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Gustav Heinrich Adolf Doetsch 29 November 1892 in Koln 9 Juni 1977 in Freiburg Gunterstal war ein deutscher Mathematiker der vor allem wegen seiner Entwicklung der Theorie der Laplacetransformation bekannt ist Gustav Doetsch 1930 in Jena Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenGustav Doetsch besuchte 1904 bis 1911 das Wohler Realgymnasium in Frankfurt am Main und studierte danach bis 1914 Mathematik Physik Versicherungswesen und Philosophie in Gottingen Munchen und Berlin Im Ersten Weltkrieg war er Artilleriebeobachter ab 1916 als Leutnant im Fliegerkorps vom Flugzeug aus und wurde sogar fur den Pour le Merite vorgeschlagen das Kriegsende verhinderte die Verleihung Nach dem Krieg studierte er weiter in Frankfurt und Gottingen wo er 1920 bei Edmund Landau promovierte Eine neue Verallgemeinerung der Borelschen Summabilitatstheorie fur divergente Reihen 1921 habilitierte er sich an der Universitat Hannover war 1922 bis 1924 in Halle Privatdozent fur angewandte Mathematik danach bis 1931 ordentlicher Professor fur darstellende Geometrie in Stuttgart und danach bis zu seiner Emeritierung 1961 an der Universitat Freiburg Nach dem Zweiten Weltkrieg wo er ab 1940 als Hauptmann der Reserve spater Major im Reichsluftfahrtministerium als Organisator der Luftfahrtforschung diente ab 1944 leitete die Abteilung Theoretische Ballistik im Luftfahrtforschungszentrum Hermann Goring in Braunschweig wurde er bis 1951 als Professor in Freiburg suspendiert Wahrend der Weimarer Republik war er noch aktiver Pazifist Er unterstutzte z B 1931 einen Aufruf von Emil Julius Gumbel und distanzierte sich wegen des Baus eines Panzerkreuzers 1928 vom Zentrum In den 1930er Jahren vertrat er nationalsozialistische Standpunkte trat 1931 aus der Kirche aus und begrusste 1933 die Vertreibung judischer Mathematiker wie die seines Lehrers Landau und seines Koautors Felix Bernstein aus ihren Amtern In der Deutschen Mathematiker Vereinigung unterstutzte er 1934 Ludwig Bieberbach in der Propagierung der Deutschen Mathematik als dieser aufgrund seines offenen Briefes an Harald Bohr zurucktreten musste Er war nicht in der NSDAP und war wegen seiner pazifistischen Vergangenheit auch standig Anfeindungen von Seiten der Nationalsozialisten ausgesetzt Ab 1936 1937 scheint seine Begeisterung fur die Sache der Nationalsozialisten auch abgeflaut zu sein Wahrend des Kriegs arbeitete er die meiste Zeit in der Forschungsfuhrung der mathematischen Abteilung der Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Goring in Braunschweig Hier wurde seine Position mit zunehmender Zeit schlechter Dies hatte vermutlich mit seinem fehlenden Einfluss auf wichtige Personen des Dritten Reichs und seinem direkten unbequemen Charakter zu tun Seine Suspendierung nach dem Krieg vor allem auf Betreiben von Wilhelm Suss einer seiner Hauptkonkurrenten in der Wissenschaftsorganisation im Dritten Reich 1 erfolgte hauptsachlich wegen der ihm vorgeworfenen Denunziationen Er denunzierte u a Ernst Zermelo weil dieser sich weigerte seine Vorlesungen mit dem Hitlergruss zu beginnen Doetsch erreichte zwar seine Wiedereinsetzung war aber in Freiburg wo man ihn fast einhellig ablehnte weitgehend isoliert Er mied die mathematische Fakultat besuchte keine Fakultatssitzungen und hielt seine Vorlesungen nicht im Gebaude der Mathematischen Fakultat sondern im Hauptgebaude der Universitat 