www.wikidata.de-de.nina.az
Als Griffelglossen werden die Anmerkungen bezeichnet die sich in fruhmittelalterlichen Handschriften am Rand oder zwischen den Zeilen des Textes finden und mit dem Griffel ins Pergament eingeritzt worden sind Anders als die mit Tinte ausgefuhrten Federglossen sind sie nur im Streiflicht sichtbar Aus der Collectio canonum Sanblasiana 8 Jh Fol 122v Ausschnitt mit einer in der Vergrosserung schwach erkennbaren Griffelglosse am linken Blattrand auf der Hohe der zweiten und dritten Zeile von unten sie wird dem Althochdeutschen zugeordnet 1 Koln Dombibliothek Codex 213 Die wertvolle Tinte und die Schreibfedern waren in den Klostern den Skriptorien zur Erstellung der Schriften vorbehalten Dem Monch standen in seiner Zelle zum Schreiben nur die Wachs oder Schiefertafel und der Griffel zur Verfugung so dass er nicht selten seine Anmerkungen eingekerbt oder eingeritzt am Rand der von ihm studierten Texte hinterliess Diese Ritzungen waren im Streiflicht der Kerze einigermassen erkennbar im diffusen Tageslicht blieben sie nahezu unsichtbar Griffelglossen wie sie sich zum Beispiel im sogenannten Essener Karolingischen Evangeliar finden gehoren zu den Gebrauchsspuren die fur die neuere kodikologische Erforschung des Mittelalters zunehmend wichtiger werden vergleichbar der ebenfalls zunehmend beachteten sogenannten Pergamentmakulatur und ihrer Bedeutung fur die Uberlieferung der Literatur des Hohen Mittelalters Zu den Gebrauchsspuren zahlen auch die Marginalien die unter anderem in Form der Griffelglossen die fruhe europaische Schriftkultur der Kloster bezeugen Die eingeritzten Worter geben zudem Auskunft uber die gesprochene Sprache ihrer Zeit weil deren Schreibweise zuweilen von der in den Handschriften ublichen Verschriftlichung der Laute abweicht So wurden sie wertvolle Zeugnisse fur die Entwicklung des Althochdeutschen und fur dessen Lautwandel vom 8 bis zum 10 Jahrhundert Die Veranderung des Wortes gasti zu Gaste lasst sich zum Beispiel anhand von Griffelglossen nachvollziehen 2 Literatur BearbeitenRolf Bergmann Stefanie Stricker Katalog der althochdeutschen und altsachsischen Glossenhandschriften Walter de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018272 6 Rolf Bergmann Stefanie Stricker Hrsg Die althochdeutsche und altsachsische Glossographie Ein Handbuch 2 Bde Berlin New York 2009 ISBN 978 3 11 021697 4 Weblinks BearbeitenZum Althochdeutsche Glossen Wiki der Universitat Augsburg mit einer aktuellen Liste aller Handschriften mit ahd und as Griffelglossen Zum Projekt einer Datenbank althochdeutsche Griffelglossen der Universitat Augsburg Zu den Techniken und Praktiken mittelalterlicher kontinentalgermanischer Schriftlichkeit Wie die Deutschen schreiben lernten PDF 2 0 MB In Unimagazin Die Zeitschrift der Universitat Zurich 15 Jahrgang Nr 1 Januar 2006 S 8 11 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe Angaben zum Katalogisat Koln Dombibliothek Codex 213 Nach Wie die Deutschen schreiben lernten Memento vom 21 Februar 2014 im Internet Archive PDF 2 0 MB In Unimagazin Die Zeitschrift der Universitat Zurich 15 Jg Nr 1 Januar 2006 S 10 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Griffelglosse amp oldid 213678099