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Gregor Ambrosius Gog 7 November 1891 in Schwerin an der Warthe 1 7 Oktober 1945 in Taschkent Usbekische SSR UdSSR war 1927 Grunder der Bruderschaft der Vagabunden Wahrend der Weimarer Republik war er landesweit als der Konig der Vagabunden bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Film 3 Graphic Novel 4 Rezeption und Nachlass 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGregor Gog war das alteste von drei Kindern sein Vater arbeitete als Zimmermann seine Mutter war eine Magd Entgegen den Hoffnungen seiner Eltern schlug er nicht die Beamtenlaufbahn ein er wurde auch nicht Pfarrer wie es seine Mutter gerne gesehen hatte Gog heuerte mit 19 Jahren als Matrose auf einem Segelschiff an und trat freiwillig in die Kaiserliche Marine ein Durch einen Trick gelang es ihm auf die Liste fur das Auslandsgeschwader zu kommen Zwar entsprach das Soldatenleben nicht seinem Freiheitsdenken aber es ermoglichte ihm in die Welt hinauszukommen Seinen Dienst quittierte er als es 1912 vor China zu einer Meuterei kam 1913 arbeitete Gog als Gartner in Pforzheim Nach Beginn des Ersten Weltkrieges musste er seine Tatigkeit unterbrechen weil er zum Kriegsdienst eingezogen wurde Ohne Kriegsbegeisterung und mit viel Widerspruchsgeist diente er in der Marine auf dem Tender Fuchs Zweimal stand er wegen Meuterei und Verbreitung antimilitaristischer Propaganda vor dem Militargericht dreimal wurde er in eine Irrenanstalt eingewiesen Unter widrigsten Bedingungen sass er seine Strafen ab dabei zog er sich ein chronisches Nierenleiden zu Er wurde nach Wilhelmshaven versetzt und diente dort als Gartner der ersten Marinedivision Wahrend dieser Zeit lernte er den Schriftsteller Theodor Plievier kennen 1917 wurde Gog als dauernd kriegsuntauglich aus der Marine entlassen Anschliessend arbeitete er als Gartner erst in Pforzheim dann in Munchen Wahrend der Revolutionsjahre ging er Gelegenheitsarbeiten nach er arbeitete in Stuttgart und zog nach Urach Hier lebte Gog zusammen mit Theodor Plievier und Karl Raichle in der Kommune am Grunen Weg Er geriet unter den Einfluss des Dichterpropheten Gusto Graser vom Monte Verita der ihn und seine Kameraden zur Wanderschaft ermutigte Er kam in Kontakt mit den zu Graser nahestehenden lebensreformerischen Siedlern vom Vogelhof bei Ehingen und zur christrevolutionaren Bewegung um Karl Strunckmann und Alfred Daniel Gog sprach auf politischen Versammlungen und betatigte sich als Autor Ausserdem lernte er Erna Klein kennen Sie heirateten im Dezember 1919 wurde ihr Sohn Gregor jr geboren Als die Ehe zerbrach zog Anni Geiger die Gregor Gog 1923 kennengelernt hatte den Jungen auf Erna Klein wurde wegen ihrer judischen Abstammung spater im KZ Auschwitz ermordet Gregor Gog und Anni Geiger heirateten 1924 und arbeiteten als Erzieher in Thuringen Nach der Ruckkehr nach Stuttgart schrieb Gog fur die Zeitschriften Anarchist Der Syndikalist und Besinnung und Aufbruch Im Verlag des Bundes der Bruder erschien 1926 seine Aphorismensammlung Von unterwegs Tagebuchblatter des verlorenen Sohnes und 1928 im Verlag der Vagabunden das Vorspiel zu einer Philosophie der Landstrasse Aus den Notizen eines Vagabunden 1927 rief Gregor Gog die Bruderschaft der Vagabunden ins Leben deren Schutzpatron Till Eulenspiegel war Im selben Jahr wurde Gog Herausgeber und Chefredakteur der ersten Strassenzeitung Europas Der Kunde Im April 1928 fand in Stuttgart der erste offentliche Vagabundenabend statt hier begann die intensive Zusammenarbeit mit dem Malervagabunden Hans Tombrock Zusammen mit den Malern Hans Bonnighausen und Gerhart Bettermann grundeten sie die Kunstlergruppe der Bruderschaft der Vagabunden Die Idee von einem ersten internationalen Vagabundenkongress kam auf und wurde Pfingsten 1929 verwirklicht Trotz massiver Polizeisperren fanden sich auf dem Stuttgarter Killesberg rund 600 Teilnehmer ein Erich Muhsam Maxim Gorki Knut Hamsun und Sinclair Lewis schickten Grussbotschaften Unter den Kongressrednern waren Gusto Graser Alfons Paquet und Willi Hammelrath Gog gab in seiner beruhmten Eroffnungsrede die Parole Generalstreik das Leben lang