1950 war er Gastprofessor in Santa Fe Argentinien 1952 in Madrid und 1953 in Rom Obwohl er mit dem Ausbau der Theorie der Laplacetransformation ein fur viele Anwendungen Elektrotechnik Regelungstechnik wichtiges Werkzeug schuf war er den Anwendungen der Mathematik gegenuber skeptisch eingestellt wie seine damals viel beachtete Antrittsvorlesung in Halle im Jahresbericht der Deutschen Mathematiker Vereinigung 1922 zeigte Seine grundlegenden Arbeiten zur Laplacetransformation fuhrte er in den 1920er Jahren durch teilweise in Zusammenarbeit mit Felix Bernstein Doetsch war Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft und des Friedensbundes Deutscher Katholiken 2 sowie Mitglied der Koniglich spanischen Akademie der Wissenschaften und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 3 Schriften BearbeitenTheorie und Anwendung der Laplacetransformation Berlin 1937 Handbuch der Laplacetransformation 2 Bande Birkhauser Basel 1950 1955 Einfuhrung in die Theorie und Anwendung der Laplacetransformation Birkhauser 1958 3 Auflage 1976 englisch 1974 Anleitung zum praktischen Gebrauch der Laplacetransformation 1961 3 Auflage Springer 1967 Funktionaltransformationen In Sauer Szabo Hrsg Mathematische Hilfsmittel des Ingenieurs Springer 1967 Doetsch Der Sinn der angewandten Mathematik Jahresbericht des DMV 1922 Doetsch Uber das Problem der Warmeleitung Jahresbericht DMV 1923Literatur BearbeitenVolker Remmert Griff aus dem Elfenbeinturm Mathematiker Macht und Nationalsozialismus das Beispiel Freiburg In Mitteilungen der Deutschen Mathematiker Vereinigung 1999 S 13 24 Volker Remmert Mathematicians at War Power Struggles in Nazi Germany s Mathematical Community Gustav Doetsch and Wilhelm Suss In Revue d histoire des mathematiques Band 5 1999 S 7 59 Volker Remmert Offizier Pazifist Offizier der Mathematiker Gustav Doetsch 1892 1977 In Militargeschichtliche Zeitschrift Band 59 2000 S 139 160 Dieter Hoffmann Mark Walker Physiker zwischen Autonomie und Anpassung Die Deutsche physikalische Gesellschaft im dritten Reich Wiley VCH Weinheim 2007 ISBN 3 527 40585 2 Sanford L Segal Mathematicians under the Nazis Princeton University Press Princeton 2003 ISBN 978 0 691 16463 2 Paul Trommsdorff Der Lehrkorper der Technischen Hochschule Hannover 1831 1931 Technische Hochschule Hannover Hannover 1931 S 11 Weblinks BearbeitenThe Gustav Doetsch 1892 1977 Universitat Halle Memento vom 13 August 2011 im Internet Archive John J O Connor Edmund F Robertson Gustav Doetsch In MacTutor History of Mathematics archive Mathematik wahrend der NS Zeit TU MunchenAnmerkungen Bearbeiten Suss war 1937 bis 1945 Vorsitzender der Deutschen Mathematiker Vereinigung 1934 bis 1958 Direktor des Instituts fur Mathematikdidaktik in Freiburg erster Leiter des Mathematischen Forschungszentrums Oberwolfach und 1940 bis 1945 Rektor der Universitat Freiburg Personenartikel auf leo bw de Gabriele Dorflinger Mathematik in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 2014 S 18 19 Normdaten Person GND 116170018 lobid OGND AKS LCCN n83826848 NDL 00521234 VIAF 109314636 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Doetsch GustavALTERNATIVNAMEN Doetsch Gustav Heinrich Adolf vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher MathematikerGEBURTSDATUM 29 November 1892GEBURTSORT KolnSTERBEDATUM 9 Juni 1977STERBEORT Freiburg Gunterstal Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Doetsch amp oldid 233816067