deutschland zuruck und war als Angestellter tatig Er wurde nach einem 1961 eingeleiteten Verfahren unter anderem 1969 vor dem Landgericht Frankenthal aufgrund seiner Verwicklung in die Deportation der rumanischen Juden verhort In diesem Rahmen bestritt er die Autorenschaft eines Artikels im Bukarester Tageblatt vom 8 August 1942 mit dem Titel Rumanien wird judenrein Im Vergleich mit anderen seiner namentlich gekennzeichneten Artikel ahnlichen Inhalts liegt eine Autorenschaft Richters jedoch nahe 10 Wegen seiner Mitwirkung an der Deportation der rumanischen Juden wurde er durch das Landgericht Frankenthal im Januar 1982 zu vier Jahren Haft verurteilt 1 Uber seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt Literatur BearbeitenArmin Heinen Rumanien der Holocaust und die Logik der Gewalt Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58348 9 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2 Auflage Juni 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Israel Gutman Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Piper Verlag Munchen Zurich 1998 3 Bande ISBN 3 492 22700 7 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes und Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Karl Blessing Verlag Munchen 2010 ISBN 3 896 67430 7Weblinks BearbeitenWolf Oschlies Rumanischer und deutscher Antisemitismus gegen die Juden in Rumanien auf ww shoa deEinzelnachweise Bearbeiten a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 494 a b Enzyklopadie des Holocaust Piper Verlag Munchen 1998 ISBN 3 492 22700 7 Band 3 Seite 1225f Akten zur deutschen auswartigen Politik Serie E 1941 1945 Band III S 337 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1974 Das Rintelen Telegramm vom 19 August 1942 siehe Akten zur deutschen auswartigen Politik Serie E 1941 1945 Band III S 342 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1974 Von Rintelen behauptete spater dass er diese Kenntnisgabe gemacht habe um die Deportation zu verhindern Christoph Dieckmann Babette Quinkert Tatjana Tonsmeyer Kooperation und Verbrechen Formen der Kollaboration im ostlichen Europa 1939 1945 Wallstein Verlag Gottingen 2003 S 99f Wolf Oschlies Rumanischer und deutscher Antisemitismus gegen die Juden in Rumanien Memento vom 19 Juli 2009 im Internet Archive auf www shoa de vgl Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes und Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Munchen 2010 S 196 199 Vgl Protokoll der Arbeitstagung der Judenreferenten in Krummhubel am 3 4 April 1944 PA AA Zagreb Geheimakten 27 2 Zusammenfassung Diplomaten der Endlosung auf der Website Genaues Protokoll Armin Heinen Rumanien der Holocaust und die Logik der Gewalt Munchen 2007 S 22 Armin Heinen Rumanien der Holocaust und die Logik der Gewalt Munchen 2007 S 85PersonendatenNAME Richter GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher SS Sturmbannfuhrer und Judenreferent in RumanienGEBURTSDATUM 19 November 1912GEBURTSORT StadtprozeltenSTERBEDATUM 5 Juni 1997STERBEORT Kaiserslautern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Richter SS Mitglied amp oldid 233985201