aus 1929 wurde gegen ihn eine Strafe wegen Gotteslasterung verhangt die er nicht zahlen konnte Gog verliess Stuttgart und ging nach Berlin wo er im Juni 1930 der Urauffuhrung des Films Vagabund beiwohnte Gog hatte an dem Stummfilm des osterreichischen Regisseurs Fritz Weiss als Darsteller und auch als Berater mitgewirkt Anschliessend reiste Gog in die Sowjetunion Der Aufenthalt in der Sowjetunion veranderte ihn schlagartig Aus dem Anarchisten der Landstrasse wurde binnen kurzer Zeit ein Vertreter kommunistischer Ansichten Auch die Zeitschrift Der Kunde veranderte ihr Gesicht Gog fuhrte sie nach seiner Ruckkehr aus der Sowjetunion als Der Vagabund weiter 1930 trat Gog der KPD bei und wandte sich der revolutionaren Arbeiterschaft zu Er verfolgte nunmehr das Ziel die Vagabunden in eine Reservearmee des Proletariats zu verwandeln Etliche anarchistisch gesinnte Vagabunden wandten sich daraufhin von Gog und seiner Bruderschaft ab Als die Nazis im Januar 1933 an die Macht gekommen waren befanden sich schatzungsweise eine halbe Million Vagabunden auf den Landstrassen Deutschlands Im September 1933 fand eine landesweite Bettlerrazzia statt Polizei SA und SS verhafteten tausende Vagabunden und inhaftierten sie in den neu errichteten Konzentrationslagern Zwischen 1936 und 1938 wurden Vagabunden als asoziale Volksschadlinge verfolgt gefoltert und ermordet Bereits im April 1933 wurden Gregor Gog und seine Frau Anni Geiger Gog von der Gestapo verhaftet und getrennt voneinander in den KZs Heuberg und Gotteszell inhaftiert Gregor Gog litt an einer Wirbelsaulentuberkulose eine Behandlung wurde ihm verwehrt Kurz nach seiner Verhaftung war er bereits fast vollstandig gelahmt Die genauen Umstande von Gogs Flucht aus dem KZ und aus Nazi Deutschland sind bis heute nicht ganz geklart Mit Hilfe des Allensbacher Malers Otto Marquard floh Gog an Heiligabend 1933 uber den grosstenteils zugefrorenen Bodensee in die Schweiz Anni Geiger Gog wurde freigelassen 1934 wurde die Ehe in Abwesenheit von Gregor Gog geschieden Wegen seiner politischen Ansichten musste Gog 1934 die Schweiz verlassen Johannes R Becher half ihm ein Einreisevisum in die Sowjetunion zu bekommen Gog arbeitete als Erzieher in Odessa schrieb Reportagen Aufsatze und Portrats arbeitete fur die deutsche Sektion von Radio Moskau und erhielt eine Rolle in Gustav von Wangenheims Dimitrow Film Kampfer Ab 1939 lebte er mit Gabriele Haenisch spater Gabriele Stammberger zusammen Am 16 Oktober 1941 wurde Moskau zwangsevakuiert Gog und seine Familie flohen vor den deutschen Truppen nach Ferghana in Usbekistan Trotz schwerer Erkrankung wurde er zum Arbeitsdienst ins Kusnezker Kohlerevier gebracht Er erkrankte an einer Lungenentzundung Von ihr erholte er sich zwar doch sein allgemein schlechter Gesundheitszustand besserte sich kaum Ein gemeinsamer Sohn mit Gabriele Haenisch Stefan geb 5 November 1940 in Moskau starb am 16 Dezember 1941 Gog erhielt eine kleine monatliche Rente von der Roten Hilfe Erich Weinert und Klara Blum kommunistische Freunde die in Moskau geblieben waren halfen ihm doch Gog war vom aktuellen politischen Leben fast vollig abgeschnitten Der Major Borissenko vom NKWD beanspruchte das Zimmer das Gog und seine Frau bei ihm bewohnten fur sich und sorgte dafur dass die beiden zu einem Arbeitseinsatz nach Sibirien mobilisiert wurden Zwar wurde der Transport aufgelost mit dem Gabriele Haenisch verschickt werden sollte doch Gog kam in Sommerkleidung in das Kusnezker Kohlerevier Er erlitt einen Ruckfall seiner Wirbelsaulenerkrankung und musste ins Krankenhaus Mit Hilfe Theodor Plieviers der ebenfalls in die Sowjetunion emigriert war versuchte Gog nach Moskau zu gelangen Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde ihm die Ubersiedlung gewahrt Er sollte Johannes R Bechers Nachfolger als Leiter der Internationalen Literatur in Moskau werden Doch die Reise war ihm wegen seines schlechten Gesundheitszustandes nicht mehr moglich Am 22 September 1945 unternahm Gog schwer erkrankt und von heftigen Schmerzen geplagt einen Suizidversuch Die Arzte entdeckten und retteten ihn Kurz darauf starb Gregor Gog am 7 Oktober 1945 in Taschkent und wurde auf dem dortigen Friedhof der Kommunisten bestattet Film BearbeitenIm Jahr 1930 erschien der 49 minutige Stummfilm Vagabund in dem Gregor Gog eine Nebenrolle spielt Osterreich 1930 Regie Fritz Weiss Verleih Erdeka Film GmbH Berlin Graphic Novel BearbeitenIm Berliner avant verlag der auf Comics spezialisiert ist erschien im Herbst 2019 die Graphic Novel Der Konig der Vagabunden verfasst von Patrick Spat Text und Szenario und Bea Davies Zeichnungen 2 Die Graphic Novel ist zugleich die erste Biografie uber das Leben Gregor Gogs 3 Rezeption und Nachlass BearbeitenDie Stuttgarter Stiftung Geissstrasse Sieben hat 2004 anlasslich des 75 Jahrestages des ersten Vagabundenkongresses Pfingsten 1929 ein Gregor Gog Gedenkblatt herausgegeben Die Berliner Strassenzeitung motz betreibt neben ihrer Arbeit fur Obdachlose auch ein Antiquariat Gregor Gog Der Nachlass von Gregor Gog befindet sich heute im Archiv der Akademie der Kunste in Berlin Weitere Archivalien befinden sich im Archiv des Fritz Huser Institut fur Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund Literatur BearbeitenWalter Fahnders Hrsg Nomadische Existenzen Vagabondage und Boheme in Literatur und Kunst des 20 Jahrhunderts Schriften des Fritz Huser Instituts 16 Klartext Verlag Essen 2007 ISBN 978 3 89861 814 4 Walter Fahnders Henning Zimpel Hrsg Die Epoche der Vagabunden Texte und Bilder 1900 1945 Schriften des Fritz Huser Instituts 19 Klartext Verlag Essen 2009 ISBN 978 3 89861 655 3 Richard E Funcke Die Bruderschaft der Vagabunden Ein Zeitbild In Die christliche Welt 49 1929 Nr 20 19 Oktober Sp 990 995 1 und Nr 21 2 November Sp 1047 1052 2 Kunstlerhaus Bethanien Hrsg Wohnsitz Nirgendwo Vom Leben und Uberleben auf der Landstrasse Frolich amp Kaufmann Berlin 1982 ISBN 3 88725 070 2 Hans Dieter Muck Roter Verschworerwinkel am Grunen Weg Der Uracher Kreis Karl Raichles Sommerfrische fur Revolutionare des Worts 1918 1931 Bad Urach 1991 Hanneliese Palm und Christoph Steker Hrsg Kunstler Kunden Vagabunden Texte Bilder und Dokumente einer Alternativkultur der Zwanziger Jahre C W Leske Dusseldorf 2020 ISBN 978 3 946595 08 3 Christina Rast und Ensemble ICH rede Komm zu MIR Eine Heilssuche Ein Vier Personen Stuck um Gusto Graser Otto Gross Ludwig Hausser und Gregor Gog Urauffuhrung am 17 Mai 2007 im theater rampe stuttgart Gabriele Stammberger Michael Peschke Gut angekommen Moskau Das Exil der Gabriele Stammberger 1932 1954 Basisdruck Verlag Berlin 1999 ISBN 3 86163 082 6 Sergej Tretjakow Der Konig der Vagabunden Gregor Gog In Ders Gesichter der Avantgarde Portrats Essays Briefe Aufbau Verlag Berlin Weimar 2 Aufl 1991 S 258 268 EA 1985 Klaus Trappmann Hrsg Landstrasse Kunden Vagabunden Gregor Gogs Liga der Heimatlosen Gerhardt Verlag Berlin 1980 ISBN 3 920372 32 8 Harry Wilde Theodor Plievier Nullpunkt der Freiheit Verlag Kurt Desch Munchen u a 1965 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gregor Gog im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gregor Gog im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Gregor Gog in der Internet Movie Database englisch Homepage des Fritz Huser Instituts Gregor Gog 1891 1945 Generalstreik das Leben lang Denkblatt der Stuttgarter Stiftung Geissstrasse 7 Gregor Gog Archiv im Archiv der Akademie der Kunste Berlin Patrick Spat Gregor Gog der Konig der Vagabunden Telepolis 4 Januar 2015 Patrick Spat Generalstreik ein Leben lang Spiegel Online 16 Oktober 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Gregor Gog im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Patrick Spat Bea Davies Der Konig der Vagabunden Gregor Gog und seine Bruderschaft avant verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 96445 015 9 avant verlag de rbb Kultur 6 November 2019 rbb online de Normdaten Person GND 115554068 lobid OGND AKS LCCN n81065497 VIAF 27802368 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gog GregorALTERNATIVNAMEN Gog Gregor AmbrosiusKURZBESCHREIBUNG Lebensreformer und AutorGEBURTSDATUM 7 November 1891GEBURTSORT SchwerinSTERBEDATUM 7 Oktober 1945STERBEORT Taschkent Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gregor Gog amp oldid 238434684